Die Deutschen Kolonisten in Bessarabien/16: Unterschied zwischen den Versionen

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rasch und verständlich. Anfangs der zwanziger Jahre kam Pastor Wg. nach Tarutino, ein gut genährter, feuriger Mann, aber ein Liebhaber der Jagd, dem es, wenn er sich Sonntags Morgens auf derselben verspätet hatte, eine Kleinigkeit war, das Jagdgewehr in den Winkel zu stellen und auf die Kanzel zu eilen, um, wie er sich ausdrückte, seinen dummen Bauern etwas vorzulügen; der seine rothe Kappe als Erlaubniszeichen zu öffentlicher Tanzmusik gab; der einer Braut, die darauf bestand, im Bethause und nicht im Wohnzimmer des Pastors, wie er wollte, getraut zu werden, sagen konnte: "du dummes Ding, dir kann es ja wohl einerlei sein, ob ich dich in der Kirche oder auf dem Misthaufen traue, wenn du nur einen Mann bekommst;" dessen Losungswort war: "die Vernunft muß siegen;" und der 1827 wegen Unzuchtsünden abgesetzt wurde. Wie es da um die Seelenpflege und das christliche Leben in den Gemeinden stand, das läßt sich denken. Die Jugend wurde in ihrer eigenen Kolonie, un Viele ohne die geringste Kenntnis der Grundlehren des Christenthums confirmirt; den einen Confirmanden-Unterricht konnte ein Pastor in einem so ausgedehnten Wirkungskreise nicht geben, somit blieb die Vorbereitung der Confirmanden den Schullehrern überlassen, und von diesen waren manche gewissenlos genug, es sich und ihren Schülern möglichst leicht zu machen; sie theilten die Katechismus Confirmationsfragen, welche den einzelnen Confirmanden bei der Prüfung, die jedesmal der Schullehrer selbst vor der Gemeinde und dem Pastor abhielt, treffen sollten, nach der Nummer aus, so daß ein Kind vom ganzen Katechismus oder Confirmandenbuch nur 5-10 Antworten zu lernen hatte. Auf die Confirmandenprüfung folgte die Confirmationsrede des Pastors und die Confirmation selbst.

Version vom 12. September 2007, 19:40 Uhr

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Die Deutschen Kolonisten in Bessarabien
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rasch und verständlich. Anfangs der zwanziger Jahre kam Pastor Wg. nach Tarutino, ein gut genährter, feuriger Mann, aber ein Liebhaber der Jagd, dem es, wenn er sich Sonntags Morgens auf derselben verspätet hatte, eine Kleinigkeit war, das Jagdgewehr in den Winkel zu stellen und auf die Kanzel zu eilen, um, wie er sich ausdrückte, seinen dummen Bauern etwas vorzulügen; der seine rothe Kappe als Erlaubniszeichen zu öffentlicher Tanzmusik gab; der einer Braut, die darauf bestand, im Bethause und nicht im Wohnzimmer des Pastors, wie er wollte, getraut zu werden, sagen konnte: "du dummes Ding, dir kann es ja wohl einerlei sein, ob ich dich in der Kirche oder auf dem Misthaufen traue, wenn du nur einen Mann bekommst;" dessen Losungswort war: "die Vernunft muß siegen;" und der 1827 wegen Unzuchtsünden abgesetzt wurde. Wie es da um die Seelenpflege und das christliche Leben in den Gemeinden stand, das läßt sich denken. Die Jugend wurde in ihrer eigenen Kolonie, un Viele ohne die geringste Kenntnis der Grundlehren des Christenthums confirmirt; den einen Confirmanden-Unterricht konnte ein Pastor in einem so ausgedehnten Wirkungskreise nicht geben, somit blieb die Vorbereitung der Confirmanden den Schullehrern überlassen, und von diesen waren manche gewissenlos genug, es sich und ihren Schülern möglichst leicht zu machen; sie theilten die Katechismus Confirmationsfragen, welche den einzelnen Confirmanden bei der Prüfung, die jedesmal der Schullehrer selbst vor der Gemeinde und dem Pastor abhielt, treffen sollten, nach der Nummer aus, so daß ein Kind vom ganzen Katechismus oder Confirmandenbuch nur 5-10 Antworten zu lernen hatte. Auf die Confirmandenprüfung folgte die Confirmationsrede des Pastors und die Confirmation selbst.