Platjenwerbe Nr. 2: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 19. März 2016, 16:32 Uhr
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Hierarchie
Regional > Bundesrepublik Deutschland > Niedersachsen > Landkreis Osterholz > Platjenwerbe > Stubben
Einleitung
Platjenwerbe Nr. 2, Hof in Platjenwerbe, jetzt Gemeinde Ritterhude, Kreis Osterholz, Niedersachsen.
Adresse: Lindenstraße Nr.1. Lage auf der Höfekarte anzeigen.
Geschichte des Hofes
Allgemein
Es ist davon auszugehen, daß eine Wohnstelle an diesem Platz sehr früh im 17. Jahrhundert errichtet wurde und daß die frühen Bewohner einen gewissen Wohlstand gehabt haben.
Davon zeugt ein Grabstein für Marten Haßhagen aus dem Jahre 1665, der auf dem alten Lesumer Kirchhof erhalten ist. (Er befindet sich an der Südseite des Turms)
ANNO 1665 DEN 8 MAY
STARB DER EHRBARE MARTEN
HASZHAGEN UFEN PLATIEN
WARBE DESEN SELEN GOT
GNEDIG SEI
ANNO 16 ... DEN ...
STARB DIE VIEL EHR UNDT
TUGENDTSAHME GESCHE
HASZHAGENS MARTTEN
HASZHAGENS UFFEN
PLATTIEN WARBE EHRLIHB
HAUSZFRAWE DERREN
SELEN GOTT GNEDIG
SEI
Die Stele aus Buntsandstein stammt aus den Obernkirchner Brüchen, wie an der Farbe und Porigkeit ersichtlich ist. Sie ist überwiegend schlicht in der Gestaltung, eine rechteckige Platte mit der Inschrift in Blockform bildet den Hauptteil. Oben endet die Platte in einem Giebel bogenförmig. Darin finden wir einfachen figürlichen Schmuck mit dem kichlichen Motiv eines Engelskopfes. Zusätzlich sind deneben Buchstaben, links F und rechts H:H zu erkennen. Hier handelt es wahrscheinlich um eine Hausmarke der Hashagens.
Marten Hashagen war, entsprechend der Titulierung „ehrbar“, wahrscheinlich eine Persönlichkeit in herausgehobener Stellung. Das wird auch durch die Benennung seiner Ehefrau als „ehr- und tugendsam“ deutlich. Diese Titulierungen waren normiert, nicht willkürlich verwendbar, man findet sie überall verbreitet. Damit ist der gesellschaftliche Rang in der Gemeinschaft zu der Zeit zum Ausdruck gebracht und auch ein gewisser Reichtum dokumentiert, denn einfache Leute konnten sich einen Grabstein nicht leisten.
Das Haus an der heutigen Lindenstraße, etwas zurückliegend, weist noch einen prachtvoll geschnitzten Hausbalken auf, der von den Bauherrn Marten Hashagen und Känke Magreta Hashagens, dem Baumeister Claus Kühlken und dem Datum der Erstellung, dem 23. Juni 1796 berichtet. Es handelt sich um einen Neu- oder Erweiterungsbau im Bereich der alten Stelle.
Die Inschrift lautet:
So schützt si weder stärk noch macht - den 23 JUNIUS ANNO 1796 M CLAUS KÜHLCKEN
Marten Hashagen - Känke Magreta Hashagens“
Zwei Söhne aus der Ehe Lüder Hashagen und Gretje Wehmann gehen früh zur See. Aus ihrem seemännischen Lauf sind Reisen, Werdegang, aber auch ihr Schicksal dokumentiert. Martin, der Erstgeborene, desertiert 1856 von Bord in San Franzisko – verzichtet später, in Amerika lebend, auf alle Ansprüche an der Stelle zu Gunsten seines Bruders Conrad – und Gerhard verunglückt 1863 auf See. Als Folge geht der Hof aus der Linie Hashagen. Weitere Informationen werden in der chronologischen Abfolge gegeben.
Chronologische Dokumentation
1682 (Landmilizrolle für Platjenwerbe nach Ernst Gerloff):
Arend Hashagen, zwei Stiefsöhne
1689 (Taufen Lesum):
Die Region um den Hof wird mit "Vor dem Feldschlage" bezeichnet.
1691 (Landmilizrolle für Platjenwarffe):
Marten Haßhagen, 32 Jahre alt, Köthner
1710 (Landmilizrolle für Platjen Warfe):
Marten Haßhagen, Handkahte, 50 Jahre alt, Sohn: Johann, 15 Jahre alt.
1765 (Meierbrief):
Im Meierbrief von 1812 ist ein Hinweis auf eine Wasserkuhle, die sich seit 1765 beim Hof befindet.
1812 (Meiervertrag):
Abgleich und Erneuerung eines bestehenden Meiervertrages wegen Wechsels der Gutsherrschaft für den Guthsmeier Marten Haßhagen zu Platjenwerbe Nro 20.
Meiergefälle:
- Erstens - An Zins zwey Rthlr (Reichstaler)
- Zweitens - Acht Handdiensttage in corpore, und wenn solche nicht verlangt werden dafür sechs und dreißig Grote
- Drittens - Ein Rauchhun in natura, oder wenn solches nicht begehrt wird sechs Grote
- Viertens - Wegen Befriedigung seines Hofes zwölf Grote
- Fünftens - Für die Befriedigung der Wasserkuhle seit 1765 sechs Grote
- Sechstens - Für das im Lesumer Feld aquirirte Beusmanns Land einen Reichsthaler, alles in Cassamüntze
- Siebtens - An Zins Rogken zwey Scheffel zwey Viertel Bremer-Maaße
„Der vorgeladene Gutsmeier Marten Haßhagen in Person erkannte die Angabe der Meiergefälle als richtig an, und erklärte, daß folgende Ländereien zu dessen Meierstelle gehörten, als
- a) Ein Hausplatz und Garten von drey Viertel Einsaat groß mit Johann Berend Bruns ins Osten und Fredrich Fechtmann ins Westen benachbart.
- b) Zwey Scheffel zwey Viertel Einsaat auf Krusen Kampe an Christopher Jachens ins Norden und Dirk Fechtmann ins Süden benachbart.
- c) Ein Scheffel Saat-Land auf dem Lesumerfelde, an Dirk Brumerhoop ins Osten und Behrend Kühlken ins Westen benachbart.
Vorgelesen genehmigt, und unterschrieben
1817 (Kaufvertrag):
Nach einem Verkaufs- und Kaufvertrag vom 8. Dez. 1817 zwischen Verkäufer Johann Wehmann zu Lesum und Käufer Marten Haßhagen zu Platjenwerbe verkauft Johann Wehmann von seinem Saatlande einen Streifen von 6 Fuß Breite für einen Wagenweg hinter Marten Haßhagen Kamp, längs Ahrend Meyers Lande bis in den Kirchweg. Das Kaufgeld von 5 Reichsthalern in Gold hat der Käufer bar bezahlt.
1820-1846 (Verzeichnis der Gemeinheitsberechtigten Eingessenen der Dorfschaft Platjenwerbe):
In diesem Dokument wird unter der Ordnungs-Nr. 5 Marten, jetzt Lüer Haßhagen aufgeführt. In einer weiteren späteren Aufstellung von Interessenten am Teilungsprozeß finden wir unter der Ordnungs-Nr. 5 Marten Haßhagen.
In den Abfindungstabellen ist vermerkt, was jeder Interessent wirklich aus der Gemeinheitsteilung erhalten hat. Unter der Ordnungsnummer 5 sind für Marten, jetzt Lüer Haßhagen, für dessen Schullenstich die folgenden Parzellen mit Charten-Nr. vergeben:
Zusätzlicher Vermerk: hat von Hinrich Krudop sen. zu Holthorst 1,6687 Kuhweiden zugekauft
- 1. Der Anschuß bei dem Hause - 017
- 2. Im sogenannten Holze an der Brennhorst und dem großen Glindberge - 129
- 3. Zwischen der Blumhorst und dem sogenannten Schlaen Wege - 198
- 4. Im kleinen Ostermoore - 240
- 5. Westlich von der herrschaftlichen Forst am Hauptwege nach Lehnstedt - 142
1833 (Liste der Seelenzahl und der Wohngebäude in der Commune Platjenwerbe am 1ten Juli 1833):
17. L. Hashagen, 2 Wohngebäude, 6 männliche und 4 weibliche = 10 Seelen (davon 2 Ehepaare)
Staatsarchiv Stade, Rep 74 Blumenthal Nr. 260
1839 (Liste der Seelenzahl und der Wohngebäude in der Dorfschaft Platjenwerbe am 1ten Juli 1839 auf der Bauerstelle daselbst, durch den Bauermeister Diedrich Brummerhop):
17. Lür Hashagen jun., 2 Wohngebäude, 6 männliche und 6 weibliche = 12 Seelen (davon 2 Ehepaare)
- Diedrich Wessels, 2 männliche und 2 weibliche = 4 Seelen (davon 1 Ehepaar)
Staatsarchiv Stade, Rep 74 Blumenthal Nr. 260
1842 (Liste der Seelenzahl und der Wohngebäude in der Comüne Platjenwerbe am 1ten Juli 1842):
18a. Lür Hashagen, 2 Wohngebäude, 6 männliche und 4 weibliche = 10 Seelen (davon 1 Ehepaar)
18b. Gesche Finken, 1 weibliche Seele
Staatsarchiv Stade, Rep 74 Blumenthal Nr. 260
1852 (Urliste der Einwohner und Wohngebäude in Platjenwerbe Nr. 21 vom 3. Dezember 1852, aufgenommen von Baumeister Hermann Kühlken aus Platjenwerbe)
Ackersmann Lüder Hashagen Junior (56), Sohn Seefahrer Martin (19), Sohn Seefahrer Gerhard (17), Tochter Känke (15), Tochter Meta (14) und Tochter Greta (6).
1864 (Urliste der Einwohner und Wohngebäude in Platjenwerbe Nr. 2 vom 3. Dezember 1864, aufgenommen von dem Vorsteher Hinrich Seiden aus Platjenwerbe)
Ackersmann Lüder Hashagen (68), Sohn Ackerknecht Conderath (33), Tochter Känke (15) als Magd, Tochter Metha (26) und Tochter Gretha (17).
1865 (Ablösungsrezess):
Die Hofstelle des Handköthners Lüder Hashagen jun. wird nach einem entsprechenden Antrag vom 16. September 1865 am 23. Oktober 1865 gegen ein Ablösungskapital von 20 Reichthalern, 9 Groten und 8 Heller frei. Der Vertrag wird vor der königlichen Ablösungskommission in Blumenthal besiegelt.
1872 (Erbvetrag):
Der Seefahrer Martin Hashagen, geboren 1833, Sohn von Luer Hashagen und Gretje Wehmann, 1852 noch auf der Hofstelle bei der Einwohnerzählung geführt, erklärt in einem handschriftlichen Dokument vom 27. Mai 1872 vor dem Kaiserlich Deutschen Konsulat in San Francisko seinen Verzicht auf die Stelle und gibt sein Einverständnis für die Umschreibung auf seinen Bruder Conrad Hashagen.
Martin und sein jüngerer Bruder Gerhard haben früh den elterlichen Hof verlassen, um als Jungen auf Auswandererschiffen eine langjährige seemännische Ausbildung zu beginnen. Die Reisen sind im Bremer Seeleute Register von 1824-1917 in den Heuerlisten dokumentiert.
Martin desertierte 1856 als Matrose in San Franzisko von Bord und ist in Amerika geblieben. Gerhard fiel am 30. Oktober 1863 als Zimmermann auf dem Schiff „Franklin“ über Bord und ertrank.
Detaillierte Angaben zum seemännischen Lebenslauf befinden sich am Ende der Seite unter "Ergänzungen"
1874/75 (Grundsteuer):
Bei der Grundsteuerveranlagung wird in den Gemarkungsakten zum Ur-Kataster von Platjenwerbe für Platjenwerbe Nr. 2 sind dem Arbeiter Conrad Hashagen folgende Flächen zugewiesen: Blatt 2 Parzellen 72, 73, 74, 75.
Geschlechterfolge
Haßhagen-N.N.
Marten Haßhagen
† 1665 uffen Platien Warbe
oo
Gesche N.N.
+ nach 1665
- Der Grabstein des Ehepaares befindet sich an der Südseite des Kirchenturms in Lesum, Abbildung und Text siehe oben)
Haßhagen-N.N.-Haßhagen
Johann Haßhagen
† vor 1682 Platjenwerbe
oo vor 1660
Gesche N.N.
* um 1628
† 1703 Platjenwerbe
oo vor 1682 (II. Ehe)
Arend Haßhagen
† 1734 Platjenwerbe
- Arend Haßhagen scheint erst auf diesem Hof gewohnt zu haben, doch nach Übernahme des Hofes durch seinen Stiefsohn Marten Haßhagen nach der Heirat 1684 läßt er sich spätestens 1691 auf dem Hof Platjenwerbe Nr.15 nachweisen, den später seine Stieftochter Lücke Haßhagen erbt.
Haßhagen-Haslop
Marten Haßhagen
* 1660 Platjenwerbe
† 1738 Platjenwerbe
- Handköthner
oo 1684 Lesum
Gesche Haslop
* 1657 Brundorf
† 1745 Platjenwerbe
- Tochter von Arend Hasloop Baumann in Brundorf, der lt. Eintrag im Kirchenbuch im Alter von fast 100 Jahren verstarb.
Haßhagen-Stehnken
Marten Haßhagen
* 1699 Platjenwerbe
† 1753 Platjenwerbe
- Köthner auf dem Platjenwerbe
oo 1725 Lesum
Metje Stehnken
* 1705 Lesum
† 1779 Platjenwerbe
- Tochter von Lür Stehnken, Baumann in Lesum und Gießel Ficken aus Löhnhorst
Haßhagen-Bremer
Lüder Haßhagen
* 1728 Platjenwerbe
† 1794 Platjenwerbe
- Köthner auf dem Platjenwerbe
oo 1756 Lesum
Anna Alheit Bremer
* 1733 Ritterhude
† 1808 Platjenwerbe
Haßhagen-Fechtmann-Meyerdierks
Martin Haßhagen
* 1767 Platjenwerbe
† 1824 Platjenwerbe
- Köthner in Platjenwerbe
oo 1793 Lesum (1. Ehe)
Gesche Fechtmann
* 1775 Platjenwerbe Nr. 3
† 1794 Platjenwerbe
oo 1795 Lesum (2. Ehe)
Könke Margrete Meyerdierks
* 1776 Platjenwerbe Nr.10
† 1840 Platjenwerbe
Hashagen-Wehmann
Luer Hashagen
* 1796 Platjenwerbe
† 1868 Platjenwerbe
- Köthner, Bäcker, Ackersmann. Er wird in der Einwohnerliste von 1812 als Junior (56) aufgeführt. 10 Kinder werden geboren, wenige erreichen das Erwachsenenalter. Die Söhne Martin und Gerhard fahren zur See. Martin desertiert 1856 von Bord in San Franzisko und verzichtet später, in Amerika lebend, auf seine Ansprüche an der Stelle, Gerhard geht 1863 als Zimmermann über Bord. Der Hof geht daher in Folge erst an den Sohn Conrad, der wahrscheinlich nicht gesund war, dann an die Tochter Gretha.
oo 1828 Lesum
Gretje Wehmann
* 1803 Wollah
† 1852 Platjenwerbe
Hashagen
Conrad Hashagen
* 1831 Platjenwerbe
†
- Er wird auf der Urkasterkarte von 1874 erwähnt.
Hashagen-Töbe
Gretha Hashagen
* 1847 Platjenwerbe
† 1905 Platjenwerbe
- Schwester von Conrad Hashagen
oo 1874 im Hause in Platjenwerbe
Christian Heinrich Töbe
* 1850 Friedrichsdorf
† 1940 in Platjenwerbe
- Zigarrenmacher, 1938 der älteste Einwohner der Dorfschaft
Thöbe-Feldhusen
Georg Friedrich Thöbe
* 1874 Platjenwerbe
† 1948 Platjenwerbe
- Lagermeister. 1911 werden Umbauten im Haus durchgeführt und ein Teilkeller gebaut (Bauzeichnung)
oo
Meta Margarethe Feldhusen
* 1879 Platjenwerbe Nr. 5
† 1966 Platjenwerbe
Töbe-Struckhoff
Margarethe Töbe
* 1902 Platjenwerbe
† 1984 Bremen
- Schiffszimmermann
oo 1925
Hermann Struckhoff
* 1900 Oetzen
† 1958 Platjenwerbe
Struckhoff-Hühnken
Christian Struckhoff
* 1930 Platjenwerbe
† 2005
oo 1955
Thea Hühnken
Deutschmann-Mathiaszyk
Josef Deutschmann
- Kaufmann aus Lesum, Eigentümer seit dem 1. Dezember 1965, 1967 Umbauten, Abriß von Stallungen im Haus, Schaffung von Wohnräumen
Rita Mathiaszyk
Brüggemann-Brüggemann
Ingrid Bärbel Brüggemann
- Eigentümerin ab 1968
Ludwig Heinrich Brüggemann
- Der Ehemann wird nach dem Tod seiner Frau Erbe
- 1976 wird das Haus an das Ehepaar Wicklein verkauft.
Wicklein-Jeschkowski
Albert Ferdinand Wicklein
- Nach dem Erwerb 1976 vom Witwer Brüggemann ist das Ehepaar Eigentümer der Hofstelle.
Heidi Jeschkowski
2015 erfolgt der Verkauf der Hofstelle
Ergänzungen
Seemännnischer Lebenslauf von Martin Hashagen
Stand | Verheuert | Kapitän | Schiff | Typ | Bauwerft | Baujahr | Bestimmung |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Junge | April 1848 | Wieting, Herm. Gerh. Diedr. | LEIBNITZ | Vollschiff | Bosse, Burg | 1848 | New York |
Leichtmatrose | Juni 1850 | Schelling, Friedr. Gerh. | AGNES | Vollschiff | Lange, Grohn | 1850 | New York |
Leichtmatrose | April 1851 | Schelling, Friedr. Gerh. | AGNES | Vollschiff | Lange, Grohn | 1850 | New York |
Leichtmatrose | August 1851 | Schelling, Friedr. Gerh. | AGNES | Vollschiff | Lange, Grohn | 1850 | New York |
Leichtmatrose | Februar 1852 | Schelling, G. F. | AGNES | Vollschiff | Lange, Grohn | 1850 | New York |
Matrose | August 1852 | Schelling, Friedr. Gerh. | AGNES | Vollschiff | Lange, Grohn | 1850 | New York |
Matrose | Juni 1853 | Meyer, Dettmer | PRESIDENT SMIDT | Vollschiff | Lange, Grohn | 1847 | New York |
Matrose | Oktober 1853 | Meyer, Dettmer | PRESIDENT SMIDT | Vollschiff | Lange, Grohn | 1847 | New York |
Matrose | Juni 1854 | Fröling, Joh. Nic. Carl | CLIO | Bark | Ullrichs, Fähr | 1854 | New York |
Matrose | November 1854 | Hohorst, J. | GEORG(E) | Bark | Wempe, Elsfleth | 1851 | Akyab/Myanmar, Burma |
Matrose | Juni 1856 | ORESTES | Günther, G. | Bark | Oltmann, Motzen | 1853 | San Francisco |
Erzählungen und Anekdoten
Aus der Broschüre "Oma, Opa, erzählt doch mal" Geschichten aus einem Erzählwettbewerb
Mein ganz besonderes Kindheitserlebnis
Ich bin ein kleiner Junge und heiße Christian. Im März bin ich vier Jahre alt geworden. Mit meiner zwei Jahre älteren Schwester Margrit, meinen Eltern, meinen Großeltern und meinem Urgroßvater, der schon 84 Jahre alt ist, lebe ich in einem schönen, alten Bauernhaus. Die Giebelfront besteht noch aus einem Fachwerk. Vor dem Haus steht ein möchtiger Eichenbaum mit dicken Ästen. An einem Ast ist eine Schaukel befestigt, auf der meine Schwester und ich herrlich schaukeln können. Auf dem Hof laufen Hühner mit einem stolzen Hahn. Der Hund liegt vor seiner Hütte an der Kette und meldet durch sein Gebell jeden Besucher. Auf den Weiden vor und neben dem Haus grasen zwei Kühe, und auch ein Pferd läuft dort auf der Weide. Im Stall grunzen zwei Schweine, die ständig gefütttert werden wollen. Auf dem Hausboden, wo Heu und Stroh gelagert werden, fängt eine Katze die Mäuse.
Es ist also ein richtiger Bauernhof, nur nicht so groß, daß man davon allein hätte leben können. Darum gehen mein Vater und mein Urgroßvater zur Arbeit. Meine Schwester und ich verleben eine wunderschöe Kindheit auf unserem Hof, umsorgt von unseren Eltern und Großeltern. Aber auch unser Urgroßvater kann uns vieles zeigen und erzählen. Er kennt jeden Vogel und nennt uns dessen Namen.
Mein Großvater ist sehr musikalisch und kann sehr gut auf der Handhrmonika spielen, was er an uns weiterzugeben versucht. Und dieses auch mit Erfolgt. Meine Schwester spielt ebenfalls schon einige Lieder auf der Handharmonika und ich kann schon einige Kinderlieder auf der Mundharmonika spielen.
Zu Ostern ist meine Schwester in unserer Dorfschule eingeschult worden und nun fehlt mir ein Spielkamerad, mit dem ich auf unserem Hof spielen kann. Darum freue ich mich ganz besonders, als meine Schwester eines Tages im Sommer mit der Nachricht von der Schule nach Hause kommt, daß die Schulkinder der ersten beiden Jahrgänge gemeinsam einen Schulausflug in den Tierpark der nicht allzu entfernt liegenden Stadt Bremen machen wollen. Der Vater oder die Mutter sollen als Begleitung mit und dürfen jüngere Geschwister der Schulkinder mitnehmen.
Hura! Ich darf mit, da meine Mutter auch mitgeht. Die Zeit bis zum Ausflug dauert mir viel zu lange, aber endlich ist der Tag da. Zu Fuß müssen wir eine Stunde bis nach Burg gehen. Gleich hinter der Brücke, die über den Fluß, die Lesum, führt, ist die Straßenbahnhaltestelle. Von hier fahren wir mit der Straßenbahn. Wir müssen allerdings einige Male umsteigen zu dem Tierpark.
Was gibt es dort alles zu sehen! Am schönsten ist aber der Ritt auf dem Elefanten. Ein Erlebnis, das ich bestimmt nicht vergessen werde.
Viel zu schnell gehen die Stunden vorbei, und es heißt Abschied nehmen von den Tieren. Mit der Straßenbahn geht es wieder zurück bis zur Endstation vor der Lesumbrücke in Burg. Jetzt beginnt wieder der Fußmarsch nach Hause. Als wir jedoch auf der Brücke sind, sehe ich auf der anderen Seite einen Menschen im Wasser in der Lesum schwimmen. So etwas habe ich bisher noch nicht gesehen, da wir in unserem Dorf kein Schwimmbad und auch keinen Teich haben, in dem man schwimmen kann.
Ich reiße mich von der Hand meiner Mutter los und bevor mich jemand festhalten kann, laufe ich zur anderen Brückenseite. Ich komme aber nur bis zur Straßenmitte, da werde ich von einem Auto erfaßt. Ich falle auf die Straße und rolle unter das Auto, das aber sofort zum Halten kommt. Der Fahrer hat uns Kinder gesehen und ist darum sehr langsam gefahren. Ich werde in das nächste Haus gebracht und ein Doktor wird gerufen. Er stellt keine Verletzungen fest, nur Prellungen und eine leichte Gehirnerschütterung. Mit einem anderen Auto werde ich nach Hause gefahren und in mein Bett gelegt. Meine Mutter kommt oft und sieht nach mir, aber ich zeige nur wenig Interesse an meiner Umwelt. Ich habe keinen Hunger, mag auch nichts trinken, so daß sich meine Eltern große Sorgen um mich machen.
Als am nächsten Morgen meine Mutter wieder in mein Zimmer kommt, sage ich zu ihr: "Mama, bringe mir doch bitte meine Mundharmonika". Da weiß sie, daß ich einen Schutzengel gehabt habe, der mir bei meinem Unfall geholfen hat, alles ohne schlimme Folgen zu überstehen.
Christian Struckhoff
Quelle: Herausgeber Bildungswerk der Katholiken im Lande Bremen, Bremen, im Mai 1994
Anmerkung: Die Platjenwerber Schule fuhr im Sommer 1934 in den Bremer Kinder-Tierzoo
Internetlinks
Offizielle Internetseiten
- Google-Karte mit der Lage der alten Höfe
- Heimatverein Platjenwerbe
- Ortsfamilienbuch Lesum
- Die MAUS - Gesellschaft für Familienforschung in Bremen e. V.