Bicker (Familienname): Unterschied zwischen den Versionen

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In einem Bericht über die niederhessische Adelsfamilie Hund aus Kirchberg  werden drei Mittelsmänner eines Johann Hund erwähnt. Darunter ist ein Gottfridt Bicker, Salpetersieder aus Kirchberg. Im benachbarten Dorla gibt es noch heute ein Bick-Mühle.
In einem Bericht über die niederhessische Adelsfamilie Hund aus Kirchberg  werden drei Mittelsmänner eines Johann Hund erwähnt. Darunter ist ein Gottfridt Bicker, Salpetersieder aus Kirchberg. Im benachbarten Dorla gibt es noch heute ein Bick-Mühle.


==Berühmte Namensträger==
== Bekannte Namensträger ==


==Sonstige Personen==
==Sonstige Personen==

Version vom 24. Mai 2007, 17:11 Uhr

Bicker (Familienname)

Herkunft und Bedeutung

Eine allgemeingültige Interpretation des Namens Bicker und damit der von ihm abgeleiteten Schreibformen Bieker bzw. Biecker (aber auch Biker, Bikker, Bieger etc.) dürfte nicht möglich sein. Die meines Erachtens plausibelste Erklärung für die Herkunft dieses Namens leitet ihn aus dem althochdeutschen „pichan“ bzw. dem mittelhochdeutschen „bicken“ ab, welches sowohl „hauen“ als auch „stechen“ bedeuten kann. Auch die mit Bicker zusammengesetzten Namen wie Aalbicker (Aale werden gestochen), Nußbicker (Nußhauer) oder Steinbicker (Steinhauer) lassen diesen Deutungsansatz zu.

Bicker als Beiname

Nach E. Weise soll Bicker - wohl im Sinne von „stechen“ ausgehend - im mittelalterlichen Waffenhandwerk ein ehrender Beiname gewesen sein. Aus dem Bremer Rittergeschlecht von Luneberg hat sich so gegen Ende des 14. Jahrhunderts eine Linie mit dem Namen Bicker von Luneberg abgetrennt, die auch als Bicker von Bockhorst (1328), Bicker von Elme (1349) und Bicker von Borneborch (1367) aufgetreten sind. Schließlich verdrängte der Beiname Bicker den älteren Geschlechternamen von Luneberg und seit der Mitte des 15. Jahrhunderts ist dann das Richteramt in der Beverstedter Börde im erblichen Besitz der Bicker (von Luneberg).

Die Deutung des Namens Bicker als einen militärischen Beinamen mag im Fall der Bicker von Luneburg vielleicht zutreffen, es scheint mir aber nicht möglich zu sein diese Namensdeutung zu verallgemeinern. Ausgehend von ihrer zumeist bäuerlichen Herkunft dürften die meisten Träger des Namens Bicker wohl kaum in der Lage gewesen sein sich einen militärischen Beinamen zu erwerben, oder zumindest als „Soldat“ die Bezeichnung Bicker - die dann wohl weniger als Berufs- denn als Tätigkeitsname (Bicker - Pikenier) zu deuten wäre - zu erlangen.

Andererseits lassen sich viele der im norddeutschen Raum auftretenden Bicker eindeutig auf abgespaltene und verbürgerlichte Nebenlinien dieser Bicker von Luneberg zurückführen.

Bicker als Herkunftsname

Für eine Interpreteation des Namens Bicker als Herkunftsname bieten sich die folgenden Orte an:

• BICKER - in der Grafschaft Lincoln, England

• BICKEN - bei Herborn, Hessen

• BICKERN - bei Bochum, seit 1897 Wanne

Der Ort Bicker in der Grafschaft Lincoln in England dürfte wohl kaum ernsthaft in Frage kommen um den Namen in Deutschland zu erklären, im Gegensatz zu den zahlreichen Vertretern dieses Namens in England.

Die von Allmann angegebene Deutung des Namens Bicker als Herkunftsname vom Ort Bicken bei Herborn könnte zwar die regionalen Vorkommen des Namens in Oberhessen und im Sauerland erklären, aber vor dem Hintergrund der eher periphären Lage Bickens zum Verbreitungsgebiet im westfälischen und nordeutschen Raum befriedigt dieser Deutungsansatz nicht! Eine Namensentstehung über "von Bicken" (1590) zu Bicker (1621), wie sie Allmann angibt, erscheint mir wegen der zu dieser Zeit in Marburg bereits weitgehend abgeschlossenen Namensbildung zweifelhaft, insbesondere da der von ihr genannte „Handwerker“ Bicker wohl mit dem aus Niederaula stammenden und 1621 in Marburg eingebürgerten Zimmermann Henrich Bickert identisch sein dürfte.

Andere Herkunftsorte, z.B. Bickenbach im Hunsrück oder im Odenwald, wenngleich beide in der Nähe zu sehr frühen Nennungen des Namens Bicker liegen, dürften ebenso wie die Gemeinde Bickern (ab 1897 Wanne) bei Bochum wohl zu anderen Herkunftsnamen geführt haben.

Bicker als Berufsname

Interpretiert man den Namen Bicker als Berufsname, abgeleitet aus dem mittelhochdeutschen "bicken", ergeben sich zwei Deutungsmöglichkeiten, nämlich:

• im Sinne von "stechen" oder

• im Sinne von "hauen"

Bezüglich der Bedeutung im Sinne von "stechen" ist z.B. der zusammengesetzte Name Aalbicker (s.o.) selbstredend. Ebenso der Immenbicker, der die Waben aus dem Bienenkorb herausstach. Eine weitere Möglichkeit den Namen Bicker als Berufsnamen in der Bedeutung von stechen zu inter-pretieren bietet sich in Verbindung mit der Pike an. Die Pike (aus dem frz. "piquer" - stechen) löste in der Mitte des 15.Jh. die Hellebarde als Hauptstoßwaffe der Fußtruppen ab. Der Name Bicker könnte dann jemanden bezeichnen, der eine Pike besaß, oder als Soldat ("Pikenier") mit einer Pike bewaffnet war. In diesem Sinne sei auch auf den spanischen "Pikador" (berittener Stierkämpfer mit Lanze) verwiesen.

Ein Indiz für die Entstehung des Familiennamens Bicker aus dem mittelhochdeutschen „bicken“ in der Bedeutung von „hauen“ dürfte im Siegel des Gießener Rentmeisters Hermann Bickerich (+18.9.1493) zu sehen sein. Dieses zeigt „... unter einer schräggelegten Haue (Bicke) einen Sechsberg, auf dessen Spitze die Haue gerichtet ist“. Unter der Bicke versteht man „... eine spitze Haue [Spitzhacke] zur Boden- und Steinbearbeitung“. In diesem Zusammenhang sei auch auf den noch heute gebräuchlichen Pickel hingewiesen. Demgemäß würde der Name Bicker einen mit der Bicke arbeitenden Menschen bezeichnen und wäre als Berufsname zu interpretieren, wobei das genauere Berufsbild des "Bicker" noch offen ist. Die im Vergleich mit anderen Berufsnamen relativ geringe und überwiegend auf den nord- und westdeutschen Raum sich erstreckende Verbreitung läßt eine „bäuerliche“ Bodenbearbeitung mit der Bicke als Berufsbild unwahrscheinlich erscheinen. Vor dem Hintergrund der frühen Bickervorkommen im Lipper Bergland, dem Sauerland sowie dem oberhessischen Raum (Vogelsberg) scheint mir die Verwendung der Bicke zur Steinbearbeitung ein interessanter Aspekt zu sein. Diesen kann man vielleicht dahingehend auslegen kann, daß der Name Bicker eine Art „bergmännischen“ Beruf bezeichnete. Schiffe müssen nach mehreren Fahrten von Muscheln und Seesternen befreit werden. Das Entfernen der Muscheln durch den Bikker heißt im Niederländischen abbikken.

Bicker als patronymischer Name

Ausgehend von der Namensendung -er könnte der Name Bicker auch als eine patronymische Namensbildung auf den Namen Bick interpretiert werden. Er stünde dann in einer Reihe mit den patronymischen Namen "Bicking" oder "Bickerich". Andererseits ist auch eine Namensverkürzung, z.B. von Bickerich auf Bicker belegt

Varianten des Namens

Bieker, Biecker, Biker, Bikker, (?)Bieger

In USA auch: Beaker.

Ebenso zusammengesetzte Formen wie: Aalbicker, Nußbicker, Steinbicker.

Geographische Verteilung

Verbreitungsgebiete vor 1600 Vor 1600 lassen sich in Deutschland folgende Hauptverbreitungsgebiete des Namens Bicker feststellen:

• in Norddeutschland zwischen Bremen und Lübeck,

• in Ostwestfalen rund um das Lipper Bergland,

• im Rheinland,

• im Hochsauerland und im angrenzenden Waldeck,

• im Südsauerland rund um Drolshagen und Olpe sowie

• in Oberhessen von der Wetterau bis zum Marburger Land.

Daneben erscheint der Name Bicker noch in einer Reihe lokaler Gebiete, so in Thüringen und Württemberg. Ferner sei hier auch noch auf die nachfolgenden frühen Zufallsfunde verwiesen. So werden in der ersten Hälfte des 15.Jahrhunderts in der Erfurter Matrikel zwei Bicker genannt, nämlich 1409 „Johannes Henricus dictus Bicker de Iutia“ sowie 1451 „Jacobus de Bicker“.

Der Name Bicker findet sich nicht nur in Deutschland sondern auch auch in England , insbesondere aber in den Niederlanden (Amsterdam). Nähere Auskunft über diese Bicker, die sich über ganz Holland (und wohl auch dessen Kolonien) ausgebreitet haben, müßten sich aus dem Familienarchiv "Bicker van Zwieten" im „Algeemen Rijksarchief“ am Hof von Holland zu Den Haag ermitteln lassen.


Die norddeutschen Bicker

Auf Vertreter dieser Bicker trift man vor allem in den Veröffentlichungen der Norddeutschen - und Niedersächsischen Familienkunde. Viele der norddeutschen Bicker dürften ihren Ausgang von den bereits im 13. Jahrhundert, allerdings unter z.T. noch anderen Geschlechternamen, auftretenden späteren Bicker von Luneberg nehmen.

Wappen der Bicker von Luneberg

Mushard schreibt 1720 über diese Bicker von Luneberg: "Das hochadliche herkommen dieser nunmehro ausgestorbenen Familie ist von undencklichen Jahren her sehr rühmlich und ihre Macht sehr groß gewesen. Ihr Erb-Sitz war das alte feste Schloß Lunebergen nicht weit dem Goeste-Fluß im damahligen Ertz-Stifft Bremen gelegen / wovon hoch die Burgstelle zu sehen. Wobey Sie das Cämmerer-Amdt vom Ertz-Stiffte erblich gehabt / und daher eine eigene Curiam in der Stadt Bremen gleich den Herren von Dumünde / von Issendorf und anderen. In der ganzen Börde Beverstede sind diese Herren gewesen Erb-Richter zu Halse und zu Haupte in aller Form / wie es nun ihre Nachkommen und Erben die Herren Burgmänner zu Lunebergen besitzen. Auch haben Sie in Friesland durch heyrathen grosse Güther bekommen von den Adelichen Geschlechtern deren von Inhusen und Knipens ohne ihren grossen Erb-Gütern / welche Sie in diesem Lande gehabt und besessen haben."


Das nebenstehende Wappen dieser Bicker von Luneberg erscheint u.a. 1620 in der Nikolaikirche zu Rinteln und 1697 auf dem Fensterbild des Tade Bicker aus Bremen. Es wird heute von den „aus Lübeck/Bremen“ stammenden Bicker geführt.

Neben dem oben aufgeführten Beispiel des Tade Bicker zeigt auch die Geschichte des Buxtehuder Bürgemeisters Segebad Bicker , daß sich viele „verbürgerlichte“ Zweige von dieser Familie abgespalten haben. So findet sich in den Buxtehuder Kirchenbüchern, die 100 Jahre nach dem Hexenprozeß beginnen, noch immer der Name Bicker.

Die Bicker in Ostwestfalen und im Lipper Bergland

Die Bicker in Ostwestfalen scheinen aus dem Lipper Bergland zu stammen. In Retzen (bei Schötmar) wird der Name bereits seit dem Ende des 15. Jahrhunderts genannt, während sich die Bicker aus Hameln bis zur Mitte des 17.Jahrhunderts nach Schwalenberg zurückverfolgen lassen, wo zu dieser Zeit ein Paul Bicker(t) und ein Hans Heinrich Bicker(t) lebten. Es dürfte naheliegen, daß Angehörige dieser Bicker mit der Zeit in die umliegenden Orte ihrer Heimat gewandert sind, so daß z.B. die Bicker in Bad Salzuflen, Herford oder auch Rinteln auf die Bicker aus Retzen bzw. Schwalenberg zurückzuführen sein könnten.

Die Bicker im Rheinland

Graf Heinrich von Sponheim und seine Frau Kunigunde belehnen am 09.08.1290 Konrad, Schultheiß zu Boppard, mit den Weingärten in der Mark des Dorfes Osterspai, die sie im Tausch von Heinrich Herrn von Isenburg erworben und besessen hatten. Diese Weingärten werden mit ihren Besitzern aufgezählt, u.a. auch: „...die Weingärten im Grunde haben Bicker und seine Erben...“. Dies ist, abgesehen von dem Bremer Adelsgeschlecht, die älteste mir bekannte Nennung des Namens Bicker in Deutschland.

1528 erhält im benachbarten St. Goar der "Pfaffe Conrad Bicker" von dem katzenelnbogischen Zollschreiber "6 fl. Dotation von einer fruemesse" ausgezahlt.

Rheinaufwärts im Großraum Köln werden ebenfalls eine Reihe von Bicker genannt, wobei nicht geklärt ist ob in den Kölner Akten evtl. „Sauerländer“ Bicker anzutreffen sind.

Die Bicker im Hochsauerland und angrenzenden Waldeck

In der Gegend zwischen Brilon und Marsberg findet sich der Name Bicker ebenfalls schon sehr früh in einer größeren Anzahl und regionalen Streuung. Die ältesten Erwähnungen gehen zurück nach Marsberg (1615), Brilon und Heddinghausen (1660). Auch im benachbarten waldeckschen Diemelstadt/Rhoden (1642) und Arolsen ist der Name seit dem 17.Jh. nachweisbar. Wanderungen von westphälischen Orten ins waldecksche sind für Heddinghausen-Massenhausen nachweisbar und dürften auch für andere Orte (Vasbeck, Helsen) nicht ausgeschlossen werden.

Bei Brilon liegt ein zweiter Schwerpunkt der Bicker-Vorkommen im Hochsauerland, wobei hier heute die Schreibweise Bieker dominiert. Interessant hieran ist, daß es vom benachbarten Ort Rösenbeck im 19.Jh. eine Heirat zu den Bieker in Neustadt/Hessen gibt! Eine Beziehung zwischen den Bieker in beiden Gegenden ist jedoch äußerst fraglich.

Die Bieker im Südsauerland rund um Drolshagen

Die größte Anzahl an historischen Vorkommen des Namens Bieker findet sich im Gebiet des Ebbegebirges zwischen Meinerzhagen und Olpe, sowie im südlichen Sauerland.

Die Vielzahl an frühen Bicker-Vorkommen in diesem Gebiet läßt auf eine bereits langjährige Anwesenheit des Namens in diesem Gebiet schließen. Bereits im 14. Jh. lassen sich in Attendorn und Leinschede Namen nachweisen, die evtl. als Vorläufer des Namens Bicker angesehen werden können. In Leinschede erscheinen gegen Ende des 13. Jh. zwei Brüder de Bikehem als Hofbesitzer und Lehnsleute des Grafen v. Arnsberg, und in Attendorn kann eine Ratsherrenfamilie de Beck zwischen 1300 und 1350 nachgewiesen werden. Diese Kaufleute besaßen u.a. ein Recht auf freie Wollausfuhr aus England (-> Bicker ?) sowie einen Freibrief des Königs von England. Nach 1350 wird in Attendorn ein Familie van der Beyke genannt.

Zu den Bieker aus dem südlichen Sauerland zählen u.a. auch die "Bieker aus Dirkingen" zu denen das nebenstehende Wappen gehört (Dt. Wappenrolle, Bd. 51, Nr. 8922/88). Es wurde von Michael Bieker, Landwirt in Drolshagen-Lüdespert 1988 neu angenommen für sich und die Nachkommen des Stammvaters Hubert Bieker (* ca. 1630 Husten - + Dirkingen vor 1707) soweit sie noch den Familiennamen des Wappenstifters führen.


Frühe Bicker in Hessen

Die wohl früheste Erwähnung des Namens Bicker in Hessen erscheint im katzenelnbogischen Landsteuerregister der Obergrafschaft Darmstadt aus dem Jahre 1408 über die Erhebung des zehnten Pfennigs. Darin wird unter den "Ußlude gen Lychtenberg horen" [Lichtenberg bei Fränkisch Crumbach ?] ein "Claß Byecke" mit einem Steuerbetrag von einem Gulden erwähnt. In den Landschreibereirechnungen des Kellers der Obergrafschaft Darmstadt zu (Groß-Gerau) Dornberg von 1454 erscheint ein „Henchin Byecker“ in Verbindung mit einem „Recept umbe vorkaufft Pferde“. Im Gegensatz zu den nachfolgenden Personen (aus Biebesheim und Reinheim!) ist für diesen Henchin keine Herkunftsangabe angegeben, so daß über einen Zusammenhang von Claß Byecke und Henchin Byecker nur spekuliert werden kann. Da dieser Pferdeverkauf vom Dornberger Keller registriert wurde, könnte sich die fehlende Ortsangabe bei Henchen Byecker auch dadurch erklären, daß dieser ebenfalls aus Gerau kam, weshalb er dem Keller bekannt war und dieser für die Identifikation des Henchen keine nähere Ortsangabe benötigte. Dies unterstellend könnte in dem Henchen Byecker der Vater (oder ein Verwandter) jenes Wundarztes Klaus (Claß!) Bicker aus Gerau sein, welcher zwischen 1489 und 1514 im landgräflichen Dienst erscheint und u.a. Landgraf Wilhelm II 1504 bei der Pfälzer Fehde auf dem Zug nach Kaub begleitete. In den 1556 beginnenden Kirchenbüchern von (Groß-)Gerau findet sich jedenfalls kein Eintrag unter dem Namen Biecker/Bicker. Die Familie muß entweder erloschen oder fortgezogen sein.

Neben den oben aufgeführten südhessischen Bicker erscheinen mit der Zunahme archivalischer Quellen nahezu zeitgleich in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts auch in Oberhessen mehrere Bicker, so in Wetter (1460), um Wirberg (1470) sowie in Niederkleen bei Gießen (1491). Im 16.Jahrhundert erscheinen dann im Marburger Land mehrere Bicker, so in Amöneburg (1529), Treysa (1542), Alsfeld/Ruhlkirchen (1544) sowie in der vorderen Wetterau (Eckartsborn 1568 - Friedberg 1585), aber auch in Homberg/Ohm (1587) und mit Beginn des 17.Jahrhunderts findet sich der Name Bicker auch im Amt Homberg/Efze (1619).

Die älteste oberhessische Erwähnung des Namens Bicker findet sich im Rechnungsbuch der Vierher-ren des Stifts Wetter (1444-1487). Dort erscheint im Jahre 1460 zweimal ein Heinz Bicker im Zu-sammemhang mit Ausgaben, die dem Stift beim Bau oder Umbau eines Hauses ("Recept [a] racione structure domus ... Item exposita ex parte structure" ...) entstanden sind, wobei er ohne nähere Angaben jeweils "4 ½ t" [Tournos] erhält.

Im Pachtbuch des Kloster Wirbergs erscheinen um 1470 ein Henne Bicker aus Winderode als Pächter eines Gutes zu Winderode sowie wohl 1481 ein Konz Bicker zu Reinhardshain, welcher zuvor vermutlich das „Boddingut“ zu Bollnbach innehatte. Aus der Tatsache, daß Winderod, Reinhardshain und Bollnbach die nur 2 bis 3 km auseinander liegenden Dörfer in unmittelbarer Nachbarschaft des Klosters Wirberg sind und dem nahezu zeitgleichen Auftreten dieser beiden Bicker dürfte eine verwandtschaftliche Beziehung zwischen ihnen nicht abwegig sein. Während über Henne Bicker keine weiteren Informationen vorliegen, erscheint Konz Bicker noch zweimal urkundlich, so daß wir über ihn relativ gut informiert sind. Er war mit einer Grete verheiratet und verkauft mit ihr in Grünberg im Jahre 1504 nicht näher spezifizierte Rechte für 150 Taler Frankfurter Währung. Im Jahre 1518 übernimmt Henne Bicker das Gut seines Vaters Konz, welcher in dieser Urkunde als verstorben bezeichnet wird und am 23.04.1532 leiht Henne Bicker zu Reinhardshain die Schapbuschwiese für 2 Gulden sowie zwei weitere Wiesen zu Landsiedelrechten für einen halben Gulden Zins. Am 6.6.1528 wird einem Wigel (Wyln) Bicker zu Reinhardshain, welcher sicherlich ein Verwandter des Henne sein dürfte, ebendort ein Wiesenpläckchen zu Landsiedelrechten geliehen. Mit ziemlicher Sicherheit dürften die Bicker in Lehnheim zu den "Wirberger Bicker" gezählt werden. Die älteste Nennung bezieht sich auf Heintz Bicker, der im Alsfelder Salbuch (Amt Grünberg) von 1591 erwähnt wird. Ein Nachkomme von Heinz Bicker dürfte wohl jener Cloß Bicker sein, der im Jahre 1640 seinen erlittenen Kriegsschaden mit 60 Reichstalern angibt, was in der Mitte der Lehnheimer Schadenshöhen liegt, z.T. aber deutlich über den niedrigeren.

Um 1491 wird in Laubach ein Hermann Bicker erwähnt. In einer Schatzung der Stadt Laubach aus dem Jahre 1623 wird dort kein Bicker mehr genannt.

In Niederkleen bei Gießen tritt 1494 in den dortigen Dienstgeldverzeichnissen ein Henß Hentz Bicker auf. In der Türkensteuerliste der Jahre 1547/48 werden jeweils ein Adam Bicker und ein Theis Bicker genannt, welche - da als arm bezeichnet - jeweils nur einen Batzen Steuer zahlen. In der Leibeigenhühnerabgabe des Jahres 1629 erscheint wieder ein Adam Bicker, während die in der Schadensstatistik von 1640 genannten Tobias Bicker (18 Reichstaler Schaden) und Jakob Bicker (17 Reichstaler Schaden) evtl. als seine Söhne angesehen werden können.

Von besonderem Interesse für die Herkunftsfrage der Bicker dürfte sicherlich sein, daß es in Bicken selbst Bicker gab! So erwerben ein Contz Bicker („Contzgin Bicknern“) und dessen Sohn Hennchen im Jahre 1515 von den Brüdern Philipp und Ebert von Bicken deren Hälfte an dem Hof der von Bicken in Bicken! In der Türkensteuerliste für Bicken des Jahres 1532 erscheinen ein „Hansgin“ (Hennchen) Bicker, ein Conrat Bickner und eine Bickerhenchin. Im evangelischen Taufbuch von Bicken erscheint 1578 und 1581 jeweils ein Chinraden Bick(en)er als Taufpate. 1643 und 1645 läßt ein Geörg (Jörg) Bicker - wohl aus Offenbach einem Nachbarort Bickens - zwei Töchter taufen und erscheint selbst mehrmals als Taufpate. Geörg stirbt 1651 und war mit einer Barbara verheiratet.

Im Stammbuch des Superintendenten Johannes Vietor (1574-1628) aus Alsfeld findet sich unter dem 12.05.1603 der Eintrag eines Johannes Bicker. Dieser wurde am 09.09.1577 in Treysa getauft, wird 1593 in der Marburger Matrikel aufgeführt und hat 1608 in Gießen promoviert. Als seine Eltern werden ein Hans Bicker und eine Catharina Kempf (oo Ende 1575) und als sein Großvater ein Brauer Heinz Bücker angegeben, welcher in Treysa seit 1542 (Hausmusterung) nach-weisbar ist. Ein anderer Sohn des Heinz Bicker ist der Pfarrer Conrad Bicker zu Nieder-Brombach in der Pfalz (+ vor 25.03.1605). Eventuell ist er der "Stammvater" der Pfälzer Bicker.

Unter dem 02.12.1544 findet sich in den Bürgeraufnahmeverzeichnissen der Stadt Alsfeld der Eintrag eines Jacob Bicker aus Ruhlkirchen . Im Salbuch der Stadt Alsfeld finden sich 1574 ein Jacob Bicker und ein Ludwig Bicker, wobei letzterer in einem Haus unterhalb des Marktplatzes wohnte.

In den Neustädter Kellereirechnungen von 1605 findet sich ein Eintrag nach dem in diesem Jahre "Cunz Biekers Eidam und dochter" von Merzhausen stammend, auf den Heidenhof bei Ruhlkirchen gezogen sind. Es muß also um 1600 einen Cunz Bieker in Merzhausen gegeben haben; ob er in Verbindung mit jenen Bicker aus Treysa oder Alsfeld Ruhlkirchen steht, darüber kann nur spekuliert werden, ebenso wie über die Herkunft jenes Johann Bicker, der 1622 in Eudorf bei Alsfeld genannt wird. Zu diesem Kreis "Alsfelder Bicker" könnten eventuell auch die Bicker/Bickert in Ober-Breidenbach zählen.

In der vorderen Wetterau erscheint der Name Bicker ebenfalls gehäuft. So geht aus einem Schweine-register in den Akten der Grafen von Dietz aus dem Jahre 1568 hervor, daß zu jener Zeit die Witwe eines Hans Bicker sowie ein Lips Bicker (Sohn des + Hans ?) in Eckartsborn als Einwohner aufgeführt werden und jeweils zwei Schweine besitzen. Im nahegelegenen Ranstadt erscheint in den Bürgermeisterrechnungen von 1592 "die Bickerin". Im Kirchenbuch von Stadt und Burg Friedberg finden sich ab 1586 Bicker. Im zu Isenburg-Wächtersbach gehörigen Bönstadt erscheint zwischen 1616 und 1636 ein Anton Bicker von ebendort als Lehrer an der dortigen Schule. In Reichelsheim in der Wetterau gibt 1640 ein Johann Ebert Bicker seinen erlittenen Kriegsschaden mit 6 Reichstalern an - einem eher kleinen Betrag. Es erscheint mir zweifelhaft diese Einzelfunde, trotz ihrer räumlichen Nähe zueinander, als Gesamtheit zu interpretieren. Sie zeigen aber eine gewisse Verbreitung des Namens Bicker in der Wetterau / Mittelhessen.

Im Saalbuch von Homberg an der Ohm findet sich 1587 "Die Bickerswißn" welche zum dortigen landgräflichen "Bainhaus" gehörte, während sich in der gleichzeitigen Bürgerliste kein „Bicker“ (mehr) findet. Davon ausgehend, daß diese Wiese ihren Namen von ihrem letzten bzw. langjährigen Besitzer oder Roder erhalten hat, müßte man von der Existenz eines Bicker bzw. einer Familie Bicker in Homberg an der Ohm ausgehen.

In der Musterungsliste des Amtes Homberg/Efze aus dem Jahre 1553 erscheint kein Bicker. Der erste Bicker dürfte also in den Jahren nach 1553 dorthin zugewandert sein. In Frage hierfür käme Hanß Bicker dessen Vermögen im Landrettungssteuerverzeichnis aus dem Jahre 1619 mit 300 Gulden veranschlagt wird und der im hessischen Mannschaftsregister von 1639 nicht mehr erscheint. Johannes Bicker aus Almutshausen, welches neben Leuderode liegt, könnte ein Verwandter von Hanß sein und wird 1619 mit 100 Gulden veranschlagt. Im Jahre 1639 stellt seine Witwe, die ohne Viehbesitz ist, 2 Metzen über Winter aus. Ob "Hermann Bicker", der 1619 unter diesem Namen ebenfalls mit 100 Gulden veranschlagt wird, wirklich ein "Bicker" ist, erscheint zweifelhaft, da er im Mannschaftsregister von 1639 als Hermann Bücker erscheint. Jener hat über Winter vier Metzen ausgestellt und ist ohne Viehbesitz. Der Zweifel wird dadurch bestärkt, daß in der Liste der Einwohner des Kirchspiels Sippershausen aus dem Jahre 1605 nur ein Hermann Bock erscheint.

In einem Bericht über die niederhessische Adelsfamilie Hund aus Kirchberg werden drei Mittelsmänner eines Johann Hund erwähnt. Darunter ist ein Gottfridt Bicker, Salpetersieder aus Kirchberg. Im benachbarten Dorla gibt es noch heute ein Bick-Mühle.

Bekannte Namensträger

Sonstige Personen

Geographische Bezeichnungen

Umgangssprachliche Bezeichnungen

Literaturhinweise

Weblinks