Technische und wirtschaftliche Entwicklung des deutschen Mühlengewerbes/002: Unterschied zwischen den Versionen

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reicheren Bearbeitung der sie berührenden Fragen zukünftig
Nutzen ziehen wird, und ebenso ist zu hoffen, daß es gelingt,
anstatt der heute wenig freundlichen Beziehungen eine engere
Fühlung zu erreichen zwischen der Müllerei, der Landwirt-
schaft und der Bäckerei; denn diese drei Gewerbe sind ja
eigentlich durch ihre engen Wechselbeziehungen geradezu zum
vereinten Marschieren gezwungen.
Über die Entwicklung der Mühlentechnik weiß man nicht
besonders viel;
ihre geschichtliche Entstehung soll daher in
einem besonderen Kapitel unter Benutzung der in der Literatur
zerstreuten Angaben behandelt werden; daran knüpft sich die
Darstellung der technischen Verbesserungen im 19. Jahr-
hundert und eine kurze Besprechung der Müllerei in ihrer
heutigen Form. Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung
ist es natürlich nur möglich, die Mühlentechnik in größeren
Zügen zu schildern; das betreffende Kapitel erhebt also nicht
den Anspruch, praktischen Müllern und Ingenieuren Neues
sagen zu wollen, sondern es soll lediglich dem Zwecke dienen,
den mit der Müllerei nicht Vertrauten einen übersichtlichen
Einblick in dieses Gewerbe zu erleichtern. Im zweiten Teil
der Arbeit ist die wirtschaftliche Entwicklung behandelt, und
zwar zunächst in rein chronologischer Anordnung, welche etwa
bis zum Jahre 1875 eingehalten ist. In die Folgezeit fällt
dann die Hauptentwicklung des modernen Mühlenbetriebes;
es war daher nötig, hier die chronologische Einteilung auf-
zugeben und dieses Stadium der neuesten Entwicklung nach
der stofflichen Differenzierung zu gliedern, — Um gleich an
dieser Stelle eine Anschauung von der Bedeutung der deut-
schen Getreidemüllerei zu geben, sei bemerkt, daß die deutsche
Mühlenproduktion einen Wert von mehr als 1 600 000 000 Mk.
repräsentiert und daß hiervon etwa 1100 000 000 Mk. auf die
Handelsmüllerei entfallen.
 
B. Das Wesen der Müllerei.
 
Die Aufgabe der Getreidemüllerei ist die Trennung der
im Getreide enthaltenen verdaubaren Teile von denen, die
für den menschlichen Magen unverdaulich sind, also die Er-
zeugung eines möglichst kleiefreien Mehles und anderseits die
Gewinnung einer mehlfreien Kleie. Unter letzterer sind die
harten, teilweise verholzten Samenschalen und die weichen
äußeren Kleberschichten des Getreidekornes zu verstehen; die
inneren Kleberschichten sind dagegen ein wichtiger Mehl-
bestandteil, denn guter Kleber hat die Fähigkeit, bis 200%
Wasser aufzunehmen und dann eine elastische Masse zu er-
geben, während Stärke mit Wasserbeimengung nur eine un-
elastische Masse darstellt. Kleberreiches Mehl liefert daher

Version vom 16. März 2019, 19:42 Uhr

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2 XXIV 4.

reicheren Bearbeitung der sie berührenden Fragen zukünftig Nutzen ziehen wird, und ebenso ist zu hoffen, daß es gelingt, anstatt der heute wenig freundlichen Beziehungen eine engere Fühlung zu erreichen zwischen der Müllerei, der Landwirt- schaft und der Bäckerei; denn diese drei Gewerbe sind ja eigentlich durch ihre engen Wechselbeziehungen geradezu zum vereinten Marschieren gezwungen. Über die Entwicklung der Mühlentechnik weiß man nicht besonders viel; ihre geschichtliche Entstehung soll daher in einem besonderen Kapitel unter Benutzung der in der Literatur zerstreuten Angaben behandelt werden; daran knüpft sich die Darstellung der technischen Verbesserungen im 19. Jahr- hundert und eine kurze Besprechung der Müllerei in ihrer heutigen Form. Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung ist es natürlich nur möglich, die Mühlentechnik in größeren Zügen zu schildern; das betreffende Kapitel erhebt also nicht den Anspruch, praktischen Müllern und Ingenieuren Neues sagen zu wollen, sondern es soll lediglich dem Zwecke dienen, den mit der Müllerei nicht Vertrauten einen übersichtlichen Einblick in dieses Gewerbe zu erleichtern. Im zweiten Teil der Arbeit ist die wirtschaftliche Entwicklung behandelt, und zwar zunächst in rein chronologischer Anordnung, welche etwa bis zum Jahre 1875 eingehalten ist. In die Folgezeit fällt dann die Hauptentwicklung des modernen Mühlenbetriebes; es war daher nötig, hier die chronologische Einteilung auf- zugeben und dieses Stadium der neuesten Entwicklung nach der stofflichen Differenzierung zu gliedern, — Um gleich an dieser Stelle eine Anschauung von der Bedeutung der deut- schen Getreidemüllerei zu geben, sei bemerkt, daß die deutsche Mühlenproduktion einen Wert von mehr als 1 600 000 000 Mk. repräsentiert und daß hiervon etwa 1100 000 000 Mk. auf die Handelsmüllerei entfallen.

B. Das Wesen der Müllerei.

Die Aufgabe der Getreidemüllerei ist die Trennung der im Getreide enthaltenen verdaubaren Teile von denen, die für den menschlichen Magen unverdaulich sind, also die Er- zeugung eines möglichst kleiefreien Mehles und anderseits die Gewinnung einer mehlfreien Kleie. Unter letzterer sind die harten, teilweise verholzten Samenschalen und die weichen äußeren Kleberschichten des Getreidekornes zu verstehen; die inneren Kleberschichten sind dagegen ein wichtiger Mehl- bestandteil, denn guter Kleber hat die Fähigkeit, bis 200% Wasser aufzunehmen und dann eine elastische Masse zu er- geben, während Stärke mit Wasserbeimengung nur eine un- elastische Masse darstellt. Kleberreiches Mehl liefert daher