Amtssprache im Fürstbistum Münster: Unterschied zwischen den Versionen

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===Persönliche Sprachausprägung===
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In der Stadt [[Münster (Westfalen)]] als Sitz des [[Fürstbistum Münster|Fürstbistums Münster]] bis 1802, war die Schriftsprache der Ratskanzlei bis etwa Mitte des 14. Jh. lateinisch, dann [[niederdeutsch]] bis Mitte des 16. Jhdts., in Urkunden und Ratsprotokollen bis 1571 [[neuhochdeutsch]]. Dies wirkte sich auch in den Kanzleien der angeschlossenen Untergliedrungen aus (historische Ämter) aus.Eine Variante der niederdeutschen [[Mundart]] war die zeitlich geübte lokale Umgangssprache. Die Entwicklungen und der persönliche Bildungsgang spiegeln sich auch in der vom jeweiligen Schreiber gehandhabten eigenen Amtssprache mehr oder weniger stark wieder. Von daher war die Verwendung lateinischer Übersetzungen für umgangssprachliche Begriffe in Dokumenteationen und Urkunden teilweise sehr uneinheitlich und unterschiedlich. Es gab keine Nomenklaturhilfe, wie zB. "Der kleine Stowasser", ein lateinisch-deutsches Schulwörterbuch, welches 1913 herausgegeben wurde.
In der Stadt [[Münster (Westfalen)]] als Sitz des [[Fürstbistum Münster|Fürstbistums Münster]] bis 1802, war die Schriftsprache der Ratskanzlei bis etwa Mitte des 14. Jh. lateinisch, dann [[niederdeutsch]] bis Mitte des 16. Jhdts., in Urkunden und Ratsprotokollen bis 1571 [[neuhochdeutsch]]. Dies wirkte sich auch in den Kanzleien der angeschlossenen Untergliedrungen aus (historische Ämter) aus.Eine Variante der niederdeutschen [[Mundart]] war die zeitlich geübte lokale Umgangssprache. Die Entwicklungen und der persönliche Bildungsgang spiegeln sich auch in der vom jeweiligen Schreiber gehandhabten eigenen Amtssprache mehr oder weniger stark wieder. Von daher war die Verwendung lateinischer Übersetzungen für umgangssprachliche Begriffe in Dokumenteationen und Urkunden teilweise sehr uneinheitlich und unterschiedlich. Es gab auf breiter (Kanzlei-)Ebene keine Nomenklaturhilfe, wie zB. "Der kleine Stowasser", ein lateinisch-deutsches Schulwörterbuch, welches 1913 herausgegeben wurde.


===Amtssprache, Gerichtssprache===
===Amtssprache, Gerichtssprache===

Version vom 31. Juli 2015, 11:15 Uhr

Regional > Sprache > Amtssprache im Fürstbistum Münster

Amtssprache im Fürstbistum Münster

Kanzleien

Die Kanzleien der weltlichen und geistlichen Territorialherren und Grundherrschaften bildeten sich in Stadt und Land in Westfalen meist durch Weiterentwicklung der älteren einfachen Schreibstube bis hin zur obersten Landesbehörde nach und nach aus. Zusammenhänge ergaben sich mit der Ausbildung der Landeshoheit, Verpfändung von Landesteilen und Ämtern, dem Ausbau der Landesherrschaft und im Zuge der Neuorganisation der territorialstaatlichen Verwaltung über den Beginn der Neuzeit hinaus. Damit wurde die Amtssprache bestandteil des öffentlichen Lebens. Ihre Entschlüsselung, besonders bei der heutigen Bedeutung älterer Bebrifflichkeiten und lateinischer Ausdrücke dient dem Verständnis historischer Aufzeichnungen.

Literatur

  • R. Lüdicke, Die landesherrlichen Zentralbehörden im Bistum Münster. Ihre Entstehung und Entwicklung bis 1650/ZWestf. 59 (1901) 1-169;
  • H. Aubin, Die Verwaltungsorganisation des Fürstbistums Paderborn im MA./Abhandlungen zur mittleren und neueren Geschichte 26 (1911);
  • J. Böhmer, Das geheime Ratskollegium, die oberste Landesbehörde des Hochstifts
  • Paderborn 1723-1802/BeitrNSachs. 4, H.21 (1910)
  • G. v. Below, Quellen zur Geschichte der Behördenorganisation in Jülich-Berg im 16. Jh./ZBergGesch. 30 (1894) 8 - 168;

Persönliche Sprachausprägung

In der Stadt Münster (Westfalen) als Sitz des Fürstbistums Münster bis 1802, war die Schriftsprache der Ratskanzlei bis etwa Mitte des 14. Jh. lateinisch, dann niederdeutsch bis Mitte des 16. Jhdts., in Urkunden und Ratsprotokollen bis 1571 neuhochdeutsch. Dies wirkte sich auch in den Kanzleien der angeschlossenen Untergliedrungen aus (historische Ämter) aus.Eine Variante der niederdeutschen Mundart war die zeitlich geübte lokale Umgangssprache. Die Entwicklungen und der persönliche Bildungsgang spiegeln sich auch in der vom jeweiligen Schreiber gehandhabten eigenen Amtssprache mehr oder weniger stark wieder. Von daher war die Verwendung lateinischer Übersetzungen für umgangssprachliche Begriffe in Dokumenteationen und Urkunden teilweise sehr uneinheitlich und unterschiedlich. Es gab auf breiter (Kanzlei-)Ebene keine Nomenklaturhilfe, wie zB. "Der kleine Stowasser", ein lateinisch-deutsches Schulwörterbuch, welches 1913 herausgegeben wurde.

Amtssprache, Gerichtssprache

Erst im 18. Jhdt. und nur vereinzelt kam die Bezeichnung Kanzleisprache für die in Kanzleien gebrauchte Amtssprache auf.

Über 100 Jahre später bildet sich dann im 19. Jhdt. in Deutschland eine Sprachreinigungs-Bewegung unter Mitwirkung der deutschen Reichsämter heraus. Eine Unterstützung durch entsprechende Vorschläge erfolgt auch durch namhafte rechts- und staatswissenschaftliche Schriftsteller mit der Ausscheidung entbehrlichen Fremdwörter bei Neuauflegung ihrer Lehrbücher, darunter auch Gustav Freytag.

Durch eine Verdeutschung der Amtssprache konnten Rechtszweifel reduziert und Verständnisfragen erleichtert werden. Dies könnte man bei der Wiedergabe älterer Texte kurzerhand (natürlich unter Beobachtung sachlicher Vorsicht) ebenso handhaben, besonders durch Begriffsanpassung und Fremdwortverdeutschung, es sei denn, dass man wirklich genötigt ist, einen Satz „wörtlich“ anzuführen oder Einblicke in ältere zeitliche Betrachtungsweisen geben möchte. Erreicht werden könnte dies durch begleitende Fußnoten In der Schrift "Die Amtssprache", Verdeutschung der hauptsächlichsten im Verkehr der Gerichts- und Verwaltungsbehörden sowie in Rechts- und Staatswissenschaft ebrauchten Fremdwörter, bearbeitet 1892 von Karl Bruns, sind eine große Anzahl älterer deutscher Rechtsausdrücke, auch solche, die zeitlich nicht unmittelbar als Deckwörter für fremdsprachliche Bezeichnungen verwendbar sind, an passender Stelle zur geschichtlichen Erinnerung mit eingestreut.

Als Fundgrube dienten damals namentlich folgende Bücher:

  • „Teutscher Flavius“ von Karl Ferdinand Hommel, 3. Ausgabe, Bayreuth, 1775, der in seinem „Antibarbarischen Wort-Verzeichnis“ von 60 Druckseiten schon eine Art Verdeutschungsbuch mitgeliefert hat (Ztschr. 1889 Sp. 134, 1896 Sp. 17)
  • „Juristisches Wörterbuch zur Verbesserung des Aktenstils und Einführung einer reinen deutschen Schreibart in gerichtlichen und aussergerichtlichen Geschäften, mit praktischen Beyspielen erläutert“ von Heinrich Kuppermann, Chursächß. Sachwaltern und kais. öffentl. Notar in Leipzig – Leipzig, 1792. [1]

Ergänzungsmöglichkeiten

Zur weiteren Ergänzung könnten dienen:

  • Dr. L. Günther: „Recht und Sprache“ (mit vielen geschichtlichen Belehrungen und Nachweisen), 1898.
  • F. W. Gitzen: „Fremdwörter der Handelssprache“, 1894.
  • A. Hausding (Mitglied des Kais. deutschen Patentamts): „Verdeutschungswörterbuch der Fach-, Handels- und Verwaltungssprache“, 2. Aufl., 1903 (ein reichhaltiges Hilfsmittel für die Sprache des Gewerbewesens).
  • Dr.-Ing. Otto Sarrazin (Vorsitzer des Gesamtvorstands des Allg. D. Spr.-V.): Verdeutschungs-Wörterbuch, 3. Aufl., 1906
  • Dr. Günther A. Saalfeld: Fremd- und Verdeutschungs-Wörterbuch, 1898.
  • Schweizerisches Zivilgesetzbuches vom 10. Dezember 1907 und des neugefaßten Schweizerischen Obligationenrechts vom 30. März 1911
  • Johann Nikolaus Friedrich Brauer: Badisches Landrecht von 1809,
  • Code civil von 1804 (Code Napoléon oder Cinq codes („Fünf Gesetzbücher“) Stadtbücherei Haltern)

Im Westfälischen Archivamt

  • Nützliches Handlungs-Wörterbuch von 1768. Hrsg. U. eingeleitet v. Rolf-Dieter Kohl. 1987. W, 80 S. ISSN: 0932-2124

Quellen

  1. Quelle: Bruns, Alfred: Die Amtssprache (1915)

Weblinks

A.Bruns: Die Amtssprache, Wörterbuch 1915