Die Probstei in Wort und Bild/014: Unterschied zwischen den Versionen

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== Von dem Anbau der heutigen Probstei vor dem Jahre 1216. ==
 
Die Probstei, als ein Teil Wagriens, wurde seit Jahrhunderten von denjenigen Slaven bewohnt, welche die Wenden, und von ihrem hiesigen Wohnorte die Wagerwenden hießen. Diese Thatsache wird bestätigt durch unsere Urkunde, welche noch im Jahre 1216 Slavische Bauern <tt>(Slavos cultores)</tt> in unmittelbarer Nähe der heutigen Probstei kannte. Als aber die Wenden durch die Holsten unter Anführung des Grafen Heinrich von Badewide in dem Winterfeldzuge des Jahres 1139, und noch mehr im folgenden Sommer durch das zur Selbstrache sich erhebende Volk, fast gänzlich ausgerottet wurden, muß auch die heutige Probstei, gleich dem übrigen Wagerlande, verödet und entvölkert worden sein. Nun wandte zwar Graf Adolf II., als er zu seinem Holstein Wagrien hinzugekauft hatte, große Sorgfalt an, dieses verheerte Land aufs neue zu bevölkern: verlieh, wie Helmold berichtet, den Holsten die Gegend um Segeberg, Bornhöved und Plön, den Holländern das Entinsche, den Friesen den Gan Süsel, und den Überresten der Slaven die Umgegend von Oldenburg und Lütjenburg nebst den an der Ostsee gelegenen Strichen Wagriens; so daß wir erwarten müßten, die Salzenwiese und die heutige Probstei zu Ende des 12. und zu Anfange des 13. Jahrhunderts von Slaven bewohnt zu finden. Allein in dieser Erwartung sehen wir uns getäuscht; denn während im Jahre 1216 die heutigen Feldmarken von Wulfsdorf, Passade, Fahren, Salzau, Köhn und Schwarzbock von slavischen Bauern bewohnt wurden (die 1. Urkunde sagt, daß der die Salzenwiese einschließende Wald sich längst den slavischen Bauern herumziehe), erscheint der Wald selbst nebst der Salzenwiese gänzlich ohne Bewohner und ohne allen Anbau; der Landesfürst tritt auf als Grundeigentümer und Herr der Wiese und des Waldes, indem er sie an Marquard von Stenwer verlehnt, so daß die fragliche Gegend damals noch keinen Anbauer oder Nutznießer gehabt zu haben scheint. Dieses wird zur Gewißheit durch den Zusatz, daß der Fürst seinem Lehnsmanne Wald und Wiese zum Anbau <tt<(colenda)</tt> verleiht, welches Wort gleich darauf mit bezug auf den Wald, der ja erst ausgerodet werden sollte, durch „Urbarmachen“ <tt<(excolenda)</tt> erklärt wird. Hiernach machen wir uns von dem damaligen Zustande der Salzenwiese und des größten Teils der heutigen Probstei eine richtige Vorstellung, wenn wir uns jene als völlig unangebaut und unbevölkert, diese aber als einen ununterbrochenen Wald denken, welcher die ausrodende und urbarmachende Hand des fleißigen Landmannes noch erwartete.
 
Freilich dürfte es nicht leicht sein, genügend zu erklären, aus welchen Ursachen gerade der reiche Boden der Probstei in Wagrien die spätesten Anbauer gefunden habe, da ja doch die nächste Umgebung von Slaven und vielleicht auch schon von einzelnen Edelleuten bewohnt war: denn der Umstand, daß die Salzenwiese öfters von der Ostsee überschwemmt ward, und die Wahrscheinlichkeit, daß die Probstei vorzugsweise von dichter Waldung bedeckt war, reichen allein zur Erklärung jener auffallenden Erscheinung kaum hin. Daß aber die Probstei sich vor 630 Jahren wirklich in dem rohen Naturzustande befand, folgt nicht nur im allgemeinen aus der Nachricht älterer Geschichtschreiber von dem Walde Isarnho (das eiserne Holz), welcher sich ohne Unterbrechung von Lütjenburg bis zur Schlei erstreckt habe; sondern näher aus C. Bocholt's Nachricht vom Probsten Friedrich, welcher nach dem Jahre 1245 in der Probstei zuerst Dörfer und Hufen anlegte, und am nächsten aus der 29. Urkunde, welche als eine Merkwürdigkeit berichtet, daß Gödersdorf im Jahre 1281 schon angebaute Hufen enthalten habe. Aus den beiden zuletzt angeführten Thatsachen darf man zuversichtlich schließen, daß im Jahre 1216 weder in der Probstei, noch in ihrer nächsten Umgebung angebaute Hufen und Dörfer sich befanden. Wenn dennoch schon von slavischen Bauern in der Nachbarschaft die Rede ist, so dürfen wir wohl nur an einzelne, zerstreut wohnende Einsassen denken; der Wald selbst aber, welcher damals die Probstei bedeckte, war ohne Bewohner.

Version vom 24. August 2007, 22:17 Uhr

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Von dem Anbau der heutigen Probstei vor dem Jahre 1216.

Die Probstei, als ein Teil Wagriens, wurde seit Jahrhunderten von denjenigen Slaven bewohnt, welche die Wenden, und von ihrem hiesigen Wohnorte die Wagerwenden hießen. Diese Thatsache wird bestätigt durch unsere Urkunde, welche noch im Jahre 1216 Slavische Bauern (Slavos cultores) in unmittelbarer Nähe der heutigen Probstei kannte. Als aber die Wenden durch die Holsten unter Anführung des Grafen Heinrich von Badewide in dem Winterfeldzuge des Jahres 1139, und noch mehr im folgenden Sommer durch das zur Selbstrache sich erhebende Volk, fast gänzlich ausgerottet wurden, muß auch die heutige Probstei, gleich dem übrigen Wagerlande, verödet und entvölkert worden sein. Nun wandte zwar Graf Adolf II., als er zu seinem Holstein Wagrien hinzugekauft hatte, große Sorgfalt an, dieses verheerte Land aufs neue zu bevölkern: verlieh, wie Helmold berichtet, den Holsten die Gegend um Segeberg, Bornhöved und Plön, den Holländern das Entinsche, den Friesen den Gan Süsel, und den Überresten der Slaven die Umgegend von Oldenburg und Lütjenburg nebst den an der Ostsee gelegenen Strichen Wagriens; so daß wir erwarten müßten, die Salzenwiese und die heutige Probstei zu Ende des 12. und zu Anfange des 13. Jahrhunderts von Slaven bewohnt zu finden. Allein in dieser Erwartung sehen wir uns getäuscht; denn während im Jahre 1216 die heutigen Feldmarken von Wulfsdorf, Passade, Fahren, Salzau, Köhn und Schwarzbock von slavischen Bauern bewohnt wurden (die 1. Urkunde sagt, daß der die Salzenwiese einschließende Wald sich längst den slavischen Bauern herumziehe), erscheint der Wald selbst nebst der Salzenwiese gänzlich ohne Bewohner und ohne allen Anbau; der Landesfürst tritt auf als Grundeigentümer und Herr der Wiese und des Waldes, indem er sie an Marquard von Stenwer verlehnt, so daß die fragliche Gegend damals noch keinen Anbauer oder Nutznießer gehabt zu haben scheint. Dieses wird zur Gewißheit durch den Zusatz, daß der Fürst seinem Lehnsmanne Wald und Wiese zum Anbau <tt<(colenda) verleiht, welches Wort gleich darauf mit bezug auf den Wald, der ja erst ausgerodet werden sollte, durch „Urbarmachen“ <tt<(excolenda) erklärt wird. Hiernach machen wir uns von dem damaligen Zustande der Salzenwiese und des größten Teils der heutigen Probstei eine richtige Vorstellung, wenn wir uns jene als völlig unangebaut und unbevölkert, diese aber als einen ununterbrochenen Wald denken, welcher die ausrodende und urbarmachende Hand des fleißigen Landmannes noch erwartete.

Freilich dürfte es nicht leicht sein, genügend zu erklären, aus welchen Ursachen gerade der reiche Boden der Probstei in Wagrien die spätesten Anbauer gefunden habe, da ja doch die nächste Umgebung von Slaven und vielleicht auch schon von einzelnen Edelleuten bewohnt war: denn der Umstand, daß die Salzenwiese öfters von der Ostsee überschwemmt ward, und die Wahrscheinlichkeit, daß die Probstei vorzugsweise von dichter Waldung bedeckt war, reichen allein zur Erklärung jener auffallenden Erscheinung kaum hin. Daß aber die Probstei sich vor 630 Jahren wirklich in dem rohen Naturzustande befand, folgt nicht nur im allgemeinen aus der Nachricht älterer Geschichtschreiber von dem Walde Isarnho (das eiserne Holz), welcher sich ohne Unterbrechung von Lütjenburg bis zur Schlei erstreckt habe; sondern näher aus C. Bocholt's Nachricht vom Probsten Friedrich, welcher nach dem Jahre 1245 in der Probstei zuerst Dörfer und Hufen anlegte, und am nächsten aus der 29. Urkunde, welche als eine Merkwürdigkeit berichtet, daß Gödersdorf im Jahre 1281 schon angebaute Hufen enthalten habe. Aus den beiden zuletzt angeführten Thatsachen darf man zuversichtlich schließen, daß im Jahre 1216 weder in der Probstei, noch in ihrer nächsten Umgebung angebaute Hufen und Dörfer sich befanden. Wenn dennoch schon von slavischen Bauern in der Nachbarschaft die Rede ist, so dürfen wir wohl nur an einzelne, zerstreut wohnende Einsassen denken; der Wald selbst aber, welcher damals die Probstei bedeckte, war ohne Bewohner.