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'''Johann Heinrich Friedrich Günther''' auch ''Friedrich Günther'' (* 6. Dezember 1794 in [[Kelbra]] b. [[Sangerhausen]]; † 18. November 1858 in [[Hannover]]) war ein deutscher [[wikipedia:de:Tierarzt|Tierarzt]] und von 1847 bis 1858 Direktor der [[wikipedia:de:Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover|Tierärztlichen Hochschule Hannover]].  
'''Johann Heinrich Friedrich Günther''' auch ''Friedrich Günther'' (* 6. Dezember 1794 in [[Kelbra]] b. [[Sangerhausen]]; † 18. November 1858 in [[Hannover]]) war ein deutscher [[wikipedia:de:Tierarzt|Tierarzt]] und von 1847 bis 1858 Direktor der [[wikipedia:de:Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover|Tierärztlichen Hochschule Hannover]].  



Version vom 13. April 2022, 20:00 Uhr

Johann Heinrich Friedrich Günther

Johann Heinrich Friedrich Günther auch Friedrich Günther (* 6. Dezember 1794 in Kelbra b. Sangerhausen; † 18. November 1858 in Hannover) war ein deutscher Tierarzt und von 1847 bis 1858 Direktor der Tierärztlichen Hochschule Hannover.

Unter seiner Leitung wurde ein wissenschaftlich fundierter Unterricht eingeführt. Er war der Vater von Prof. Karl Günther.

Leben

Johann Heinrich Friedrich Günter wurde 1794 in Kelbra bei Sangerhausen geboren. Seine Eltern waren der Landswirt, Brauherr und Ratskämmerer Friedrich Günther und Sybille Dorothee Werther.

Beim Eintritt Günthers als Lehrer in die Hannoverische Tierarzneischule befand sich dieselbe auf einem Stand, der an eine akademische Anstalt nicht heranreichte. Für die Schüler war eine bestimmte Vorbildung nicht vorgeschrieben, und der Unterricht dauerte nur 2 Jahre. Die Lehrer hatten zwar gute praktische Kenntnisse, aber nur geringe wissenschaftliche Ausbildung, so daß denselben eine tiefere wissenschaftliche Grundlage fehlte.

Günther selbst konnte dagegen mit einer gründlichen medizinischen und tierärztlichen Ausbildung aufwarten. Nach Absolvierung der Fürstenschule in Rudolstadt studierte er zunächst in Jena Medizin und Botanik und später Tierheilkunde an der Tierarzneischule in Berlin, belegte aber nebenher medizinische Vorlesungen und Übungen an der dortigen Universität.

Nach einer Unterbrechung von 1½ Jahren durch Eintritt in das 2. Leibhusarenregiment als Freiwilliger studierte er 1816-18 erneut Tierheilkunde in Hannover und ließ sich nach Abschluß der Studien in Kelbra als Tierarzt nieder.

1819 wurde er als 3. Lehrer an die Tierarzneischule in Hannover berufen, die er von 1847 bis zu seinem Tode als Direktor leitete.

Günthers Neuerungen in Hannover entsprangen dem Bestreben, das Niveau der Vorbildung der Schüler und des Unterrichtes zu heben. Er verschärfte die Aufnahmeprüfungen so weit, daß der Bildungsstand der Sekundareife der Gymnasien erreicht wurde, und führte neue Disziplinen in den Lehrplan ein (Pharmakognosie, Staatstierheilkunde und Geburtshilfe). Die vorhandenen Unterrichtsgebiete vertiefte er und befruchtete sie durch eigene wissenschaftliche Untersuchungen und Verbesserungen der Unterrichtsmethoden. Er erfand zahlreiche für die Diagnostik und Therapie wichtige Instrumente, die zum Teil heute noch in Gebrauch sind.

Große Bedeutung erlangten seine Untersuchungen über die Durchschneidung der Sehnen und Muskeln unter der Haut, die Zahnkrankheiten und seine Studien über die Speichelfistel, die Fremdkörperpneumonie, das Fieber, die Schafpocken und über die Bekömmlichkeit der Lupine.[1]

Er entwickelte bis zu seinem frühen Tod am 18. November 1858 auch einige neuartige Instrumente der Chirurgie und gab Lehrbücher heraus.[2] Trotz seiner Pionierarbeit und seiner Verdienste um den Aufstieg der Tierarzneischule in Hannover, seiner Beispielwirkung in Deutschland und seines daraus resultierenden internationalen Rufes verweigerte ihm die Regierung des Königreiches Hannover bis zuletzt eine Professur.[3]

Günther war verheiratet mit Dorothee Friederike Luise Dittmar (1793–1864), Tochter des Guts-Admodiateurs Johann Gottfried Dittmar und der Christine Elisabeth Koch. Sein Sohn Karl Günther (1822–1896) wurde Professor und ebenfalls Direktor der Tierarzneischule Hannover.[1]

Geschichte

Hannover um 1798

Die Tierärztliche Hochschule Hannover wurde am 18. Juli 1778 auf Weisung Georgs III. unter dem Namen „Roßarzney-Schule“ gegründet. Sie setzte damit bei Hofe eine Tradition fort, die zuvor von den Stallmeistern der Georg-August-Universität Göttingen auf Geheiß Georgs II. begründet worden war.

Zunächst war sie im Gebäude einer alten Militärbäckerei vor dem Clevertor untergebracht. Der Oberhof-Roßarzt Johann Adam Kersting, ein Kurschmied und Oberhofroßarzt aus Kassel, war von 1778 bis 1784 der erste Direktor der Schule. Das Studium an der Roßarzney-Schule dauerte damals ein Jahr, obwohl die Studenten häufig ein zweites Jahr blieben. Da eine Vorbildung nicht notwendig war, wurden die Studenten vom Direktor ausgewählt. Ab etwa 1814 wurden die Fächer Rinderheilkunde, Botanik, Tierseuchen, naturwissenschaftliche Physik und Chemie in den Lehrplan aufgenommen.

Unter der Leitung von Karl Dammann, Direktor von 1881 bis 1912, wurde im Jahr 1887 die „Königliche Tierarzneischule“, durch Kabinettsorder zur Hochschule erhoben, geschrieben „Königliche thierärztliche Hochschule Hannover“. 1899 wurde die Schule an den heutigen Standort am Bischofsholer Damm südwestlich des Braunschweiger Platzes verlegt. Seit 1903 ist das Abitur als Vorbildung für das Studium Pflicht.

Den vollen Status einer Universität erlangte die Hochschule 1910 durch das Promotions- und 1918 das Habilitationsrecht. Im Jahr 2003 wurde die Universität in eine Stiftungshochschule umgewandelt.[4]

Anmerkungen

Werke (Auswahl)

  • Geburtshülfe der landwirthschaftlichen Thiere. Hannover 1826 →Transkription 2013 ISBN 978-3-86345-141-7
  • Lehrbuch der practischen Veterinär-Geburtshülfe; nebst einem Anhange über die Wahl der Zuchtpferde. Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1830
  • Nachrichtliche Übersicht der vom Jahre 1814 bis resp. 1835 von Seiten des Königlichen Marstalls zur Veredelung und Verbesserung der Landespferdezucht genutzten und verwandten Hengste nebst Erfolgen und Resultaten der plangemaeßen Einwirkungen. Hannover 1836 (gedr. bei Gbr. Jaenecke)
  • Unterss. und Erfahrungen im Gebiete der Anatomie, Physiologie und Tierheilkunde. Hannover 1837
  • Die Erection des Penis, nach Beobachtungen und Versuchen an Thieren, besonders an Pferden. Helwingsche Hofbuchhandlung, Hannover 1837
  • Lehrbuch der prakt. Veterinärgeburtshilfe. Hannover 1838
  • Specielle Pathologie und Therapie nach dem Vortrag des Directors Günther sen. (Abschrift Hannover, 18. September 1847 durch F. W. Heitmüller. Band 1-2 cpl.)
  • Das Gangwerk der Pferde, ein Beitrag zur Beurtheilungslehre und Züchtungskunde des Pferdes. Helwing, Hannover 1845
  • Das Gangwerk der Pferde, ein Beitrag zur Beurteilungslehre und Züchtungskunde des Pferdes nebst Anhang über die Lehre von gesunden und kranken Zähnen. Hannover 1845 (Zus. mit Sohn Karl Günther)
  • Lupinenbau und darauf basierte Sommer- und Winterfütterung der Schafe und übrigen Hausthiere oder statt reiner Brache reiche Ernten! Schmorl, Hannover 1857
  • Die Beurtheilungslehre des Pferdes bezüglich dessen Dienst-, Zucht- und Handelswerthes. Hahn, Hannover 1859 →Digitalisat (MDZ)

Literatur

  • Helmut Pommeranz, Johann Heinrich Friedrich Günther: Beiträge zur Geschichte der Tierärztlichen Hochschule zu Hannover zur Zeit von Johann Heinrich Friedrich Günther. Bad-Druckerei, Bad Oeynhausen 1940
  • Edmund Hupka: "Günther, Friedrich" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 272–273
  • Ernst-Heinrich Lochmann (Hrsg.): 200 Jahre Tierärztliche Hochschule Hannover. 1778–1978, Darstellung der geschichtlichen Entwicklung und der heutigen Bedeutung der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Verlag Schaper, Hannover 1978, ISBN 3-7944-0101-8
  • Wolfgang von Engelhardt: Die Physiologie an der Tierärztlichen Hochschule Hannover seit der Gründung 1778. Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft e.V. (Hrsg.), Verlag der DVG, Hannover – Gießen 2011, ISBN 978-3-86345-047-2

Weblinks


Normdaten (Person): GND: 104280549 (PICA, AKS, Wikipedia-Personensuche)