Neuer Markt in Memel: Unterschied zwischen den Versionen
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[[Datei:Bäuer.a.d.Friedrichsmarkt.jpg|thumb|500px|Bäuerinnen bieten ihre Ware feil]] | |||
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*Memeler Adressbuch "1866": '''Neuer Markt''' von der Carlsbrücke und dem linken Dangeufer südlich bis zum Festungsgraben. | *Memeler Adressbuch "1866": '''Neuer Markt''' von der Carlsbrücke und dem linken Dangeufer südlich bis zum Festungsgraben. | ||
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==Schilderung== | ==Schilderung== | ||
"Gert war hier bald fertig und ging zum Markt. Es war Sonnabend und der ganze Platz mit Wagen und Menschen angefüllt, daß man sich nur mühsam durchzwängen konnte. Die Flachswaage, die Karslbrücke, alles war in goldenes Leuchten getaucht. Hinter der roten Markthalle und ihrem gläsernen Dach hoben sich die grünen Wälle der Burg, die vor siebenhundert Jahren die Schwertbrüder aufgerichtet hatten. | "Gert war hier bald fertig und ging zum Markt. Es war Sonnabend und der ganze Platz mit Wagen und Menschen angefüllt, daß man sich nur mühsam durchzwängen konnte. Die Flachswaage, die Karslbrücke, alles war in goldenes Leuchten getaucht. Hinter der roten Markthalle und ihrem gläsernen Dach hoben sich die grünen Wälle der Burg, die vor siebenhundert Jahren die Schwertbrüder aufgerichtet hatten. | ||
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'''Quelle:''' | '''Quelle:''' | ||
Rudolf Naujok: "Frau im Zwischenland" (um 1940) | Rudolf Naujok: "Frau im Zwischenland" (um 1940)<br> | ||
Eine weitere Erinnerung<br> | |||
==Unser Wochenmarkt in Memel== | |||
'''Ursula Schimkus''' | |||
Sie beschreibt die Lebensverhältnisse in Memel in sehr plastischen Bildern. Ihre Erlebnisse stammen aus den Jahren Ende 1920 – Anfang 1930.<br> | |||
Es vergeht kaum ein Tag in meinem Leben ohne Gedanken an meine Heimatstadt Memel, und einer der mir liebsten Spaziergänge führt mich unweigerlich zum Memeler Wochenmarkt. | |||
Vielleicht sollte ich meine Erinnerungen daran aufschreiben, ehe das Vergessen einsetzt. Das tägliche Leben hat sich in den vergangenen fünfzig Jahren ja doch gewaltig geändert. Das die Versorgung mit Lebensmitteln anbetraf, bildete der Wochenmarkt in den Jahren meiner Kindheit unsere Haupteinkaufsquelle. Supermärkte gab es nicht, „Kolonialwaren“, wie man Zucker, Kaffee, Tee, Rosinen u. a. nannte, kauften wir im kleinen Laden an der Ecke; für Mehl und Nährmittel gab es die Verkaufsstelle der Jahn´schen Mühle, der Bäcker verkaufte wirklich nur Backwaren und in den Molkereiläden holten wir die Milch. Darüber hinaus fuhren Milchwagen einiger großer Güter täglich durch die Straßen und verkauften sozusagen noch „kuhwarme“ Milch und köstliche Buttermilch, in der reichlich goldene Butterklümpchen schwammen. | |||
Alles andere aber, was der Mensch zu einem behäbigen Leben brauchte, fand die Memeler Bevölkerung auf ihrem einzigartigen Wochenmarkt. Ich habe auf Märkten in Frankreich, Spanien und Italien eingekauft, aber keiner von ihnen konnte einem Vergleich standhalten im Hinblick auf die räumliche Ausdehnung, die üppige Vielfalt des Angebotes und die fröhliche Farbenpracht des Memeler Marktes, wobei mein Urteil absolut keiner Verklärung der Kindheitserinnerungen zum Opfer gefallen ist. | |||
Zu jener Zeit wohnten wir im nördlichen Stadtteil von Memel, in der Ferdinandstraße. In den Sommerferien, die bei uns jedes Jahr von Anfang Juli bis in den August hinein dauerten, begleitete ich meine Mutter am Mittwoch und am Sonnabend zum Markt, denn es galt, schwere Lasten Heimzutragen, wobei sie Hilfe gut gebrauchen konnte. Nach dem Frühstück machten wir uns mit zwei Einkaufskörben und Netzen für Fische auf den Weg, Gläser für sauren Schmand, süße Sahne und Honig nicht vergessen. Der Weg war recht weit, jedenfalls kam es mir damals so vor; wir gingen durch die Ziegelstraße und die lange Holzstraße, die parallel zu den Hafenanlagen verlief und an der Dange endete. Dange heißt der Fluss, der unsere Stadt durchfließt und unweit der Karlsbrücke ins Kurische Haff mündet. Nachdem wir die Brücke überquert hatten, befanden wir uns auch bereits auf dem Marktgelände. Der große rechteckige Platz wurde im Osten begrenzt durch die Flachswaage, im Süden durch die Markthalle, einem roten Ziegelbau, im Westen durch den Festungsgraben, und im Norden bildete das Dangeufer die natürliche Grenze. | |||
Hier hatten die Marktdampfer „Trude“ und „Hertha“, ein Raddampfer, angelegt; frische Fische von der Kurischen Nehrung und Gemüse aus den Dörfern am Haff, der Minge und des Memelstroms wurden entladen. Wer am Dangekai für seinen Kahn keinen Anlegeplatz mehr fand, musste in den Festungsgraben einfahren und an der Südseite der Markthalle, wo sich der Fischmarkt befand, festmachen. | |||
Auf dem Marktplatz waren die Pferdewagen der Bauern so aufgestellt, dass sie breite Gassen bildeten. Die Pferdchen bekamen einen Futtersack umgehängt und einen Eimer Wasser hingestellt, damit sie Kräfte für die Rückfahrt sammeln konnten. Hier auf dem Wagenmarkt kauften wir meistens nur Kartoffeln, ab und zu einen Riesenkürbis, den wir dann Mühe hatten, nachhause zu schleppen. Ansonsten verkauften die Bauern lebendes und gerupftes Geflügel, Bettfedern, selbst gewebtes Bauernleinen, Getreide, Eier, Butter und eben alle landwirtschaftlichen Produkte, die ein Bauernhof damals erzeugte. Sie kannten keine Monokultur oder Spezialistentum. Die Preise für Landerzeugnisse waren extrem niedrig bei uns, dementsprechend ging es den Bauern und Fischern wirtschaftlich nicht gut; überhaupt war das Geld bei den meisten Leuten knapp und obwohl das Angebot überquoll von Köstlichkeiten, hat meine Mutter sehr gezielt eingekauft und keinen Cent unnötig ausgegeben. Erschien ihr ein Preis zu hoch, so handelte sie ihn mutig herunter, ein Spielchen, das gang und gebe war und einfach zur Marktunterhaltung dazugehörte. Mir selbst war dieses Gebaren äußerst peinlich, ich drehte mich ganz unauffällig zu Seite und tat, als hätte ich mit dieser feilschenden Frau nicht zu tun. Manchmal versuchte ich, sie zum Kauf eines leuchtend blauen Kornblumenstraußes oder weißer Margueriten zu animieren, sie kosteten ja nur 10 Cent, das sind nach deutscher Währung 4 Pfennige, leider ohne Erfolg. Sie wies mich ab mit dem Bemerken: „Dafür bekommen wir schon ein Maß Sauerampferblätter oder Pflücksalat“. Nun soll hier um Gottes Willen nicht der Eindruck entstehen, als sei meine Mutter geizig gewesen. Das Gegenteil war der Fall, sie war im Geben die Güte in Person; nein, dieses Beispiel soll einfach nur zeigen, wie sehr auch der Mittelstand damals mit dem Geld rechnen musste und wir Kinder bekamen es schon recht früh zu lernen, dass wir geäußerte Wünsche nicht erfüllt bekamen und wären sie noch so bescheiden gewesen. Also warf ich einen letzten Abschied nehmenden Blick auf die bunte Blumenpracht, während Mutter dem Wagenmarkt bereits den Rücken gekehrt hatte und eilig der weiträumigen Markthalle zustrebte. Unter ihrem Dach befanden sich die Stände der Fleischer, Bäcker, Bonbonkocher, Geflügelhändler und Käsereibesitzer. Die Auswahl und der Einkauf eines vollfetten, gut ausgereiften Tilsiter Käses war eine ernste Angelegenheit, und bedurfte äußerster Konzentration und einiger „Schmeckproben“, die Herr Erni aus Carlsberg, er war als junger Mann aus der Schweiz eingewandert, meiner Mutter zuvorkommend auf einem breiten Messer darbot, dabei über die unterschiedliche Art der einzelnen Sorten ausführlich und fachkundig referierend. Nach ausgedehntem Palaver wurde das Geschäft für beide Teile erfolgreich abgeschlossen. Es wäre ihr im Traum nicht eingefallen, etwas bei einem Händler, d. h. bei einem Wiederverkäufer zu kaufen. Wir kauften nur vom Selbsterzeuger, weil wir wussten, dass man sich da auf Qualität verlassen konnte und auch mit dem Preis nicht übers Ohr gehauen wurde. | |||
Wenn mir die Verhandlungen am Käsestand zu lange dauerten, zog ich schon zu den Bonbonständen weiter, um das Angebot an „Kokosflocken“, „Seidenkissen“, „Stachelbeeren“, rosa und weiß gestreiften Pfefferminzstangen und je nach Jahreszeit Schokoladenhasen oder Weihnachtsmänner in Augenschein zu nehmen. Ich wusste, wie die zuckersüßen Herrlichkeiten entstanden waren, denn die Eltern unserer Freundinnen aus der Nachbarschaft waren selbst Bonbonkocher, und in der Hochsaison vor Ostern zum Beispiel durften wir manchmal mithelfen, mit gewaschenen Händen natürlich, die Hasen aus den Aluminiumformen zu befreien und ihnen ein freundliches Aussehen zu geben durch Anmalen der Augen und Schwänzchen. Mutter kaufte Süßigkeiten für den Hans und gedrehten „Gerstenzucker“ als Mitbringsel für Renate. In der Vorweihnachtszeit überraschte sie uns | |||
Manchmal sogar mit „Männings“, das waren Pfefferkuchenfiguren, kunstvoll dekoriert mit weißem Zuckerguss und mit bunten Glanzbildern beklebt. | |||
Weiter ging es zur Fleischhalle. Auch hier war die Auswahl vielseitig. Überfluss, wohin man schaute. Nachdem wir beim Fleischer Leipholz recht regelmäßig einen Kranz Jagdwurst und einen Kranz Fleischwurst zum Heißmachen gekauft hatten, verließen wir die Markthalle durch den rückwärtigen Ausgang, der uns zum Fischmarkt und zu den Gemüsekähnen am Festungsgraben führte. Vorher aber passierten wir die Gasse mit den Kaffeebuden auf der einen und den Kurzwarenbuden auf der andern Seite. Obwohl wir niemals einkehrten, um etwas zu verzehren oder zu kaufen, hielt ich mich gerne hier auf. Es war einfach schön, den Duft von frisch gebrühtem Kaffee und das Gemisch verschiedenster Essensgerüche einzuatmen. Die Marktleute saßen an rohen Holztischen, hatten große dampfende Kaffeetöpfe vor sich stehen, dazu aßen sie gewaltige Stücke Streuselkuchen oder aber deftigen Speck zum groben Landbrot. In unsern kalten Wintern erfüllten die Kaffeebuden gewiss einen guten Zweck, es war schon nötig, sich ab und zu mit heißen Getränken aufzuwärmen. An dieser Stelle muss ich vermerken, dass der Markttag für die Landleute ein langer, anstrengender Tag wurde. Sie mussten sich bei halber Nacht mit Pferd und Wagen oder mit ihrem Kahn auf den oft recht weiten Weg machen, um frühmorgens in der Stadt zu sein und einen günstigen Standplatz zu bekommen. Niemals habe ich einen Bauern mit dem Auto zum Markt fahren sehen. Mittags um ein Uhr wurde der Markt geräumt, und es wurde Abend, ehe sie wieder heimkamen. Während die Marktleute beschaulich ihre Brotzeit hielten, hatten sie gleichzeitig Gelegenheit, das Sortiment der Kurzwarenbuden zu studieren, wobei die begehrlichen Blicke manch einer Bäuerin an den leuchtenden Farben der Baumwollkopftücher und Taschentücher hängenblieben, die wie Fahnen im Wind sanft hin- und herschwangen. Ferner gab es Hosenträger, Faschenmesser, Strümpfe, Knöpfe, Gummiband, Haarschleifen, Spangen, Kämme, Zwirn, Spitze und Bänder, man konnte sich wirklich mit allem eindecken, und die Landleute nutzten die Gelegenheit, denn sie wohnten in der Regel in sehr einsamen Dörfern, weitab von jedem Laden, und schließlich erwarteten die Daheimgebliebenen ein hübsches Mitbringsel aus der „großen glänzenden“ Stadt. | |||
Mutter zog es jetzt mit aller Macht zum Fischmarkt. Da wir uns vorwiegend vom Fisch ernährten, achtete sie sehr darauf, dass sie etwas Gescheites für ihr Geld bekam, und bei der überwältigenden Auswahl fiel das nicht schwer, man hatte lediglich die Regel Nr. 1 für den Fischeinkauf zu beachten: Der Fisch musste noch leben. Im Zweifelsfall schaute man sich die Kiemen an. Dunkelrote Kiemen bedeuteten, dass der Fisch frisch war, einen Fisch mit blassroten Kiemen kaufte man besser nicht. Es hat Jahre gedauert, bis ich mich nach dem Krieg dazu überwinden konnte, Fischfilet zu kaufen. Von Stand zu stand gehend, prüfte meine Mutter also genau den Inhalt jedes Fischkastens. Da gab es Fische aus der Ostsee, aus dem Kurischen Haff, aus Flüssen und Teichen. Im Frühjahr warteten wir immer sehnsüchtig auf den Maifisch oder „Perpel“, von der Form her ein Hering ähnlicher Fisch, aber größer; besonders geräuchert war er eine Delikatesse. Im Sommer aßen wir gebratene und geräucherte Flundern, Steinbutt in Dillsoße und Aal „blau“. In den Monaten mit „r“ kauften wir Dorsche, Stinte und Strömlinge, Mutter beklagte sich einmal über die harte Arbeit, im Winter immer die steif gefrorenen mindestens 4 kg schweren Dorsche verarbeiten zu müssen, da sie ja nicht küchenfertig angeboten wurden. Ich nehme an, dass wir als Kinder verständnislos auf ihre Klagen reagiert haben, heute sehe ich das natürlich ganz anders. Die Haushaltführung hat sich doch ziemlich vereinfacht. | |||
Die Reihe der Heringsbuden beendete den Fischmarkt. Ihre Inhaberinnen stellten oft recht originelle Typen von großer Schlagfertigkeit dar. Wehe dem, der es wagte, die Güte ihrer Ware anzuzweifeln, der sah sich schnell dem wütenden Gekreische einer aufgebrachten Heringsfrau ausgesetzt und als „dammlicher Pomuchelskopp“ tituliert. | |||
Da wir im Winter häufig Rollmöpse einlegten, waren wir gute Heringskunden, und Mutter schickte mich manchmal alleine los, welche zu besorgen. Bevor ich wegging, schärfte sie mir ein: „Zähl´ mit, wenn die alte Liedkesche die Heringe aus der Tonne holt, vorige Woche hat einer gefehlt“. Ich versprach es hoch und heilig. Unsere Heringsfrau war dafür bekannt, die Leute zu betuppen, wenn man ihr nicht scharf auf die Finger sah. Ich sagte also mein Sprüchlein auf: „Bitte, für 1 Lit Salzheringe, wenn möglich Milchner“ und strengte mich an, die dicke Frau Liedtke bei ihrem Hantieren nicht aus den Augen zu lassen. In Wirklichkeit war sie gar nicht so dick, wie sie schien, sie hatte der Kälte wegen unzählige Röcke übereinander gezogen; kein Wunder, dass ich sie mit einer ihrer Heringstonnen verglich. An den Händen trug sie dicke Fingerhandschuhe, von denen die Spitzen abgeschnitten waren, schließlich musste sie ja ständig in die Salzlake greifen, um die Heringe herauszufischen. Sie zwinkerte mir zu und tat sehr geheimnisvoll, als sie mir mit großartiger Geste die in dickes Zeitungspapier eingewickelten Heringe herüberreichte und dabei in verschwörerischem Ton auf Plattdeutsch flüsterte: „Ullke, ich hebb´ Di extra einen groten doogeben“, Von Dankbarkeit erfüllt, knickste ich tief und überschlug in Gedanken, dass ich demnach dreizehn Heringen haben würde. Na, weit gefehlt, zuhause entpuppte sich der „Zugabehering“ als reine Illusion und Mutter meinte, wir sollten froh sein, dass sie uns nicht einen Hering zu wenig gegeben hat. | |||
Um das Thema „Fischmarkt“ zu vervollständigen, muss ich auch die herrlichen Räucherfische erwähnen, die frisch aus dem Rauch auf den Markt gebracht wurden. Von paarweise zusammengebundenen geräucherten Flundern und Maifischen habe ich schon erzählt. Die begehrtesten Delikatessen aber waren geräucherter Rundaal und Breitaal, sowie Neunaugen und Lachs, Sprotten und geräucherte Heringe. | |||
Aber genug von den Fischen, wir mussten weiter zu den Gemüsekähnen, die hoch beladen mut Karottenbündeln, Zwiebelsträngen, Senfgurken und Weißkohl am Kai des Festungsgrabens vertäut lagen. Sie hatten jedes Mal eine lange und nicht selten stürmische Fahrt von der Memelniederung durch das Haff bis nach Memel hinter sich. Gegenüber der Markthalle lag in östlicher Richtung der Theaterplatz mit dem Ännchen von Tharau Brunnen, um den herum sich die Äpfel- und Gurkenjuden aus Garsden in Litauen mit ihren Panjewägelchen gruppiert hatten. Auch Litauer, von der nahen Grenze angereist, verkauften hier ihre bescheidenen Waren wie Moosbeeren, die im Winter unter dem Schnee wuchsen, Baigel, einfaches Holzspielzeug und handgeschnitzte Holzschuhe, „Gänserumpen“ genannt. Diese Ecke des Marktes bildete die Verbindung zur Marktstraße, und wir gingen meistens daran vorbei, es sei denn, dass ich mir einen Kranz Baigel kaufen durfte, den ich mir stolz um den Hals hängte. Es gab kleine und große Baigel, ich glaube, es handelte sich hierbei um ein jüdisches Gebäck aus Mehr, Salz und Wasser, ringförmig gebacken; aufgeschnitten und mit Butter bestrichen, schmeckten sie sehr gut. | |||
Festlich angetan mit ihren selbstgewebten wollenen Faltenröcken und langen Tuchjacken, als Kopfschmuck die meist weißen seidenen Fransenkopftücher unter dem Kinn zugeknotet, so habe ich die Bäuerinnen in Erinnerung, die die ganze Marktstraße entlang auf ihren Holzschemeln im wahrsten Sinne des Wortes „residierten“. Da hier kein Platz war, hatten sie ihre Fahrzeuge und Tiere in der Schankwirtschaft am Markt untergestellt. Sie wussten um die Qualität ihrer Erzeugnisse, die in großen Weidenkörben und Milchkannen um sie herumstanden, die hölzernen 1, 2 und 5 Liter Hohlmaße zum Abmessen der Beerenfrüchte griffbereit. Mit der freundlichen Aufforderung: „Na, Madamchen, schöne frische Butter heute“! empfingen sie die Käuferinnen für gewöhnlich, gleichzeitig ein wenig „Schmeckbutter“ auf einem Löffelchen entgegenhaltend. Wenn die Probe zu Mutters Zufriedenheit ausgefallen war, entnahm die Bäuerin ihrem Korb die sorgfältig von Rhabarberblättern umhüllen Butterstücke, und weil die Lebensmittel so billig waren, konnte Mutter jede Woche großzügig einkaufen. Das Angebot an Salat, Beerenfrüchten, Obst, Pilzen fetten Gänsen und Enten, Hühnern und Stubenküken wechselte je nach der Jahreszeit. Den absoluten Höhepunkt hatte der Sommer dann für uns erreicht, wenn die Gelböhrchen- und Blaubeerzeit anbrach. Dann bestand Aussicht auf unser Sommerferienlieblingsessen: Gelböhrchen, hier im Westen heißen sie Pfifferlinge, in Sahnesoße, Salzkartoffeln, dazu Gurkensalat mit reichlich saurem Schmand und zum Nachtisch eine kühle Blaubeersuppe. Angesichts dieses Essens habe ich Gott in Frankreich nie beneidet trotz seiner Haute Cuisine. Wenn es auf den Herbst zuging, wurden große Mengen Preiselbeeren zu Kompott verarbeitet und in Steintöpfen aufbewahrt, desgleichen machten wir Salzgurken und Senfgurken ein, und den krönenden Abschluss bildete das Einstampfen von Sauerkohl in eine Holztonne, nachdem mein Vater zuvor ungefähr 1 Schock Weißkohlköpfe, das sind 60 Stück, mit dem Kohlhobel zerschnitten hatte. Dieses Unternehmen war eine Gemeinschaftsarbeit der ganzen Familie. Es war einfach nötig, sich beim Stampfen abzulösen. Mutter hatte die wichtige Funktion, die Gewürze wie Salz, Kümmel, Wacholderbeeren wohl dosiert dazwischenzustreuen. | |||
Mit dem Herbst, genauer gesagt mit Mutters Geburtstag am 4. Oktober begannen unsere wöchentlichen Gänseessen, die bis Weihnachten anhielten, zu Weihnachten streikten wir gewöhnlich und verlangten Kasseler. Das Aussuchen der idealen Gans als Sonntagsbraten erforderte Sachverstand und Geduld. Gänse gab es mehr als genug. Ich glaube, Mutter ruhte nicht eher, bis sie den ihrer Meinung nach schönsten und schwersten Vogel von mindestens 6 kg in ihren Korb wuchten konnte und wenn sie deswegen bis zur Johanniskirche auf die Suche ging, wo der Markt ohnehin aufhörte. | |||
Zuhause angekommen, wurde zu allererst die Gans ausgenommen, denn das Gänseklein oder das Gekröse, wie es bei uns hieß, gab es regelmäßig am Sonnabend als Eintopf zu Mittag. Unsere jüngste Schwester Renate schaute fasziniert dabei zu, wie meine Mutter vorsichtig ihre Hand in den Gänserumpf führte, um die Innereien herauszuholen, ohne die Galle dabei zu verletzen. Wäre sie ausgelaufen, hätten wir die Gans vergessen können. Spätestens dann, wenn Mutter den Gänsemagen aufschnitt und das zutage trat was die Gans zuletzt gefressen hatte, begann Renate zu würgen, und man sollte meinen, dass sie jetzt eiligst das Feld räumte, um nie wieder beim Gänseausnehmen dabei zu sein, weit gefehlt. Sie verzichtete nie auf dieses „Kotz – Würg – Erlebnis“ und ließ sich auch von unserer Mutter nicht wegschicken. | |||
Im Laufe des Sommers mussten wir auch daran denken, uns mit dem nötigen Holzvorrat zu versorgen, um in den strengen osteuropäischen Wintern die Kachelöfen und den Küchenherd tüchtig einheizen zu können. Mutter und ich gingen zum Heumarkt, wo die Žamaiten mit ihren Holzfuhren aufgefahren waren. Sie kamen aus den waldreichen Gegenden Litauens. Man bevorzugte Birkenstämme der besseren Heizkraft wegen. Mutter prüfte kritisch die Ladung, sie musste dicht gestapelt sein und die Stämme nicht zu dünn. Da keiner die Sprache des andern verstand, verhandelte man mittels Zeichensprache über den Preis und die Anlieferung und wenn Mutter dem Litauer als Draufgabe ein gutes „Priüstick“ (Frühstück) versprochen hatte, war der Handel perfekt. Die langen Sommerferien dienten dazu, das Holz klein zu machen; Mutter war der Ansicht, es wäre ja nicht jeden Tag Strandwetter. Unsere Begeisterung für diese Aufgabe hielt sich in Grenzen. Unsere ältere Schwester Grete musste dabei die Hauptarbeit leisten, weil sie die Säge führte. Für das Ofenholz schnitten wir einen Stamm dreimal durch, für das Küchenholz fünfmal. Anschließend war das Holzhacken dran, wobei es nicht ohne Verletzungen abging. Ganz schwere Kloben spaltete unser Vater. Mutter stellte schöne Holzstapel an geschütztem Platz auf, wo das Holz bis zum Bedarf trocknen konnte. | |||
Zum Schluss meiner Marktgeschichte möchte ich noch eine kleine Anmerkung machen. Bei allen Kaufverhandlungen und Gesprächen auf dem Markt beobachtete ich, dass die Menschen sich damals Zeit nahmen für ihr Tun, man plauderte gemütlich über die Tagesereignisse, während die Bäuerin mit ruhigen, beinahe feierlichen Bewegungen zu Beispiel den grüngoldenen Lindenblütenhonig in das bereit gehaltene Glas tropfen ließ oder den dickflüssigen Schmand, das ist saure Sahne, einfüllte, und ebenso ruhig und gemessen entnahm Mutter ihrem Portemonnaie den gewünschten Geldbetrag, den die Bäuerin sorgfältig in der umgehängten Geldtasche verstaute. Man hatte keine Eile, das Wort „Hektik“ war unbekannt. Zufrieden kehrte man mit seinen Schätzen vom Markt nachhause zurück. Es war ein Leben für die Ewigkeit gedacht, und niemand von uns hat zu der Zeit mit der Möglichkeit gerechnet, dieses Schlaraffenland einmal verlassen zu müssen, aus unserm Paradies vertrieben zu werden. In jenen Tagen Mitte der dreißiger Jahre waren meine Welt und besonders auch meine Umwelt noch in Ordnung. | |||
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==Fischmarkt== | ==Fischmarkt== | ||
*'''1942''' | *'''1942''' | ||
'''Jaguszeit''', Trude; '''Juraschka''', Trude; '''Karnowski''', Margarete; '''Kurmies''', Barbe; '''Schmeling''', Anna; '''Schulz''', Rudolf; '''Schuschel''', Ande; '''Siemoneit''', Urte; '''Skierbst''', Trude; '''Skuddies''', Anna; '''Stalgies''', Ande; '''Stankus''', Anna; '''Szerdanings''', Trude; '''Tumat''', Marie; | |||
==Obst- u. Gemüsemarkt== | |||
*'''1942''' | |||
'''Franz''', Berta; '''Jaudszims''', Helene; '''Meier''', Anna; '''Norbath''', Herta; '''Ogurreck''', Anna; '''Sakuth''', Bernhard; '''Schmidtke''', Else; | |||
[[Datei:Markttag Neuen Markt Re Horn Cafe u Paul Lippke.jpg|thumb|600px|Markttag a.d.Neuen Markt (Memeler Dampfboot)]] | [[Datei:Markttag Neuen Markt Re Horn Cafe u Paul Lippke.jpg|thumb|600px|Markttag a.d.Neuen Markt (Memeler Dampfboot)]] | ||
1942: '''Fuhrhalterei Michel Dudjahn''', Neuer Markt ohne Hausnummer; | 1942: '''Fuhrhalterei Michel Dudjahn''', Neuer Markt ohne Hausnummer; | ||
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*'''1935'''<br> ''Eigentümer'': '''Schwede''', Klara; <br> ''Einwohner'': '''Baumaterialien-, Eisen- u.Stahlwarenhandlung, Fleischerei-Artikel, "Kolonialwaren u. Schankgeschäft"''', Inh. '''Kurschat''', Gustav, Kaufmann, Tel.:60; '''Schleps''', Madline, Dienstmädchen; | *'''1935'''<br> ''Eigentümer'': '''Schwede''', Klara; <br> ''Einwohner'': '''Baumaterialien-, Eisen- u.Stahlwarenhandlung, Fleischerei-Artikel, "Kolonialwaren u. Schankgeschäft"''', Inh. '''Kurschat''', Gustav, Kaufmann, Tel.:60; '''Schleps''', Madline, Dienstmädchen; | ||
[[Datei:Markt i d 30ger Jahren.jpg|thumb|600px|Markt i.d. 30ger Jahren li.Flachswaage (Memeler Dampfboot]] | [[Datei:Markt i d 30ger Jahren.jpg|thumb|600px|Markt i.d. 30ger Jahren li.Flachswaage (Memeler Dampfboot]] | ||
==Haus Nr.4== | ==Haus Nr.4== | ||
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==Markthalle== | ==Markthalle== | ||
[[Datei:Wochenmarkt friedrichsmarkt.jpg|thumb|600px]] | |||
*'''1942''' | *'''1942''' | ||
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Mittagstischstand: '''Ermoneit''', Anna; '''Jessat''', Anna; '''Mallwitz''', Else; | Mittagstischstand: '''Ermoneit''', Anna; '''Jessat''', Anna; '''Mallwitz''', Else; | ||
Molkereiproduktestand: Metzler, Anna; Weichert, Charlotte; | Molkereiproduktestand: '''Metzler''', Anna; '''Weichert''', Charlotte; | ||
Ost- u. Gemüsekleinhandelstand: '''Garose''', Marie, Standt 11 u. 12; '''Hildebrand''', Stephanie; '''Schuhmacher''', Emma; | Ost- u. Gemüsekleinhandelstand: '''Garose''', Marie, Standt 11 u. 12; '''Hildebrand''', Stephanie; '''Schuhmacher''', Emma; | ||
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==Externe Links== | |||
[http://www.bork-on-line.de/Memel/Bildseiten/005210.htm Flachswaage im Bilderalbum Memel von Peter Bork] | |||
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==Quellen== | |||
{{ Memeler Adreßbücher }} | |||
<br><br> | |||
[[Kategorie:Memelland]] | [[Kategorie:Memelland]] | ||
[[Kategorie:Straße in Memel]] | [[Kategorie:Straße in Memel]] |
Aktuelle Version vom 28. Februar 2021, 16:06 Uhr
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Bearbeiter: Hanne Hellermann
- Memeler Adressbuch "1866": Neuer Markt von der Carlsbrücke und dem linken Dangeufer südlich bis zum Festungsgraben.
Schilderung
"Gert war hier bald fertig und ging zum Markt. Es war Sonnabend und der ganze Platz mit Wagen und Menschen angefüllt, daß man sich nur mühsam durchzwängen konnte. Die Flachswaage, die Karslbrücke, alles war in goldenes Leuchten getaucht. Hinter der roten Markthalle und ihrem gläsernen Dach hoben sich die grünen Wälle der Burg, die vor siebenhundert Jahren die Schwertbrüder aufgerichtet hatten.
Dicht beieinander ruhten die Kähne von der Kurischen Nehrung im Festungsgraben, und die bunten Kurenwimpel drehten sich im Wind. Die Gemüsekähne aus den Mooren am Memelstrom lagen dickbäuchig daneben, und über allem quoll ein lautes Hin und Her. Welch buntes Bild an Volkstypen und Trachten! Welch ein Reichtum drängte sich hier zusammen! Die Kästen der Fischfrauen wimmelten von lebenden Aalen und Flundern. Doch war die Kauflust nicht groß, denn nebenan in der Halle gab es ja Fleisch in Hülle und Fülle. Wer wollte Fische haben, wenn es so gutes und so billiges Fleisch gab? Butter, Sahne, Eier, Käse, Geflügel und Beeren füllten die Stände. Gert wanderte aufmerksam durch die Reihen, denn er hatte dieses Bild schon lange nicht gesehen. Ja, es war alles da, das sah er, aber es wurde ihm Angst vor diesem Überangebot, denn er spürte, es ging hier um das Schicksal der Landwirtschaft. Die Städter freuten sich wohl der niedrigen Preise, aber es half ihnen zuletzt auch nichts, weil die Gehälter und Löhne sich diesem Zustand anpaßten. Nachdenklich kehrte Gert am Ufer der Dange entlang zur Börse zurück. Einige Dampfer lagen im Fluß, und große Hebekräne luden Ballen und Kisten in die Speicher. Der Atem des Meeres wehte bis hier heran, und Möven tauchten mit langem Flügelschlag und schrillem Geschrei in die Flut."
Quelle:
Rudolf Naujok: "Frau im Zwischenland" (um 1940)
Eine weitere Erinnerung
Unser Wochenmarkt in Memel
Ursula Schimkus
Sie beschreibt die Lebensverhältnisse in Memel in sehr plastischen Bildern. Ihre Erlebnisse stammen aus den Jahren Ende 1920 – Anfang 1930.
Es vergeht kaum ein Tag in meinem Leben ohne Gedanken an meine Heimatstadt Memel, und einer der mir liebsten Spaziergänge führt mich unweigerlich zum Memeler Wochenmarkt.
Vielleicht sollte ich meine Erinnerungen daran aufschreiben, ehe das Vergessen einsetzt. Das tägliche Leben hat sich in den vergangenen fünfzig Jahren ja doch gewaltig geändert. Das die Versorgung mit Lebensmitteln anbetraf, bildete der Wochenmarkt in den Jahren meiner Kindheit unsere Haupteinkaufsquelle. Supermärkte gab es nicht, „Kolonialwaren“, wie man Zucker, Kaffee, Tee, Rosinen u. a. nannte, kauften wir im kleinen Laden an der Ecke; für Mehl und Nährmittel gab es die Verkaufsstelle der Jahn´schen Mühle, der Bäcker verkaufte wirklich nur Backwaren und in den Molkereiläden holten wir die Milch. Darüber hinaus fuhren Milchwagen einiger großer Güter täglich durch die Straßen und verkauften sozusagen noch „kuhwarme“ Milch und köstliche Buttermilch, in der reichlich goldene Butterklümpchen schwammen.
Alles andere aber, was der Mensch zu einem behäbigen Leben brauchte, fand die Memeler Bevölkerung auf ihrem einzigartigen Wochenmarkt. Ich habe auf Märkten in Frankreich, Spanien und Italien eingekauft, aber keiner von ihnen konnte einem Vergleich standhalten im Hinblick auf die räumliche Ausdehnung, die üppige Vielfalt des Angebotes und die fröhliche Farbenpracht des Memeler Marktes, wobei mein Urteil absolut keiner Verklärung der Kindheitserinnerungen zum Opfer gefallen ist.
Zu jener Zeit wohnten wir im nördlichen Stadtteil von Memel, in der Ferdinandstraße. In den Sommerferien, die bei uns jedes Jahr von Anfang Juli bis in den August hinein dauerten, begleitete ich meine Mutter am Mittwoch und am Sonnabend zum Markt, denn es galt, schwere Lasten Heimzutragen, wobei sie Hilfe gut gebrauchen konnte. Nach dem Frühstück machten wir uns mit zwei Einkaufskörben und Netzen für Fische auf den Weg, Gläser für sauren Schmand, süße Sahne und Honig nicht vergessen. Der Weg war recht weit, jedenfalls kam es mir damals so vor; wir gingen durch die Ziegelstraße und die lange Holzstraße, die parallel zu den Hafenanlagen verlief und an der Dange endete. Dange heißt der Fluss, der unsere Stadt durchfließt und unweit der Karlsbrücke ins Kurische Haff mündet. Nachdem wir die Brücke überquert hatten, befanden wir uns auch bereits auf dem Marktgelände. Der große rechteckige Platz wurde im Osten begrenzt durch die Flachswaage, im Süden durch die Markthalle, einem roten Ziegelbau, im Westen durch den Festungsgraben, und im Norden bildete das Dangeufer die natürliche Grenze. Hier hatten die Marktdampfer „Trude“ und „Hertha“, ein Raddampfer, angelegt; frische Fische von der Kurischen Nehrung und Gemüse aus den Dörfern am Haff, der Minge und des Memelstroms wurden entladen. Wer am Dangekai für seinen Kahn keinen Anlegeplatz mehr fand, musste in den Festungsgraben einfahren und an der Südseite der Markthalle, wo sich der Fischmarkt befand, festmachen. Auf dem Marktplatz waren die Pferdewagen der Bauern so aufgestellt, dass sie breite Gassen bildeten. Die Pferdchen bekamen einen Futtersack umgehängt und einen Eimer Wasser hingestellt, damit sie Kräfte für die Rückfahrt sammeln konnten. Hier auf dem Wagenmarkt kauften wir meistens nur Kartoffeln, ab und zu einen Riesenkürbis, den wir dann Mühe hatten, nachhause zu schleppen. Ansonsten verkauften die Bauern lebendes und gerupftes Geflügel, Bettfedern, selbst gewebtes Bauernleinen, Getreide, Eier, Butter und eben alle landwirtschaftlichen Produkte, die ein Bauernhof damals erzeugte. Sie kannten keine Monokultur oder Spezialistentum. Die Preise für Landerzeugnisse waren extrem niedrig bei uns, dementsprechend ging es den Bauern und Fischern wirtschaftlich nicht gut; überhaupt war das Geld bei den meisten Leuten knapp und obwohl das Angebot überquoll von Köstlichkeiten, hat meine Mutter sehr gezielt eingekauft und keinen Cent unnötig ausgegeben. Erschien ihr ein Preis zu hoch, so handelte sie ihn mutig herunter, ein Spielchen, das gang und gebe war und einfach zur Marktunterhaltung dazugehörte. Mir selbst war dieses Gebaren äußerst peinlich, ich drehte mich ganz unauffällig zu Seite und tat, als hätte ich mit dieser feilschenden Frau nicht zu tun. Manchmal versuchte ich, sie zum Kauf eines leuchtend blauen Kornblumenstraußes oder weißer Margueriten zu animieren, sie kosteten ja nur 10 Cent, das sind nach deutscher Währung 4 Pfennige, leider ohne Erfolg. Sie wies mich ab mit dem Bemerken: „Dafür bekommen wir schon ein Maß Sauerampferblätter oder Pflücksalat“. Nun soll hier um Gottes Willen nicht der Eindruck entstehen, als sei meine Mutter geizig gewesen. Das Gegenteil war der Fall, sie war im Geben die Güte in Person; nein, dieses Beispiel soll einfach nur zeigen, wie sehr auch der Mittelstand damals mit dem Geld rechnen musste und wir Kinder bekamen es schon recht früh zu lernen, dass wir geäußerte Wünsche nicht erfüllt bekamen und wären sie noch so bescheiden gewesen. Also warf ich einen letzten Abschied nehmenden Blick auf die bunte Blumenpracht, während Mutter dem Wagenmarkt bereits den Rücken gekehrt hatte und eilig der weiträumigen Markthalle zustrebte. Unter ihrem Dach befanden sich die Stände der Fleischer, Bäcker, Bonbonkocher, Geflügelhändler und Käsereibesitzer. Die Auswahl und der Einkauf eines vollfetten, gut ausgereiften Tilsiter Käses war eine ernste Angelegenheit, und bedurfte äußerster Konzentration und einiger „Schmeckproben“, die Herr Erni aus Carlsberg, er war als junger Mann aus der Schweiz eingewandert, meiner Mutter zuvorkommend auf einem breiten Messer darbot, dabei über die unterschiedliche Art der einzelnen Sorten ausführlich und fachkundig referierend. Nach ausgedehntem Palaver wurde das Geschäft für beide Teile erfolgreich abgeschlossen. Es wäre ihr im Traum nicht eingefallen, etwas bei einem Händler, d. h. bei einem Wiederverkäufer zu kaufen. Wir kauften nur vom Selbsterzeuger, weil wir wussten, dass man sich da auf Qualität verlassen konnte und auch mit dem Preis nicht übers Ohr gehauen wurde. Wenn mir die Verhandlungen am Käsestand zu lange dauerten, zog ich schon zu den Bonbonständen weiter, um das Angebot an „Kokosflocken“, „Seidenkissen“, „Stachelbeeren“, rosa und weiß gestreiften Pfefferminzstangen und je nach Jahreszeit Schokoladenhasen oder Weihnachtsmänner in Augenschein zu nehmen. Ich wusste, wie die zuckersüßen Herrlichkeiten entstanden waren, denn die Eltern unserer Freundinnen aus der Nachbarschaft waren selbst Bonbonkocher, und in der Hochsaison vor Ostern zum Beispiel durften wir manchmal mithelfen, mit gewaschenen Händen natürlich, die Hasen aus den Aluminiumformen zu befreien und ihnen ein freundliches Aussehen zu geben durch Anmalen der Augen und Schwänzchen. Mutter kaufte Süßigkeiten für den Hans und gedrehten „Gerstenzucker“ als Mitbringsel für Renate. In der Vorweihnachtszeit überraschte sie uns Manchmal sogar mit „Männings“, das waren Pfefferkuchenfiguren, kunstvoll dekoriert mit weißem Zuckerguss und mit bunten Glanzbildern beklebt. Weiter ging es zur Fleischhalle. Auch hier war die Auswahl vielseitig. Überfluss, wohin man schaute. Nachdem wir beim Fleischer Leipholz recht regelmäßig einen Kranz Jagdwurst und einen Kranz Fleischwurst zum Heißmachen gekauft hatten, verließen wir die Markthalle durch den rückwärtigen Ausgang, der uns zum Fischmarkt und zu den Gemüsekähnen am Festungsgraben führte. Vorher aber passierten wir die Gasse mit den Kaffeebuden auf der einen und den Kurzwarenbuden auf der andern Seite. Obwohl wir niemals einkehrten, um etwas zu verzehren oder zu kaufen, hielt ich mich gerne hier auf. Es war einfach schön, den Duft von frisch gebrühtem Kaffee und das Gemisch verschiedenster Essensgerüche einzuatmen. Die Marktleute saßen an rohen Holztischen, hatten große dampfende Kaffeetöpfe vor sich stehen, dazu aßen sie gewaltige Stücke Streuselkuchen oder aber deftigen Speck zum groben Landbrot. In unsern kalten Wintern erfüllten die Kaffeebuden gewiss einen guten Zweck, es war schon nötig, sich ab und zu mit heißen Getränken aufzuwärmen. An dieser Stelle muss ich vermerken, dass der Markttag für die Landleute ein langer, anstrengender Tag wurde. Sie mussten sich bei halber Nacht mit Pferd und Wagen oder mit ihrem Kahn auf den oft recht weiten Weg machen, um frühmorgens in der Stadt zu sein und einen günstigen Standplatz zu bekommen. Niemals habe ich einen Bauern mit dem Auto zum Markt fahren sehen. Mittags um ein Uhr wurde der Markt geräumt, und es wurde Abend, ehe sie wieder heimkamen. Während die Marktleute beschaulich ihre Brotzeit hielten, hatten sie gleichzeitig Gelegenheit, das Sortiment der Kurzwarenbuden zu studieren, wobei die begehrlichen Blicke manch einer Bäuerin an den leuchtenden Farben der Baumwollkopftücher und Taschentücher hängenblieben, die wie Fahnen im Wind sanft hin- und herschwangen. Ferner gab es Hosenträger, Faschenmesser, Strümpfe, Knöpfe, Gummiband, Haarschleifen, Spangen, Kämme, Zwirn, Spitze und Bänder, man konnte sich wirklich mit allem eindecken, und die Landleute nutzten die Gelegenheit, denn sie wohnten in der Regel in sehr einsamen Dörfern, weitab von jedem Laden, und schließlich erwarteten die Daheimgebliebenen ein hübsches Mitbringsel aus der „großen glänzenden“ Stadt. Mutter zog es jetzt mit aller Macht zum Fischmarkt. Da wir uns vorwiegend vom Fisch ernährten, achtete sie sehr darauf, dass sie etwas Gescheites für ihr Geld bekam, und bei der überwältigenden Auswahl fiel das nicht schwer, man hatte lediglich die Regel Nr. 1 für den Fischeinkauf zu beachten: Der Fisch musste noch leben. Im Zweifelsfall schaute man sich die Kiemen an. Dunkelrote Kiemen bedeuteten, dass der Fisch frisch war, einen Fisch mit blassroten Kiemen kaufte man besser nicht. Es hat Jahre gedauert, bis ich mich nach dem Krieg dazu überwinden konnte, Fischfilet zu kaufen. Von Stand zu stand gehend, prüfte meine Mutter also genau den Inhalt jedes Fischkastens. Da gab es Fische aus der Ostsee, aus dem Kurischen Haff, aus Flüssen und Teichen. Im Frühjahr warteten wir immer sehnsüchtig auf den Maifisch oder „Perpel“, von der Form her ein Hering ähnlicher Fisch, aber größer; besonders geräuchert war er eine Delikatesse. Im Sommer aßen wir gebratene und geräucherte Flundern, Steinbutt in Dillsoße und Aal „blau“. In den Monaten mit „r“ kauften wir Dorsche, Stinte und Strömlinge, Mutter beklagte sich einmal über die harte Arbeit, im Winter immer die steif gefrorenen mindestens 4 kg schweren Dorsche verarbeiten zu müssen, da sie ja nicht küchenfertig angeboten wurden. Ich nehme an, dass wir als Kinder verständnislos auf ihre Klagen reagiert haben, heute sehe ich das natürlich ganz anders. Die Haushaltführung hat sich doch ziemlich vereinfacht. Die Reihe der Heringsbuden beendete den Fischmarkt. Ihre Inhaberinnen stellten oft recht originelle Typen von großer Schlagfertigkeit dar. Wehe dem, der es wagte, die Güte ihrer Ware anzuzweifeln, der sah sich schnell dem wütenden Gekreische einer aufgebrachten Heringsfrau ausgesetzt und als „dammlicher Pomuchelskopp“ tituliert. Da wir im Winter häufig Rollmöpse einlegten, waren wir gute Heringskunden, und Mutter schickte mich manchmal alleine los, welche zu besorgen. Bevor ich wegging, schärfte sie mir ein: „Zähl´ mit, wenn die alte Liedkesche die Heringe aus der Tonne holt, vorige Woche hat einer gefehlt“. Ich versprach es hoch und heilig. Unsere Heringsfrau war dafür bekannt, die Leute zu betuppen, wenn man ihr nicht scharf auf die Finger sah. Ich sagte also mein Sprüchlein auf: „Bitte, für 1 Lit Salzheringe, wenn möglich Milchner“ und strengte mich an, die dicke Frau Liedtke bei ihrem Hantieren nicht aus den Augen zu lassen. In Wirklichkeit war sie gar nicht so dick, wie sie schien, sie hatte der Kälte wegen unzählige Röcke übereinander gezogen; kein Wunder, dass ich sie mit einer ihrer Heringstonnen verglich. An den Händen trug sie dicke Fingerhandschuhe, von denen die Spitzen abgeschnitten waren, schließlich musste sie ja ständig in die Salzlake greifen, um die Heringe herauszufischen. Sie zwinkerte mir zu und tat sehr geheimnisvoll, als sie mir mit großartiger Geste die in dickes Zeitungspapier eingewickelten Heringe herüberreichte und dabei in verschwörerischem Ton auf Plattdeutsch flüsterte: „Ullke, ich hebb´ Di extra einen groten doogeben“, Von Dankbarkeit erfüllt, knickste ich tief und überschlug in Gedanken, dass ich demnach dreizehn Heringen haben würde. Na, weit gefehlt, zuhause entpuppte sich der „Zugabehering“ als reine Illusion und Mutter meinte, wir sollten froh sein, dass sie uns nicht einen Hering zu wenig gegeben hat. Um das Thema „Fischmarkt“ zu vervollständigen, muss ich auch die herrlichen Räucherfische erwähnen, die frisch aus dem Rauch auf den Markt gebracht wurden. Von paarweise zusammengebundenen geräucherten Flundern und Maifischen habe ich schon erzählt. Die begehrtesten Delikatessen aber waren geräucherter Rundaal und Breitaal, sowie Neunaugen und Lachs, Sprotten und geräucherte Heringe. Aber genug von den Fischen, wir mussten weiter zu den Gemüsekähnen, die hoch beladen mut Karottenbündeln, Zwiebelsträngen, Senfgurken und Weißkohl am Kai des Festungsgrabens vertäut lagen. Sie hatten jedes Mal eine lange und nicht selten stürmische Fahrt von der Memelniederung durch das Haff bis nach Memel hinter sich. Gegenüber der Markthalle lag in östlicher Richtung der Theaterplatz mit dem Ännchen von Tharau Brunnen, um den herum sich die Äpfel- und Gurkenjuden aus Garsden in Litauen mit ihren Panjewägelchen gruppiert hatten. Auch Litauer, von der nahen Grenze angereist, verkauften hier ihre bescheidenen Waren wie Moosbeeren, die im Winter unter dem Schnee wuchsen, Baigel, einfaches Holzspielzeug und handgeschnitzte Holzschuhe, „Gänserumpen“ genannt. Diese Ecke des Marktes bildete die Verbindung zur Marktstraße, und wir gingen meistens daran vorbei, es sei denn, dass ich mir einen Kranz Baigel kaufen durfte, den ich mir stolz um den Hals hängte. Es gab kleine und große Baigel, ich glaube, es handelte sich hierbei um ein jüdisches Gebäck aus Mehr, Salz und Wasser, ringförmig gebacken; aufgeschnitten und mit Butter bestrichen, schmeckten sie sehr gut. Festlich angetan mit ihren selbstgewebten wollenen Faltenröcken und langen Tuchjacken, als Kopfschmuck die meist weißen seidenen Fransenkopftücher unter dem Kinn zugeknotet, so habe ich die Bäuerinnen in Erinnerung, die die ganze Marktstraße entlang auf ihren Holzschemeln im wahrsten Sinne des Wortes „residierten“. Da hier kein Platz war, hatten sie ihre Fahrzeuge und Tiere in der Schankwirtschaft am Markt untergestellt. Sie wussten um die Qualität ihrer Erzeugnisse, die in großen Weidenkörben und Milchkannen um sie herumstanden, die hölzernen 1, 2 und 5 Liter Hohlmaße zum Abmessen der Beerenfrüchte griffbereit. Mit der freundlichen Aufforderung: „Na, Madamchen, schöne frische Butter heute“! empfingen sie die Käuferinnen für gewöhnlich, gleichzeitig ein wenig „Schmeckbutter“ auf einem Löffelchen entgegenhaltend. Wenn die Probe zu Mutters Zufriedenheit ausgefallen war, entnahm die Bäuerin ihrem Korb die sorgfältig von Rhabarberblättern umhüllen Butterstücke, und weil die Lebensmittel so billig waren, konnte Mutter jede Woche großzügig einkaufen. Das Angebot an Salat, Beerenfrüchten, Obst, Pilzen fetten Gänsen und Enten, Hühnern und Stubenküken wechselte je nach der Jahreszeit. Den absoluten Höhepunkt hatte der Sommer dann für uns erreicht, wenn die Gelböhrchen- und Blaubeerzeit anbrach. Dann bestand Aussicht auf unser Sommerferienlieblingsessen: Gelböhrchen, hier im Westen heißen sie Pfifferlinge, in Sahnesoße, Salzkartoffeln, dazu Gurkensalat mit reichlich saurem Schmand und zum Nachtisch eine kühle Blaubeersuppe. Angesichts dieses Essens habe ich Gott in Frankreich nie beneidet trotz seiner Haute Cuisine. Wenn es auf den Herbst zuging, wurden große Mengen Preiselbeeren zu Kompott verarbeitet und in Steintöpfen aufbewahrt, desgleichen machten wir Salzgurken und Senfgurken ein, und den krönenden Abschluss bildete das Einstampfen von Sauerkohl in eine Holztonne, nachdem mein Vater zuvor ungefähr 1 Schock Weißkohlköpfe, das sind 60 Stück, mit dem Kohlhobel zerschnitten hatte. Dieses Unternehmen war eine Gemeinschaftsarbeit der ganzen Familie. Es war einfach nötig, sich beim Stampfen abzulösen. Mutter hatte die wichtige Funktion, die Gewürze wie Salz, Kümmel, Wacholderbeeren wohl dosiert dazwischenzustreuen. Mit dem Herbst, genauer gesagt mit Mutters Geburtstag am 4. Oktober begannen unsere wöchentlichen Gänseessen, die bis Weihnachten anhielten, zu Weihnachten streikten wir gewöhnlich und verlangten Kasseler. Das Aussuchen der idealen Gans als Sonntagsbraten erforderte Sachverstand und Geduld. Gänse gab es mehr als genug. Ich glaube, Mutter ruhte nicht eher, bis sie den ihrer Meinung nach schönsten und schwersten Vogel von mindestens 6 kg in ihren Korb wuchten konnte und wenn sie deswegen bis zur Johanniskirche auf die Suche ging, wo der Markt ohnehin aufhörte. Zuhause angekommen, wurde zu allererst die Gans ausgenommen, denn das Gänseklein oder das Gekröse, wie es bei uns hieß, gab es regelmäßig am Sonnabend als Eintopf zu Mittag. Unsere jüngste Schwester Renate schaute fasziniert dabei zu, wie meine Mutter vorsichtig ihre Hand in den Gänserumpf führte, um die Innereien herauszuholen, ohne die Galle dabei zu verletzen. Wäre sie ausgelaufen, hätten wir die Gans vergessen können. Spätestens dann, wenn Mutter den Gänsemagen aufschnitt und das zutage trat was die Gans zuletzt gefressen hatte, begann Renate zu würgen, und man sollte meinen, dass sie jetzt eiligst das Feld räumte, um nie wieder beim Gänseausnehmen dabei zu sein, weit gefehlt. Sie verzichtete nie auf dieses „Kotz – Würg – Erlebnis“ und ließ sich auch von unserer Mutter nicht wegschicken. Im Laufe des Sommers mussten wir auch daran denken, uns mit dem nötigen Holzvorrat zu versorgen, um in den strengen osteuropäischen Wintern die Kachelöfen und den Küchenherd tüchtig einheizen zu können. Mutter und ich gingen zum Heumarkt, wo die Žamaiten mit ihren Holzfuhren aufgefahren waren. Sie kamen aus den waldreichen Gegenden Litauens. Man bevorzugte Birkenstämme der besseren Heizkraft wegen. Mutter prüfte kritisch die Ladung, sie musste dicht gestapelt sein und die Stämme nicht zu dünn. Da keiner die Sprache des andern verstand, verhandelte man mittels Zeichensprache über den Preis und die Anlieferung und wenn Mutter dem Litauer als Draufgabe ein gutes „Priüstick“ (Frühstück) versprochen hatte, war der Handel perfekt. Die langen Sommerferien dienten dazu, das Holz klein zu machen; Mutter war der Ansicht, es wäre ja nicht jeden Tag Strandwetter. Unsere Begeisterung für diese Aufgabe hielt sich in Grenzen. Unsere ältere Schwester Grete musste dabei die Hauptarbeit leisten, weil sie die Säge führte. Für das Ofenholz schnitten wir einen Stamm dreimal durch, für das Küchenholz fünfmal. Anschließend war das Holzhacken dran, wobei es nicht ohne Verletzungen abging. Ganz schwere Kloben spaltete unser Vater. Mutter stellte schöne Holzstapel an geschütztem Platz auf, wo das Holz bis zum Bedarf trocknen konnte. Zum Schluss meiner Marktgeschichte möchte ich noch eine kleine Anmerkung machen. Bei allen Kaufverhandlungen und Gesprächen auf dem Markt beobachtete ich, dass die Menschen sich damals Zeit nahmen für ihr Tun, man plauderte gemütlich über die Tagesereignisse, während die Bäuerin mit ruhigen, beinahe feierlichen Bewegungen zu Beispiel den grüngoldenen Lindenblütenhonig in das bereit gehaltene Glas tropfen ließ oder den dickflüssigen Schmand, das ist saure Sahne, einfüllte, und ebenso ruhig und gemessen entnahm Mutter ihrem Portemonnaie den gewünschten Geldbetrag, den die Bäuerin sorgfältig in der umgehängten Geldtasche verstaute. Man hatte keine Eile, das Wort „Hektik“ war unbekannt. Zufrieden kehrte man mit seinen Schätzen vom Markt nachhause zurück. Es war ein Leben für die Ewigkeit gedacht, und niemand von uns hat zu der Zeit mit der Möglichkeit gerechnet, dieses Schlaraffenland einmal verlassen zu müssen, aus unserm Paradies vertrieben zu werden. In jenen Tagen Mitte der dreißiger Jahre waren meine Welt und besonders auch meine Umwelt noch in Ordnung.
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Fischmarkt
- 1942
Jaguszeit, Trude; Juraschka, Trude; Karnowski, Margarete; Kurmies, Barbe; Schmeling, Anna; Schulz, Rudolf; Schuschel, Ande; Siemoneit, Urte; Skierbst, Trude; Skuddies, Anna; Stalgies, Ande; Stankus, Anna; Szerdanings, Trude; Tumat, Marie;
Obst- u. Gemüsemarkt
- 1942
Franz, Berta; Jaudszims, Helene; Meier, Anna; Norbath, Herta; Ogurreck, Anna; Sakuth, Bernhard; Schmidtke, Else;
1942: Fuhrhalterei Michel Dudjahn, Neuer Markt ohne Hausnummer;
Markt
- 1942
Bäckereien-Verkaufsstand: Gelszinnis, Lina, Stand 63; Giszas, Anna, Stand 64;
Kurzwaren-Verkaufstand: Silkeit, Anna;
Molkereiprodukte-Verkaufsstand: Kloss, Martha; Kuhrau, Ida; Schuschel, Anna;
Obst- u. Gemüse-Verkaufsstand: Garose, Marie, Stand 11 u. 12;
Haus Nr.1
- 1858
Eigentümer: Wottrich, J.L.;
Einwohner: Wottrich, J.L., Kaufmann; Fa.J.L. Wottrich; Bock, C.A.L., Justizrath u. Notar; Boss, C.L., Kaufmann; Firma C. Boss; Krall, R., Steuerraths-Witwe; - 1866
Eigentümer: Wottrich, J.L.;
Einwohner: Wottrich, J.L., Kaufmann; Bock, C.A.L., Königl.Justizrath u. Notar; Boss, C.L., Kaufmann; Krall, F. geb. Hagen, verw.Steuerräthin; - 1898
Eigentümer: Krieger, Eduard;
Einwohner: Dr.Gessner, Ernst, Dr.med.prakt.Arzt; Krieger, Eduard, Kaufmann Rentier; Bartschat, Auguste, Verkäuferin; Gerhardt, Karl, Kaufmann; Jack, Albert, Kommis; Jack, Charles, Kommis; Klein, Karl, Kommis; Krieger, Eduard, Kaufmann Rentier; Lanckowsky,,,Frl.; Meiszis, Martin, Kommis; Schwede,, Kommis; Ziegler, Emma, Witwe; - 1909
Eigentümer: Krieger, Eduard;
Einwohner: Simoneit, S., prakt.Arzt, Tel:87; Kolonialwaren u. Schankgeschäft Baumaterialienhandlung, Inh. Schwede, J., Kaufmann; Galanterie- Spiel- u. Kurzwaren, Inh. Karal, K., Kurzwarenhändler; Wurstfabrikant und Fleischer Kuster, L., Fleischermeister,(priv.:Lotsenstr.5); Kolonialwaren u. Schankgeschäft Schwede, John, Kaufmann, Tel.:60; Manufaktur- Tuch- u. Modewarenartikel Herrengarderobe, Inh. Lemm, Gustav, Kaufmann; Rechtsanwalt u. Notar Borchert, E., Stadtrat; Bureau Rechtsanwalt Schröder, F., (priv.:Luisenstr.3); Gebhardt, A., Verkäuferin; Guttmann, B., Händlerin; Kürschner, E., Schneidermeister-Witwe; Plathner, K., Reg.-Baumstr.; Takors, M., Handl.-Geh.; Wietzke, P., Handl.-Geh.; - 1915
Eigentümer: Borchert, E., Rechtsanwalt u. Notar, Stadtrat, Tel.148
Einwohner: Habedank, M., Kindergärt., Karal, K., Händler, Eduard Krieger, Rentier, Tel.462, Eigentümer, Kürschner, E., Schneidemüller-Ww., Gustav Lemm, Kfm., Manufakturwaren, Herrenkleider, Neleimischkies, H., Hdl.-Geh., Pohlmann, C., Lehrerin, John Schwede, Materialw.- u. Schankgesch., Tel.60, Simoneit, S., prakt. Arzt, Tel.487, Till, A., Geh. Justizrat, Till, B., Bankbeamter, Till, G., Teleg.-Gehilfin, Till, M., Lehrerin.´ - 1926
Eigentümer: Lemm, Gustav;
Einwohner: Dr. Saunus, Auguste, Dr.med.prakt.Ärztin, Tel.:485; Dentist Meding, Robert, staatl.geprüft.Zahnarzt, Tel.:355; Kolonialwaren Horn, Ernst, Kaufmann, Tel.:487; Haus- u. Wirtschaftsartikel, Korbmöbel, Korbwaren, Büsten u. Horzwaren, Inh. Weiss, Karl, Korbmacher; Hut-u. Mützengeschäft Pelzwaren Burstein & Katz; "Intrans" Internationale Transportgesellschaft m.b.H.; Lemm, Gustav, Kaufmann; Fritz, Wilhelm, Kürschner; Gerschmann, Horst, Bankbeamter; Katz, Israel, Kaufmann; Kerschies, Wilhelm, Handl.-Geh.; Klumbies, Lina, Stütze; Kimm, Margarete, Verkäuferin; Lemm, Horst, Wirtschafts-Eleve; Lemm, Kurt, Wirtschafts-Eleve; Lemm, Rudi, Wirtschafts-Eleve; Meyer, Otto, Witwer; Riese, Freya, Zeichenlehrerin; Schmidt, Alfred, Bankbeamter; Siemoneit, Amalie, Arzt-Witwe; Siemoneit, Erika, Lehrerin; Till, Emma, Witwe; - 1929
Eigentümer: Lemm, Gustav;
Einwohner: Dr. Saunus, Auguste, Dr.med.prakt.Ärztin, Tel.:859; Dentist Meding, Robert, staatl.gepr.Zahnarzt; "Kolonialwaren u. Schankgeschäft", Eisenwaren, Wirtschafts- u. Bedarfsartikel, Fleischerei-Artikel, Inh. Horn, Ernst, Kaufmann, Tel.:487; Haus- u. Wirtschaftsartikel, Korbmöbel, Korbwaren Bürsten u.Holzwaren, Inh. Weiss, Karl, Korbmacher u.Kaufmann; Hut- u. Mützengeschäft, "Pelzwaren", Inh. Fritz, Wilhelm, Kürschner; Intern. Speditionsgeschäft Esch, Edwin, Spediteur; Lemm, Gustav, Kaufmann; Bergner, Marie, Stütze; Jurgan, Hans, Handl.-Geh.; Katz, Israel, Kaufmann; Kurschat, Marie, o.B.; Lemm, Kurt, Wirtschaftseleve; Litoin, Preine, Schülerin; Meyer, Betty, Kfm.-Witwe; Paddags, Marie, Stütze; Redmer, Robert, Bánkbeamter; Riemann, Johanne, Witwe; Seidler, Berta, Aufwärterin; Strangulies, Georg, o.B.; Trumpa, Georg, Beamter; - 1931
Eigentümer: Lemm, Gustav;
Einwohner: Dr. Saunus, Auguste, Dr.med.prakt.Arzt, Tl.:859; Dentist Meding, Robert, staatl.geprüf.Zahnarzt; Kolonialwaren Eisenwaren Baumaterialien-Handlung Fleischereibedarfsartikel, Inh. Horn, Ernst, Kaufmann, Tel.:487; Lemm, Gustav, Kaufmann; Bartenwerfer, Hedwig, Stütze; Bastik, Hans, Handl.-Geh.; Esch, Edwin, Spediteur; Fritz, Wilhelm, Kürschner; Fritz, Wilhelm, o.B.; Klein, Martin, Kreisbaumeister; Kurschat, Herta, Verkäuferin; Kurschat, Marie, Dienstbotin; Lack, Käte, Kinderfrl.; Lemm, Auguste o.B.; Lemm, Horst, Volontär; Lemm, Kurt, Handl.-Geh.; Mattutis, Marie, Stütze; Mertineit, Ida, Stütze; Meyer, Betty, Kfm.-Witwe; Meyer, Otto, Amtsgerichtsrat; Seidler, Berta, Aufwärterin; Trumpa, Georg, Beamter; Tureit, Helene, Stütze; Zander, Hans, Handl.-Geh.; Zander, Hermann, Handl.-Geh.; - 1935
Eigentümer: Lemm, Gustav;
Einwohner: Dr. Saunus, Auguste, Dr.med.prakt,Arzt; Restaurant Horn, Ernst, Kaufmann; Dentist Meding, Rudolf, staatl.geprüf.Zahnarzt, Tel.:355; Fleischwarengeschäft Lietuvos Exportas "Maistras"; Kolonialwaren "Gevore" Vartotodu D-ja.; Manufaktur- u. Konfektionsgeschäft Manevicius, Iseras, Kaufmann; Lemm, Gustav, Kaufmann; Brozaitis, Milda, Lehrerin; Brettschneider, Anna, Plätterin; Bruske, Emma, Dienstbotin; Esch, Edwin, Spediteur; Fritz, Wilhelm, Kürschner; Gellner, Alice, Ehefrau; Habedank, Herta, Wirtin; Lemm, Horst, Volontär; Lemm, Pauline, Ehefrau; Mertineit, Ida, Wirtin; Meyer, Käthe, Lehrerin; Muturaite, Zofija, Dienstmädchen; Saunus, Martha, Landwirtin; Seidler, Berta, Aufwärterin; Sklaschus, Anna, Dienstbotin; Trumpa, Georg, Beamter; Vasiliauskyte, Justina, Arbeiterin;
- 1942
Eigentümer: Lemm, Gustav;
Einwohner: Lemm, Gustav, Kaufmann, Tel.:3796; Dr. Saunus, Auguste, Dr.med.prakt.Ärztin; Frühstückstuben u.Speisewirtschaft Inh. Bernoth, Elfriede u. Luise, Wirtschafterin; "Horn´s"-Gaststätte, Inh. Horn, Ernst, Kaufmann, Tel.:4731; Dentistin Rosteck, Hildegard, Tel.:3234; Eisen- u. Kolonialwarengeschäft Inh. Lippke, Paul, Kaufmann, Tel.:3711; Fleischerei-Geschäft Kopp, Erich, Fleischermeister, Tel.:4024; Kürschner-Geschäft Trumpa; Möbelhandlung Tischlerei Roga, Michel, Tischlermeister, Tel.:3874; Hüte u. Mützen-Geschäft Fritz, Wilhelm, Kaufmann priv.:Wiesenquerstr.23. Tongeschirrhandel Anna Karallus; Privatlehrerin Loni Müller; Dickschas, Georg, Arbeiter; Esch, Emma, Kontoristin; Klinger, Heinz, Geschäftsführer; Kurschat, August, Fleischergeselle; Trumpa, Georg, Invalide;
Haus Nr.2
- 1858
Eigentümer: Mason, J., Kommerzienrath, Memel, Alexanderstr.16;
Einwohner: Schauspielhaus; - 1866
Eigentümer: Mason, J., Kgl.Kaufmann u. Kgl.Commerzienrath, Memel,Alexanderstr.16;
Einwohner: Theater; - 1898
Eigentümer: Kommune Memel
Einwohner: Theatergebäude; Theater-Restaurant Krüger, Kurt, Restaurateur; - 1909
Eigentümer: Stadt Memel
Einwohner: Stadttheater; Theater-Restaurant Krüger, A., Restaurateur-Witwe; - 1915
Eigentümer: fehlt z.Zt.
Einwohner: Haase, H., Wirtin, Nehrkorn, L., unverehel. - 1926
Eigentümer: Stadt Memel
Einwohner: Albers, Heinrich, Theaterdirektor; - 1929
Eigentümer: Stadt Memel
Einwohner: Albers, Heinrich, Theaterdirektor; Rodel, Martha, Soufleuse; Rosenmeyer, Wladimir, Theatermaler; - 1931
Eigentümer: Stadtgemeinde Memel
Einwohner: Albers, Heinrich, Direktor d. Städf. Schaupielhaus; Rodel, Martha, Soufleuse; Rosenmeyer, Vladimir, Theatermaler; - 1935
Eigentümer: Commune Memel
Einwohner: Filz, Walter, Tischler; Kulik, Dora, Witwe;
Haus Nr.3
- 1858
Eigentümer: Michaelsen, G.;
Einwohner: Michaelsen, G., Kaufmann; Firma G. Michaelsen; Göbel, L., Kaufmann; Firma Louis Goebel; - 1866
Eigentümer: Millauer, A.;
Einwohner: Firma J.A. Millauer & Co.; Cigarrenfabrik F.C.W. Knobel - 1898
Eigentümer: Millauer, Maria;
Einwohner: Millauer, Maria, Witwe; Bublath, Emil, Kommis; Schmidt, Albert, Kaufmann; - 1909
Eigentümer: Bluhm, Louis;
Einwohner: Schankgeschäft, Kolonial-, Bonbon- u. Schokoladen-, Wein-,Wild-u. Geflügel-, LederwarenHandlung, Delikatessengeschäft, Inh. Bluhm, Louis, Kaufmann, Tel.:189; Anduleit, M., Verkäuferin; Herrmann, A., Handl.-Geh.; Kelch, H., Handl.-Geh.; - 1915
Eigentümer: Louis Bluhm, Kolonialw.- u. Schankgeschäft, Tel.140
Einwohner: Adomeit, M. Aktuar, Jurkschat, A., Handlungsgeh., Redetzky, E., Hdl.-Geh. - 1926
Eigentümer: Schwede, John;
Einwohner: "Kolonialwaren u. Schankgeschäft", Eisenwaren u. Fleischereibedarfsartikel, Inh. Kurschat & Müller, vorm.John Schwede, Kaufmann, Tel.:60; Schwede, John, Kaufmann, Tel.:60; Kurschat, Gustav, Kaufmann, Tel.:60; Spange, Dorothea, Witwe; - 1929
Eigentümer: Schwede, Clara;
Einwohner: "Kolonialwaren u. Schankgeschäft", Zement, Kalk, Dachpappe u. sämtliche Baumaterialien, Eisenhandel u. Fleischerei-Bedarfs-Artikel, Inh. Kurschat', Gustav, Kaufmann, Tel.:60; Schwede, Clara, Witwe; Klinger, Alfred, Handl.-Geh.; Kurschat, Marie, Dienstbotin; Loley, Emma, Dienstbotin; - 1931
Eigentümer: Schwede, Clara;
Einwohner: "Kolonialwaren u. Schankgeschäft", Dachpappen u. sämtliche Baumaterialien Zement Kalk Eisenwaren u. Fleischereibedarfsartikel, Inh. Kurschat, Gustav, Kaufmann, Tel.:60; Schwede, Emma, Witwe; Kurschat, Franz, Kaufmann; Kruse, Emma, Witwe; - 1935
Eigentümer: Schwede, Klara;
Einwohner: Baumaterialien-, Eisen- u.Stahlwarenhandlung, Fleischerei-Artikel, "Kolonialwaren u. Schankgeschäft", Inh. Kurschat, Gustav, Kaufmann, Tel.:60; Schleps, Madline, Dienstmädchen;
Haus Nr.4
- 1858
Eigentümer: Kommune
Einwohner: Flachswaage; - 1866
Eigentümer: Commune
Einwohner: Flachswaage; - 1898
Eigentümer: Kommune Memel
Einwohner: Markthalle; Danullis, Jurgis, Schiffer; Peikis, Jurgis, Schiffer; - 1909
Eigentümer: Stadt Memel (an der Markthalle u. Festungsgraben)
Einwohner: Flachswaage; Buddrus, M., Kahnschiffer-Witwe; - 1915
Eigentümer: fehlt z.Zt.
Einwohner: Buddrus, M., Kahnschiffer-Witwe, Kerschowsky, K., Arb., Schubries, G., Schiffer. - 1926
Eigentümer: Stadt Memel
Einwohner: Flachswaage, Tel.:692; Lagerhalter Butkwiez, Adolf, Steuerkontrolleur; - 1929
Eigentümer: Stadt Memel
Einwohner: Flachswaage, Tel.:692; Lagerverwalter Butkewiez, Adolf, Steuerkontrolleur; - 1931
Eigentümer: Stadtgemeinde Memel
Einwohner: Flachswaage, Tel.:692; Butkewitz, Adolf, Steuerkontrolleur; - 1935
Eigentümer: Stadtverwaltung Memel
Einwohner: Städtische Flachswaage; Butkewitz, Adolf, Steuerkontrolleur, Tel.:692; - 1942
Eigentümer: Stadtverwaltung Memel, Tel. 2111
Verwalter: Butkewitz, Adolf;
Einwohner: Butkewitz, Adolf, Lagerverwalter; Lager Baustoffhandlung Eisenhandlung Kurschat, Gustav, Kaufmann, Tel.:4881 (priv.:Moltkestr.26); Prühs (Prüsz), Herbert, Schofför;
Haus Nr.5
- 1858
Eigentümer: Dähnke, J.C., Kaufmann, Memel, Libauerstr.22;
Einwohner: Speicher - 1866
Eigentümer: Dähncke, J.C., Kaufmann, Schiffsrheder, Kgl.Commerzienrath, Memel, Libauerstr.22;
Einwohner: Speicher - 1898
Eigentümer: Diese;
Einwohner: - 1909
Eigentümer: Diese, Kaufmann;
Einwohner: Speicher - 1929
Eigentümer: Stadt Memel
Einwohner: Speicher
Haus Nr.6
- 1858
Eigentümer: Michaelsen, S.S.. Kaufmann, Memel, Parkstr.10;
Einwohner: Speicher - 1866
Eigentümer: Michaelsen, F.r., Kaufmann, Memel, Libauerstr.4;
Einwohner: Speicher - 1898
Eigentümer: Dr.Lewy, Dr.med.prakt.Arzt;
Einwohner: - 1909
Eigentümer: Kredit- u. Sparverein
Einwohner: Speicher - 1929
Eigentümer: Stadt Memel
Einwohner: Speicher
Haus Nr.7
- 1858
Eigentümer: Bröderlow, J.C.;
Einwohner: Bröderlow, J.G., Kaufmann; Firma J.C., Bröderlow; Hellbusch, H., Apotheken-Witwe; Klingert, C., Frl.; Krüger, A.L.J., Oberbürgermeister; - 1866
Eigentümer: Bröderlow, C.;
Einwohner: Bröderlow, C. Kaufmann; Fa. C.L. Jänisch; Jänisch, L.C.B.sen., Kaufmann; - 1898
Eigentümer: Haseneit, Edwin;
Einwohner: Callenberg, Joseph, Kgl.Reg.-Baumstr.; Heinrich, Rudolf, Staatsanwalt; Heygster, Arthur, Stadtrath; Klein, Albert, Vicefeldwebel; Littwins, Johanne, Arb.-Witwe; Schwarz, Emilie, Händlerin; Schwellnus, Fr., Kommis; Seidler, Marie, Witwe; - 1909
Eigentümer: Kredit- u. Sparverein
Einwohner: Holzkommissionsgeschäft Holzmäkler Schmidt, A., Kaufmann, Tel.:561; Kolonialwaren u. Schankgeschäft Gröger, Louis, Kaufmann, Tel.:86; Auszra, D., Dampfbootsführer; Ehlert, E., Karusellbesitzer; Grubert, J., Schlossergeselle; Junkuhn, Oskar, Kaufmann Agenturen Kontor:Marktstr.39 Tel.:34; Schwarz, E., Witwe u. Händlerin; - 1915
Eigentümer: A. R. Papendick, Materialw.- u. Schankgeschäft, Tel.93, (Siehe Gesch.-Anz.)
Einwohner: Lattke, E. L., Landrichter, J. A. Millauer & Co. Nachf., Inh. Alb. Schmidt, Tel.561, Peßlies, O., Hdl.-Geh., Riemann, A., Kapt., Riemann, M., Putzarbeiterin, Schmidt, A., Kfm., i. Fa. J. A. Millauer & Co. Nachf., Tel.561, Schwarz, E., Händlerfrau, Seidler, A., Seefahrer-Ww., Vorlauf, F., Hdl.-Geh., Wannowins, E., Bes.-Ww. - 1926
Eigentümer: Papendick, Ida;
Einwohner: Kolonialwaren Papendick, A. Inh. Papendick Hermann, Kaufmann, Tel.:93; Installationsgeschäft Gröning, Alfred, Mechaniker; Schneiderei Balzunaitis, Viktor, Schneider; Papendick, Ida, Witwe; Loebardt, Anna, Dienstbotin; Barsties, Wilhelm, Ingenieur; Israelsohn, Jette, Kontoristin; Kentrat, Emil, Pol.-Wachtmstr.; Lukait, August, Kommis; Peleikis, Max, Agent; Riemann, Johanne, Witwe; Schwarz, Emilie, Händlerin; Silbermann, Georg, Kaufmann i.Fa.Robert Wallér, Tel.:896; Stamp, Helene, Witwe; - 1929
Eigentümer: Papendick, Ida;
Einwohner: Kolonialwaren u. Schankgeschäft Papendick, A., Nachf.; Installationsgeschäft f. elektrische Anlagen, Inh. Gröning, Alfred, Mechaniker, (priv.:Rosenstr.1); Papendick, Ida, Witwe; Barsties, Wilhelm, Ingenieur; Kantrat, Emil, o.B.; Kispalovas, Simonas, Bonbonkocher; Papendick, H., Kolonialwarenhändler; Pelekies, Max, Agent; Schwarz, Emilie, Händlerin; Silbermann, Georg, a.Fa.R.Waller Manufakturwaren; Stamp, Helene, Bes.-Witwe; Wilken, Hermann, Arbeiter;
- 1931
Eigentümer: Papendick, Ida;
Einwohner: Kolonialwaren u. Schankgeschäft Papendick, A. Nachf.; Installationsgeschäft f.elektr.Anlagen, Inh. Gröning, Alfred, Mechaniker, (priv.:Rosenstr.1); Papendick, Ida, Witwe; Barschkies, Marinke, Stütze; Engelien, Charlotte, Stütze; Herberger, Emma, Witwe; Herberger, Lisbeth, Bürogehilfin; Kaplan, Süßmann, Kaufmann; Leidereiter, Walter, Schiffsrheder; Lukat, Jons, Kassierer; Papendick, Adolf, Angestellter; Papendick, Hermann, o.B.; Pelekies, Max, Landespol.-Wachtmstr.; Riemann, Artur, Katastergehilfe; Riemann, Johanna, Witwe; Schmidt, Anna, Kinderfrl.; Schwarz, Emilie, Händlerin; - 1935
Eigentümer: Papendick, Ida;
Einwohner: Farben, Firnis u. Lacke, Kolonalwaren u. Schankgeschäft, Inh. Papendick, Hermann, Inh. I. Papendick, Kaufmann; Petroleum u. Oele Joswig & Stumber; Papendick, Ida, Witwe; Feldberg, Michel, Kaufmann; Grigoleit, Käte, Dienstbotin; Göritz, Adolf, Kassengehilfe; Gwildies, Martin, Justiz-Sekr.; Henneberg, Erich, Schiffer; Leidig, Emma, Kontoristin; Papendick, Adolf, o.B.; Papendick, Kurt, Kaufmann; Peleikis, Max, Pol.-Wachtmstr.; Richter, Irmgard, Dienstbotin; Riemann, Johanne, Witwe; Riemann, Magdalene, Putzmacherin; Schwarz, Emilie, Händlerin; Woßloff, Magda, Bürogehilfin; Zander, Hermann, Kaufmann; Zukauskas, Vytautas, Diplom.Kammerdiener; - 1942
Eigentümer: Papendick, Ida;
Einwohner: Kolonialwaren u. Ausschank Schiffsartikel, Inh. Papendick, Hermann, Kaufmann, Tel.:3232; Papendick, Ida, Kaufmanns-Witwe, Tel.:3232; Genies, Siegfried, Arbeiter; Göritz, Adolf, Bankangestellter; Großmann (Grossmann), Frieda, Hausangestellte; Henneberg, Erich, Schiffsführer; Papendick, Kurt, Kaufmann; Riemann, Emma, Witwe; Sillus, Albert, Schiffsführer; Wossloff, Magda, Verw.-Angestellte;
Haus Nr.8
- 1858
Eigentümer: Bröderlow, J.C., Kaufmann Neuer Markt 7;
Einwohner: Speicher - 1866
Eigentümer: Commune
Einwohner: Markthalle; Engbrecht, A., Victualienhändler;
Markthalle
- 1942
Bäckerei-Verkaufsstand: Marktschauski, Anna; Millies, Berta; Sonnenberg, Marie;
Blumenverkaufstand: Hoffmann, Marie;
Fischkleinhandlung: Bley', Berta; Bolz, Paul; Grauduschus, Maria; Jurgans, Anna; Lippschus, Marie, Stand 10; Lübeck, Käthe; Mantwied, Marie; Mantwill, Anna; Preukschat, Ilse; Rotkowski, Marie; Ruboks, Johanne; Rutkowski, Else; Schmeltenings, Katharina; Schmidt, Marie; Schumann, Urte; Tydecks, Dorothea; Tydecks, Urte; Ukenings, Anna; Wirgenings, Trude; Zwickies, Martin;
Fleischwarenverkaufsstand: Grimm, Ida; Kakies, Fritz, Tel.:3809; Podszus, Siegfried; Rost, Emma;
Frühstücksstubenstand: Kusau, Katharina; Latzitis, Anna; Weinhold, Henriette; Weinhold, Magdalene, Stand 39;
Kurzwarenkleinhandel: Borm, Helene;
Lebenmittelstand: Rudat, Richard;
Mittagstischstand: Ermoneit, Anna; Jessat, Anna; Mallwitz, Else;
Molkereiproduktestand: Metzler, Anna; Weichert, Charlotte;
Ost- u. Gemüsekleinhandelstand: Garose, Marie, Standt 11 u. 12; Hildebrand, Stephanie; Schuhmacher, Emma;
Externe Links
Flachswaage im Bilderalbum Memel von Peter Bork
Quellen