Groß Neundorf: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 20. Januar 2023, 10:29 Uhr

Hierarchie
Regional > Ehemalige deutsche Gebiete > Schlesien > Regierungsbezirk Oppeln > Landkreis Neisse > Groß Neundorf

Einleitung

Der Ort Groß Neundorf in der ehemaligen Provinz Schlesien gehörte zum Landkreis Neisse und Regierungsbezirk Oppeln in Oberschlesien. Kreisstadt war die Stadt Neisse. Heute gehört Groß Neundorf zu Polen, polnischer Name: Złotogłowice. Der Ort liegt im Powiat Nyski in der Woiwodschaft Opole.

Allgemeine Information

Vorbemerkung zur Beachtung der Urheberrechte

Quelle (Texte zur allgemeinen Information): Franz-Christian Jarczyk: „Die Dörfer des Kreises Neisse",
3. Auflage 2012, Selbstverlag des Neisser Kultur- und Heimatbundes e.V. Hildesheim
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages handelt es sich um die vollständige und wörtliche Abschrift des Buches.
(Lediglich die Überschriften wurden zur schnellen Orientierung den Textabschnitten vorangestellt.)
Um das Urheberrecht nicht zu verletzen, und den Text nicht zu verfälschen, wird gebeten, weitere Informationen oder Korrekturen erst nach dem gekennzeichneten Ende der Buchabschrift einzustellen.
Der Text des Autors soll inhaltlich nicht verändert werden und klar abgegrenzt bleiben von weiteren Ergänzungen.

Geographische Lage
Groß Neundorf liegt 6 km nordöstlich von Neisse an der Straße über Gräferei-Weizenbert, 193 m über NN. Die nächste Eisenbahnstation ist Neisse (5 km), eine Poststelle war im Ort. Das Dorf liegt in dem fruchtbaren Ackerstreifen zwischen Neiße und Tellnitz. Erhebungen im Groß Neundorfer Hügelland sind nördlich der Hampelberg (220 m) und westlich der Sandberg (212 m). Straßennamen im Dorf sind: Jüttnergasse, Kaantezipfe, Mittelweg, Schweinlagasse (später: Bischofgasse) und Windmühlengasse.

Zur Geschichte
Auf eine frühe Besiedlung der Gegend deuten eine bandkeramische Pflugschar aus der jüngeren Steinzeit und eine durchlochte Steinaxt hin, gefunden in Ortsnähe. Groß Neundorf wird um 1300 als Jacobi villa (=Jakobsdorf; vermutlich nach dem Lokator des Dorfs) erwähnt; um 1309 heißt es bereits Nova villa (= Neudorf). Nach dem Lib. fund. besaß das Dorf 70 kleine Huben, davon hatte die Kirche 2, der Scholze 2 und den Kretscham. Der Ortsname und die hohe Hufenzahl deuten auf eine Gründung durch deutsche Siedler hin. An das nördlich vom Ort gelegene einstige Gut Buchwald, das im Lauf der Jahrhunderte zur Wüstung wurde, erinnert noch der Flurname Buchtelweg. Im 1. Schles. Krieg 1741 hatte das Dorf hohe Lasten durch Requisationen preußischer Truppen zu tragen. Das Dorf wurde häufig von großen Bränden heimgesucht; so wurde im September 1715 „in 2 Stunden die gantze Gemeinde samt allem eingeerndten Getreyde in Asche gelegt“. Für die Zeit zwischen 1791 und 1839 sind 6 Brandkatastrophen überliefert.

Die Gemeinde
Groß Neundorf (Bürgermeister 1935-1942: Bauergutsbesitzer Franz Hoffmann) war Sitz des Amtsbezirks (zuständig auch für Hannsdorf, Riemertsheide und Waltdorf), des Standesamts und des Gendarmeriepostens; ferner befanden sich eine Bereitschaft des Deutschen Roten Kreuz und eine Station der Marienschwestern (gegründet 1917) im Ort.

Schulen
Ein Schulmeiser wird bereits 1625, ein Schulmeisterhaus 1784 erwähnt. Das zweistöckige Schulhaus stammt von 1841. Im Jahr 1925 besuchten 207 Kinder die vierklassige Schule. Unterricht gaben 1925 Hauptlehrer Wilhelm Langer, Lehrer Alfred Buhl (auch 1939), Lehrer Edmund Kopetzky und Lehrerin Elfriede Habicht; 1935: Hauptlehrer Erhard Klehr; 1939: Hauptlehrer Paul Göbel, Lehrer Richard Grabisch.

Die Gemeindeflur ist 1380 ha groß. Flurnamen sind: Aubergstücke, Auweisen, die eingefallenen Berge, Bergwiesen, Buchtelweg, Burgstücke (1604 Borgstücke), Erbelt, Eulenwinkel, Foitseewiese, Gärtel, Gärtnerweidich, Graupeweg, Großstücke, Haine (1604 Hannstücke), Hinterfeld, mittlere Hofeäcker, niedere Hofeäcker, obere Hofeäcker, Hoppwiese, Hummel, Hundestücke, die Insel, der Kanten, Kantenwiese, Kolbesee, Krohlache, Krohwinkel, Marterfleck, Mittelfeld, Mühlgrabenstück, linker und rechter Niederbusch, Niederfeld, Pfarrläde, Pfarrstück, Pferdeweidlich, Pietschelache, Quermessen (1604 Quermiß), Raudewinkel, linker und rechter Schickesand, Schloßwiese, Schmalmützen (1687 Schmalmüß), Schmidtwiese, Schmirgelwiese, linke und rechte Scholzenüberschar, Seigeläde, obern und untern Spitzen, Sperlichsteig, Streitfleck, kleine Stücke, Tellersteppe, Tellerzipfel, Tellnitz, Tonberg, Tonlache, Viehwegstücke, Viereckbusch, kleine Waltdorfer Stücke, Warmwiesen, Warmwiesenberg, Welschstücke (1604 Wellstücke), Ziegelberg, Ziegelstollen, Ziegelwiese.
Die Erbscholtisei (54 ha) war im Besitz der Familie Kinne, ein Bauergut (74 ha) seit 1650 im Besitz der Familie Beier, außerdem gab es im Ort mehrere große Bauernhöfe. Auf der Adalberthöhe, auf dem Ziegelberg östlich von Maria Hilf gelegen, hatte der Neisser Redakteur und Verleger Moritz Wangenfield um 1831 ein Gasthaus mit Sommerwohnungen und einen parkartigen Garten mit vielen seltenen Bäumen und Sträuchern angelegt. Aus finanziellen Gründen wurde die Anlage 1866 vom späteren Besitzer aufgegeben und abgetragen. Im Ort gab es eine Freiwillige Feuerwehr, einen Kirchenchor mit Orchester und je einen Arbeiter-, Krieger-, Meister- und Reiterverein. Auf dem Tonberg fanden Reiterwettkämpfe statt.

Kirchen

  • Eine Urkunde von 1335 nennt die katholische Kirche St. Katharina. 1591 wurde die Kirche mit der Pfarrei St. Jakobus in Neisse vereinigt und von einem Kaplan verwaltet. Lange Zeit war die Kirche Lokalie von St. Jakobus; 1921 wurde sie selbständige Pfarrei. Der Chor der alten Kirche stammte vom Ende des Mittelalters, das Langhaus aus der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts. 1904 wurde das Kirchenschiff abgeborchen und 1905 an den alten Turm eine neue Kirche angefügt. Beim Abbruch gingen das Wandgemälde „Maria mit Gnadenmantel“ über der Sakristeitür und alte Sgrafittomalereien an den Außenwänden verloren. Das Hochaltarbild, das früher im Besitz des Neisser Magdalenerinnenklosters gewesen war, wurde in die neue Kirche übernommen. Eine Glocke mit Barockfries wurde 1773 in Glatz gegossen. Außerhalb des Orts befanden sich zwei Bildstöcke am Niederweg und an Martens Loch. Die Jungkirmes war am 3. Sonntag nach Ostern, die Altkirmes am Sonntag vor Bußtag, das Patronatsfest am Sonntag nach der Altkirmes. Feuergelöbnis war am 7.9. Pfarrer waren 1900-1936 Philipp Bahr (b9s 1921 Administrator), 1937-1943 Alfons Franz, 1944-1945 Heinrich Drähter. Die nächste evangelische Kirche war in Neisse.

Die Anzahl der Einwohner mit Häusern und Haushalten war:

1784: 743 Einwohner, 52 Stellen
1845: 1152 Einwohner (1 ev.), 184 Häuser
1895: 1320 Einwohner (15 ev.), 213 Häuser, 331 Haushalte
1939: 1616 Einwohner, 384 Haushalte (einschl. Weitzenberg)

Im Dorf gab es 1937: 2 Bäcker, 4 Fleischer, 1 Friseur, 2 Gartenbaubetriebe, 3 Gasthöfe, 2 Hebammen, 1 Kies- und Sandwerk, 1 Maschinenfabrik, 1 Sattler, 4 Schmiede, 2 Schneider, 1 Schornsteinfegermeister, 2 Schuhmacher, 3 Stellmacher, 1 Tischler, 1 Bankgeschäft und 1 Elektriziäts-Genossenschaft.

Im Jahre 1935 wohnten im Ort: Groß Neundorf/ Bewohner 1935

Ende der Buchabschrift

Flucht und Vertreibung 1945
Fluchtberichte aus dem Landkreis Neisse: http://genwiki.genealogy.net/Landkreis_Neisse/Fluchtberichte)


Genealogische und historische Quellen

Genealogische Quellen

Kirchenbücher

  • FAMILY SEARCH: Kirchenbücher von Groß Neundorf Kreis Neisse sind in einer örtlichen Forschungsstelle der Mormonen einsehbar. Online kann erkundet werden, welche Jahrgänge zur Verfügung stehen: :https://www.familysearch.org/search/catalog

Adressbücher

Ortsfamilienbuch

  • Liste aller Online Ortsfamilienbücher:
Ortsfamilienbücher unter "OFBs außerhalb der heutigen Bundesrepublik Deutschland": https://online-ofb.de/
Kategorie Ortsfamilienbuch: http://wiki-de.genealogy.net/Kategorie:Ortsfamilienbuch_zu_Schlesien

Denkmäler


Webseiten

Bibliographe


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