Platjenwerbe Nr.21: Unterschied zwischen den Versionen
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<small>(Nach Aufzeichnungen von Frau Margret Jachens, aus Gesprächen mit Frau Berta Wolf 1976)</small><br> | <small>(Nach Aufzeichnungen von Frau Margret Jachens, aus Gesprächen mit Frau Berta Wolf 1976)</small><br> | ||
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Chr. Lalk bekommt sein Domiziel hier | Chr. Lalk bekommt sein Domiziel hier unter der Verpflichtung seine Schwiegereltern (Klosters) zu ernähren.<br> | ||
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Blatt 1: Parzellen 84, 85, 86. | Blatt 1: Parzellen 84, 85, 86. | ||
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:Köthner | :Köthner | ||
:Sohn von Dierich Kruse, verstorben in Wollah | |||
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<big> [http://www.ortsfamilienbuecher.de/famreport.php?ofb=lesum&ID= | <big> [http://www.ortsfamilienbuecher.de/famreport.php?ofb=lesum&ID=I101839&nachname=K%F6STER&lang=de Gretje '''Köster''']</big><br>*1668 Kirchbeke, Brundorf<br>† 1742 Platjenwerbe | ||
:Tochter von Dirich Köster und Catharina N. N., beide verstorben in Kirchbeke, Brundorf.<br> | |||
:Ab 1701 werden Kinder in Platjenwerbe geboren, so daß diese Zeit als erste Besiedlung vermutet werden kann<br> | :Ab 1701 werden Kinder in Platjenwerbe geboren, so daß diese Zeit als erste Besiedlung vermutet werden kann<br> | ||
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<big>[http://www.online-ofb.de/famreport.php?ofb=lesum&ID=I097832&nachname=WOLF&lang=de Diedrich '''Wolf''']</big><br>* 1902 Platjenwerbe<br>† 1946 in russischer Gefangenschaft<br> | <big>[http://www.online-ofb.de/famreport.php?ofb=lesum&ID=I097832&nachname=WOLF&lang=de Diedrich '''Wolf''']</big><br>* 1902 Platjenwerbe<br>† 1946 in russischer Gefangenschaft<br> | ||
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:Tochter von Johann Haslop und Meta, geb. Schnibben aus Ritterhude | :Tochter von Johann Haslop und Meta, geb. Schnibben aus Ritterhude | ||
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Diedrich Wolf wurde 1941 einberufen und kam aus dem II. Weltkrieg nicht zurück. Seine Frau Berta mußte die Kinder allein großziehen und den Hof erhalten, den später der Sohn Hans-Heinrich Wolf übernahm. Erst im Jahre 2008 stellte das Deutsche Rote Kreuz aus russischen Archiven der Schwiegertochter, Witwe Gertrud Wolf, Dokumente mit Angaben über das Schicksal ihres Schwiegervaters zu. Danach ist der Obergefreite Diedrich Wolf im November 1946 in russischer Gefangenschaft an Lungenentzündung gestorben. Die Gefangennahme war am 9. Mai 1945 in der Tschecheslowakei.<br> | |||
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[[Datei:Pl 21 Wolf Kloster family stone.JPG|thumb|300px|Grabstein von Lüder Kloster in Toledo/Lucas, Ohio, USA]] | [[Datei:Pl 21 Wolf Kloster family stone.JPG|thumb|300px|Grabstein von Lüder Kloster in Toledo/Lucas, Ohio, USA]] | ||
Im Gemeinde-Protokollbuch ist vermerkt, dass am 3. November 1861 die Gemeindeversammlung beschließt, dass Chr. Lalk sein Domiziel hier bekommt unter der Verpflichtung, seine Schwiegereltern (Klosters) zu ernähren. Es handelt sich um Wichert Jansen Closter aus Leck, 1821 verheiratet mit [http://www.online-ofb.de/famreport.php?ofb=lesum&ID=I002195&nachname=BRUNS&lang=de Anna Margrethe Bruns], Tochter von Carsten Bruns aus Ihlpohl und Metje Lindemann aus Platjenwerbe. Der jüngste Sohn aus dieser Ehe, Lüder, wandert nach USA aus. In Toledo/Lucas, Ohio befindet sich sein Grabstein. Die Familie hat wahrscheinlich in dem kleinen Zweithaus gelebt. | Im Gemeinde-Protokollbuch ist vermerkt, dass am 3. November 1861 die Gemeindeversammlung beschließt, dass Chr. Lalk sein Domiziel hier bekommt unter der Verpflichtung, seine Schwiegereltern (Klosters) zu ernähren. Es handelt sich um Wichert Jansen Closter aus Leck, 1821 verheiratet mit [http://www.online-ofb.de/famreport.php?ofb=lesum&ID=I002195&nachname=BRUNS&lang=de Anna Margrethe Bruns], Tochter von Carsten Bruns aus Ihlpohl und Metje Lindemann aus Platjenwerbe. Der jüngste Sohn aus dieser Ehe, Lüder, wandert nach USA aus. In Toledo/Lucas, Ohio befindet sich sein Grabstein. Die Familie hat wahrscheinlich in dem kleinen Zweithaus gelebt. <br> | ||
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'''Frau Margarete Jachens schrieb nach Angaben von Frau Berta Wolf folgenden Bericht zu dieser Hofstelle:'''<br> | |||
Einer der noch erhaltenen Köthnerhöfe ist der Besitz der Familie Wolf im Auetal-Weg Nr. 3. Hofgröße ursprünglich 25 Morgen. Vieh: 3 Kühe, 4-5 Jungtiere, 2 Pferde, einige Schweine, Hühner und Enten oder Gänse. | |||
Das alte noch stehende Haus ist im Jahre 1805 erbaut worden. Vor dieser Zeit stand der Wohnsitz weiter zurück in der Nähe des [http://wiki-de.genealogy.net/Platjenwerbe_Nr.19 Rödenbeck’schen Anwesens]. Als im Jahre 1805 das Wohnhaus größer und weiträumiger gebaut wurde, zog man das kleine Wohnhaus, den Speicher, auf Rollen zu dem jetzigen Platz, wo es noch heute zu sehen ist. Es ist das kleine, mit Efeu umwachsene Rotsteinhaus, das mit der Längsseite am Weg steht. Hier wohnte die Familie während des Baus. | |||
Auch steht noch das kleine Backhaus, wo früher wöchentlich das Brot gebacken wurde. Es besteht aus einem Vorraum, wo der Brotteig gesäuert wurde und dem Backofen aus Lehm. Er schloß sich als halbrundes Loch an den Vorraum an, war sozusagen ein Lehmtunnel. Dieser Lehmofen wurde beheizt mit Sprickelholz und Holzscheiten, bis die Wände genügend Hitze aufgenommen hatten. Man sah dieses an den Steinen, wenn sie weiß wurden, waren sie ausgeglüht. Nun wurde die Glut mit einem Schieber aus Eisen mit Holzgriff vorgezogen und auf den Steinboden das Vorraumes geschoben. Dann konnten die vorbereiteten Brote hineingeschoben werden. | |||
Von der gut durchgeglühten Holzkohle nahm man die noch heilen Stücke für die Plätteisen zum Plätten. Diese wurden kräftig hin- und hergeschwänkt, damit die Kohle wieder zu glühen begann durch den Luftzug. Waren die Kohlestücke aber nicht gut genug durchgeglüht, so dunsteten sie sehr, und man bekam beim Plätten Kopfschmerzen. | |||
Gebacken wurde bei Familie Schrader alle 4 Wochen von 1 Ztr. Roggenmehl. Das Brot lagerte im Keller auf Holzregalen. Sehr bemerkenswert ist der 7 m tiefe Ziehbrunnen. Er ist gemauert aus Findlingen, oben folgt ein mit der Hand behauener Sandsteinaufsatz. Der Ziehbaum ragt heute noch in den Himmel, mit ihm holte man täglich das frische Wasser aus der Tiefe. Zwei Eimer mit Brunnenwasser standen ständig auf der Wasserbank in der Küche, bis dann eine Hauswasserversorgung eingebaut wurde. | |||
Das Haus wurde nun gebaut mit großer Diele und einigen Wohnräumen. Es waren hier 4 Schlafkojen vorhanden, zwei an jeder Seite hinten im Hause. Die offene Feuerstelle befand sich dort, wo heute die Küche liegt. Hier war auch der Bötoben oder auch fif-bodden-oben genannt. Auch sagte man Bilegger zu dem Ofen. Dieser Ofen wurde von der Küche aus heheizt und erwärmte die Dönze. Der Ofen bestand aus fünf Eisenplatten, die auf einem Sockel aus Sandstein, meistens behauen mit Jahreszahl darin, aufgestellt waren. Diese Eisenplatten waren oft sehr hübsch verziert mit Blumenmotiven und biblischen Motiven. Von dem Wolfschen Ofen sind noch 2 Eisenplatten vorhanden. | |||
Am 4. Juni 1893 heiratete Christian Wolf Rebecca Heuer. Diese brachte Geld mit in die Ehe, womit das Haus modernisiert wurde. Es wurden Schornsteine gebaut und die Zimmer ausgebaut. Auch kamen Möbelstücke in die Ehe, die noch heute erhalten sind, ein Stubeneinrichtung mit Vertiko und ein | |||
Spiegelschrank, ein kleiner Schrank mit riesigem hohen Spiegel als Aufsatz, abgesehen von den Einrichtungen der Schlösser. | |||
Ferner ist erhalten ein extra langes schmales Tischtuch. Dieses wurde benutzt, so erzählt heute Berta Wolf, auf der Hochzeit von Rebecca Heuer und Christian Wolf. Die Hochzeitsgesellschaft war draußen, im Garten, unter blühenden Bäumen versammelt. Ein herrliches Bild muß es gewesen sein. Eine alte Platjenwerberin sagte damals, Oma Lottmann aus der [http://wiki-de.genealogy.net/Platjenwerbe_Nr.20 alten Hofstelle Nr. 20], nie vorher hätte sie solch ein hübsches Paar gesehen. | |||
Folgende Sachen wurden mir übergeben zur Aufbewahrung: | |||
:Weiße Bettdecke mit Fransen, sogenanntes Bettspray | |||
:Weißer Spucknapf, stand in der Dönze und war für die spinnenden Hausväter. | |||
:Leichentuch, dieses war handgesponnen, handgewebt und mit der Hand gesäumt. | |||
:Gewicht 5 Pfd., es ist sehr selten, da man nur in kg rechnet. | |||
:Dreschflegel, mit ihm wurde das Korn mit der Hand aus den Ähren geschlagen. | |||
:Kaffebrenner für Gerste | |||
:8 Muscheln von Übersee. Sie waren schon über 100 Jahre in dem Hause. Wahrscheinlich stammen sie von einer Urgroßmutter, einer geb. Mangels aus Schönebeck. Die Brüder von ihr waren Seefahrer. Bei Wolfs standen die Muscheln auf einem Mauervorsprung über dem Keller, sie sahen dort gut aus. | |||
:Ein rundes Waffeleisen, welches nur zu Neujahr benutzt wurde, es wurde im Herd erhitzt. Rund herum wurde es von den Nachbarn ausgeliehen. | |||
:Ein Heutocker, der zum Zupfen des Heus für das Vieh benutzt wurde. Man konnte so nicht soviel Heu verbrauchen (zur Sparsamkeit). | |||
:2 Aschetöpfe für eine Feuerkike, die leider nicht mehr da ist. Die größere Ascheschale wurde von dem Töpfer Herrn Wulfekul auf Bestellung angefertigt. Sie wurde ohne Henkel hergestellt, denn Großmutter Wolf verschüttete leicht beim Herausnehmen des Topfes Glut und ohne Henkel kann man den Topf nicht anfassen. | |||
Frau Wolf erzählte mir aus ihrer Jugend. Sie lebte in Ritterhude und ist eine geborene Haslop. Von früh auf wurde sie zur Arbeit angehalten. Ihre Mutter sorgte dafür, daß sie am Handarbeitsunterricht außer der Schule teilnahm. Hier lernte sie das Nähen und Sticken. Eine Stunde kostete 20 Pfg. Oftmals aber war kein Geld da für das Garn, es waren ja mehrere Kinder zu versorgen. Trotzdem aber bekam Frau Wolf eine Wäscheaussteuer, bei der es an nichts fehlte. Noch heute sind neue Handtücher vorhanden mit gesticktem Namen. Frau Wolf ist heute fast 70 Jahre alt. Frau Wolf hatte sechs Geschwister. | |||
Aus der Familie Wolf ist noch ein Kuhkassenbuch erhalten. Christian Wolf hatte es zu führen und für die pünktliche Entrichtung des Beitrages der Mitglieder zu sorgen. Die Einkuhhalter, also die Köthner, schlossen sich zu dieser Vereinigung zusammen, um sich gegenseitig zu stützen, wenn der Verlust einer Kuh mal eintreten sollte. Ein solcher Verlust war ja für die Köthner, die ja Selbstversorger waren, ein großes Vermögen. | |||
Als der Mann von Frau Wolf im Krieg gefallen war, hatte sie hart zu arbeiten. Jeden Morgen schnitt Frau Wolf mit der Häckselmaschine 2 große Körbe für die Pferde. Sie drehte das große Schwungrad selbst mit der Hand und schob mit der anderen Hand das Stroh nach, eine enorme Arbeit. Für die heutigen Verhältnisse unvorstellbar. | |||
Zur Aufbewahrung bekamen wir Anfang Februar 1977 eine schöne große Eichentruhe von Hans Wolf. Sie steht in der Diele des Köthnerhauses. An der einen Seite ist noch geneau zu sehen, wo die „Biloge“ gesessen hat. Biloge ist ein Extrafach, es kam bei einem Umzug, wenn zum Beispiel die Braut ins Haus kam, das Geld und das Gesangbuch hinein. Die Truhe war bestimmt für die Aussteuer der Frau. (Zurückgegeben im Jahr 1995) | |||
Aktuelle Version vom 23. Juni 2019, 09:42 Uhr
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Hierarchie
Regional > Bundesrepublik Deutschland > Niedersachsen > Landkreis Osterholz > Platjenwerbe
Einleitung
Platjenwerbe Nr.21, Hof in Platjenwerbe, jetzt Gemeinde Ritterhude, Kreis Osterholz, Niedersachsen.
Adresse: Auetalweg 3 und 3a. Lage auf der Höfekarte anzeigen.
Geschichte des Hofes
Allgemein
1805 wurde der letzte Hof auf dieser Stelle erbaut. Vor 1805 lag die Bebauung weiter zurück, in der Nähe des Rödenbeck’schen Anwesens. Aus dieser Zeit stammt noch das kleine, mit Efeu bewachsene Rotsteinhaus am Auetal-Weg, das zum Zeitpunkt der Errichtung des neuen Wohnhauses zu dem jetzigen Platz versetzt worden war und der Familie Wolf in der Bauzeit als Domizil diente. Auf den drei Fotos rechts ist das kleine Haus abgebildet.
Der Kötnerhof der Wolfs umfaßte ursprünglich 25 Morgen Land, 3 Kühe, 4 bis 5 Jungtiere, 2 Pferde, Schweine und Federvieh. Es gab ein separat errichtetes Backhaus mit Vorraum und dem Lehmofen. Die Wasserversorgung erfolgte über einen 7m tiefen Ziehbrunnen, aufgemauert aus Findlingen mit einem behauenen Sandsteinaufsatz. Zwei Eimer mit Brunnenwasser standen ständig auf der Wasserbank in der Küche, bis die allgemeine Hauswasserversorgung kam.
Das Haus mit großer Diele und einigen Wohnräumen hatte vier Schlafkojen, je zwei an jeder Seite. Die Feuerstelle war zunächst offen (Rauchhaus). 1893 mit der Heirat von Christian Wolf und Rebecca Heuer wurden Schornsteine errichtet und die Zimmer ausgebaut.
(Nach Aufzeichnungen von Frau Margret Jachens, aus Gesprächen mit Frau Berta Wolf 1976)
Chronologische Dokumentation
1789 (Tobacks-Accise für das Dorf Platjenwerbe):
41. Johann Becker
1812 (Meier-Brief):
Abgleich und Erneuerung eines bestehenden Meiervertrages wegen Wechsels der Gutsherrschaft. Vorgefordert der Gutsmeier Albert Segelken zu Plaetjenwerbe Nro 37 Commune Lesum.
Jährlich zu entrichtende Meiergefälle:
- Erstens - An Zins zwei Rthlr.
- Zweitens - Drey Handdiensttage in corpore oder wenn solche nicht verlangt werden dafür achtzehn Grote.
- Drittens - Ein Rauchhuhn in natura zu liefern, oder wenn solches nicht verlangt wird dafür sechs Grote.
- Viertens - Für den im Jahre 1759 vergrößerten Kohlhoff vierundzwanzig Grote.
- Fünftens - Für die Vergrößerung seines Hauses seit 1786 sechs Grote.
Alles in Cassamüntze.
Statt des vorgeladenen Gutsmeiers Albert Segelken erschien dessen Ehefrau Anna Margaretha gebohrene Becker, mit der Erklärung daß ihr genannter Ehemann bereits seit vier Jahren im Kaiserlichen Seedienste stehe, und erklärte ferner daß die Angabe der Meiergefälle richtig sey, daß aber weiter nichts als ein Hausplatz und Garten von ein Viertel zwey Spint Saat groß zu der Meierstelle gehöre, und mit Dierk Brummerhop ins Süden und Johann Hinrich Brun ins Norden benachbart sei.
Vorgelesen, genehmigt, unterschrieben.
1820-1846 (Langenholz-Theilung):
Im Verzeichnis der Gemeinheitsberechtigten Eingessenen der Dorfschaft Platjenwerbe wird unter der Ordnungs-Nr. 28 aufgeführt: Albert Sägelken, jetzt Christian Wolf. In einer weiteren Aufstellung von Interessenten am Teilungsprozeß finden wir unter der Ordnungs-Nr. 28 Albert Sägelken.
In den Abfindungstabellen ist vermerkt, was jeder Interessent nach seiner verschiedenen Berechtigung aus der Gemeinheitsteilung an Schullenstich zu erwarten hat. Für Albert Sägelke, jetzt Christian Wolf, sind die folgenden Parzellen mit Charten-Nr. vergeben:
- 1. Der Anschuß vor dem Hause und das Revier am Wege - 040
- 2. Auf dem Bördel - 069
- 3. Auf dem Vorbrennen - 190
- 4. Südlich vom kleinen Ostermoore - 243
1852 (Einwohnerliste):
Urliste der Einwohner und Wohngebäude in Platjenwerbe Nr. 40 vom 3. Dezember 1852, aufgenommen von Baumeister Hermann Kühlken aus Platjenwerbe: (Besitz 2 Häuser)
Schneider Christian Wolf (52), Ehefrau Lucke (48), Sohn Geselle Hinrich (20), Tochter Meta (17), Tochter Sine (15), Tochter Sophie (11), Tochter Eliese (9), Tochter Lucie (6) und der Geselle Cord Ankestei (24).
1861 (Gemeinde-Beschluß):
Gemeinde Versammlung am 3. Nov. 1861
Chr. Lalk bekommt sein Domiziel hier unter der Verpflichtung seine Schwiegereltern (Klosters) zu ernähren.
1864 (Einwohnerliste):
Urliste der Einwohner und Wohngebäude in Platjenwerbe Nr. 21 vom 3. Dezember 1864, aufgenommen von dem Vorsteher Hinrich Seiden aus Platjenwerbe: (Besitz 1 Haus)
Schneidermeister Christian (63) Wolf, Ehefrau Lucke (60), Tochter Gesiene (26), Tochter Sophie (24), Tochter Luise (22), Tochter Lucie (19), Sohn Christian (1); Schneider Hinrich Wolf (32), Ehefrau Gesiene (32), Tochter Lucke (1) und Geselle Wilhelm Schuster (25)
Weiterhin werden aufgeführt: Tagelöhner Heinrich Diers (38), Ehefrau Adelheit (36), Tochter Adelheit (4) und Tochter Margrethe (1).
1874/75 (Grundsteuer):
Bei der Grundsteuerveranlagung in den Gemarkungsakten zum Ur-Kataster von Platjenwerbe für Platjenwerbe Nr. 21 sind dem Schneider Hinrich Wolf folgende Flächen zugewiesen:
Blatt 1: Parzellen 84, 85, 86.
Geschlechterfolge
Kruse-Köster
Dierk Kruse
* 1669 Wollah
† 1733 Platjenwerbe
- Köthner
- Sohn von Dierich Kruse, verstorben in Wollah
oo 1695 Lesum, St. Marini Kirche
Gretje Köster
*1668 Kirchbeke, Brundorf
† 1742 Platjenwerbe
- Tochter von Dirich Köster und Catharina N. N., beide verstorben in Kirchbeke, Brundorf.
- Ab 1701 werden Kinder in Platjenwerbe geboren, so daß diese Zeit als erste Besiedlung vermutet werden kann
Kruse-Von Lübke
Harm Kruse
* 1706 Platjenwerbe
† 1775 Platjenwerbe
oo 1734 Lesum
Margarete Von Lübke
* 1705 Platjenwerbe Nr. 36
† 1774 Platjenwerbe
- Tochter von Henrich von Lübcke aus Marßel und Trine Meyer aus Altluneberg
Kruse-Becker
Trine Kruse
* 1737 Platjenwerbe
† Platjenwerbe
oo 1773 Lesum
Johann Wilhelm Becker
* Lüneburg
† Platjenwerbe
- Köthner in Platjenwerbe, Häusling
Becker-Segelken
Anna Margarethe Becker
* 1774 Platjenwerbe
† Platjenwerbe
oo 1799 Lesum
Albert Segelken (Sägelke)
* 1775 Leuchtenburg
† Platjenwerbe
- Köthner in Platjenwerbe
- Sohn von Johann Hinrich Segelken aus Leuchtenburg und Trine Margrete Fennekohl aus Schönebeck
Segelken-Grote
Catharina Segelken
* 1800 Platjenwerbe
† Platjenwerbe
oo 1826 Lesum
J. Diedrich Jost Hinrich Grote
* Barenstrup/Lippe
† Platjenwerbe
Wolf-Werkmeister
Johann Christian Ludwig Wolf
* Elkhausen/Petershagen
† Platjenwerbe
- Schneider in Platjenwerbe
oo 1831 Lesum
Lücke Adelheid Werkmeister
* 1804 Platjenwerbe
† Platjenwerbe
- Tochter von Köthner und Schneider J. Hinrich Werkmeister in Platjenwerbe und Gesche Bruns aus Marßel
Wolf-Mangels
Johann Hinrich Wolf
* 1832 Platjenwerbe
† Platjenwerbe
oo 1864 Lesum
Gesina Mangels
* 1832 Schönebeck
† Platjenwerbe
- Tochter von Hinrich Mangels aus Schönebeck und Cathrine Adelheid Brünjes aus Lesumstotel
Wolf-Heuer
Johann Christian Ludwig Wolf
* 1868 Platjenwerbe
† 1933 Platjenwerbe
- Landwirt
oo 1893 Lesum
Rebecca Heuer
* 1872 Grambke
† 1962 Platjenwerbe
- Tochter von Gerd Heuer und Anna Kühlken
Wolf-Haslop
Diedrich Wolf
* 1902 Platjenwerbe
† 1946 in russischer Gefangenschaft
- Bootsbauer
oo 1931 im Hause
Berta Haslop
* 1906 Ritterhude
† 1983 Bremen
- Tochter von Johann Haslop und Meta, geb. Schnibben aus Ritterhude
Diedrich Wolf wurde 1941 einberufen und kam aus dem II. Weltkrieg nicht zurück. Seine Frau Berta mußte die Kinder allein großziehen und den Hof erhalten, den später der Sohn Hans-Heinrich Wolf übernahm. Erst im Jahre 2008 stellte das Deutsche Rote Kreuz aus russischen Archiven der Schwiegertochter, Witwe Gertrud Wolf, Dokumente mit Angaben über das Schicksal ihres Schwiegervaters zu. Danach ist der Obergefreite Diedrich Wolf im November 1946 in russischer Gefangenschaft an Lungenentzündung gestorben. Die Gefangennahme war am 9. Mai 1945 in der Tschecheslowakei.
Wolf-Pollx
Hans Hinrich Wolf
* 1935 Platjenwerbe
† 1987 Platjenwerbe
- Landwirt - Gärtner
oo 1972 Lesum
Gertrud Pollx
Ergänzende Angaben
Im Gemeinde-Protokollbuch ist vermerkt, dass am 3. November 1861 die Gemeindeversammlung beschließt, dass Chr. Lalk sein Domiziel hier bekommt unter der Verpflichtung, seine Schwiegereltern (Klosters) zu ernähren. Es handelt sich um Wichert Jansen Closter aus Leck, 1821 verheiratet mit Anna Margrethe Bruns, Tochter von Carsten Bruns aus Ihlpohl und Metje Lindemann aus Platjenwerbe. Der jüngste Sohn aus dieser Ehe, Lüder, wandert nach USA aus. In Toledo/Lucas, Ohio befindet sich sein Grabstein. Die Familie hat wahrscheinlich in dem kleinen Zweithaus gelebt.
Frau Margarete Jachens schrieb nach Angaben von Frau Berta Wolf folgenden Bericht zu dieser Hofstelle:
Einer der noch erhaltenen Köthnerhöfe ist der Besitz der Familie Wolf im Auetal-Weg Nr. 3. Hofgröße ursprünglich 25 Morgen. Vieh: 3 Kühe, 4-5 Jungtiere, 2 Pferde, einige Schweine, Hühner und Enten oder Gänse.
Das alte noch stehende Haus ist im Jahre 1805 erbaut worden. Vor dieser Zeit stand der Wohnsitz weiter zurück in der Nähe des Rödenbeck’schen Anwesens. Als im Jahre 1805 das Wohnhaus größer und weiträumiger gebaut wurde, zog man das kleine Wohnhaus, den Speicher, auf Rollen zu dem jetzigen Platz, wo es noch heute zu sehen ist. Es ist das kleine, mit Efeu umwachsene Rotsteinhaus, das mit der Längsseite am Weg steht. Hier wohnte die Familie während des Baus.
Auch steht noch das kleine Backhaus, wo früher wöchentlich das Brot gebacken wurde. Es besteht aus einem Vorraum, wo der Brotteig gesäuert wurde und dem Backofen aus Lehm. Er schloß sich als halbrundes Loch an den Vorraum an, war sozusagen ein Lehmtunnel. Dieser Lehmofen wurde beheizt mit Sprickelholz und Holzscheiten, bis die Wände genügend Hitze aufgenommen hatten. Man sah dieses an den Steinen, wenn sie weiß wurden, waren sie ausgeglüht. Nun wurde die Glut mit einem Schieber aus Eisen mit Holzgriff vorgezogen und auf den Steinboden das Vorraumes geschoben. Dann konnten die vorbereiteten Brote hineingeschoben werden.
Von der gut durchgeglühten Holzkohle nahm man die noch heilen Stücke für die Plätteisen zum Plätten. Diese wurden kräftig hin- und hergeschwänkt, damit die Kohle wieder zu glühen begann durch den Luftzug. Waren die Kohlestücke aber nicht gut genug durchgeglüht, so dunsteten sie sehr, und man bekam beim Plätten Kopfschmerzen.
Gebacken wurde bei Familie Schrader alle 4 Wochen von 1 Ztr. Roggenmehl. Das Brot lagerte im Keller auf Holzregalen. Sehr bemerkenswert ist der 7 m tiefe Ziehbrunnen. Er ist gemauert aus Findlingen, oben folgt ein mit der Hand behauener Sandsteinaufsatz. Der Ziehbaum ragt heute noch in den Himmel, mit ihm holte man täglich das frische Wasser aus der Tiefe. Zwei Eimer mit Brunnenwasser standen ständig auf der Wasserbank in der Küche, bis dann eine Hauswasserversorgung eingebaut wurde.
Das Haus wurde nun gebaut mit großer Diele und einigen Wohnräumen. Es waren hier 4 Schlafkojen vorhanden, zwei an jeder Seite hinten im Hause. Die offene Feuerstelle befand sich dort, wo heute die Küche liegt. Hier war auch der Bötoben oder auch fif-bodden-oben genannt. Auch sagte man Bilegger zu dem Ofen. Dieser Ofen wurde von der Küche aus heheizt und erwärmte die Dönze. Der Ofen bestand aus fünf Eisenplatten, die auf einem Sockel aus Sandstein, meistens behauen mit Jahreszahl darin, aufgestellt waren. Diese Eisenplatten waren oft sehr hübsch verziert mit Blumenmotiven und biblischen Motiven. Von dem Wolfschen Ofen sind noch 2 Eisenplatten vorhanden.
Am 4. Juni 1893 heiratete Christian Wolf Rebecca Heuer. Diese brachte Geld mit in die Ehe, womit das Haus modernisiert wurde. Es wurden Schornsteine gebaut und die Zimmer ausgebaut. Auch kamen Möbelstücke in die Ehe, die noch heute erhalten sind, ein Stubeneinrichtung mit Vertiko und ein Spiegelschrank, ein kleiner Schrank mit riesigem hohen Spiegel als Aufsatz, abgesehen von den Einrichtungen der Schlösser.
Ferner ist erhalten ein extra langes schmales Tischtuch. Dieses wurde benutzt, so erzählt heute Berta Wolf, auf der Hochzeit von Rebecca Heuer und Christian Wolf. Die Hochzeitsgesellschaft war draußen, im Garten, unter blühenden Bäumen versammelt. Ein herrliches Bild muß es gewesen sein. Eine alte Platjenwerberin sagte damals, Oma Lottmann aus der alten Hofstelle Nr. 20, nie vorher hätte sie solch ein hübsches Paar gesehen.
Folgende Sachen wurden mir übergeben zur Aufbewahrung:
- Weiße Bettdecke mit Fransen, sogenanntes Bettspray
- Weißer Spucknapf, stand in der Dönze und war für die spinnenden Hausväter.
- Leichentuch, dieses war handgesponnen, handgewebt und mit der Hand gesäumt.
- Gewicht 5 Pfd., es ist sehr selten, da man nur in kg rechnet.
- Dreschflegel, mit ihm wurde das Korn mit der Hand aus den Ähren geschlagen.
- Kaffebrenner für Gerste
- 8 Muscheln von Übersee. Sie waren schon über 100 Jahre in dem Hause. Wahrscheinlich stammen sie von einer Urgroßmutter, einer geb. Mangels aus Schönebeck. Die Brüder von ihr waren Seefahrer. Bei Wolfs standen die Muscheln auf einem Mauervorsprung über dem Keller, sie sahen dort gut aus.
- Ein rundes Waffeleisen, welches nur zu Neujahr benutzt wurde, es wurde im Herd erhitzt. Rund herum wurde es von den Nachbarn ausgeliehen.
- Ein Heutocker, der zum Zupfen des Heus für das Vieh benutzt wurde. Man konnte so nicht soviel Heu verbrauchen (zur Sparsamkeit).
- 2 Aschetöpfe für eine Feuerkike, die leider nicht mehr da ist. Die größere Ascheschale wurde von dem Töpfer Herrn Wulfekul auf Bestellung angefertigt. Sie wurde ohne Henkel hergestellt, denn Großmutter Wolf verschüttete leicht beim Herausnehmen des Topfes Glut und ohne Henkel kann man den Topf nicht anfassen.
Frau Wolf erzählte mir aus ihrer Jugend. Sie lebte in Ritterhude und ist eine geborene Haslop. Von früh auf wurde sie zur Arbeit angehalten. Ihre Mutter sorgte dafür, daß sie am Handarbeitsunterricht außer der Schule teilnahm. Hier lernte sie das Nähen und Sticken. Eine Stunde kostete 20 Pfg. Oftmals aber war kein Geld da für das Garn, es waren ja mehrere Kinder zu versorgen. Trotzdem aber bekam Frau Wolf eine Wäscheaussteuer, bei der es an nichts fehlte. Noch heute sind neue Handtücher vorhanden mit gesticktem Namen. Frau Wolf ist heute fast 70 Jahre alt. Frau Wolf hatte sechs Geschwister.
Aus der Familie Wolf ist noch ein Kuhkassenbuch erhalten. Christian Wolf hatte es zu führen und für die pünktliche Entrichtung des Beitrages der Mitglieder zu sorgen. Die Einkuhhalter, also die Köthner, schlossen sich zu dieser Vereinigung zusammen, um sich gegenseitig zu stützen, wenn der Verlust einer Kuh mal eintreten sollte. Ein solcher Verlust war ja für die Köthner, die ja Selbstversorger waren, ein großes Vermögen.
Als der Mann von Frau Wolf im Krieg gefallen war, hatte sie hart zu arbeiten. Jeden Morgen schnitt Frau Wolf mit der Häckselmaschine 2 große Körbe für die Pferde. Sie drehte das große Schwungrad selbst mit der Hand und schob mit der anderen Hand das Stroh nach, eine enorme Arbeit. Für die heutigen Verhältnisse unvorstellbar.
Zur Aufbewahrung bekamen wir Anfang Februar 1977 eine schöne große Eichentruhe von Hans Wolf. Sie steht in der Diele des Köthnerhauses. An der einen Seite ist noch geneau zu sehen, wo die „Biloge“ gesessen hat. Biloge ist ein Extrafach, es kam bei einem Umzug, wenn zum Beispiel die Braut ins Haus kam, das Geld und das Gesangbuch hinein. Die Truhe war bestimmt für die Aussteuer der Frau. (Zurückgegeben im Jahr 1995)
Internetlinks
Offizielle Internetseiten
- Google-Karte mit der Lage der alten Höfe
- Heimatverein Platjenwerbe
- Ortsfamilienbuch Lesum
- DIE MAUS, Gesellschaft für Familienforschung e. V. Bremen