Giersdorf Kreis Neisse: Unterschied zwischen den Versionen
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== Allgemeine Information: Das Dorf Giersdorf == | |||
Giersdorf zählt zu den ehemaligen deutschen Gebieten im Regierungsbezirk Oppeln in Oberschlesien. Kreisstadt war die Stadt Neisse. Zum Dorf gehörten die Kolonien Wilhelmsthal (1782 gegründet) und Domsdorf. Heute heißt der Ort Gieralcice und liegt in der Woiwodschaft Opolskie in Polen. | Giersdorf zählt zu den ehemaligen deutschen Gebieten im Regierungsbezirk Oppeln in Oberschlesien. Kreisstadt war die Stadt Neisse. Zum Dorf gehörten die Kolonien Wilhelmsthal (1782 gegründet) und Domsdorf. Heute heißt der Ort Gieralcice und liegt in der Woiwodschaft Opolskie in Polen. | ||
* Quelle: Texte zur allgemeinen Information mit freundlicher Genehmigung des Verlages: ''Franz-Christian Jarczyk: "Die Dörfer des Kreises Neisse", 3. Auflage 2012, Selbstverlag des Neisser Kultur- und Heimatbundes :e.V. Hildesheim'' | * Quelle: Texte zur allgemeinen Information mit freundlicher Genehmigung des Verlages: ''Franz-Christian Jarczyk: "Die Dörfer des Kreises Neisse", 3. Auflage 2012, Selbstverlag des Neisser Kultur- und Heimatbundes :e.V. Hildesheim'' | ||
=== | === Geographische Lage === | ||
"GIERSDORF, ein Waldhufendorf 300 m über NN, 20 km südlich von Neisse, liegt an der Straße über Bielau-Bischofswalde. Durch das Dorf fließt ein Bach, den in Bischofswalde die Mohre aufnimmt | "GIERSDORF, ein Waldhufendorf 300 m über NN, 20 km südlich von Neisse, liegt an der Straße über Bielau-Bischofswalde. Durch das Dorf fließt ein Bach, den in Bischofswalde die Mohre aufnimmt. Die nächste Eisenbahnstation ist [[Bischofswalde]] (3 km), eine Poststelle war im Ort. (Karte zur geographischen Lage siehe auch: http://online-ofb.de/giersdorf. | ||
=== Zur Geschichte=== | === Zur Geschichte=== | ||
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Nach dem Lib. fund. (um 1300) besaß das Dorf („Gerhardi villa") 42 große Huben, die für kleine lagen, davon hatte die Kirche 2, der Scholze 8 und 1 Schenke und 1 Mühle mit 1 Rad. 1643 wird eine Wehranlage im Ort genannt. | Nach dem Lib. fund. (um 1300) besaß das Dorf („Gerhardi villa") 42 große Huben, die für kleine lagen, davon hatte die Kirche 2, der Scholze 8 und 1 Schenke und 1 Mühle mit 1 Rad. 1643 wird eine Wehranlage im Ort genannt. | ||
Der Visitationsbericht der Diözese nennt für 1666 einen Kirchschreiber aus Borkendorf, der vermutlich im Ort Schule hielt. | Der Visitationsbericht der Diözese nennt für 1666 einen Kirchschreiber aus Borkendorf, der vermutlich im Ort Schule hielt. | ||
=== Die Gemeinde === | |||
Giersdorf (Bürgermeister 1935 und 1942: Bauer Johann Metzner) gehörte zum Amtsbezirk [[Bischofswalde]] und war Sitz des Standesamts und des Gendarmeriepostens. | |||
Ein Kindergarten wurde um 1937 im Ort eingerichtet. Die Schwesternstation der Mägde Mariens war in Bischofswalde (1911 gegründet. | |||
*Der Visitationsbericht der Diözese nennt für 1666 einen Kirchschreiber aus Borkendorf, der vermutlich im Ort Schule hielt. Das :zweistöckige Schulhaus stammt von 1835. Im Jahr 1925 besuchten 163 Kinder die dreiklassige Schule. | |||
:Unterricht gaben 1925: Hauptlehrer Julius Schmolke; Lehrer Hermann Laake (auch 1939); Lehrer Joseph Thamfald; 1935: Hauptlehrer :Wilhelm Törkott; 1939: Hauptlehrer Emanuel Raczek, Lehrer Gerhard Riedel. Das Dorf besaß eine Freiwillige Feuerwehr. | |||
* Die Gemeindeflur ist 1109 ha groß. In einem Bericht von 1863 heißt es: „Der Boden ist fruchtbar, besteht aus Lehm und etwas Sand :und trägt Getreide aller Art, Raps, Flachs, Klee und Obst.“ | |||
:Das Rittergut (80 h) hatte öfter den Besitzer gewechselt. Seit 1932 war es zusammen mit dem Gut Domsdorf Eigentum von Carl :Hermann. Das Herrenhaus des Ritterguts stammt vom Anfang des 17. Jahrhunderts. Flurnamen sind: Hahnenbusch, wüster Grund, Domsdorf. | |||
=== Kirchen === | |||
* Katholische Kirche St. Michaelis. Die katholische Kirche (Patrozinium St. Michael) wird 1335 zum ersten Mal erwähnt; 1638 ist sie :Filiale, 1845 Lokalie von Bischofswalde. Der Kirchturm stammt von 1615. Das frühere Langhaus wurde 1869/71 durch einen :dreischiffigen neugotischen Bau ersetzt. Die Glocken waren von 1429, 1649 und 1768. Zum Kirchenschatz gehörten ein Kelch und ein :Meßkännchen aus der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts. | |||
:Altkirmes war am Snntag nach dem 8.11., Jungkirmes am Sonntag nach Michaeli. Wallfahrten gingen nach Zuckmantel-Maria Hilf, Wartha :und Albendorf. Es gab ein Hagelgelöbnis. | |||
:Pfarrer waren 1898 Heinrich Werner, seit 1914 Benno Dohnau, 1932-1945 Edgar Kolbe. | |||
*Die nächste evangelische Kirche war in Ziegenhals. | |||
== Bewohner == | |||
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*Im Jahr 1937 gab es im Dorf: 2 Bäcker, 3 Elektroinstallateure, 2 Fleischer, 1 Friseur, 3 Gasthöfe, 2 Gemischtwarenläden, 1 :Granitbruch und -werk, 1 Mechaniker, 3 Schmiede, 4 Schneider, 3 Schuhmacher, 1 Steinmetzgeschäft, 1 Stellmacher, 2 Tischler, | |||
:1 Spar- und Darlehnskasse, 1 Elektrizitäts-Genossenschaft. | |||
1 Spar- und Darlehnskasse, 1 Elektrizitäts-Genossenschaft. | |||
Im Ort gab es Sport-, Krieger-, Arbeiter- und Radfahrvereine, ferner einen Kirchenchor mit Instrumentalisten. | Im Ort gab es Sport-, Krieger-, Arbeiter- und Radfahrvereine, ferner einen Kirchenchor mit Instrumentalisten. | ||
===Liste der Bewohner, die 1935 in Giersdorf lebten === | ===Liste der Bewohner, die 1935 in Giersdorf lebten === | ||
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===Flucht und Vertreibung 1945 === | ===Flucht und Vertreibung 1945 === | ||
Am 28.6.1945 kamen die ersten Polen ins Dorf; etwa 16 Personen sind in der Zeit danach verschleppt :worden. Die Bevölkerung wurde am 10.6.1946 endgültig vertrieben. | Am 28.6.1945 kamen die ersten Polen ins Dorf; etwa 16 Personen sind in der Zeit danach verschleppt :worden. Die Bevölkerung wurde am 10.6.1946 endgültig vertrieben. | ||
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* Suche nach kompletten Familienforschungen: http://gedbas.genealogy.net/ | * Suche nach kompletten Familienforschungen: http://gedbas.genealogy.net/ | ||
* Zahlreiche Hilfen und Tipps für Schlesienforscher: http://www.christoph-www.de | * Zahlreiche Hilfen und Tipps für Schlesienforscher: http://www.christoph-www.de | ||
Version vom 7. November 2019, 16:54 Uhr
Regional > Ehemalige deutsche Gebiete > Schlesien > Regierungsbezirk Oppeln > Landkreis Neisse > Giersdorf Kreis Neisse
Allgemeine Information: Das Dorf Giersdorf
Giersdorf zählt zu den ehemaligen deutschen Gebieten im Regierungsbezirk Oppeln in Oberschlesien. Kreisstadt war die Stadt Neisse. Zum Dorf gehörten die Kolonien Wilhelmsthal (1782 gegründet) und Domsdorf. Heute heißt der Ort Gieralcice und liegt in der Woiwodschaft Opolskie in Polen.
- Quelle: Texte zur allgemeinen Information mit freundlicher Genehmigung des Verlages: Franz-Christian Jarczyk: "Die Dörfer des Kreises Neisse", 3. Auflage 2012, Selbstverlag des Neisser Kultur- und Heimatbundes :e.V. Hildesheim
Geographische Lage
"GIERSDORF, ein Waldhufendorf 300 m über NN, 20 km südlich von Neisse, liegt an der Straße über Bielau-Bischofswalde. Durch das Dorf fließt ein Bach, den in Bischofswalde die Mohre aufnimmt. Die nächste Eisenbahnstation ist Bischofswalde (3 km), eine Poststelle war im Ort. (Karte zur geographischen Lage siehe auch: http://online-ofb.de/giersdorf.
Zur Geschichte
Der Ort wird 1284 („Geraltici") unter den bekannten 65 Dörfern erstmals genannt. Nach dem Lib. fund. (um 1300) besaß das Dorf („Gerhardi villa") 42 große Huben, die für kleine lagen, davon hatte die Kirche 2, der Scholze 8 und 1 Schenke und 1 Mühle mit 1 Rad. 1643 wird eine Wehranlage im Ort genannt. Der Visitationsbericht der Diözese nennt für 1666 einen Kirchschreiber aus Borkendorf, der vermutlich im Ort Schule hielt.
Die Gemeinde
Giersdorf (Bürgermeister 1935 und 1942: Bauer Johann Metzner) gehörte zum Amtsbezirk Bischofswalde und war Sitz des Standesamts und des Gendarmeriepostens. Ein Kindergarten wurde um 1937 im Ort eingerichtet. Die Schwesternstation der Mägde Mariens war in Bischofswalde (1911 gegründet.
- Der Visitationsbericht der Diözese nennt für 1666 einen Kirchschreiber aus Borkendorf, der vermutlich im Ort Schule hielt. Das :zweistöckige Schulhaus stammt von 1835. Im Jahr 1925 besuchten 163 Kinder die dreiklassige Schule.
- Unterricht gaben 1925: Hauptlehrer Julius Schmolke; Lehrer Hermann Laake (auch 1939); Lehrer Joseph Thamfald; 1935: Hauptlehrer :Wilhelm Törkott; 1939: Hauptlehrer Emanuel Raczek, Lehrer Gerhard Riedel. Das Dorf besaß eine Freiwillige Feuerwehr.
- Die Gemeindeflur ist 1109 ha groß. In einem Bericht von 1863 heißt es: „Der Boden ist fruchtbar, besteht aus Lehm und etwas Sand :und trägt Getreide aller Art, Raps, Flachs, Klee und Obst.“
- Das Rittergut (80 h) hatte öfter den Besitzer gewechselt. Seit 1932 war es zusammen mit dem Gut Domsdorf Eigentum von Carl :Hermann. Das Herrenhaus des Ritterguts stammt vom Anfang des 17. Jahrhunderts. Flurnamen sind: Hahnenbusch, wüster Grund, Domsdorf.
Kirchen
- Katholische Kirche St. Michaelis. Die katholische Kirche (Patrozinium St. Michael) wird 1335 zum ersten Mal erwähnt; 1638 ist sie :Filiale, 1845 Lokalie von Bischofswalde. Der Kirchturm stammt von 1615. Das frühere Langhaus wurde 1869/71 durch einen :dreischiffigen neugotischen Bau ersetzt. Die Glocken waren von 1429, 1649 und 1768. Zum Kirchenschatz gehörten ein Kelch und ein :Meßkännchen aus der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts.
- Altkirmes war am Snntag nach dem 8.11., Jungkirmes am Sonntag nach Michaeli. Wallfahrten gingen nach Zuckmantel-Maria Hilf, Wartha :und Albendorf. Es gab ein Hagelgelöbnis.
- Pfarrer waren 1898 Heinrich Werner, seit 1914 Benno Dohnau, 1932-1945 Edgar Kolbe.
- Die nächste evangelische Kirche war in Ziegenhals.
Bewohner
Einwohnerentwicklung
Die Anzahl der Einwohner mit Häusern und Haushalten war:
- Giersdorf
- 1784: 439 Einwohner, 78 Stellen
- 1845: 1287 Einwohner (14 ev.), 215 Häuser
- 1895: 1340 Einwohner (8 ev.), 245 Häuser, 309 Haushalte
- 1939: 1282 Einwohner, 352 Haushalte
- Kolonie Domsdorf
- 1939: 51 Einwohner, 15 Haushalte
- Kolonie Wilhelmsthal
- 1933: 71 Einwohner
- Im Jahr 1937 gab es im Dorf: 2 Bäcker, 3 Elektroinstallateure, 2 Fleischer, 1 Friseur, 3 Gasthöfe, 2 Gemischtwarenläden, 1 :Granitbruch und -werk, 1 Mechaniker, 3 Schmiede, 4 Schneider, 3 Schuhmacher, 1 Steinmetzgeschäft, 1 Stellmacher, 2 Tischler,
- 1 Spar- und Darlehnskasse, 1 Elektrizitäts-Genossenschaft.
Im Ort gab es Sport-, Krieger-, Arbeiter- und Radfahrvereine, ferner einen Kirchenchor mit Instrumentalisten.
Liste der Bewohner, die 1935 in Giersdorf lebten
Giersdorf Kreis Neisse/ Bewohner 1935
Ortskarte Giersdorf u. seine Bewohner vor 1945
Flucht und Vertreibung 1945
Am 28.6.1945 kamen die ersten Polen ins Dorf; etwa 16 Personen sind in der Zeit danach verschleppt :worden. Die Bevölkerung wurde am 10.6.1946 endgültig vertrieben.
- Berichte über Austreibungen aus Giersdorf und umliegenden Dörfern: http://genwiki.genealogy.net/Landkreis_Neisse/Fluchtberichte
Genealogische und historische Quellen
Ortschroniken
- MELCHER, Herbert: Giersdorf Kr. Neisse und seine Bewohner – eine Chronik, 3. Auflage 2016
Der gebürtige Giersdorfer hat jede Familie, die bis 1945 in Giersdorf lebte, mit Hausnummern, Eigentumsverhältnissen und Familienfotos, die ihm die Bewohner zur Verfügung stellten, vorgestellt. Weiterhin vermitteln zahlreiche Klassenfotos, Fotos über das Vereinsleben u.v.m. ein lebendiges Bild über das Dorf und seine Bewohner. Die Chronik (430 Seiten), die ursprünglich für die ehemaligen Giersdorfer bestimmt war, ist nicht im Handel erhältlich, kann aber als PDF-Datei mit Genehmigung des Autors bei der Bearbeiterin des Ortsfamilienbuches angefordert werden.
Online Ortsfamilienbuch
- NOACK, Monika: http://ofb.genealogy.net/giersdorf/
- Die Kirchenbücher 1713-1945 der kath. Kirche St. Machaelis in Giersdorf sind fast vollständig ausgewertet.
Gefallenendenkmäler
Weitere Datenbanken
- POLNISCHES STAATSARCHIV: Standesamt Giersdorf: Geburten, Heiraten, Tote 1885-1907 sind online: https://szukajwarchiwach.pl/45/960/0#tabJednostki
- FAMILY SEARCH: Kirchenbücher von Giersdorf Kreis Neisse sind in einer örtlichen Forschungsstelle der Mormononen einsehbar. Online kann erkundet werden, welche Jahrgänge zugänglich sind: http://www.familysearch.org/
Andere Webseiten
- Suche nach Personendaten in verschiedenen Datenbanken: http://meta.genealogy.net/
- Suche nach kompletten Familienforschungen: http://gedbas.genealogy.net/
- Zahlreiche Hilfen und Tipps für Schlesienforscher: http://www.christoph-www.de
Daten aus dem GOV
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