Friedrich Stoltze: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 14. August 2006, 16:35 Uhr
Friedrich Stoltze war Schriftsteller, Verleger, Herausgeber und Journalist in Frankfurt am Main.
Leben
Friedrich Stoltze (Friedrich Philipp, als Kind Fritz oder Fritzi), * 21. November 1816 in Frankfurt am Main, konfirmiert 1830 in der Katharinenkirche zu Frankfurt am Main, † 28. März 1891 in Frankfurt am Main.
Stoltze war Schriftsteller, Verleger, Herausgeber und Journalist. Er galt als ein Freiheitsdichter, ein unbeirrbarer Demokrat und Republikaner. Er gab die satirische Wochenzeitung "Frankfurter Latern" und die "Frankfurter Krebbel- und Warme Broedscher Zeitung" heraus.
Zu seinen Lehrern zählte Professor Friedrich Karl Ludwig Textor, * 13. November 1775 in Frankfurt am Main, Sohn des Schöffen Johann Jost Textors, des Bruders der Frau Rat, der Ehefrau Goethes. Am 27. Mai 1832 war Stoltze mit seinem Vater beim Hambacher Fest. Am 15. November 1848 erhielt Stoltze das Bürgerrecht in Frankfurt am Main.
Friedrich Stoltze hat ein städtisches Ehrengrab auf dem Hauptfriedhof in Frankfurt, Gewann J 306a.
Abstammung
- Ich bin ein deutsches Vollblut. Mein Vater war ein Norddeutscher, meine Mutter war eine Frankfurterin. Der Vater von dieser stammte vom Neckar, war also ein Süddeutscher, und dessen Frau aus Thüringen, war also aus Mitteldeutschland. (Friedrich Stoltze)
Nummerierung nach Kekule
2. Stoltze, Friedrich Christian, ev.-luth., * 21. März 1783 in Hörle im Waldeckischen, † 6. November 1833. Er lernte in Kassel als Kellner, kam als solcher nach der Jahrhundertwende nach Frankfurt am Main und wurde Oberkellner im Goldenen Löwen, dem späteren Württemberger Hof. Er bewarb sich sich 1808 als "Kellner und Koch mit 500 ersparten Gulden" um das Frankfurter Bürgerrecht , in das er am 29. März 1808 als "Speisewirt" eintrat. Am 21. Juni 1808 heiratete er in Frankfurt am Main die Frankfurterin Anna Maria Rottmann. Er übernahm zunächst "Köcherei und Aufwartung" im Gasthaus des Schwiegervaters Friedrich Rottmann, am 1. April 1813 übernahm er als Gasthalter vom Deutschen Orden die benachbarte Schilderwirtschaft Zum Rebstock und erwarb das Haus Zum Rebstock im folgenden Jahr.
3. Rottmann, Anna Maria, ev.-luth., * 1789 in Frankfurt am Main, † 24. Dezember 1868 im Alter von 79 Jahren. Sie führte nach dem Tode ihres Mannes 1833 die Gastwirtschaft Zum Rebstock sowie das von ihm betriebene Mineralwasser-Geschäft fort. Nach einem Jahr verpachtete sie den Rebstock allerdings an den Weinwirt C. L. Bessier. Am 7. Dezember 1841 kam der Gasthof durch Versteigerung an ihren Verwandten Phil. Sim. Häffner.
6. Rottmann, Friedrich (Friedrich Bernhard Ernst), * 1753 in Neckargemünd (ADB) oder Neckarsteinach (Proelß) oder Neckarbischofsheim (Hock), † 1825. Er war nach Frankfurt am Main eingewandert, war Frankfurter Bürger und Packer (Spediteur). Er besaß die Konzession für das Gasthaus und die Fußherberge Zur Goldenen Spitze in Frankfurt in der Mausgasse. Friedrich Stoltze schreibt 1860 in seinem Erinnerungsblatt Von Frankfurts Macht und Größe über seinen Großvater mütterlicherseits, bezogen auf einen Spaziergang mit ihm im Jahr 1822, bei dem ihm der Großvater von der höhergelegenen Sachsenhäuser Warte aus die Stadt erklärte:
- Wann aaner die größte Sticker uff sei Vatterstadt gehalte hat, so is des mei Großvatter gewese. Der hat derr euch en Begriff von der Größ un Macht un Gewalt von der Freie Stadt Frankfort gehabt, wie derr'sch in alle Geographiebicher zesamme genomme net drin vorkimmt (...) Un daß er net behääpt hat, die Frankforter hätte Flichel, die merr nor net seh dhet, weil se den Rock driwwer aaziehe dhete, des war Alles. [Flichel=Flügel]
7. NN, NN, aus Sonneberg in Thüringen.
Geschwister
Friedrich Stoltze war der jüngste von sieben Geschwistern:
- Sabine, † ca. 1819
- Annett (Anna Margaretha), * 11. September 1813, † 17. November 1840 im Alter von 27 Jahren. Friedrich Stoltze schrieb zum Tod seiner geliebten Schwester:
- Herz meiner Seele! Du bist tot!
Hüll' sie in deinen Purpur, Morgenrot (...)
- Vier weitere Geschwister (lauter Knaben) starben früh.
Familie
Stoltze hatte 1837 Lydia (Maria Lydia Christina) Retting kennengelernt, die 1842 seine Braut war, im Jahr darauf aber schon starb. Lydia Retting, * 1816, † 21. August 1843 in Frankfurt am Main, war die Tochter eines Buchbindermeisters und Papierhändlers, der ihr Liebesverhältnis mit einem Demokraten nicht dulden wollte. Friedrich Stoltze, der zur Zeit des Todes von Lydia in Blankenburg weilte, schrieb:
- Wie bleich sind nun die Sterne,
Wie meine Augen trüb'!
Es ist in weiter Ferne
Gestorben mir mein Lieb (...)
Nach Lydias Tod lernte Stoltze im "Katholischen Montagskränzchen", einem überkonfessionellen Treff für eine geeinte deutsche Kirche, seine spätere Ehefrau Mary (Marie) Messenzehl, die Tochter eines Steindeckermeisters, kennen.
Friedrich Stoltze und Mary Messenzehl heirateten am 10. April 1849 in der ev.-luth. Kirche St. Katharinen (Katharinenkirche) zu Frankfurt. Mary Messenzehl war zu diesem Zeitpunkt bereits zum dritten Mal schwanger.
Friedrich Stoltze war evangelisch-lutherischer Konfession, er bezeichnete sich selbst als lutherischen Dickkopf. Mary Messenzehl, * 23. Juni 1826; † 4. August 1884, war hingegen katholisch. Angeblich war es die erste Frankfurter "Mischehe" mit kirchlichem Segen.
Friedrich Stoltze schrieb später:
- Ein Pfarrer hat uns zwar getraut
Doch luth'risch-diabolisch,
Und Gott war nicht davon erbaut,
Denn Gott ist streng katholisch.
Stoltze Frau Mary kommt zu Beginn seines Gedichtes Im Gaarte liche uff mein Kohl vor:
- Mei Fraa, mei Mari, awer glaabt (...)
Nach dem Tod "seiner Mary" schrieb er:
- Was singst du, Fink, so hell, so hell!
Ach, du hast keine Schmerzen (...)
Kinder
Adolph, Sohn mit Lydia Retting
Mit Lydia Retting hatte Friedrich Stoltze den Sohn
- Adolf (Carl Adolph), * 10. Juni 1842 in Mainz, † 19. April 1933 in Frankfurt am Main. Bis zu seinem 22. Lebensjahr führte er den Namen Carl Adolph Retting. Adolf Stoltze war ebenfalls Schriftsteller, Bühnenautor und Journalist.
Kinder mit Mary Messenzehl
- Und was mich ganz besonders beugt,
Denn es verdiente Hiebe:
Die Kinder all, die wir erzeugt,
Sind Kinder, ach, der Liebe! (Friedrich Stoltze)
Stoltze hatte insgesamt 11 Kinder, davon 4 Töchter. Mit Humor schildert er die Sorgen eines Familienvaters in seinem Gedicht Einem unglickliche Familjevatter, der nor verrzeh Döchter hat (14 Töchter).
- Friedrich Richard, * 31. August 1846, † 6. November 1846
- Heinrich, * 16. April 1848, † 6. September 1872 in Scott in Missouri, USA. Heinrich wanderte 1868 nach Amerika aus, zu Fuß ging er dann 150 Meilen nach St. Louis. Er war Farmer bei Lisette Dick, Missouri und verlobt mit deren Nichte.
- Ernst (Christian Ernst), * 24. Mai 1849, † 23. November 1849. Friedrich Stoltze schrieb:
- Hätt'st bei uns bleiben sollen,
uns Glück und Trost zu sein,
hast aber werden wollen
ein liebes Engelein.
- Lydia, * 20. Juli 1850, † 27. Januar 1930. Sie war Lehrerin in Zürich und Privatlehrerin bei Familie Guaita.
- Christian, * 1851, † 24. Dezember 1854
- Ferdinand, * 14. Oktober 1853, † Dezember 1853
- Laura, * 28. Mai 1855, † 5. September 1945. Gemeinsam mit Schwester Molly sichtet und ordnet sie den Nachlaß ihres Vaters Friedrich Stoltze.
- Molly, * 1856, † 10. Januar 1910. Als einzige Tochter verheiratet (1886) mit Franz Schreiber, *1850, †1901. Franz Schreiber war Redakteur der "Frankfurter Latern" und der "Kleinen Presse". Söhne: Friedrich und Eduard Schreiber-Stoltze.
- Alice, * 24. Januar 1858, † 1926
- Hermann, * 17. Januar 1860, † 1899. Geboren kurz nach Stoltzes "Flucht von Königstein". Er wurde Obergärtner in Tübingen.
- Friedrich jun., * 6. Juni 1861, † 16. März 1880 in Flanton in der Schweiz. Er war Stoltzes Lieblingssohn. Friedrich studierte Mathematik in Zürich und starb an Typhus. Friedrich Stoltze schrieb zwei Monate nach dem Tod seines hoffnungsvollen Sohnes:
- (...) Nicht alle sind tot, deren Hügel sich hebt!
Wir lieben, und was wir geliebet, das lebt, (...)
Frankfurter Adressbuch
1877
- Stoltze Friedrich, Poet u. Redacteur d. Frankfurter Laterne, Grüneburgweg 128
Ehrungen
- Stoltze-Museum
- Stoltze-Denkmal
- Benennung Stoltzestraße, Frankfurt am Main-Innenstadt
Bibliografie
- Hörth, Otto: „Friedrich Stoltze“, in: Allgemeine Deutsche Biographie 415 (415-419), S. {{{6}}} [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/36.html.
- Proelß, Johannes: Friedrich Stoltze und Frankfurt am Main, Ein Zeit- und Lebensbild, Neuer Frankfurter Verlag, Frankfurt am Main, 1905.
- Proelß, Johannes: Friedrich Stoltze, Ein Bürger von Frankfurt, neu bearbeitet von Günther Vogt, Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 1978, ISBN 3-7973-0327-0.
- Grebenstein, Fritz (Hsg.): Friedrich Stoltze, Werke in Frankfurter Mundart, Verlag Waldemar Kramer, Frankfurt am Main, 4. Auflage 1990, ISBN 3-7829-0394-3.
- Hock, Sabine, Dr. phil: Schwarz-Weiß & Braun nebst Verwandtes, Die Publizistenfehde zwischen Karl Braun und Friedrich Stoltze im Jahr 1868, Begleitheft zur Ausstellung im Stoltze-Museum 15.10.2001 - Ende Februar 2002, PDF-Datei auf www.sabinehock.de (13.08.2006)
Siehe auch
- Adolf Stoltze (Sohn, ebenfalls Schriftsteller)
Weblinks
- Artikel Friedrich Stoltze der Wikipedia
- Friedrich Stoltze (Hessen) auf www.mundartverlag.de (12.08.2006)
- Friedrich Stoltze auf www.rezi-babbel.de (12.08.2006)
- Friedrich Stoltzes Kinder auf www.rezi-babbel.de (12.08.2006)
- Friedrich Stoltze - Frankfurts großer Mundartdichter und Zeitzeuge auf frankfurt-interaktiv.de (12.08.2006)
- Stoltze-Museum auf www.frankfurter-sparkasse.de (12.08.2006)
- Frankfurt-Chronologie (PDF-Datei) auf www.fbfv.de (12.08.2006)
- Mischehe (zwischen dem ev.-luth. Friedrich Stoltze und der kath. Marie Messenzehl) auf www.rezi-babbel.de (12.08.2006)
- Die Wohnungen von Friedrich Stoltze auf www.rezi-babbel.de (12.08.2006)
- Frankfurt am Main - Domstrasse - Rebstock auf altfrankfurt.com (Abbildungen des Hauses Zum Rebstock, 13.08.2006)
- Frankfurt am Main - Hühnermarkt auf altfrankfurt.com (Abbildung des Stoltze-Denkmals am Hühnermarkt, 13.08.2006)
- Artikel Adolf Stolze der Wikipedia