Deutsch Kamitz: Unterschied zwischen den Versionen
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== Einleitung == | |||
Der Ort Deutsch Kamitz in der ehemaligen [[Provinz Schlesien]] gehörte zum [[Landkreis Neisse]] und [[Regierungsbezirk Oppeln]] in [[Oberschlesien]]. Kreisstadt war die Stadt [[Neisse]]. Der Ortsname wurde 1936 in Hermannstein geändert. Heute gehört Deutsch Kamitz zu [[Polen]] und heißt dort Kępnica . Der Ort liegt im Powiat Nyski in der Woiwodschaft Opole. | |||
=== Allgemeine Information === | |||
'''''Vorbemerkung zur Beachtung der Urheberrechte''''' <br/> | |||
:'''Quelle''' (Texte zur allgemeinen Information): '''Franz-Christian Jarczyk: „Die Dörfer des Kreises Neisse"''', | |||
:3. Auflage 2012, Selbstverlag des Neisser Kultur- und Heimatbundes e.V. Hildesheim | |||
:''Mit freundlicher Genehmigung des Verlages handelt es sich um die vollständige und wörtliche Abschrift des Buches.'' | |||
:''(Lediglich die Überschriften wurden zur schnellen Orientierung den Textabschnitten vorangestellt.) | |||
:''Um das Urheberrecht nicht zu verletzen, und den Text nicht zu verfälschen, wird gebeten, weitere Informationen oder Korrekturen erst nach dem gekennzeichneten Ende der Buchabschrift einzustellen.'' | |||
:'''''Der Text des Autors soll inhaltlich nicht verändert werden und klar abgegrenzt bleiben von weiteren Ergänzungen.'''''<br/> | |||
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'''Geographische Lage'''<br/> | |||
Hermannstein, ein Straßendorf, 10 km südwestlich von Neisse, liegt an der Straße über [[Heidau]], 270 m über NN im [[Oppersdorf]]er Hügelland. Die Station der Neisser Kreisbahn an der Strecke nach Steinau befand sich im Tal unterhalb des Dorfes, eine Omnibuslinie führte durch das Nachbardorf Heidau, eine Poststelle war im Ort.<br/> | |||
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'''Geschichte'''<br/> | |||
Das Dorf „duo Cameniza“ wird erstmals 1284 unter den 65 strittigen Orten genannt. | |||
Nach dem Lib. Fund. (um 1300) besaß „Kempnitz magnum“ (= Groß Kamnitz) 59 kleine Huben, von denen die Kirche 1 und der Scholze 10 hatten. Anfang des 15. Jahrhunderts hieß der Ort Kempnytz theutonica = Deutsch Kamitz; dieser Ortsname wurde 1936 in Hermannstein geändert. Das Dorf ist eine reindeutsche Siedlung „auf grüner Wiese“ gewesen. In der Dorfmitte hatte ein steinerner Wehrturm mit einer Grabenanlage gestanden. <br/> | |||
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'''Die Gemeinde''' <br/> | |||
Hermannstein (Bürgermeister 1935 und 1942: Bauer Heinrich Teuber) war Sitz des Amtsbezirks (zuständig auch für Heidau) und des Standesamts; der Gendarmerie-Amtsbereich war in [[GOV:object_188408|Altewalde]]. Im Ort war eine Station der Grauen Schwestern, 1909 gegründet; 1925 besuchten 48 Kinder die Spielschule. Das Dorf hatte eine Freiwillige Feuerwehr. Zur Dorfgemeinde gehörten die Kolonien Buschberg und Sandberg. <br/> | |||
Die Station der Neisser Kreisbahn an der Strecke nach Steinau befand sich im Tal unterhalb des Dorfes, eine Omnibuslinie führte durch das Nachbardorf Heidau, eine Poststelle war im Ort. | <br/> | ||
'''Kirchen''' <br/> | |||
Ein Pfarrer wird erstmals im Jahr 1286, die katholische Kirche (Patrozinium Mariä Himmelfahrt) zuerst im Lib. Fund. (um 1300) erwähnt. Hermannstein gehörte zu den reichen Pfarreien, die Pfarrwidmut war mit 113 ha im Ort und 27 ha in Heidau, das auch zum Pfarrsprengel gehörte, wohl die größte in Oberschlesien. Teile der Kirche stammen aus dem 13. Jahrhundert. 1685 stürzte der Turm ein, der bald wieder aufgebaut wurde. Im 18. Jahrhundert wurde die Kirche umgebaut. An der Außenmauer befindet sich für einen 1317 gestorbenen Pfarrer Hermann ein Grabstein, der aus Großkunzendorfer Marmor hergestellt und der älteste Grabstein Schlesiens ist. Eine 135 kg schwere Glocke ist von 1526, eine weitere ist älter. Jungkirmes und Gelöbnistag war am 26.6., Altkirmes am 2. Sonntag im Oktober. Pfarrer waren 1895-1908: Karl Schneider, 1908-1917: Franz Kopetzky, 1917-1945: Paul Völkel. Die nächste evangelische Kirche war in Neisse. <br/> | |||
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'''Schulen'''<br/> | |||
Für 1640 wird ein Kirchschreiber genannt, der Knaben unterrichtete und vierteljährlich für jeden Schüler 4 „Böhm“ bezog. Für 1784 wird ein Schulmeisterhaus angegeben. Das zweistöckige Schulhaus stammt von 1850. Im Jahr 1925 besuchten 90 Kinder die zweiklassige Schule. | |||
Unterricht gaben 1925 Lehrer Alfred Vogt, Lehrer Otto Kandler; 1935 und 1939: Hauptlehrer Johann Glatzel, Lehrer Reinhold Kappel.<br/> | |||
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'''Die Gemeindeflur''' <br/> | |||
Ca. 1055 ha groß. Das Rittergut (53 ha) war während langer Zeit bis kurz vor 1914 im Besitz der Familie May, danach bei der Familie Globisch. Die Erbscholtisei (45 ha) gehörte der Familie Birnbrich. Der Erbhof (25 ha) der Familie Jitschin war seit 1649 nachweislich im Familienbesitz. <br/> | |||
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'''Die Anzahl der Einwohner mit Häusern und Haushalten war:''' | |||
:''' Hermannstein ''' | |||
Das Dorf „duo Cameniza“ wird erstmals 1284 unter den 65 strittigen Orten genannt. | |||
Nach dem Lib. Fund. (um 1300) besaß „Kempnitz magnum“ (= Groß Kamnitz) 59 kleine Huben, von denen die Kirche 1 und der Scholze 10 hatten. Anfang des 15. Jahrhunderts hieß der Ort Kempnytz theutonica = Deutsch Kamitz; dieser Ortsname wurde 1936 in Hermannstein geändert. Das Dorf ist eine reindeutsche Siedlung „auf grüner Wiese“ gewesen. In der Dorfmitte hatte ein steinerner Wehrturm mit einer Grabenanlage gestanden. | |||
Ein Pfarrer wird erstmals im Jahr 1286, die katholische Kirche (Patrozinium Mariä Himmelfahrt) zuerst im Lib. Fund. (um 1300) erwähnt. Hermannstein gehörte zu den reichen Pfarreien, die Pfarrwidmut war mit 113 ha im Ort und 27 ha in Heidau, das auch zum Pfarrsprengel gehörte, wohl die größte in Oberschlesien. Teile der Kirche stammen aus dem 13. Jahrhundert. 1685 stürzte der Turm ein, der bald wieder aufgebaut wurde. | |||
Im 18. Jahrhundert wurde die Kirche umgebaut. An der Außenmauer befindet sich für einen 1317 gestorbenen Pfarrer Hermann ein Grabstein, der aus Großkunzendorfer Marmor hergestellt und der älteste Grabstein Schlesiens ist. Eine 135 kg schwere Glocke ist von 1526, eine weitere ist älter. | |||
Für 1640 wird ein Kirchschreiber genannt, der Knaben unterrichtete und vierteljährlich für jeden Schüler 4 „Böhm“ bezog. Für 1784 wird ein Schulmeisterhaus angegeben. | |||
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:1784: 69 Stellen | :1784: 69 Stellen | ||
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:1939: 655 Einwohner, 148 Haushalte | :1939: 655 Einwohner, 148 Haushalte | ||
:'''Kolonie Buschberg''' | |||
:1939: 47 Einwohner, 12 Haushalte | |||
: '''Kolonie Sandberg''' | |||
:1939: 17 Einwohner, 4 Haushalte <br/> | |||
Im Dorf gab es 1937: 1 Bäcker, 1 Fleischer, 2 Gasthöfe, 2 Gemischtwarenläden, 1 Mühle, 2 Schuhmacher, 2 Stellmacher, 2 Tischler, 1 Ziegelei, 1 Spar- und Darlehenskasse. <br/> | |||
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'''Im Dorf wohnten 1935:''' <br/> | |||
[[Deutsch Kamitz/Einwohner 1935]] <br/> | |||
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'''Flucht und Vertreibung 1945''' <br/> | |||
Die Dorfbewohner hatten ihren Ort am Ende des Krieges nicht verlassen. Als russische Truppen ins Dorf kamen, verwüsteten sie die Kirche; die Orgel wurde zerstört, der Altar geschändet, Kelche und Paramente auf den Feldern verstreut. Die männliche Bevölkerung zwischen 14 und 60 Jahren wurde verschleppt. Die Polen vertrieben dann am 7.10.1945 binnen 1 Stunde die noch verbliebenen Einwohner. Jeder durfte 10 kg Gepäck mitnehmen. Zu Fuß mussten alle über Heidau-Preiland nach Neisse ziehen. Dort wurden sie in den Kasematten der alten Festungsanlagen festgesetzt, bis sie in Viehwaggons nach dem Westen transportiert wurden. Viele kamen in dieser Zeit um. <br/> | |||
'''''Ende der Buchabschrift''''' <br/> | |||
'''Fluchtberichte aus dem Landkreis Neisse:''' [[:Landkreis Neisse/Fluchtberichte]] <br/> | |||
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=== Wappen === | |||
[[Bild:Wappen_Ort_Musterort_Kreis_Musterkreis.png]] | |||
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== Politische Einteilung == | |||
<!-- Hier: Die politische Einteilung des Ortes (Ortsteile, Kolonien, Wohnplätze etc.) aufführen. --> | |||
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[[Bild:Karte_Ort_Musterort_Kreis_Musterkreis.png|right]] | |||
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== Kirchliche Einteilung/Zugehörigkeit == | |||
=== Evangelische Kirchen === | |||
* Die evangelische Kirche war in [[GOV:object_188372|Neisse]]. | |||
=== Katholische Kirchen === | |||
* Katholische Kirche Patrozinium Mariä Himmelfahrt in Deutsch Kamitz (Hermannstein OS) | |||
<!-- === Andere Glaubensgemeinschaften === --> | |||
== Geschichte == | |||
<!-- Hier: geschichtlicher Abriss --> | |||
* 1742-1945 im [[Landkreis Neisse]] eingegliedert | |||
* 1945 Deutsch Kamitz wurde unter polnische Verwaltung gestellt und Kępnica genannt. | |||
* 1950 Kępnica kommt zur Woiwodschaft Opolskie (Oppeln) [[Polen|Volksrepublik Polen]] > [[Woiwodschaft Schlesien (1945-1950)]] | |||
* 1999 Kępnica wird dem wiedergegründeten Powiat nyski eingegliedert und gehört zur Stadt- und Landgemeine Nysa. | |||
: [[Polen|Dritte Polnische Republik]] | |||
== Genealogische und historische Gesellschaften == | |||
<!-- === Genealogische Gesellschaften === --> | |||
<!-- === Historische Gesellschaften === --> | |||
== Genealogische und historische Quellen == | == Genealogische und historische Quellen == | ||
=== Genealogische Quellen === | |||
==== Kirchenbücher ==== | |||
* FAMILY SEARCH: Kirchenbücher von Deutsch Kamitz sind in einer örtlichen Forschungsstelle der Mormononen einsehbar. Online kann vorerst erkundet werden, welche Jahrgänge zugänglich sind: http://www.familysearch.org/ | |||
==== Adressbücher ==== | |||
* [[:Kategorie:Adressbuch für den Landkreis Neisse|Adressbücher für den Landkreis Neisse]] | |||
<!-- * Einträge aus {{Adressbuch-Ortslink|{{#var:GOV-ID}}|{{#var:Ortsname}}}} in der [[Adressbuchdatenbank]] --> | |||
==== Ortsfamilienbuch ==== | |||
*Auflistung der Online Ortsfamilienbücher für den Landkreis Neisse: https://wiki.genealogy.net/Landkreis_Neisse (unter: OFB's außerhalb der heutigen Bundesrepublik Deutschland) | |||
*Alphabetische Lister aller Ortsfamilienbücher in Schlesien: https://wiki.genealogy.net/Kategorie:Ortsfamilienbuch_zu_Schlesien | |||
<!-- ==== Friedhöfe und Denkmale ==== --> | |||
<!-- {{GP||Friedhof|{{#var:Ortsname}}}} --> | |||
=== | ==== Militär- und Kriegsquellen ==== | ||
* | * {{Verlustlisten 1870/71 Preußen und Baden|Deutsch|Neiße}} | ||
:: | * {{Verlustliste 1.Weltkrieg|Deutsch|Kamitz}} | ||
=== | === Historische Quellen === | ||
* | ==== Bildquellen ==== | ||
* | * [https://polska-org.pl/507447,Kepnica.html Historische und aktuelle Fotos und Ansichtskarten sowie geographische Lage von {{#var:Ortsname}}] | ||
<!-- * [[:Kategorie:Fotostudio in {{#var:Ortsname}}|Fotostudios in {{#var:Ortsname}}]] --> | |||
== Bibliografie == | |||
* {{LitDB-Volltextsuche|{{#var:Ortsname}}}} | |||
=== Genealogische Bibliografie === | |||
=== Historische Bibliografie === | |||
<!-- === Weitere Bibliografie === --> | |||
<!-- ==== In der Digitalen Bibliothek ==== --> | |||
<!-- * {{Grübels 1892|}} --> | |||
<!-- * {{Neumanns 1894|}} --> | |||
<!-- * {{Ritters 1895|1|}}--> | |||
== Archive und Bibliotheken == | |||
=== Archive === | |||
=== Bibliotheken === | |||
== Verschiedenes == | |||
{{Metasuche-Ort|{{#var:Ortsname}}}} | |||
=== Karten === | |||
* Skizze Deutsch Kamitz (Hermannstein OS) und seine Bewohner vor 1945: http://www.online-ofb.de/hermannstein/Hermannstein_vor_1945.jpg | |||
<!-- === Regionale Verlage und Buchhändler === --> | |||
<!-- === Berufsgenealogen === --> | |||
<!-- === Heimat- und Volkskunde === --> | |||
<!-- === Auswanderungen === --> | |||
<!-- === LDS/FHC === --> | |||
== Anmerkungen == | |||
<references/> | |||
* Siehe auch unter [[#Wichtige Vorinformation]] | |||
== Weblinks == | |||
=== Offizielle Webseiten === | |||
=== Genealogische Webseiten === | |||
* Chronik der Familie Jitschin in Deutsch Kamitz (Hermannstein O.S.): http://www.jitschin.de/ | |||
* Suche nach Personendaten in verschiedenen Datenbanken: http://meta.genealogy.net/ | * Suche nach Personendaten in verschiedenen Datenbanken: http://meta.genealogy.net/ | ||
* Suche nach kompletten Familienforschungen: http://gedbas.genealogy.net/ | * Suche nach kompletten Familienforschungen: http://gedbas.genealogy.net/ | ||
* Zahlreiche Hilfen und Tipps für Schlesienforscher: http://www.christoph-www.de | * Zahlreiche Hilfen und Tipps für Schlesienforscher: http://www.christoph-www.de | ||
<!-- === Historische Webseiten === --> | |||
=== Weitere Webseiten === | |||
* {{Wikipedia-Link|Kępnica}} | |||
==Zufallsfunde== | |||
{{Einleitung Zufallsfunde}} | |||
* [[{{PAGENAME}}/Zufallsfunde]] | |||
==Private Informationsquellen- und Suchhilfeangebote== | |||
{{Einleitung Forscherkontakte}} | |||
* [[{{PAGENAME}}/Forscherkontakte]] | |||
==Daten aus dem Geschichtlichen Ortsverzeichnis== | |||
<gov>{{#var:GOV-GDE}}</gov> | |||
=== Ort === | |||
<gov>{{#var:GOV-ID}}</gov> | |||
[[Kategorie:Ort im Landkreis Neisse]] | |||
== Daten aus dem GOV == | [[Kategorie:Ort im Regierungsbezirk Oppeln]] | ||
<gov> | [[Kategorie:Ort in Oberschlesien]] | ||
[[Kategorie:Ort in Schlesien]] | [[Kategorie:Ort in Schlesien]] | ||
[[Kategorie:Ort in Polen]] |
Aktuelle Version vom 22. Oktober 2023, 06:52 Uhr
Hermannstein ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Hermannstein. |
Kamitz ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Kamitz. |
Hierarchie
Regional > Ehemalige deutsche Gebiete > Preußen > Provinz Schlesien > Regierungsbezirk Oppeln > Landkreis Neisse > Deutsch Kamitz
Einleitung
Der Ort Deutsch Kamitz in der ehemaligen Provinz Schlesien gehörte zum Landkreis Neisse und Regierungsbezirk Oppeln in Oberschlesien. Kreisstadt war die Stadt Neisse. Der Ortsname wurde 1936 in Hermannstein geändert. Heute gehört Deutsch Kamitz zu Polen und heißt dort Kępnica . Der Ort liegt im Powiat Nyski in der Woiwodschaft Opole.
Allgemeine Information
Vorbemerkung zur Beachtung der Urheberrechte
- Quelle (Texte zur allgemeinen Information): Franz-Christian Jarczyk: „Die Dörfer des Kreises Neisse",
- 3. Auflage 2012, Selbstverlag des Neisser Kultur- und Heimatbundes e.V. Hildesheim
- Mit freundlicher Genehmigung des Verlages handelt es sich um die vollständige und wörtliche Abschrift des Buches.
- (Lediglich die Überschriften wurden zur schnellen Orientierung den Textabschnitten vorangestellt.)
- Um das Urheberrecht nicht zu verletzen, und den Text nicht zu verfälschen, wird gebeten, weitere Informationen oder Korrekturen erst nach dem gekennzeichneten Ende der Buchabschrift einzustellen.
- Der Text des Autors soll inhaltlich nicht verändert werden und klar abgegrenzt bleiben von weiteren Ergänzungen.
Geographische Lage
Hermannstein, ein Straßendorf, 10 km südwestlich von Neisse, liegt an der Straße über Heidau, 270 m über NN im Oppersdorfer Hügelland. Die Station der Neisser Kreisbahn an der Strecke nach Steinau befand sich im Tal unterhalb des Dorfes, eine Omnibuslinie führte durch das Nachbardorf Heidau, eine Poststelle war im Ort.
Geschichte
Das Dorf „duo Cameniza“ wird erstmals 1284 unter den 65 strittigen Orten genannt.
Nach dem Lib. Fund. (um 1300) besaß „Kempnitz magnum“ (= Groß Kamnitz) 59 kleine Huben, von denen die Kirche 1 und der Scholze 10 hatten. Anfang des 15. Jahrhunderts hieß der Ort Kempnytz theutonica = Deutsch Kamitz; dieser Ortsname wurde 1936 in Hermannstein geändert. Das Dorf ist eine reindeutsche Siedlung „auf grüner Wiese“ gewesen. In der Dorfmitte hatte ein steinerner Wehrturm mit einer Grabenanlage gestanden.
Die Gemeinde
Hermannstein (Bürgermeister 1935 und 1942: Bauer Heinrich Teuber) war Sitz des Amtsbezirks (zuständig auch für Heidau) und des Standesamts; der Gendarmerie-Amtsbereich war in Altewalde. Im Ort war eine Station der Grauen Schwestern, 1909 gegründet; 1925 besuchten 48 Kinder die Spielschule. Das Dorf hatte eine Freiwillige Feuerwehr. Zur Dorfgemeinde gehörten die Kolonien Buschberg und Sandberg.
Kirchen
Ein Pfarrer wird erstmals im Jahr 1286, die katholische Kirche (Patrozinium Mariä Himmelfahrt) zuerst im Lib. Fund. (um 1300) erwähnt. Hermannstein gehörte zu den reichen Pfarreien, die Pfarrwidmut war mit 113 ha im Ort und 27 ha in Heidau, das auch zum Pfarrsprengel gehörte, wohl die größte in Oberschlesien. Teile der Kirche stammen aus dem 13. Jahrhundert. 1685 stürzte der Turm ein, der bald wieder aufgebaut wurde. Im 18. Jahrhundert wurde die Kirche umgebaut. An der Außenmauer befindet sich für einen 1317 gestorbenen Pfarrer Hermann ein Grabstein, der aus Großkunzendorfer Marmor hergestellt und der älteste Grabstein Schlesiens ist. Eine 135 kg schwere Glocke ist von 1526, eine weitere ist älter. Jungkirmes und Gelöbnistag war am 26.6., Altkirmes am 2. Sonntag im Oktober. Pfarrer waren 1895-1908: Karl Schneider, 1908-1917: Franz Kopetzky, 1917-1945: Paul Völkel. Die nächste evangelische Kirche war in Neisse.
Schulen
Für 1640 wird ein Kirchschreiber genannt, der Knaben unterrichtete und vierteljährlich für jeden Schüler 4 „Böhm“ bezog. Für 1784 wird ein Schulmeisterhaus angegeben. Das zweistöckige Schulhaus stammt von 1850. Im Jahr 1925 besuchten 90 Kinder die zweiklassige Schule.
Unterricht gaben 1925 Lehrer Alfred Vogt, Lehrer Otto Kandler; 1935 und 1939: Hauptlehrer Johann Glatzel, Lehrer Reinhold Kappel.
Die Gemeindeflur
Ca. 1055 ha groß. Das Rittergut (53 ha) war während langer Zeit bis kurz vor 1914 im Besitz der Familie May, danach bei der Familie Globisch. Die Erbscholtisei (45 ha) gehörte der Familie Birnbrich. Der Erbhof (25 ha) der Familie Jitschin war seit 1649 nachweislich im Familienbesitz.
Die Anzahl der Einwohner mit Häusern und Haushalten war:
- Hermannstein
- 1784: 69 Stellen
- 1845: 761 Einwohner, 121 Häuser -
- 1895: 715 Einwohner, 122 Häuser, 164 Haushalte
- 1939: 655 Einwohner, 148 Haushalte
- Kolonie Buschberg
- 1939: 47 Einwohner, 12 Haushalte
- Kolonie Sandberg
- 1939: 17 Einwohner, 4 Haushalte
Im Dorf gab es 1937: 1 Bäcker, 1 Fleischer, 2 Gasthöfe, 2 Gemischtwarenläden, 1 Mühle, 2 Schuhmacher, 2 Stellmacher, 2 Tischler, 1 Ziegelei, 1 Spar- und Darlehenskasse.
Im Dorf wohnten 1935:
Deutsch Kamitz/Einwohner 1935
Flucht und Vertreibung 1945
Die Dorfbewohner hatten ihren Ort am Ende des Krieges nicht verlassen. Als russische Truppen ins Dorf kamen, verwüsteten sie die Kirche; die Orgel wurde zerstört, der Altar geschändet, Kelche und Paramente auf den Feldern verstreut. Die männliche Bevölkerung zwischen 14 und 60 Jahren wurde verschleppt. Die Polen vertrieben dann am 7.10.1945 binnen 1 Stunde die noch verbliebenen Einwohner. Jeder durfte 10 kg Gepäck mitnehmen. Zu Fuß mussten alle über Heidau-Preiland nach Neisse ziehen. Dort wurden sie in den Kasematten der alten Festungsanlagen festgesetzt, bis sie in Viehwaggons nach dem Westen transportiert wurden. Viele kamen in dieser Zeit um.
Ende der Buchabschrift
Fluchtberichte aus dem Landkreis Neisse: Landkreis Neisse/Fluchtberichte
Politische Einteilung
Kirchliche Einteilung/Zugehörigkeit
Evangelische Kirchen
- Die evangelische Kirche war in Neisse.
Katholische Kirchen
- Katholische Kirche Patrozinium Mariä Himmelfahrt in Deutsch Kamitz (Hermannstein OS)
Geschichte
- 1742-1945 im Landkreis Neisse eingegliedert
- 1945 Deutsch Kamitz wurde unter polnische Verwaltung gestellt und Kępnica genannt.
- 1950 Kępnica kommt zur Woiwodschaft Opolskie (Oppeln) Volksrepublik Polen > Woiwodschaft Schlesien (1945-1950)
- 1999 Kępnica wird dem wiedergegründeten Powiat nyski eingegliedert und gehört zur Stadt- und Landgemeine Nysa.
Genealogische und historische Gesellschaften
Genealogische und historische Quellen
Genealogische Quellen
Kirchenbücher
- FAMILY SEARCH: Kirchenbücher von Deutsch Kamitz sind in einer örtlichen Forschungsstelle der Mormononen einsehbar. Online kann vorerst erkundet werden, welche Jahrgänge zugänglich sind: http://www.familysearch.org/
Adressbücher
Ortsfamilienbuch
- Auflistung der Online Ortsfamilienbücher für den Landkreis Neisse: https://wiki.genealogy.net/Landkreis_Neisse (unter: OFB's außerhalb der heutigen Bundesrepublik Deutschland)
- Alphabetische Lister aller Ortsfamilienbücher in Schlesien: https://wiki.genealogy.net/Kategorie:Ortsfamilienbuch_zu_Schlesien
Militär- und Kriegsquellen
- Personen aus Deutsch in den Verlustlisten 1870/71 Preußen und Baden
- Personen aus Deutsch in den Verlustenlisten 1.Weltkrieg
Historische Quellen
Bildquellen
Bibliografie
- Volltextsuche nach Deutsch Kamitz in der Familienkundlichen Literaturdatenbank
Genealogische Bibliografie
Historische Bibliografie
Archive und Bibliotheken
Archive
Bibliotheken
Verschiedenes
Karten
- Skizze Deutsch Kamitz (Hermannstein OS) und seine Bewohner vor 1945: http://www.online-ofb.de/hermannstein/Hermannstein_vor_1945.jpg
Anmerkungen
- Siehe auch unter #Wichtige Vorinformation
Weblinks
Offizielle Webseiten
Genealogische Webseiten
- Chronik der Familie Jitschin in Deutsch Kamitz (Hermannstein O.S.): http://www.jitschin.de/
- Suche nach Personendaten in verschiedenen Datenbanken: http://meta.genealogy.net/
- Suche nach kompletten Familienforschungen: http://gedbas.genealogy.net/
- Zahlreiche Hilfen und Tipps für Schlesienforscher: http://www.christoph-www.de
Weitere Webseiten
Zufallsfunde
Oft werden in Kirchenbüchern oder anderen Archivalien eines Ortes Personen gefunden, die nicht aus diesem Ort stammen. Diese Funde nennt man Zufallsfunde. Solche Funde sind für andere Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen. Auf der folgenden Seite können Sie Zufallsfunde zu diesem Ort eintragen oder finden. Bitte beim Erfassen der Seite mit den Zufallsfunden ggf. gleich die richtigen Kategorien zuordnen (z.B. über die Vorlage:Hinweis zu Zufallsfund).
Private Informationsquellen- und Suchhilfeangebote
Auf der nachfolgenden Seite können sich private Familienforscher eintragen, die in diesem Ort Forschungen betreiben und/oder die bereit sind, anderen Familienforschern Informationen, Nachschau oder auch Scans bzw. Kopien passend zu diesem Ort anbieten. Nachfragen sind ausschließlich an den entsprechenden Forscher zu richten.
Daten aus dem Geschichtlichen Ortsverzeichnis
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Ort
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