Computergenealogie/2005/04: Unterschied zwischen den Versionen
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'''Jagd auf das menschliche Genom – in Island''' | |||
Der charismatische isländische Arzt und Genetiker Kari Stefansson gründete 1996 die Firma deCode Genetics Inc. http://www.decodegenetics.com. Sein Ziel war die Erfassung einer Genomkarte möglichst aller Isländer. Trotz aller Widerstände von zahlreichen Wissenschaftlern erreichte er, dass das isländische Parlament im März 1998 ein Gesetz zur Bildung einer zentralen medizinischen Datenbank erließ. Die Firma hat etwa 250 Mitarbeiter und untersucht mehrere erbliche Krankheiten mit dem Ziel, wirksame Medikamente zu entwickeln. | |||
Islands Bevölkerung weist einige Besonderheiten auf: Sie ist sehr homogen, mit ca. 280.000 Menschen nicht allzu groß und in den letzten 300 Jahren auch nicht allzu sehr gewachsen. Über 80 Prozent aller Isländer besitzen umfangreiche Genealogien, die in einer Computerdatenbank erfasst sind. Außerdem gibt es seit 1915 umfangreiche Krankenhausakten zum Gesundheitszustand der Isländer. | |||
Es gab eine starke Opposition und öffentliche Diskussion gegen dieses Gesetz und die Bestrebungen der Genom-Firma, die sich im World Medical Association Council und der Isländischen Medizinischen Gesellschaft (IMA) formierten http://www.mannvernd.is/english/index.html . Die Hauptargumente waren: Verletzung der Privatsphäre, Vertrauensbruch zwischen Patienten und Arzt, Mangel an Kontrollmechanismen, Missbrauch der Patienteninformation, Missachtung etablierter medizinischer Standards, Einsatz der medizinischen Informationen als Produkt, Bildung einer zentralen Datenbank der Gesamtbevölkerung. Viele isländische Ärzte verweigerten die Unterstützung ohne den ausdrücklichen Wunsch der Patienten zur Weitergabe. | |||
Eine gute Zusammenfassung aller Fakten und Argumente bietet die Seite http://sunsite.berkeley.edu/biotech/iceland. Auch in Deutschland wurden ethische Fragen zum Genom-Projekt intensiv diskutiert. In den USA gibt es ein starkes wirtschaftliches Interesse am Human Genome Project (HGP), das vom U. S. Department of Energy Office of Science http://doegenomes.org und den National Institutes of Health, National Center of Biotechnology Information, unterstützt wurde http://www.ncbi.nlm.nih.gov . | |||
Die deutsche Website des Humangenom-Projekts http://www.dhgp.de hat ihre Aktivitäten im Juni 2004 eingestellt. Ein interessantes Zitat aus diesen Seiten: „In wenigen Jahren werden wahrscheinlich alle monogenen (von nur einem Gen verursachten) Krankheiten mit Hilfe von sogenannten prädiktiven (vorhersagenden) Gentests nachweisbar.“ Dies macht deutlich, welche Bedeutung der Genomforschung für Medizin und Pharmaindustrie zukommt. Die Firma deCode in Island kann bereits einige Erfolge zur Erforschung bei bestimmten Krankheiten melden. In Europa haben sich 17 europäische Länder und Israel zum European Molecular Biology Laboratory in Heidelberg http://www.embl.org zusammengeschlossen, um die wissenschaftliche Forschung und Lehre in der Molekularbiologie zu fördern. | |||
Auch wenn nur wenige unserer Leser isländische Vorfahren haben dürften, sollen dennoch einige Websites genannt werden, die für die Forschung nützlich sein könnten. Hilfe zur Auswanderung von Isländern nach Amerika bietet Hálfdan Helgason auf seiner Seite http://www.simnet.is/halfdanh/vestur.htm an. | |||
Die Website der isländischen Genealogischen Gesellschaft Aðalsíð Íslensk, Reykjavik, http://www.vortex.is/aett existiert leider nur in isländischer Sprache. Lediglich Gästebuch und Message Board mit älteren Eintragungen sind auch in Englisch zu lesen. | |||
Interessant ist die englischsprachige Seite des Statistischen Amtes mit dem National Register http://www.hagstofa.is/template42.asp?PageID=252. Alle Bewohner sind seit 1952 vollständig erfasst. Jede Person erhält eine Personen-Nummer, die aus dem Geburtsdatum und vier weiteren Ziffern besteht; Wohnort und weitere Daten werden erfasst. | |||
Das Isländische Nationalarchiv http://www.archives.is besitzt wahrscheinlich weltweit die älteste Zensus-Liste. Sie enthält 50.366 Personen aus der Volkszählung von 1703. | |||
Auch die Mormonen bieten umfangreiche Bibliotheksseiten und Island-Forschungshilfe mit Übersetzungen genealogisch relevanter Wörter auf ihrer Website http://www.familysearch.org ( > Search > Research Help) an. | |||
Sie suchen ein Genealogieprogramm in isländischer Sprache? Fzip Family Tree (Version 1.7d.1, März 2003, Download von http://members.ozemail.com.au/~acroft lässt sich in dieser und zehn anderen Sprachen bedienen, darunter auch Slowakisch oder Afrikaans. Ein ganzes Dutzend Sprachen bietet Brother's Keeper 6 - http://www.bkwin.net – darunter auch Isländisch. (gj) | |||
Version vom 2. April 2005, 08:31 Uhr
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser!
Hier entsteht der Computergenealogie-Newsletter April 2005.
Fertigstellung und E-Mail-Versand erst Anfang nächster Woche.
Internet
Blick über den Zaun
Jagd auf das menschliche Genom – in Island
Der charismatische isländische Arzt und Genetiker Kari Stefansson gründete 1996 die Firma deCode Genetics Inc. http://www.decodegenetics.com. Sein Ziel war die Erfassung einer Genomkarte möglichst aller Isländer. Trotz aller Widerstände von zahlreichen Wissenschaftlern erreichte er, dass das isländische Parlament im März 1998 ein Gesetz zur Bildung einer zentralen medizinischen Datenbank erließ. Die Firma hat etwa 250 Mitarbeiter und untersucht mehrere erbliche Krankheiten mit dem Ziel, wirksame Medikamente zu entwickeln.
Islands Bevölkerung weist einige Besonderheiten auf: Sie ist sehr homogen, mit ca. 280.000 Menschen nicht allzu groß und in den letzten 300 Jahren auch nicht allzu sehr gewachsen. Über 80 Prozent aller Isländer besitzen umfangreiche Genealogien, die in einer Computerdatenbank erfasst sind. Außerdem gibt es seit 1915 umfangreiche Krankenhausakten zum Gesundheitszustand der Isländer.
Es gab eine starke Opposition und öffentliche Diskussion gegen dieses Gesetz und die Bestrebungen der Genom-Firma, die sich im World Medical Association Council und der Isländischen Medizinischen Gesellschaft (IMA) formierten http://www.mannvernd.is/english/index.html . Die Hauptargumente waren: Verletzung der Privatsphäre, Vertrauensbruch zwischen Patienten und Arzt, Mangel an Kontrollmechanismen, Missbrauch der Patienteninformation, Missachtung etablierter medizinischer Standards, Einsatz der medizinischen Informationen als Produkt, Bildung einer zentralen Datenbank der Gesamtbevölkerung. Viele isländische Ärzte verweigerten die Unterstützung ohne den ausdrücklichen Wunsch der Patienten zur Weitergabe.
Eine gute Zusammenfassung aller Fakten und Argumente bietet die Seite http://sunsite.berkeley.edu/biotech/iceland. Auch in Deutschland wurden ethische Fragen zum Genom-Projekt intensiv diskutiert. In den USA gibt es ein starkes wirtschaftliches Interesse am Human Genome Project (HGP), das vom U. S. Department of Energy Office of Science http://doegenomes.org und den National Institutes of Health, National Center of Biotechnology Information, unterstützt wurde http://www.ncbi.nlm.nih.gov .
Die deutsche Website des Humangenom-Projekts http://www.dhgp.de hat ihre Aktivitäten im Juni 2004 eingestellt. Ein interessantes Zitat aus diesen Seiten: „In wenigen Jahren werden wahrscheinlich alle monogenen (von nur einem Gen verursachten) Krankheiten mit Hilfe von sogenannten prädiktiven (vorhersagenden) Gentests nachweisbar.“ Dies macht deutlich, welche Bedeutung der Genomforschung für Medizin und Pharmaindustrie zukommt. Die Firma deCode in Island kann bereits einige Erfolge zur Erforschung bei bestimmten Krankheiten melden. In Europa haben sich 17 europäische Länder und Israel zum European Molecular Biology Laboratory in Heidelberg http://www.embl.org zusammengeschlossen, um die wissenschaftliche Forschung und Lehre in der Molekularbiologie zu fördern.
Auch wenn nur wenige unserer Leser isländische Vorfahren haben dürften, sollen dennoch einige Websites genannt werden, die für die Forschung nützlich sein könnten. Hilfe zur Auswanderung von Isländern nach Amerika bietet Hálfdan Helgason auf seiner Seite http://www.simnet.is/halfdanh/vestur.htm an.
Die Website der isländischen Genealogischen Gesellschaft Aðalsíð Íslensk, Reykjavik, http://www.vortex.is/aett existiert leider nur in isländischer Sprache. Lediglich Gästebuch und Message Board mit älteren Eintragungen sind auch in Englisch zu lesen.
Interessant ist die englischsprachige Seite des Statistischen Amtes mit dem National Register http://www.hagstofa.is/template42.asp?PageID=252. Alle Bewohner sind seit 1952 vollständig erfasst. Jede Person erhält eine Personen-Nummer, die aus dem Geburtsdatum und vier weiteren Ziffern besteht; Wohnort und weitere Daten werden erfasst.
Das Isländische Nationalarchiv http://www.archives.is besitzt wahrscheinlich weltweit die älteste Zensus-Liste. Sie enthält 50.366 Personen aus der Volkszählung von 1703.
Auch die Mormonen bieten umfangreiche Bibliotheksseiten und Island-Forschungshilfe mit Übersetzungen genealogisch relevanter Wörter auf ihrer Website http://www.familysearch.org ( > Search > Research Help) an.
Sie suchen ein Genealogieprogramm in isländischer Sprache? Fzip Family Tree (Version 1.7d.1, März 2003, Download von http://members.ozemail.com.au/~acroft lässt sich in dieser und zehn anderen Sprachen bedienen, darunter auch Slowakisch oder Afrikaans. Ein ganzes Dutzend Sprachen bietet Brother's Keeper 6 - http://www.bkwin.net – darunter auch Isländisch. (gj)
Software
Wissen
Vereine
Genealogische Gesellschaft Hamburg e.V. bei Thalia-Buchhandlung in Hamburg
Am Freitag, dem 8.April 2005 (15 - 19 Uhr) und Samstag, dem 9.April 2005 (12 - 17 Uhr) wollen die Genealogische Gesellschaft Hamburg und die Buchhandlung Thalia (Spitalerstraße 8, 20095 Hamburg) bei der Beantwortung von Fragen zum Thema Familienforschung helfen.
Mitglieder der Genealogische Gesellschaft Hamburg e.V. bieten an diesen Tagen, in der Buchhandlung in der Spitalerstraße 8 fachkundig Einblicke in das interessante Thema "Familienforschung" an.
Erfahrene Familienforscher werden an diesen beiden Tagen Tipps und Informationen zur eigenen Forschung geben und soweit möglich bei der Lösung von Fragen helfen. Hierzu wird auf geeignete Literatur und Internetseiten verwiesen. Eine Datenbank mit über 1,5 Millionen Datensätzen norddeutscher Quellen steht vor Ort für eine erste Recherche zur Verfügung.
Außerdem wird es in der Buchhandlung Thalia auch das Sonderheft "Ahnenforschung - auf den Spuren der Vorfahren" zu kaufen geben für alle die es sich bisher noch nicht besorgt haben. (as)
Kommern
Ahnenforschertage im Rheinischen Freilichtmuseum Kommern
Seit 2001 präsentiert sich die Westdeutsche Gesellschaft für Familienkunde e.V. von April bis Oktober am jeweils ersten Sonntag im Monat mit ihrem Büchertisch und CD-ROMs im Internet-Cafe der Ausstellung "Rheinländer erorbern Amerika" im Rheinischen Freilichtmuseum in Kommern.
Alle Interessierten können Bücher und CD-ROMs der WGfF einsehen und erwerben. Ein Team von erfahrenen Familienforschern steht zur Beratung der Besucher bereit. Bitte bringen Sie bei Ihrem Besuch Ihre Unterlagen (Familienstammbuch, Ahnentafel, Urkunden) mit und suchen Sie unter fachkundiger Anleitung nach Ihren Vorfahren und nach Verwandten, die nach Amerika ausgewandert sind.
Hier die Termine für 2005:
3. April, 1. Mai, 5. Juni, 3 Juli, 7. August, 4. September, 2. Oktober 2005
jeweils von 10-16 Uhr im Foyer neben der Ausstellungshalle.
Wer mithelfen will im Team der Familienforscher, die zur Beratung bereitstehen, melde sich bitte bei wgff@genealogy.net (gj)
Einladung
zum 7. Computergenealogietag der Westdeutschen Gesellschaft für Familienkunde
Alle 2 Jahre veranstaltet die Westdeutschen Gesellschaft für Familienkunde e.V. (http://www.wgff.net) einen Computergenealogietag. Der nächste Termin ist Samstag, den 23. Juli 2005 von 10-16 Uhr in Wirges/Westerwald. In der geräumigen Bürgerhalle im Westerwald-Ort Wirges (in der Nähe der Autobahn A3 Ausfahrt Montabaur oder Ransbach-Baumbach, ca. 1 Stunde von Köln oder Frankfurt) treffen sich alle Ahnenforscher, die an Computerprogrammen für die Familienforschung, Literatur und Forscheraustausch interessiert sind.
Kurzvorträge zur Kirchenbuch-Verkartung, über Ortsfamilienbücher und regionale Forschungsmöglichkeiten ergänzen das Programm. Die Arbeitsgemeinschaft Familienforschung Westerwald ArGeWe beteiligt sich mit einem Stand. Der Eintritt ist frei, Aussteller zahlen keine Standgebühren! Interessierte Aussteller und Besucher wenden sich bitte an: wgff@genealogy.net (gj)
Medien
Klassiker zur Wirtschaftsgeschichte im Netz
Die Uni Köln stellt digitale Reprints - http://www.digitalis.uni-koeln.de/digitaletexte.html - als pdf von Werken zur Wirtschaftsgeschichte des historischen Deutschland vom Elsaß bis Oberschlesien zur Verfügung. Die Arbeiten von ca. 1700 bis ca. 1900 sind auch eine Fundgrube für Genealogen, wie die nachfolgenden Beispiele zeigen:
Der "Versuch eines allgemeinen Handlungs- und Fabrikenadreßbuches von Deutschland und einigen damit verwandten Provinzen" von 1798 - http://www.digitalis.uni-koeln.de/Versuch/versuch_index.html - enthält u.a. Ort mit Anmerkungen, Firmennamen, Hauptgeschäftsgegenstand und "die Messen, welche bezogen würden, nebst den Wohnungen daselbst". Von Basel bis Tilsit (Ostpreußen) kann man so mit etwas Glück Hinweise auf kaufmännische Vorfahren finden.
Wer Weber unter seinen Ahnen hat, findet Näheres zu "Leinen- und Woll-Manufakturen" - http://www.digitalis.uni-koeln.de/ViebahnL/viebahnl_index.html - in einem Vortrag von 1846. Wer einen Ort im ehemaligen Regierungsbezirk Frankfurt a.d.O sucht, wird ggf. in der "Topographisch-statistischen Übersicht" - http://www.digitalis.uni-koeln.de/FrankfurtO/frankfurto_index.html - von 1844 fündig. Dagegen muss man auf das Gemeindelexikon für die Provinz Rheinland von 1885 noch etwas warten, es soll im Laufe des Jahres 2005 eingestellt werden. Schon jetzt können Württemberg-Forscher auf die statistisch-topographische Beschreibung - http://www.digitalis.uni-koeln.de/Wuerttemberg/wuerttemberg_index.html - von 1863 zugreifen. Wer sich für die rechtliche Stellung seiner Handwerkervorfahren in Sachsen interessiert, wird für den Reprint Ihrer Chur-Fuerstl. Durchl. zu Sachßen ... Mandat die General-Innungs-Articul für Künstler, Profeßionisten und Handwercker hiesiger Lande betreffend - http://www.digitalis.uni-koeln.de/Innung/innung_index.html - von 1780 dankbar sein. Wer etwas zu Messen und Jahrmärkten, ihre Sonderrechte und Daten sucht, schaut im Marperger (1710) - http://www.digitalis.uni-koeln.de/Marperger/marperger_index.html - nach, wer wissen will, welche Währungen in Leipzig, Hamburg, Frankfurt oder an ungezählten anderen Orten 1769 galten und welchen Kurs sie hatten im Nelckenbrecher - http://www.digitalis.uni-koeln.de/Nelckenbrecher/nelckenbrecher_index.html .
Wen all das nicht interessiert, ist gleichwohl eingeladen, selber ein wenig in den Dutzenden von hier nicht erwähnten Wirtschaftsklassikern zu stöbern. Vielleicht freut er sich ja über eine Eisenbahnkarte der sächsisch-böhmischen Region zwischen Dresden und Prag - http://www.digitalis.uni-koeln.de/Prag/prag_index.html - von 1857 oder einfach nur darüber, dass der Kanal zwischen Rhein und deutscher Nordsee von Köln entlang der niederländischen Grenze nach Leer - http://www.digitalis.uni-koeln.de/Rosemeyer/rosemeyer_index.html - nie realisiert wurde. (Bernhard Pabst)
Kaleidoskop
Termine
Für den Monat April sind 29 genealogische Termine in Augsburg, Berlin, Bremen (2x), Dortmund, Dreieich-Buchschlag, Dresden (2x), Düsseldorf (2x), Essen, Hamburg (3x), Hannover (2x), Hildesheim, Höchst/Odwald-Hummetroth, Kassel (2x), Lichtenhain, Münster, Osnabrück, Pforzheim, Schrobenhausen, Sindelfingen, Wegberg, Wuppertal und Zürich (CH) im "genealogischen Kalender" eingetragen. Die Inhalte der Veranstaltungen, sowie Uhrzeiten, Ortsangaben und Veranstalter finden Sie unter: http://wiki.genealogy.net/index.php/Genealogischer_Kalender