Computergenealogie/2007/06: Unterschied zwischen den Versionen
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'''Deutsche Siedlungen in Neuseeland''' | |||
Für zugewanderte Neuseeländer fängt die Geschichte des Landes oft erst mit der Besiedlung durch die ersten Engländer nach 1800 an. Die Maori-Völker führen ihre Abstammung nach ihren mündlich überlieferten Erzählungen auf einzelne Kanubesatzungen zurück, die aus der sagenhaften Heimat Hawaiki in das "Land der langen weißen Wolke" – Aoteaora – gekommen sind. Historiker vermuten, dass Ostpolynesier um 1300 in das menschenleere Neuseeland kamen. | |||
Die ersten Deutschen kamen 1843 aus Norddeutschland in das Moutere-Tal in der Umgebung von Nelson im Norden der Südinsel. Als erste deutsche Missionsstation fungierte die Gründung St. Pauli (heute Harakeke). Wegen der ständigen Überflutungsgefahr zogen die Siedler ins Obere Moutere-Tal und gründeten Sarau (seit 1915 Upper Moutere). Hier stehen heute noch die lutherische St.-Pauls-Kirche, Schule, Laden, Post und Gasthaus. Die Deutschen pflanzten Wein, Hopfen und Tabak an. | |||
Die ehrenamtlichen Museumsbetreuer des Distriktmuseums in Motueka hatten für ihre Sonderausstellung über die Besiedlung der Moutere-Gegend vor allem das Internet ausgewertet. Sie zeigten die Passagierlisten der Schiffe St. Pauli von 1843 und Skiold von 1844 (siehe http://www.myrasplace.net) sowie zahlreiche Fotos und Dokumente der Pfarrerfamilie Heine und über die Familie Bensemann. Cordt Bensemann (1810-1873) stammt aus Affinghausen südlich von Bremen (siehe http://www.bensemann.de und http://jimheine.com/the_bensemann_family.htm). Die Familie hat anlässlich eines großen Familientreffens den alten Grabstein an der Kirche erneuert. | |||
Eine der bekanntesten deutschsprachigen Siedlungen auf der Nordinsel ist Puhoi nördlich von Auckland. Der Ort wurde 1863 von böhmischen Einwanderern aus verschiedenen Dörfern südlich von Prag gegründet. Der österreichische Armeeoffizier Martin Krippner holte die Gruppe der 83 Böhmen mit Hilfe seines Bruders nach Auckland und brachte sie zur Mündung des Puhoi-Flusses. Ein Maori-Häuptling führte die Gruppe an den Uferplatz, wo heute das Gemeindehaus steht. Während der ersten harten Jahre erhielten sie Lebensmittel von den Maoris. | |||
Die Menschen mussten hart zusammenarbeiten, dies hat ihre Gemeinschaft gefestigt. Sie fällten die riesigen Kauri-Bäume, rodeten Land und verschifften Holz nach Auckland, um Werkzeuge, Maschinen und Material kaufen zu können. 1881 wurden das Schulhaus (heute das Museum), die Post, zwei Hotels, das Pfarrhaus und die Kirche gebaut, nachdem zuvor mit neuen Straßen die Verbindung zur Außenwelt hergestellt wurde. Heute sind der Ort und die urige Kneipe eine Touristenattraktion. | |||
Im Museum ist ein Arbeitsraum des aktiven [http://www.puhoihistoricalsociety.org.nz Geschichtsvereins von Puhoi] mit vielen genealogischen Forschungsmöglichkeiten untergebracht. Enge Kontakte werden nach Deutschland zu den Egerländern gehalten. Im Verein Sudetendeutscher Familienforscher ist eine Arbeitsgruppe Neuseeland aktiv. | |||
Wer sich über Neuseeländische Genealogie informieren will, ist bei der [http://www.genealogy.org.nz Genealogischen Gesellschaft des Landes] gut aufgehoben. Man bietet eine Zeitschrift, Arbeitsgruppen und eine Mailingliste an. | |||
(Günter Junkers) | |||
Version vom 24. Mai 2007, 18:14 Uhr
Internet
Blick über den Zaun
Deutsche Siedlungen in Neuseeland
Für zugewanderte Neuseeländer fängt die Geschichte des Landes oft erst mit der Besiedlung durch die ersten Engländer nach 1800 an. Die Maori-Völker führen ihre Abstammung nach ihren mündlich überlieferten Erzählungen auf einzelne Kanubesatzungen zurück, die aus der sagenhaften Heimat Hawaiki in das "Land der langen weißen Wolke" – Aoteaora – gekommen sind. Historiker vermuten, dass Ostpolynesier um 1300 in das menschenleere Neuseeland kamen.
Die ersten Deutschen kamen 1843 aus Norddeutschland in das Moutere-Tal in der Umgebung von Nelson im Norden der Südinsel. Als erste deutsche Missionsstation fungierte die Gründung St. Pauli (heute Harakeke). Wegen der ständigen Überflutungsgefahr zogen die Siedler ins Obere Moutere-Tal und gründeten Sarau (seit 1915 Upper Moutere). Hier stehen heute noch die lutherische St.-Pauls-Kirche, Schule, Laden, Post und Gasthaus. Die Deutschen pflanzten Wein, Hopfen und Tabak an.
Die ehrenamtlichen Museumsbetreuer des Distriktmuseums in Motueka hatten für ihre Sonderausstellung über die Besiedlung der Moutere-Gegend vor allem das Internet ausgewertet. Sie zeigten die Passagierlisten der Schiffe St. Pauli von 1843 und Skiold von 1844 (siehe http://www.myrasplace.net) sowie zahlreiche Fotos und Dokumente der Pfarrerfamilie Heine und über die Familie Bensemann. Cordt Bensemann (1810-1873) stammt aus Affinghausen südlich von Bremen (siehe http://www.bensemann.de und http://jimheine.com/the_bensemann_family.htm). Die Familie hat anlässlich eines großen Familientreffens den alten Grabstein an der Kirche erneuert.
Eine der bekanntesten deutschsprachigen Siedlungen auf der Nordinsel ist Puhoi nördlich von Auckland. Der Ort wurde 1863 von böhmischen Einwanderern aus verschiedenen Dörfern südlich von Prag gegründet. Der österreichische Armeeoffizier Martin Krippner holte die Gruppe der 83 Böhmen mit Hilfe seines Bruders nach Auckland und brachte sie zur Mündung des Puhoi-Flusses. Ein Maori-Häuptling führte die Gruppe an den Uferplatz, wo heute das Gemeindehaus steht. Während der ersten harten Jahre erhielten sie Lebensmittel von den Maoris.
Die Menschen mussten hart zusammenarbeiten, dies hat ihre Gemeinschaft gefestigt. Sie fällten die riesigen Kauri-Bäume, rodeten Land und verschifften Holz nach Auckland, um Werkzeuge, Maschinen und Material kaufen zu können. 1881 wurden das Schulhaus (heute das Museum), die Post, zwei Hotels, das Pfarrhaus und die Kirche gebaut, nachdem zuvor mit neuen Straßen die Verbindung zur Außenwelt hergestellt wurde. Heute sind der Ort und die urige Kneipe eine Touristenattraktion.
Im Museum ist ein Arbeitsraum des aktiven Geschichtsvereins von Puhoi mit vielen genealogischen Forschungsmöglichkeiten untergebracht. Enge Kontakte werden nach Deutschland zu den Egerländern gehalten. Im Verein Sudetendeutscher Familienforscher ist eine Arbeitsgruppe Neuseeland aktiv.
Wer sich über Neuseeländische Genealogie informieren will, ist bei der Genealogischen Gesellschaft des Landes gut aufgehoben. Man bietet eine Zeitschrift, Arbeitsgruppen und eine Mailingliste an.
(Günter Junkers)
Software
Neue Version des E-Mail-Programms Thunderbird
Das kostenlose E-Mailprogramm Thunderbird 2 steht für die Betriebssysteme Windows, MAC-OS und Linux in mehreren Sprachen im Internet zum Herunterladen bereit. Ausführliche Informationen zu Neuerungen, Systemvoraussetzungen, Installation, Konfigurationshinweise und Fehlerbehebungen sind auf http://tinyurl.com/3349x9 nachzulesen. Wörterbücher können als Erweiterung von https://addons.mozilla.org heruntergeladen und installiert werden.
Download-Übersicht - Thunderbird für verschiedene Sprachen und Betriebssysteme:
http://www.mozilla.com/en-US/thunderbird/all.html
(Siegfried Mühle)
Wissen
2. Dresdner Residenztreff
Das Dresdner Stadtarchiv - Forschungsfeld nicht nur für Dresdner Familienforscher
Anlässlich des 2. Dresdner Residenztreffs besuchten die Teilnehmer, welche vorwiegend aus Dresden und Chemnitz kamen, die Räumlichkeiten des Stadtarchives Dresden.
Die Mitarbeiterin des Stadtarchivs, Frau Hoppe, begann den Rundgang, der auch durch nicht öffentlich zugängliche Bereiche führte, in den Lesesälen. Ausführungen zur Gebührenordnung und Benutzerhinweise folgten, diese sind auf der Homepage des Stadtarchivs nachlesbar. Anschließend führte sie uns in das Magazin.
Im Stadtarchiv werden Urkunden aus der über 800-jährigen Geschichte der Stadt Dresden aufbewahrt. Kriegsverluste betreffen vor allem die 30er und 40er Jahre des 20. Jahrhunderts. Auf folgende Bestände wurde im Einzelnen eingegangen:
- Kriegsverlust der Wochenzettelsammlung
- so genannte Michaeliskartei
- Zeitungschronik 1831-1957
- Unterlagen des Kriegsschadenamtes zu Überlebenden der Bombenangriffe 1945
- Verlassenschaftsakten 1690-1850
- Dresdner Zeitung seit 1730
- Gesammelte Geschäftsempfehlungen des 19. Jahrhunderts. usw.
Das Bestandsverzeichnis ist ebenfalls im Internet zugänglich. Der Rundgang endete nach fast zwei Stunden in der Fotoabteilung, die nicht nur Verfilmungen der Akten vornimmt, sondern auch kleinere Restaurationen. Mit vielen Fragen zum Stadtarchiv und Forschungsmöglichkeiten klang der erste Teil des Treffs aus.
Bei einem anschließenden Abendessen in der Nähe des Veranstaltungsortes wurden Forschungsfragen ausgetauscht. So standen die Schönberger als sächsisches Adelsgeschlecht, die Forschung im Erzgebirge und Hinweise für Forschungen im Internet im Mittelpunkt der Diskussion.
In einem waren sich die Teilnehmer einig: Wir sehen uns zum 3. Dresdner Residenztreff im Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde wieder.
Im Vorfeld zum Dresdner Residenztreff fand ein begleitendes Programm für früh angereiste Teilnehmer statt. Im Mittelpunkt stand dabei die Traditionsbahn Radebeul-Radeburg.
Alle Informationen und Bildimpressionen zum Dresdner Residenztreff finden
sich unter: http://wiki.genealogy.net/wiki/Dresdner_Residenztreff.
(René Gränz)
Vereine
Die Genealogie in Zeiten der Kommerzialisierung
Archivierung und Digitalisierung von Daten - Hauptthemen der DAGV-Klausurtagung 2007
Perspektiven der Genealogie. Konzepte – Archivierung – Kommerzialisierung“ war das Motto der dritten Klausurtagung "Problemkreise der Genealogie" der Deutschen Arbeitsgemeinschaft genealogischer Verbände (DAGV) am 14. und 15. April 2007. Zum zweiten Mal – 2004 ging es um die Erstellung von Ortsfamilienbüchern – hatte der Vorsitzende des Dachverbandes, Dr. Hermann Metzke, nach Thalbürgel bei Jena eingeladen.
Genealogie als Markt
Der erste von vier Themenkomplexen war der Kommerzialisierung der Genealogie gewidmet und den Möglichkeiten, wie genealogische Vereine, staatliche und kirchliche Archive damit umgehen können. Den Einführungsvortrag "Genealogische Vereinsarbeit im Spannungsfeld von Kommerzialisierung und Open Access" hielt der Autor und 1. Vorsitzende des Vereins für Computergenealogie. Open Access steht dafür, wissenschaftliche Publikationen der Öffentlichkeit kostenfrei über das Internet zugänglich zu machen. Auch die EU fördert mit vielen Millionen Euro pro Jahr diesen Anspruch. Da inzwischen immer mehr Menschen diesen Open-Access-Zugang auch für historisches Archivgut fordern, müssen sich gerade öffentlich geförderte Archive und Vereine diesem Gedanken stellen.
Die im Vortrag vorgestellten Projekte des CompGen-Vereins und der Maus (Bremen) zeigen, dass Vereine, die offensiv und kostenfrei ihre Forschungsergebnisse im Internet publizieren, einen großen Mitgliederzuwachs haben. Beispiele anderer europäischer Nationen zeigen, dass Digitalisate nicht nur kommerziell im Netz bereitgestellt werden, sondern auch kostenfrei verfügbar sein können. Der Autor dieses Beitrags fordert, dass genealogische Vereine ihren gemeinnützigen Auftrag ernst nehmen und durch kostenfrei zugängliche Internetpublikationen einen maximalen Verbreitungsgrad ihrer Forschungsergebnisse erreichen. Insbesondere plädierte er für ein gemeinsames Engagement von Vereinen und Archiven, um so auch für Archivgut den Open-Access-Gedanken umzusetzen.
"Zusammenarbeit zwischen kirchlichen Archiven und genealogischen Vereinen – eine Alternative zur Kommerzialisierung?" Diese Frage beleuchtete Dr. Bertram Fink vom Landeskirchlichen Archiv Stuttgart der Evangelischen Landeskirche in Württemberg (LKA). Er befasste sich mit dem derzeitigen Dienstleistungsangebot des LKA und den Auswirkungen der Computergenealogie auf das kirchliche Archiv. Das LKA hat seine bisherigen Findmittel (Gemeindekartei, Filmliste) optimiert und Online-Findmittel erstellt. Mit Hilfe der Gemeinde- und Kirchenbuchdatenbank ist es möglich, einen Archivbesuch vom heimischen PC aus vorzubereiten, um die Filme im Mikrofilmlesesaal nach Voranmeldung einzusehen oder sogar auch Filme auszuleihen. Das LKA fördert die Erstellung von Ortsfamilienbüchern durch Sonderkonditionen wie z. B. verlängerte Leihfristen der Filme oder Gebührenbefreiung.
Aufgrund der Bedeutung der Kirchenbücher als öffentlich-rechtliche Urkunden und als zentrale kulturelle Quellen sieht das LKA es als seine Aufgabe an, digitalisierte Kirchenbücher nach Möglichkeit kostenfrei im Internet anzubieten. Jeder, der künftig Familienforschung betreiben möchte, soll bei einer Google-Recherche nicht nur auf kommerzielle Angebote verwiesen werden. Zentrale Quellen für den Einstieg und die Erstellung eines Stammbaumes sollten weitgehend einem kommerziellen Kontext entzogen bleiben.
Digitalisierungen haben gegenüber Mikroverfilmungen Vorteile: die Benutzung ist vielfältiger möglich und sie können besser, einfacher und billiger verbreitet werden. Deshalb möchte das LKA sein Dienstleistungsangebot weiter optimieren und die Kirchenbuchdatenbank ausbauen. 2.237 Mikrofilme müssen dazu digitalisiert und online bereitgestellt werden. Allerdings muss sichergestellt sein, dass auf Dauer
- der virtuelle Lesesaal Teil des archivischen Dienstleistungsangebots bleibt,
- die kirchliche Herkunft der Quellen deutlich gekennzeichnet ist und
- das digitalisierte Dienstleistungsangebot aufrechterhalten werden kann.
Zu diesem Projekt gab es bisher zwei Anfragen an das LKA: Ancestry, die deutsche Tochter des amerikanischen Unternehmens "The Generations Network", will die Filme digitalisieren und gegen Gebühr im Netz bereitstellen. Das zweite Angebot kommt von der GSU (Genealogical Society of Utah), die ein gleiches Angebot machte, aber die Digitalisate kostenfrei bereitstellen würde. Noch hat sich das Archiv nicht für eine Zusammenarbeit mit dem einen oder anderen Anbieter entschieden. Bertram Fink regte viele Diskussionen am Rande der Tagung an mit der Frage, ob nicht auch genealogische Vereine in Deutschland mit Archiven Kooperationen für Digitalisierungs- und Indexierungsprojekte vereinbaren sollten.
Dr. Bettina Joergens vom Staats- und Personenstandsarchiv Detmold (Landesarchiv NRW) berichtete über den Weg, den das Archiv bei der Archivierung, Digitalisierung und Kommerzialisierung geht. Das Detmolder Archiv zeichnet sich durch eine sehr aufgeschlossene Haltung den Familienforschern gegenüber aus. So finden in diesem Jahr zum vierten Mal die "Detmolder Sommergespräche" statt, bei denen sich Archivare und Genealogen austauschen.
Im Laufe der nächsten Jahre sollen alle Zivilstandsregister und Kirchenbücher aus Westfalen und Lippe digitalisiert und auf CDs publiziert werden. Zum einen aus konservatorischen Gründen: um die Benutzung der Originale zu reduzieren. Zum anderen will man dem immer höheren Bedarf an digital verfügbaren historischen Quellen entgegen kommen. Die CDs werden durch den Patrimonium Transkriptum Verlag verkauft. Kostenfreie Internetpublikationen sind noch nicht geplant. Allerdings wünscht man die intensive Mitarbeit der Familienforscher bei der Erschließung der Kirchenbücher, so dass z. B. Index-Dateien auf den CDs angeboten werden können.
Die Position der katholischen Kirche zur Nutzung von Kirchenbüchern konnten die Tagungsteilnehmer leider nicht diskutieren, da der Referent von der Bundeskonferenz der Archive der katholischen Kirche in Deutschland verhindert war.
Woher die Daten wirklich kommen
Gegenüber Firmen wie Ancestry ist man im Landesarchiv NRW eher skeptisch eingestellt. Das Archiv legt großen Wert darauf, dass die Herkunft von Quellen jederzeit belegbar ist. Eine Verbreitung ohne Quellenhinweise solle möglichst verhindert werden.
Frank Sebald von der Genealogischen Gesellschaft von Utah (GSU) stellte Ideen zu Kooperationen in einer immer kommerzieller ausgerichteten Archivwelt zum Nutzen aller Beteiligten vor. Interessant war, dass in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen) auch ein Umdenken stattgefunden hat. So kommt es den Mormonen heute nicht mehr darauf an, Mikrofilme (und Digitalisate) selber zu erstellen und im Netz zu veröffentlichen, sondern primär ist wichtig, dass die Daten überhaupt verfügbar sind und das möglichst kostenfrei. Ob die Digitalisate auf dem Server eines Archivs, eines Vereins oder bei den Mormonen zu finden sind, sei nebensächlich. In Kooperationsvereinbarungen über Digitalisierungsprojekte werden deshalb inzwischen verschiedenste Modelle angeboten. In den Landeskirchen und Vereinen, in denen religiöse Vorbehalte den Mormonen gegenüber keine Rolle spielen, ist die Zusammenarbeit mit der GSU sicherlich von großem Interesse. Technik und Kapazitäten sind absolut auf dem gleichen Stand wie bei Ancestry – allerdings sind die Daten kostenfrei zugänglich. Durch die verschiedenen neuen Kooperationsmöglichkeiten mit der GSU wird es auch solchen mit Vorbehalten möglich sein, einen durchaus interessanten Weg der Zusammenarbeit zu finden. Die Erfahrung hat gezeigt, dass durch ein klärendes Gespräch mit der GSU (Mormonen) viele Vorbehalte ausgeräumt werden können, welche durch mangelnde oder fehlerhafte Informationen ausgelöst wurden.
Sebald warnte Archive und Vereine davor, auf vermeintlich lukrative Angebote von diversen kommerziellen Unternehmen einzugehen. Diese sind marktwirtschaftlich orientierte Unternehmen, deren Ziel es ist, langfristig selber immer größer zu werden und die Partner (Datenlieferanten) aus dem Markt zu drängen. Familienforscher nähmen dann nur noch diese Unternehmen wahr, aber nicht mehr die Archive, von denen das Digitalisat stammt.
Der zweite Themenkomplex behandelte die Archivierung personengeschichtlicher Quellen. "Aktuelle Probleme bei der Archivierung personengeschichtlicher Quellen" lautete das Thema von Ulf Bollmann; er ist Vorsitzender der Genealogischen Gesellschaft Hamburg und arbeitet im Staatsarchiv der Freien und Hansestadt Hamburg. Besonders durch die Änderung des Personenstandsrechts zum 1.1. 2009 werden den Archiven umfangreiche neue Unterlagen zufließen. Ulf Bollmann regte an, Erschließungsprojekte in den Archiven zukünftig mit aktiver Unterstützung durch genealogische Vereine durchzuführen. Viele Akten seien inzwischen auch dadurch bedroht, dass Archive aus Platzgründen teilweise nur "Stichproben ziehen" (z. B. nur Namen beginnend mit den Buchstaben A, K, O). Für demografisch-historische Studien und Forschungen reiche dies völlig aus, allerdings würden Familienforschern dadurch im Laufe der Zeit natürlich wichtige Nebenquellen entzogen. Bollmann schlug vor, im Rahmen der DAGV weitergehende Gespräche mit Archiven zu führen.
Scharfrichter und Schäfer
Ein weiterer Themenkomplex war der Diskussion über themenbezogene genealogische Arbeitskreise als Angebot an die historische Forschung gewidmet. Dr. Hermann Metzke berichtete über eines seiner eigenen genealogischen Schwerpunktthemen, die Schäferforschung. Er stellte anhand von Wanderungsbewegungen dar, wie wichtig die orts- und regionenübergreifende Forschung bei manchen Personengruppen ist. Dr. Metzke hob hervor, dass die genealogischen Vereine aufgrund ihres spezifischen Forschungsansatzes Angebote an die wissenschaftliche Forschung machen können.
Helmut Belthle widmete sich den Möglichkeiten der genealogischen Zusammenarbeit am Beispiel der Scharfrichterforschung. Er zeigte exemplarisch, wie eine übergreifende Arbeitsgruppe organisiert werden kann. So finden inzwischen jährliche Tagungen statt und man tauscht sich in einer genealogischen Mailingliste untereinander aus. Es wurde allgemein festgestellt, dass die Einrichtung solcher Arbeitskreise mehr als überfällig ist, allerdings steht und fällt deren Aktivität auch immer mit einzelnen Forschern, die sich des Themas annehmen und die Zusammenarbeit organisieren.
Professor Herbert Stoyan schloss diesen Themenkomplex mit einem Vortrag über seine Projektidee "Ratsfamilien in Hanse-, Reichs- und Residenzstädten" ab. Er stellte fest, dass leider trotz mehrfacher Aufrufe an Vereinsvorstände wenig Resonanz kam und plädierte dafür, über solche Projekte intensiver zu kommunizieren und zur Mitarbeit aufzurufen. Projekte wie dieses benötigen überregionale Zusammenarbeit.
Vereine bringen Daten ins Web
Zum Abschluss der Klausurtagung präsentierten sich Projekte genealogischer Vereine und Arbeitskreise. Der Autor stellte Gemeinschaftsprojekte der Familiengeschichtsforschung vor. An allen Projekten des CompGen-Vereins (GedBas, GenWiki, GOV, FOKO) arbeiten nicht nur Mitglieder, diese Projekte sind offen für die ganze genealogische Gemeinschaft. Ein neues Projekt wird im GenWiki künftig digitalisierte Bücher bereitstellen. Die Wiki-Technik stellt eine geradezu ideale Verbindung dar, die es Forschern weltweit ermöglicht, Digitalisate online einzusehen und die transkribierten Texte direkt im GenWiki einzugeben. So entsteht eine digitale Quellenedition.
Lothar Gerlach informierte über das Projekt seines Teams Kirchenbuch-Virtuell, das im Auftrag einzelner Kirchengemeinden im Landkreis Bayreuth inzwischen über 400 Kirchenbücher digitalisiert hat. Das Ziel dieses Projektes, die Digitalisate kostenfrei im Internet bereitzustellen, wurde leider nicht erreicht, da die übergeordnete Behörde der Kirchengemeinden nicht in das Projekt involviert war und sich später unter Hinweis auf das kirchliche Archivgesetz quer legte. Inzwischen liegt ein Vertrag zwischen dem Kirchenarchiv und Kirchenbuch-Virtuell vor, so dass kurzfristig doch noch mit einer Internetpublikation gerechnet werden kann. Allerdings darf der Zugang nur gegen Gebühren erfolgen.
Kirchenbuch-Virtuell hat wertvolle Basisarbeit bei einer Massendigitalisierung von Kirchenbüchern geleistet. Das Team ist mit Hochleistungs- und Buchscannern ausgestattet, Bildverarbeitung und Bereitstellung im Internet sind im Masseneinsatz erprobt. Diese Erfahrungen können andere Vereine nutzen und das Team z. B. als Digitalisierungs-Zentrum für ähnliche Projekte einbinden.
Dr. Christian Weiss von der Sektion Genealogie des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde referierte über Arbeitsprojekte, Archivprobleme und Perspektiven der siebenbürgisch-sächsischen Genealogie. Er stellte die speziellen Probleme eines Vereins dar, der außerhalb Deutschlands forscht und berichtete, wie sein Arbeitskreis mit dem Programm GenPlusWin Ortsfamilienbücher erstellt, die anschließend kostenlos als Online-OFBs im Internet publiziert sind.
Dr. Holger Zierdt stellte ein Projekt der Gesellschaft für Familienforschung in Kurhessen und Waldeck vor. Die Gesellschaft erfasst die Trauregister aus Kurhessen und Waldeck. Dieses Erfassungsprojekt stellt ein Konzept für überregionale Erfassung genealogischer Basisdaten dar. Für eine sehr große Region werden – ähnlich wie in Schuberts Trauregistern – wichtige genealogische Basisdaten umfassend erschlossen und als Buchreihe publiziert.
Gratwanderung für die Vereine
Zum Abschluss der Tagung diskutierten die Teilnehmer am Runden Tisch, ob und wie Archive und Vereine die Gratwanderung zwischen Gemeinnützigkeit und Kommerz bewältigen können. Es gab einen breiten Konsens, dass
- Archive und Vereine noch intensiver ins Gespräch kommen müssen;
- Archive und Familienforscher in gemeinsamen Projekten voneinander profitieren können;
- die Vereine auch untereinander mehr kommunizieren müssen;
- die vielen weiteren Ideen in Folgegesprächen ausgebaut werden sollen.
(Klaus-Peter Wessel)
Neues von der AMF
Am 28.04.2007 hat die Mitgliederversammlung der AMF beschlossen, den Mitgliedsbeitrag für ihre ca. 900 Mitglieder ab 2008 von 40,- EUR auf 35,- EUR pro Jahr zu senken. Der Beitrag für Mitglieder außerhalb der EURO-Zone sinkt von 50,- EUR auf 45,- EUR pro Jahr. Möglich wurde dieses durch Einsparungen bei der Herstellung der Vereinszeitschrift. Diese erscheint seit dem Jahresanfang unter dem neuen Titel "Zeitschrift für mitteldeutsche Familiengeschichte" (ZMFG) im Eigenverlag der AMF. Als Schriftleiter konnte Dr. Peter Bahl gewonnen werden. Die Zeitschrift erscheint 4 x pro Jahr und kann zum Preis von 30,- EUR pro Jahr abonniert werden. Alle zwei Jahre gibt es für den Doppeljahresband ein Namens- und Ortsregister, das im Abopreis enthalten ist.
Beitrittserklärungen finden Sie auf der Homepage der AMF http://www.amf-verein.de. Mit einem Beitritt unterstützen Sie die AMF bei ihren vielfältigen Aktivitäten rund um die mitteldeutsche Familienforschung (Vermittlung von Forscherkontakten u.a. durch Betreiben von Mailinglisten und Arbeitskreisen, Unterhaltung eines Archivs in Leipzig, Herausgabe von Publikationen zum Forschungsgebiet (Schriftenreihe, Ortsfamilienbücher, Zeitschrift). Die AMF ist als gemeinnützig anerkannt. Mitgliedsbeitrag und Spenden sind steuerlich abzugsfähig.
Abonnements der Zeitschrift können bei der Geschäftsstelle der AMF bestellt
werden:
Geschäftstelle der AMF e.V., Berliner Str. 31a, 47533 Kleve,
E-Mail: geschaeftsstelle@amf-verein.de, FAX: 02821-45263
Eine Übersicht über die lieferbaren Titel (inkl. Bestellmöglichkeit) findet man im Internet unter: http://www.amf-versand.de
(Günther Unger)