Hamm-Bossendorf/Volksbräuche: Unterschied zwischen den Versionen

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Ein Gästebitter in Westfalen hatte die Aufgabe, die gewünschten Gäste zur Hochzeit einzuladen. Dies war in erster Linie die traditionell festgefügte Nachbarschaft und ebenso die im Kirchspiel wohnende Verwandtschaft mit dem zugehörigen Gesinde.  
Ein Gästebitter in Westfalen hatte die Aufgabe, die gewünschten Gäste zur Hochzeit einzuladen. Dies war in erster Linie die traditionell festgefügte Nachbarschaft und ebenso die im Kirchspiel wohnende Verwandtschaft mit dem zugehörigen Gesinde.  
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===Hochzeit und Kartenspiel===
Wie sagte doch der Gästebitter bei der Überbringung der Einladung:
"Well dat danßen nich met will dohn, <br/>
kann ganz giärn hen karten gaohn." <br/>
Das war in den älteren Zeiten als Kartenspiel "Schafskopp", später auch "Doppelkopp" und dann zunehmend das Skatspiel. Zunächst war das Kartenspiel in allen Varianten eine Männer Domain, ald dann aber das Doppelkoppspiel sich immer mehr durchsetzte und nicht immer genügend Männer zur Verfügung standen, da man dazu 4 Personen spielte, gelang es manchmal auch Frauen dafür zu begeistern. Zur Förderung der Ernsthaftigkeit des Spiels wurde in den 50rt Jahren des 20. Jahrhunderts um 1/10 Pfennig gespielt, in den 70er Jahren war es dann schon 1/4 Pfennig.


===Tanzkurse===
===Tanzkurse===

Version vom 24. Mai 2007, 15:05 Uhr

Volksbräuche

Pingstebruet

Pingstebruet 1957:Einkehr beim Hof Kösters im Feld

Dieser Brauch wurde nach dem 2. Weltkrieg zumindest noch in den Bauerschaften Hamm und Herne gefeiert. Obwohl von der „Pfingtbraut“ die Rede ist, wurde in diesen Bauerschaften der Braut auch ein Bräutigam zur Seite gestellt und Mädchen und Jungen zogen gemeinsam von Haus zu Haus. Dabei wurden Braut und Bräutigam auf einem mit Maien geschmückten und oft mit einem Halbreifen bekränzten Handwagen im Geleitzug durch die Nachbarschaft von Haus zu Haus gezogen um Brautspenden einzusammeln.

Vor jeder Haustür wurde gemeinsam das Liedchen gesungen:

Pingstebruet 1957:Auffahrt der Pingstebrut.

“Pingstebruet is upgestaohn.
Se wull wall giärn nao Bedde goahn.
Een Ei, dat schad öer nich,
Twee Ei`, dat batt öer nich,
Fiefentwintich an een Disk,
dann weeet de Bruet wat sorgen is.
Hebt it noch wat föer de Pingstebrut?
Laot us nich so lage staohn,
wie wüll`t noch ´n Hüsken widder gaohn!

Wurde nicht gleich geöffnet, wurde mehrfach gesungen. Als Dank für die gute Gabe wurde beim Abzug eine Handvoll Grün mit Blüten auf die Türschwelle gestreut. Da auch Eier als Gabe abgegeben wurden, hatten die Kinder auch Körbe mit, welche zur sicheren Aufbewahrung der Eier mit Häckselstroh ausgelegt waren. Erschien die Brautspende zu gering, wurde aus dem Korb eine Handvoll Häckselstroh in die „Gute Stube“ des schlechten Spenders geworfen.

Am Nachmittag wurden dann die gespendeten Gaben auf einer Deele, Tenne oder in einem Schuppen, welcher tags zuvor mit Maien (jungen Birken) und bunten Bändern geschmückt worden war, bei Kuchen und Lomonade verzehrt. Danach gab es Spiel und Spaß bis in die Abendstunden.

Herbstliches Laternenfest

Im Spätherbst wurde in Hamm-Bossendorf in den Nachbarschaften ein Laternenumzug durchgeführt. Zu diesem Zweck höhlten die Kinder eine Rubkel so aus, das nur eine dünne Wand stehen blieb. In diese Wand schnitt man nun ein Gesicht mit Augen, Nase und Mund. Die bearbeitete Runkel wurde mit Draht an einem Stock befestigt und so an einem Abend, wenn es dunkel war, vor sich hergetragen. In der Runkel wurde eine brennende Kerze aufgestellt, so, dass das eingeschnittene Gesicht furchterregend erstrahlte. Beim anschließenden Umzug wurde folgendes Liedchen wiederholt gesungen:

“We will met us Kümmel-Kümmelken gaon,
De mot us `ne Kiärte daon.
Kinnerkes kommt men hiär,
Lange Diärn is de wiär,
Kinnerkes bliew`t men daor,
is jo gaornix van waor!“

Gästebitter

Ein Gästebitter in Westfalen hatte die Aufgabe, die gewünschten Gäste zur Hochzeit einzuladen. Dies war in erster Linie die traditionell festgefügte Nachbarschaft und ebenso die im Kirchspiel wohnende Verwandtschaft mit dem zugehörigen Gesinde.

Hochzeit und Kartenspiel

Wie sagte doch der Gästebitter bei der Überbringung der Einladung:

"Well dat danßen nich met will dohn,
kann ganz giärn hen karten gaohn."

Das war in den älteren Zeiten als Kartenspiel "Schafskopp", später auch "Doppelkopp" und dann zunehmend das Skatspiel. Zunächst war das Kartenspiel in allen Varianten eine Männer Domain, ald dann aber das Doppelkoppspiel sich immer mehr durchsetzte und nicht immer genügend Männer zur Verfügung standen, da man dazu 4 Personen spielte, gelang es manchmal auch Frauen dafür zu begeistern. Zur Förderung der Ernsthaftigkeit des Spiels wurde in den 50rt Jahren des 20. Jahrhunderts um 1/10 Pfennig gespielt, in den 70er Jahren war es dann schon 1/4 Pfennig.

Tanzkurse

Im 20. Jahrhundert tanzte mann bei den Hochzeiten zwar noch Polka und nach der Melodie "Wenn de Vader met de Moder nao` de Hochtieg geith - heijoh - kiek es dao....", aber wer Erfolg bei den jungen Mädchen der Dorfjugend haben wollte, mußte modernere Tänze (beherrschen) erlernt haben. Dies erkannte recht früh im 20. Jahrhundert der Gastwirt Wilhelm Albers und stellt im Saal seiner Gastwirtschaft in Marl Herne ein automatisches Klavier der Marke "Hubfeld" auf, dessen Walzenwerk verschiedene Melodien über einen Münzautomaten lieferte. Die Tänze brachten sich die Mädchen zunächst selber bei, welche dann die mühsam angeeigneten wenigen Tanzschritte den unlustigen Brüdern weitergaben. Das Radio (ein Volksempfänger) erweiterte nach und nach das Angebot. Das Kennenlernern der Geschlechter und Anstandsregeln in der Gesellschaft und in der Öffentlichkeit wurden dann auch in Tanzkursen vermittelt, Voraussetzung noch um 1960: Mindestalter 18 Jahre.

Kegelbahn

Als ein Ort der Kommunikation für Männer, aber auch für "Jünglingsvereine", war um 1900 die Kegelbahn in der Gastwirtschaft Albers zugänglich. Sie befand sich in einem überdachten Holzschuppen hinter dem Hause.