Nuffen: Unterschied zwischen den Versionen

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== Beitrag der Thüringer Allgemeinen Zeitung ==
== Beitrag der Thüringer Allgemeinen Zeitung ==
"Ein Nuffen ist ein Pferd, das links geht"
'''Ein Nuffen ist ein Pferd, das links geht'''


:[[Thüringen|Thüringer]] Wortgeschichten: Manchmal erinnert unsere Mundart an den englischen Linksverkehr.
:[[Thüringen|Thüringer]] Wortgeschichten: Manchmal erinnert unsere Mundart an den englischen Linksverkehr.

Version vom 22. April 2018, 23:01 Uhr

Nuffen bezeichnet in Thüringen ein im Gespann links gehendes Pferd

  • Linkes Gespannpferd, bzw. Gespanntier.
  • Das rechts gehende Pferd wird „Neben“ genannt.

Beitrag der Thüringer Allgemeinen Zeitung

Ein Nuffen ist ein Pferd, das links geht

Thüringer Wortgeschichten: Manchmal erinnert unsere Mundart an den englischen Linksverkehr.

Ein sehr exklusives thüringisches Wort ist „Nuffen“. Es ist in keinem anderem deutschen Dialekt bezeugt und sogar innerhalb des Thüringischen nur in bäuerlichen Gegenden um Eisenach, Weimar und im Eichsfeld. Es bezeichnet ein im Gespann links gehendes Pferd. Das rechts gehende Pferd wird „Neben“ genannt.

In früheren Zeiten wurden die landwirtschaftlichen Erzeugnisse auf Lastkarren zum Hof gefahren. Dabei sind in der Regel zwei Pferde vorgespannt und der Lastkarren hat keinen Kutschbock, auf den sich der Bauer hätte setzen können. Daher hat man entweder die Pferde am Zügel geführt oder, wenn man nicht laufen wollte, sich selbst einfach auf eines der Perde gesetzt – traditionellerweise auf das linke. Ferner werden im Thüringer Dialekt auch Adjektiv-Ausdrücke verwendet: das nebende (rechte) und das nuffene (linke) Pferd.

In der Umgangssprache ist „nuffen“ so zu beurteilen: Es ist eine umgangssprachliche Adjektiv-Bildung zu dem Adverb „hinauf“, das in nördlichen und westlichen Thüringer Mundarten „nuff“ lautet. Das nuffene Pferd ist also das Pferd, auf das man zum Reiten nuff steigt.

Aber die Geschichte geht noch weiter: Traditionell war das linke Pferd das Sattelpferd, auf dem man ritt und das Gespann lenkte. Daraus ergab sich zwangsläufig das Rechtsfahren, denn beim Rechtsfahren kann man den von links kommenden Gegenverkehr besser im Auge behalten, wenn man auf der linken Seite sitzt.

Dies war nicht nur in vielen deutschen Gebieten so, sondern auch in einigen Gegenden Frankreichs. Nach der französchischen Revolution wurde das Rechtsfahrgebot verbindlich festgelegt. Dieses Gesetz wurde auch unter Napoleon beibehalten und in Folge seiner Eroberungen in fast ganz Europa eingeführt. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

»Doch warum gibt es in England den Linksverkehr mit dem Lenkrad auf der rechten Fahrzeugseite? Sie ahnen es schon: In England war das Sattelpferd das rechte ... «

Da Napoleon England nicht eroberte, konnte auch das Gesetz dort nicht eingeführt werden. Deswegen müssen wir uns in England mühsam durch den Linkverkehr quälen.


Jena 2014: Sabine Ziegler [1]

Anmerkungen

  1. Die Autorin ist Wissenschaftlerin am Institut für Indorgermanistik (Universität Jena)

Weblinks