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Bei Bernhard Zöpf, Beschreibung des k. Landgerichts Erding, 1856 kann man dazu folgendes nachlesen (S.139 ff.): Der Bau des Stadtkrankenhauses außerhalb des Freisingertors neben dem Fehlbach wurde 1751 vollendet. Nach erneuten Umbauten übergab die Stadt das Gebäude 1846 dem Orden der barmherzigen Schwestern. Nach Zöpf besteht danach bei der Anstalt die Ordnung, dass jeder Familienvater wöchentlich zwischen 3 und 1 Kreuzer bezahlt. Taglöhner entrichten 1 kr., ebenso Dienstboten. Einen etwas höheren Betrag müssen Maurer- und Zimmermeister bezahlen, auch für ihre Arbeiter, nämlich wöchentlich 2 kr. Die Begründung ist, dass "Manche durch Sturz vom Gerüst oder andere Unglücksfälle 7 bis 8 Wochen in der Anstalt verweilen müssen". Nach Bezahlung dieser Beiträge ist der Aufenthalt im Krankenhaus kostenfrei, andernfalls sind für Kost und Wäsche 15 kr., für das Bett 9 kr., für Holz zum Zimmerheizen 6 kr. und für die Bedienung 6 kr. täglich zu entrichten, also insgesamt 36 kr. Dazu kommen noch die Kosten für Medizin, ärztliche und chirurgische Behandlung. | Bei Bernhard Zöpf, Beschreibung des k. Landgerichts Erding, 1856 kann man dazu folgendes nachlesen (S.139 ff.): Der Bau des Stadtkrankenhauses außerhalb des Freisingertors neben dem Fehlbach wurde 1751 vollendet. Nach erneuten Umbauten übergab die Stadt das Gebäude 1846 dem Orden der barmherzigen Schwestern. Nach Zöpf besteht danach bei der Anstalt die Ordnung, dass jeder Familienvater wöchentlich zwischen 3 und 1 Kreuzer bezahlt. Taglöhner entrichten 1 kr., ebenso Dienstboten. Einen etwas höheren Betrag müssen Maurer- und Zimmermeister bezahlen, auch für ihre Arbeiter, nämlich wöchentlich 2 kr. Die Begründung ist, dass "Manche durch Sturz vom Gerüst oder andere Unglücksfälle 7 bis 8 Wochen in der Anstalt verweilen müssen". Nach Bezahlung dieser Beiträge ist der Aufenthalt im Krankenhaus kostenfrei, andernfalls sind für Kost und Wäsche 15 kr., für das Bett 9 kr., für Holz zum Zimmerheizen 6 kr. und für die Bedienung 6 kr. täglich zu entrichten, also insgesamt 36 kr. Dazu kommen noch die Kosten für Medizin, ärztliche und chirurgische Behandlung. | ||
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Aktuelle Version vom 6. September 2022, 03:25 Uhr
Königl. Landgericht Erding 1861/40 Originalkopie des Vertrags für den Übernehmer
Amtssiegel Vier Gulden
No. 40
Uebergabsvertrag ad 2900 fl
Die Hausbesitzerswittwe Maria Seibold von Erding schließt in
Uebereinstimmung ihres Sohnes Kaspar und ihrer Tochter Maria,
welche durch den von derselben gerichtlich bevollmächtigten
Maurermeister Josef Strobl von Erding vertreten ist,
mit ihrem Sohn Korbinian Seibold folgenden Ueber-
gabsvertrag ab.
1.
Korbinian Seibold erhält das ludeigene Anwesen Hs. No. 131 in
Erding mit 4 Tagw. 35 Dezm. Grundstücken, welches mit
40 x 7 hl Bodnzins zur Ablösungskasse belegt ist,
um den rentämtlichen Werthsanschlag zu 2900 fl zum
ausschließenden Eigenthum.
2.
Die Uebernahmssumme wird in folgender Weise ausgewiesen.
Uebernehmer hat die auf dem Anwesen eingetragenen
Hypotheken , insoweit dieselben nicht bezahlt sein sollen,
zu berichtigen im Betrage zu 250 fl.
3.
Die Uebergeberin erhält einen Zehrpfennig von 500 fl |: fünf-
Hundert Gulden :| und zwar 200 fl am Hochzeitstage
des Uebernehmers u. den Rest in jährlichen Fristen
von 25 fl. Ferners hat dieselbe zur Wohnung 2 Zimmer
zu ebener Erde, welche stets im wohnlichen Zustande
unterhalten werden müssen u. wovon insbesondere
_________________________
Zuständig für Verträge waren damals noch die Landgerichte, Notariate wurden mit Gesetz vom 10.11.1861 eingeführt. Frauen mussten anscheinend immer noch vor Gericht durch einen Bevollmächtigten vertreten werden.
Zu1.
„ludeigenen“ bedeutet im alleinigen Eigentum, früher „Allod“-Eigentum, das z.B. einem Bauern selbst gehörte und nicht dem Grundherrn.
Mit der Säkularisation wurde der Staat Grundherr und im Zug der Reform der Behörden wurden die Grundabgaben in Naturalien durch Geldabgaben (Bodenzins) abgelöst, zahlbar an die Ablösungs-kasse bei den Rentämtern. Die Bauern konnten das Obereigentum an Grund und Boden durch den Staat gegen einen wertabhängigen Betrag ablösen und damit das selbständige Eigentum erwerben (Bauernbefreiung). Dieser Vorgang zog sich das ganze 19. Jhdt. hin.
eines mit einem Ofen zu versehen ist. Dieselbe hat
außerdem das zur Beheizung u. Beleuchtung der Wohnung
nöthige Material und nachfolgenden lebenslänglichen
Austrag anzusprechen. Die Kost, wie selbe ihren
Gesundheitsverhältnissen angemessen ist, dann zur
Kleidung jährlich jährlich ein Paar Schuhe, auch ist ihr die Wäsche
zu waschen. Außer der Kost erhält dieselbe auch noch täglich
eine halbe Maß Bier und eine halbe Maß Milch. Sollte die
Uebergeberin vom Anwesen fortziehen, so erhält sie für Wohnung
Beheizung und Beleuchtung jährlich 30 fl |: dreißig Gulden :|
dann statt der Kost mit Einschluß des Naturalgeldes
54 fl |: fünfzigvier Gulden :| indem dieselbe so lange sie
beim Anwesen bleibt auf jedes Quartal einen Gulden erhält.
Nicht minder hat dieselbe in diesem Fall das oben ange-
gebene Quantum Bier nebst der Milch und jährlich
ein Paar Schuhe anzusprechen. So lange die Uebergeberin
beim Anwesen verbleibt ist dieselbe in Erkrankungsfällen
mit ärztlicher Hilfe, Krankenkost, Wart u. Medizin zu versehen.
Der Austrag wird jährlich auf 100 fl angeschlagen.
Bezüglich ihres dereinstigen Rücklasses bestimmt die
Uebergeberin, dass dieselbe unter ihren Kindern
gleichheitlich getheilt werden soll, mit Ausnahme
des Bettes und der Einrichtung der Uebergeberin,
welche die Tochter Maria allein erhalten soll.
___________________________
Maße und Währung:
1 Tagwerk = 0,3407 ha = 3407 m2 = 100 Dezimal
1 Dezimal = 34,07 m2
1 Gulden (fl) = 60 Kreuzer (x) = 240 Pfennig (dn)
1 Kreuzer = 4 Pfennig = 8 Heller (hl)
1 Heller = ½ Pfennig
zu 4.
Nachdem der Vertrag im Oktober 1861 geschlossen wurde, bedeutet “kft. Jr.“ künftigen Jahres, also 1862. Tatsächlich quittiert am 3. Januar 1862 die Maria Seibold, dass sie von ihrem Bruder das ausgemachte Heiratsgut von 500 fl „baar“ erhalten hat und damit der Eintrag im Hypothekenbuch des Landgerichts Erding gelöscht werden kann.
4.
Uebernehmer hat an seine Schwester Maria Seibold bis zum 1. Jänner
kft. Jr. ein Vater- und Muttergut von 500 fl |: fünfhundert
Gulden :| hinauszubezahlen. An seinen Bruder Kaspar Seibold
hat der Uebernehmer gleihfalls ein Elterngut von 500 fl
|: fünfhundert Gulden :| hinauszubezahlen und zwar 50 fl
baar an des Uebernehmers Hochzeitstage. Den Rest
mit 450 fl läßt Kaspar Seibold gegen zweiprocentige
Verzinsung u. vierteljährige Aufkündigung auf dem
Anwesen liegen. So lange Kaspar Seibold von dem Auf-
kündigungsrechte keinen Gebrauch macht, hat derselbe
auf dem Anwesen ein Wohnungsrecht u. verpflichtet sich
der Uebernehmer für denselben die Krankenhausbeiträge
dahier zu bezahlen.
5.
Sowohl der Zehrpfennigsrest der Uebergeberin, als auch deren
Austrag in seinem jährlichen Anschlage u. das Elterngut des
Kaspar Seibold werden hypothekarisch versichert.
6.
Den Rest an der Uebernahmssumme hat sich der Uebernehmer als
Elterngut anzurechnen.
Lt. V.
Maria Seibold, Korbinian Seibold
Strobl
Erding, den 26ten Okt. 1861
Siegel Landgericht Erding
des kgl. Krafft Müller
Landgerichts
In fidem copiae
Landgericht Erding
Krafft
________________________
Interessanterweise wird festgelegt, dass der Übernehmer die Kosten für die Krankenhausbeiträge für Kaspar zu tragen hat. Es gab also schon damals in Erding eine Art Krankenversicherung.
Bei Bernhard Zöpf, Beschreibung des k. Landgerichts Erding, 1856 kann man dazu folgendes nachlesen (S.139 ff.): Der Bau des Stadtkrankenhauses außerhalb des Freisingertors neben dem Fehlbach wurde 1751 vollendet. Nach erneuten Umbauten übergab die Stadt das Gebäude 1846 dem Orden der barmherzigen Schwestern. Nach Zöpf besteht danach bei der Anstalt die Ordnung, dass jeder Familienvater wöchentlich zwischen 3 und 1 Kreuzer bezahlt. Taglöhner entrichten 1 kr., ebenso Dienstboten. Einen etwas höheren Betrag müssen Maurer- und Zimmermeister bezahlen, auch für ihre Arbeiter, nämlich wöchentlich 2 kr. Die Begründung ist, dass "Manche durch Sturz vom Gerüst oder andere Unglücksfälle 7 bis 8 Wochen in der Anstalt verweilen müssen". Nach Bezahlung dieser Beiträge ist der Aufenthalt im Krankenhaus kostenfrei, andernfalls sind für Kost und Wäsche 15 kr., für das Bett 9 kr., für Holz zum Zimmerheizen 6 kr. und für die Bedienung 6 kr. täglich zu entrichten, also insgesamt 36 kr. Dazu kommen noch die Kosten für Medizin, ärztliche und chirurgische Behandlung.