Münsterländische Mundart: Unterschied zwischen den Versionen

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In  Westfalen befinden wir uns im niederdeutschen Sprachraum, die älteren  Sprachstufen sind das altsächsische (8.-12. Jhdt.) und das  mittelniederdeutsche (12.-16. Jhdt.). Der niederdeutsche (vulgo  "plattdeutsche") Sprachraum ist vom (alt-/mittel-)hochdeutschen klar zu  unterscheiden.
In  Westfalen befinden wir uns im niederdeutschen Sprachraum, die älteren  Sprachstufen sind das altsächsische (8.-12. Jhdt.) und das  mittelniederdeutsche (12.-16. Jhdt.). Der niederdeutsche (vulgo  "plattdeutsche") Sprachraum ist vom (alt-/mittel-)hochdeutschen klar zu  unterscheiden.
==Münsterische Mundart==
Julius Kaumanns Dissertation "Entwurf einer Laut- und Flexionslehre der münsterischen Mundart " gewann 1884 den ersten Preis der Akademie zu Münster, die als Aufgabe das Verfassen einer Ortsgrammatik gestellt hatte. Deren erster Teil - die Lautlehre -erschien bereits 1884, die Flexionslehre jedoch blieb fast 130 Jahre unveröffentlicht. Seit 2012 sind beide Teile frei zugänglich. Die LWL-Kommission hat sie im Internet unter ([http://www.lwl.org/LWL/Kultur/komuna/service/online_ressourcen/  Rubrik: Online-Ressourcen]) zum kostenlosen Download bereitgestellt.


==[[Westmünsterländische Mundart]]==
==[[Westmünsterländische Mundart]]==
Die mittelalterliche Sprache ist norddeutsch. Das Westmünsterland liegt mit seiner Mundart im niederfränkisch – westfälischen Grenzraum (Essen – Gronau), welcher Einflüsse von beiden Seiten erfahren hat.
Die mittelalterliche Sprache ist norddeutsch. Das Westmünsterland liegt mit seiner Mundart im niederfränkisch – westfälischen Grenzraum (Essen – Gronau), welcher Einflüsse von beiden Seiten erfahren hat.


Zur Unterscheidung von Sand- und Kleiplatt dient der folgende Merkspruch:
* '''"Up`n Sand scheet`t se met de Koggel nao den Voggel, dat de Stange bewwet, un up`n Klei scheit se met de Kuoggel noe den Vuoggel, da de Stange biewwet"'''


===Schwund des Plattdeutschen===
===Schwund des Plattdeutschen===
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Seit geraumer Zeit zeichnet sich in Norddeutschland ein starker Schwund des Plattdeutschen ab, wenn auch mit gewissen regionalen Unterschieden. Innerhalb des westfälischen Raumes beispielsweise galt das Westmünsterland bisher als relativ konservativ, d.h.  
Seit geraumer Zeit zeichnet sich in Norddeutschland ein starker Schwund des Plattdeutschen ab, wenn auch mit gewissen regionalen Unterschieden. Innerhalb des westfälischen Raumes beispielsweise galt das Westmünsterland bisher als relativ konservativ, d.h.  
als dialektfreundlich. Dennoch haben frühere Untersuchungen bereits einen kontinuierlichen Rückgang in der Beherrschung und im Gebrauch des Plattdeutschen von etwa 30% pro Generation erkennen lassen. Diese Tendenz wird nunmehr durch Ergebnisse einer Befragung im Jahre 2001 unter den Eltern der Viertklässler an den Grundschulen des Kreises Borken bestätigt: Die heutige Kindergeneration erlernt von ihren Eltern kein Plattdeutsch mehr, eine gewisse passive Kompetenz erwerben nur noch die Kinder, deren Eltern bzw. Großeltern im Gespräch untereinander Platt sprechen.
als dialektfreundlich. Dennoch haben frühere Untersuchungen bereits einen kontinuierlichen Rückgang in der Beherrschung und im Gebrauch des Plattdeutschen von etwa 30% pro Generation erkennen lassen. Diese Tendenz wird durch Ergebnisse einer Befragung im Jahre 2001 unter den Eltern der Viertklässler an den Grundschulen des Kreises Borken bestätigt: Die Kindergeneration um 2001 erlernt von ihren Eltern kein Plattdeutsch mehr, eine gewisse passive Kompetenz erwerben nur noch die Kinder, deren Eltern bzw. Großeltern im Gespräch untereinander Platt sprechen.


Im Alltagsleben des Westmünsterlandes konnte man vor 100 Jahren noch davon ausgehen, dass das Hochdeutsche in alltäglichen, familiären Gesprächssituationen fehl am Platze und nur bei offiziellen und formellen Anlässen erwünscht war, und bis zum Zweiten Weltkrieg blieb das so beim größten Teil der Bevölkerung;  der sprachliche Alltagsverkehr verlief auf Plattdeutsch.  
Im Alltagsleben des Westmünsterlandes konnte man um 1900 noch davon ausgehen, dass das Hochdeutsche in alltäglichen, familiären Gesprächssituationen fehl am Platze und nur bei offiziellen und formellen Anlässen erwünscht war, und bis zum Zweiten Weltkrieg blieb das so beim größten Teil der Bevölkerung;  der sprachliche Alltagsverkehr verlief auf Plattdeutsch.  


Heute lassen die sprachlichen Verhältnisse im westlichen Westfalen diese Feststellung längst nicht mehr zu: Zum einen beherrscht nur noch ein kleiner, stets weiter abnehmender Teil der Bevölkerung Plattdeutsch, und zum anderen geht sein Gebrauch auch bei aktiven Sprechern beständig zurück - auch in Alltagsgesprächen wird mehr und mehr Hochdeutsch verwendet. Und da die Eltern der heutigen Viertklässler fast ausschließlich auf Hochdeutsch mit ihren Kindern kommunizieren wollen bzw. können, sieht es inzwischen düster für das Fortbestehen des Plattdeutschen im 21. Jahrhundert aus.
Um das Jahr 2000 lassen die sprachlichen Verhältnisse im westlichen Westfalen diese Feststellung längst nicht mehr zu: Zum einen beherrscht nur noch ein kleiner, stets durch Überalterung weiter abnehmender Teil der Bevölkerung Plattdeutsch, und zum anderen geht sein Gebrauch auch bei aktiven Sprechern beständig zurück - auch in Alltagsgesprächen wird zunehmend mehr Hochdeutsch verwendet. Und da die Eltern der Viertklässler im Jahre 2001 fast ausschließlich auf Hochdeutsch mit ihren Kindern kommunizieren wollen bzw. können, sieht es aus dieser Perspektive düster für das Fortbestehen des Plattdeutschen im 21. Jahrhundert aus.


Daraus ergibt sich die Frage, ob es außer dem heimischen Plattdeutschen auch andere sprachliche Möglichkeiten zum Ausdruck regionaler Identität gibt, und wie es mit den Zukunftsaussichten des Plattdeutschen aussieht: Kann es überleben, und, wenn ja, auf welche Weise und in welcher Form, und was müsste dazu geschehen?
Daraus ergibt sich die Frage, ob es außer dem heimischen Plattdeutschen auch andere sprachliche Möglichkeiten zum Ausdruck regionaler Identität gibt, und wie es mit den Zukunftsaussichten des Plattdeutschen aussieht: Kann es überleben, und, wenn ja, auf welche Weise und in welcher Form, und was müsste dazu geschehen?
Dazu das Buch von Kremer, Ludger u. van Caeneghem, Veerle: '''Dialektschwund im Westmünsterland.'''
===[[Münsterländischer Begriff]]===
* [[:Kategorie:Münsterländischer Begriff|Münsterländische Begriffe]]
===Hörproben===
;[http://www.youtube.com/watch?v=4tE-zMnLcvw|Kleine Hörprobe  des Münsterländer Platt..(Ladbergen)]
;[http://www.youtube.com/watch?v=PCgMmiMyetI|Digitaler Wenker-Atlas (DiWA): Ein paar Sätze in Lippramsdorfer Mundart ...]
;[[Westfälische_Mundart#MundArt_h.C3.B6rbar|MundArt hörbar!]]


==Bibliografie==
==Bibliografie==
===Münsterland===
===Münsterland===
* Born, Walter Kleines Wörterbuch des Münsterländer Platt, Verlag Regensberg, ISBN 3-7923-0444-9
* Born, Walter Kleines Wörterbuch des Münsterländer Platt, Verlag Regensberg, ISBN 3-7923-0444-9
* Born, Walter Kleine Sprachlehre des Münsterländer Platt, Verlag Regensberg, ISBN 3-7923-0426-0  
* Born, Walter Kleine Sprachlehre des Münsterländer Platt, Verl. Regensberg, ISBN 3-7923-0426-0  
* Büld, H. Volk und Sprache im nördlichen Westfalen (1939)
* Büld, H. Volk und Sprache im nördlichen Westfalen (1939)
*Bußmann, B. Die Abrenzung und Einstellung der westfälischen Mundart, in Münsterland 1925
* Bußmann, B. Die Abrenzung und Einstellung der westfälischen Mundart, in Münsterland 1925
* Eggert, B.: Vergleichende Dialektgeographie des Gebietes der Beckumer Berge und der Soester Boerde (Diss. Münster 1921, Manuskr.).
* Kahl,Klaus-Werner  Wörterbuch des Münsterländer Platt, Verlag Asschendorff, (2000), ISBN 3-402-06747-2
* Kahl,Klaus-Werner  Wörterbuch des Münsterländer Platt, Verlag Asschendorff, (2000), ISBN 3-402-06747-2
* Kremer, Ludger u. Van Caeneghem, Veerle Dialektschwund im Westmünsterland. Zum Verlauf des niederdeutsch-hochdeutschen Sprachwechsels im 20. Jahrhundert (Westmünsterland. Quellen und Studien, Band 17), Vreden: Landeskundliches Institut Westmünsterland. ISBN 3-937432-15-9.
* Kremer, Ludger u. Van Caeneghem, Veerle Dialektschwund im Westmünsterland. Zum Verlauf des niederdeutsch-hochdeutschen Sprachwechsels im 20. Jahrhundert (Westmünsterland. Quellen und Studien, Band 17), Vreden: Landeskundliches Institut Westmünsterland. ISBN 3-937432-15-9.
 
===[[Westfälische Mundart]]===
* Nörrenberg, E.: Die Grenzen der westfälischen Mundart. In: Westfäl. Forschungen, 7, 1953-54, 5.114-129
 
===Südwestfälische Mundarten===
Höher, Walter: Wörterbuch südwestfälischer Mundarten in den früheren Landkreisen Altena und Iserlohn, in der alten Grafschaft Limburg, in den Städten Altena, Iserlohn, Lüdenscheid und Menden, im Raum Hagen und in der kurkölnischen Region Balve. - 1997


[[Kategorie:Deutsche Mundart|Münsterländische]]
[[Kategorie:Fürstbistum Münster|Mundart]]
[[Kategorie:Fürstbistum Münster]]
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[[Kategorie:Westfälisch]]
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[[Kategorie:Deutsche Mundart|Münsterländisch]]
[[Kategorie:Münsterländische Mundart]]

Aktuelle Version vom 20. Juli 2023, 10:43 Uhr

Hierarchie
Regional > Deutsche Mundarten > Niederdeutsch > Westfälische Mundart > Münsterländische Mundart

Verbreitungsgebiet der Münsterländischen Mundart

Einleitung

Allgemeine Information

In Westfalen befinden wir uns im niederdeutschen Sprachraum, die älteren Sprachstufen sind das altsächsische (8.-12. Jhdt.) und das mittelniederdeutsche (12.-16. Jhdt.). Der niederdeutsche (vulgo "plattdeutsche") Sprachraum ist vom (alt-/mittel-)hochdeutschen klar zu unterscheiden.

Münsterische Mundart

Julius Kaumanns Dissertation "Entwurf einer Laut- und Flexionslehre der münsterischen Mundart " gewann 1884 den ersten Preis der Akademie zu Münster, die als Aufgabe das Verfassen einer Ortsgrammatik gestellt hatte. Deren erster Teil - die Lautlehre -erschien bereits 1884, die Flexionslehre jedoch blieb fast 130 Jahre unveröffentlicht. Seit 2012 sind beide Teile frei zugänglich. Die LWL-Kommission hat sie im Internet unter (Rubrik: Online-Ressourcen) zum kostenlosen Download bereitgestellt.

Westmünsterländische Mundart

Die mittelalterliche Sprache ist norddeutsch. Das Westmünsterland liegt mit seiner Mundart im niederfränkisch – westfälischen Grenzraum (Essen – Gronau), welcher Einflüsse von beiden Seiten erfahren hat.

Zur Unterscheidung von Sand- und Kleiplatt dient der folgende Merkspruch:

  • "Up`n Sand scheet`t se met de Koggel nao den Voggel, dat de Stange bewwet, un up`n Klei scheit se met de Kuoggel noe den Vuoggel, da de Stange biewwet"

Schwund des Plattdeutschen

"O Jung, nu praot men Platt met mi..."

Seit geraumer Zeit zeichnet sich in Norddeutschland ein starker Schwund des Plattdeutschen ab, wenn auch mit gewissen regionalen Unterschieden. Innerhalb des westfälischen Raumes beispielsweise galt das Westmünsterland bisher als relativ konservativ, d.h. als dialektfreundlich. Dennoch haben frühere Untersuchungen bereits einen kontinuierlichen Rückgang in der Beherrschung und im Gebrauch des Plattdeutschen von etwa 30% pro Generation erkennen lassen. Diese Tendenz wird durch Ergebnisse einer Befragung im Jahre 2001 unter den Eltern der Viertklässler an den Grundschulen des Kreises Borken bestätigt: Die Kindergeneration um 2001 erlernt von ihren Eltern kein Plattdeutsch mehr, eine gewisse passive Kompetenz erwerben nur noch die Kinder, deren Eltern bzw. Großeltern im Gespräch untereinander Platt sprechen.

Im Alltagsleben des Westmünsterlandes konnte man um 1900 noch davon ausgehen, dass das Hochdeutsche in alltäglichen, familiären Gesprächssituationen fehl am Platze und nur bei offiziellen und formellen Anlässen erwünscht war, und bis zum Zweiten Weltkrieg blieb das so beim größten Teil der Bevölkerung; der sprachliche Alltagsverkehr verlief auf Plattdeutsch.

Um das Jahr 2000 lassen die sprachlichen Verhältnisse im westlichen Westfalen diese Feststellung längst nicht mehr zu: Zum einen beherrscht nur noch ein kleiner, stets durch Überalterung weiter abnehmender Teil der Bevölkerung Plattdeutsch, und zum anderen geht sein Gebrauch auch bei aktiven Sprechern beständig zurück - auch in Alltagsgesprächen wird zunehmend mehr Hochdeutsch verwendet. Und da die Eltern der Viertklässler im Jahre 2001 fast ausschließlich auf Hochdeutsch mit ihren Kindern kommunizieren wollen bzw. können, sieht es aus dieser Perspektive düster für das Fortbestehen des Plattdeutschen im 21. Jahrhundert aus.

Daraus ergibt sich die Frage, ob es außer dem heimischen Plattdeutschen auch andere sprachliche Möglichkeiten zum Ausdruck regionaler Identität gibt, und wie es mit den Zukunftsaussichten des Plattdeutschen aussieht: Kann es überleben, und, wenn ja, auf welche Weise und in welcher Form, und was müsste dazu geschehen?

Dazu das Buch von Kremer, Ludger u. van Caeneghem, Veerle: Dialektschwund im Westmünsterland.

Münsterländischer Begriff

Hörproben

Hörprobe des Münsterländer Platt..(Ladbergen)
Wenker-Atlas (DiWA): Ein paar Sätze in Lippramsdorfer Mundart ...
MundArt hörbar!

Bibliografie

Münsterland

  • Born, Walter Kleines Wörterbuch des Münsterländer Platt, Verlag Regensberg, ISBN 3-7923-0444-9
  • Born, Walter Kleine Sprachlehre des Münsterländer Platt, Verl. Regensberg, ISBN 3-7923-0426-0
  • Büld, H. Volk und Sprache im nördlichen Westfalen (1939)
  • Bußmann, B. Die Abrenzung und Einstellung der westfälischen Mundart, in Münsterland 1925
  • Eggert, B.: Vergleichende Dialektgeographie des Gebietes der Beckumer Berge und der Soester Boerde (Diss. Münster 1921, Manuskr.).
  • Kahl,Klaus-Werner Wörterbuch des Münsterländer Platt, Verlag Asschendorff, (2000), ISBN 3-402-06747-2
  • Kremer, Ludger u. Van Caeneghem, Veerle Dialektschwund im Westmünsterland. Zum Verlauf des niederdeutsch-hochdeutschen Sprachwechsels im 20. Jahrhundert (Westmünsterland. Quellen und Studien, Band 17), Vreden: Landeskundliches Institut Westmünsterland. ISBN 3-937432-15-9.

Westfälische Mundart

  • Nörrenberg, E.: Die Grenzen der westfälischen Mundart. In: Westfäl. Forschungen, 7, 1953-54, 5.114-129

Südwestfälische Mundarten

Höher, Walter: Wörterbuch südwestfälischer Mundarten in den früheren Landkreisen Altena und Iserlohn, in der alten Grafschaft Limburg, in den Städten Altena, Iserlohn, Lüdenscheid und Menden, im Raum Hagen und in der kurkölnischen Region Balve. - 1997