Beschreibung und Geschichte der Burg Kinsberg (1910)/47: Unterschied zwischen den Versionen
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von einigen Küchlein. Sie ging mit ihnen in die Mitte des Zimmers, gluckte und scharrte dort, krächzte, als wenn ein Raubtier ihr nahe wäre, und schlug mit ihren Flügeln so stark, daß die auf dem Tische stehende Lampe flackerte und zu verlöschen drohte. Darauf durchwandelte sie das ganze Zimmer und kam endlich auch vor mein Bett; dort flatterte sie hoch auf, und die Lampe erlosch. Beim schwachen Schimmer des Mondes, der durch die Fenster schien, bemerkte ich, daß sie nach einer Weile wieder emporflatterte, und jetzt brannte die Lampe von neuem wieder hell. Darauf sich beruhigend, verschwand sie mit ihrer kleinen Brut hinter dem Ofen. Zweifelnd, ob ich ein wahres Ereignis gesehen, oder ob eine Traumerscheinung mich getäuscht hätte, stand ich, als ich mich vom ersten Erstaunen erholt hatte, auf, nahm die Lampe und untersuchte den Ort; aber keine Spur von Henne und Küchlein war zu finden. Mein Knappe hatte nichts davon gehört und gesehen; denn er schlief so fest, daß ich ihn einigemal rufen mußte. Ein gespenstisches Grauen hatte mich ergriffen, und wenn auch alles in dem übrigen Teile der Nacht stille blieb, konnte ich doch keine Ruhe erlangen. So stehe ich früher vor Euch zur Reife gerüstet, als ich gewollt; lebt wohl, habt Dank für Aufnahme und Bewirtung, und gedenkt nicht weiter der Geisterseherei eines Fremden.“ Der Ritter reiste ab, und man ließ ihn in Frieden ziehen. Aber lauter wurde nun auf der Burg das Gespräch von der Henne und ihren Küchlein; länger konnte nun auch der Burgherr an dem nicht mehr zweifeln, was er dem Hausgesinde vorher nicht hatte glauben wollen, und was nun ein Fremder ihm bestätigt hatte. Er befahl, den Ofen wegzureißen, und man fand ein Kästchen, welches die Gerippe zweier längst schon verwester Kinder enthielt. Diese Überreste wurden in geweihtem Boden beigesetzt. Wer sie unter den Ofen gebracht hat, ist nie ermittelt worden. Die Gluckhenne aber, die man wohl für die unglückliche Mutter der früh gemordeten Kindlein, die sie als goldgelbe Küchlein begleiteten, halten könnte, hat sich darauf nie wieder sehen lassen. | von einigen Küchlein. Sie ging mit ihnen in die Mitte des Zimmers, gluckte und scharrte dort, krächzte, als wenn ein Raubtier ihr nahe wäre, und schlug mit ihren Flügeln so stark, daß die auf dem Tische stehende Lampe flackerte und zu verlöschen drohte. Darauf durchwandelte sie das ganze Zimmer und kam endlich auch vor mein Bett; dort flatterte sie hoch auf, und die Lampe erlosch. Beim schwachen Schimmer des Mondes, der durch die Fenster schien, bemerkte ich, daß sie nach einer Weile wieder emporflatterte, und jetzt brannte die Lampe von neuem wieder hell. Darauf sich beruhigend, verschwand sie mit ihrer kleinen Brut hinter dem Ofen. Zweifelnd, ob ich ein wahres Ereignis gesehen, oder ob eine Traumerscheinung mich getäuscht hätte, stand ich, als ich mich vom ersten Erstaunen erholt hatte, auf, nahm die Lampe und untersuchte den Ort; aber keine Spur von Henne und Küchlein war zu finden. Mein Knappe hatte nichts davon gehört und gesehen; denn er schlief so fest, daß ich ihn einigemal rufen mußte. Ein gespenstisches Grauen hatte mich ergriffen, und wenn auch alles in dem übrigen Teile der Nacht stille blieb, konnte ich doch keine Ruhe erlangen. So stehe ich früher vor Euch zur Reife gerüstet, als ich gewollt; lebt wohl, habt Dank für Aufnahme und Bewirtung, und gedenkt nicht weiter der Geisterseherei eines Fremden.“ Der Ritter reiste ab, und man ließ ihn in Frieden ziehen. Aber lauter wurde nun auf der Burg das Gespräch von der Henne und ihren Küchlein; länger konnte nun auch der Burgherr an dem nicht mehr zweifeln, was er dem Hausgesinde vorher nicht hatte glauben wollen, und was nun ein Fremder ihm bestätigt hatte. Er befahl, den Ofen wegzureißen, und man fand ein Kästchen, welches die Gerippe zweier längst schon verwester Kinder enthielt. Diese Überreste wurden in geweihtem Boden beigesetzt. Wer sie unter den Ofen gebracht hat, ist nie ermittelt worden. Die Gluckhenne aber, die man wohl für die unglückliche Mutter der früh gemordeten Kindlein, die sie als goldgelbe Küchlein begleiteten, halten könnte, hat sich darauf nie wieder sehen lassen. |
Aktuelle Version vom 23. März 2008, 19:23 Uhr
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von einigen Küchlein. Sie ging mit ihnen in die Mitte des Zimmers, gluckte und scharrte dort, krächzte, als wenn ein Raubtier ihr nahe wäre, und schlug mit ihren Flügeln so stark, daß die auf dem Tische stehende Lampe flackerte und zu verlöschen drohte. Darauf durchwandelte sie das ganze Zimmer und kam endlich auch vor mein Bett; dort flatterte sie hoch auf, und die Lampe erlosch. Beim schwachen Schimmer des Mondes, der durch die Fenster schien, bemerkte ich, daß sie nach einer Weile wieder emporflatterte, und jetzt brannte die Lampe von neuem wieder hell. Darauf sich beruhigend, verschwand sie mit ihrer kleinen Brut hinter dem Ofen. Zweifelnd, ob ich ein wahres Ereignis gesehen, oder ob eine Traumerscheinung mich getäuscht hätte, stand ich, als ich mich vom ersten Erstaunen erholt hatte, auf, nahm die Lampe und untersuchte den Ort; aber keine Spur von Henne und Küchlein war zu finden. Mein Knappe hatte nichts davon gehört und gesehen; denn er schlief so fest, daß ich ihn einigemal rufen mußte. Ein gespenstisches Grauen hatte mich ergriffen, und wenn auch alles in dem übrigen Teile der Nacht stille blieb, konnte ich doch keine Ruhe erlangen. So stehe ich früher vor Euch zur Reife gerüstet, als ich gewollt; lebt wohl, habt Dank für Aufnahme und Bewirtung, und gedenkt nicht weiter der Geisterseherei eines Fremden.“ Der Ritter reiste ab, und man ließ ihn in Frieden ziehen. Aber lauter wurde nun auf der Burg das Gespräch von der Henne und ihren Küchlein; länger konnte nun auch der Burgherr an dem nicht mehr zweifeln, was er dem Hausgesinde vorher nicht hatte glauben wollen, und was nun ein Fremder ihm bestätigt hatte. Er befahl, den Ofen wegzureißen, und man fand ein Kästchen, welches die Gerippe zweier längst schon verwester Kinder enthielt. Diese Überreste wurden in geweihtem Boden beigesetzt. Wer sie unter den Ofen gebracht hat, ist nie ermittelt worden. Die Gluckhenne aber, die man wohl für die unglückliche Mutter der früh gemordeten Kindlein, die sie als goldgelbe Küchlein begleiteten, halten könnte, hat sich darauf nie wieder sehen lassen.