Schweidnitz im Jahre 1822: Unterschied zwischen den Versionen
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Der Originaltext ist ungekürzt und nur marginal verändert. Rechtschreibung und Zeichensetzung wurden vorsichtig dem modernen Sprachgebrauch angepasst, offensichtliche Schreibfehler verbessert. | Der Originaltext ist ungekürzt und nur marginal verändert. Rechtschreibung und Zeichensetzung wurden vorsichtig dem modernen Sprachgebrauch angepasst, offensichtliche Schreibfehler verbessert. | ||
Der handschriftliche Text (ohne Titel und ohne Unterschrift) umfasst 12 ungezählte Seiten auf drei nummerierten Doppelbögen in Großfolio.<br/> | Der handschriftliche Text (ohne Titel und ohne Unterschrift) umfasst 12 ungezählte Seiten auf drei nummerierten Doppelbögen in Großfolio.<br/> | ||
Horst Adler | Autor dieser Abschrift: Horst Adler | ||
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Im Jahre Christi Eintausendachthundertzweiundzwanzig war bei Gelegenheit des Abputzes des hiesigen Rathauses und Ratsturmes bemerkt worden, dass der Zahn der Zeit an dem Knopf des letzteren und dessen Wetterfahne Beschädigungen herbeigeführt hatte. Deshalb wurden Stern, Fahne und Knopf, in welchem letztern sich kein Andenken an frühere Zeiten vorfand, am 12. Oktober d. J. von der Spitze des Turms abgenommen, in gehörigen Stand gesetzt und heut, am 14. November, unter Gottes Beistand wiederum darauf befestigt. <br/> | |||
Der obere Teil des Knopfes wurde neu von Kupfer gefertigt durch den hiesigen Bürger und Kupferschmied CARL CHRISTOPH HENKEL, Knopf, Fahne und Stern neu vergoldet durch den Bürger und Gürtlerältesten ERNST GOTTLIEB REUTER, das Abnehmen und Aufsetzen hat mit Kühnheit, Gewandtheit und Geschicklichkeit verrichtet der Bürger zu GOTTESBERG und Schieferdecker FRANZ JOSEPH KLUMM, der seinen Wohnsitz in SCHWEIDNITZ zu nehmen aber bereits erklärt hat. Gott gebe, dass er seine Arbeit glücklich vollende. <br/> | |||
Sofern es unseren Nachkommen wünschenswert sein möchte, dereinst an einige Momente der Geschichte der Stadt und der Zeit erinnert zu werden, legen wir Folgendes in den Knopf verwahrlich nieder: | |||
Die durch den unglücklichen Krieg der Jahre 1806 und 1807 und durch dessen traurige Folgen bis zum Jahre 1813 herbeigeführten Ereignisse hatten auch die hiesige Stadt arg betroffen und sie, neben einer fast allgemeinen Vermögens-Entkräftung der hiesigen Bürgerschaft in eine Gemeindeschuldenlast von nahe an 170.000 Talern versetzt. Der durch die Ordnung für sämtliche Städte der preußischen Monarchie vom 19. November 1809 (HA: offensichtlich irrtümlich statt 1808) neu aufgeregte und in hiesiger Stadt immer lebendig erhaltene Gemeinsinn, ein vorsichtiger, doch gemeinnützigen Zwecken unschädlicher Stadthaushalt und die gnädige Unterstützung Sr. Königl. Majestät, mittelst einer sogenannten Communalaccise, hatten bewirkt, dass mit Ausgang des Jahres 1821 die Gemeine Stadtschuld bis auf 70.000 Taler abgezahlt war. Dies war aber nicht die größere Last, die auf den Schultern der Stadt lag, mehr drückten ihr Gemeinwesen die Verluste, welche die neuen Staatseinrichtungen herbeigeführt hatten. Doch vertrauen wir der gütigen Vorsehung, dass sie auch diese Lasten nach und nach schonend vorüber führen werde, da es bis jetzt schon möglich geworden ist, die im Jahre 1810 als notwendig eingeführten baren Geldbeiträge der hiesigen Gemeindemitglieder (Communalabgaben) von jährlich 24.000 Talern bis auf 12.000 Taler herabzusetzen. |
Version vom 18. Juli 2006, 10:54 Uhr
Das Original der folgenden handschriftlichen Aufzeichnungen aus dem Jahre 1822 liegen im »Muzeum Dawnego Kupiectwa« (= Museum der alten Kaufmannschaft) im Rathaus von Schweidnitz. Es handelt sich offensichtlich um einen vom Magistrat verfassten Text, der anlässlich der Renovierung des Rathauses in den Knopf der Turmspitze eingelegt wurde.
Der Originaltext ist ungekürzt und nur marginal verändert. Rechtschreibung und Zeichensetzung wurden vorsichtig dem modernen Sprachgebrauch angepasst, offensichtliche Schreibfehler verbessert.
Der handschriftliche Text (ohne Titel und ohne Unterschrift) umfasst 12 ungezählte Seiten auf drei nummerierten Doppelbögen in Großfolio.
Autor dieser Abschrift: Horst Adler
Im Jahre Christi Eintausendachthundertzweiundzwanzig war bei Gelegenheit des Abputzes des hiesigen Rathauses und Ratsturmes bemerkt worden, dass der Zahn der Zeit an dem Knopf des letzteren und dessen Wetterfahne Beschädigungen herbeigeführt hatte. Deshalb wurden Stern, Fahne und Knopf, in welchem letztern sich kein Andenken an frühere Zeiten vorfand, am 12. Oktober d. J. von der Spitze des Turms abgenommen, in gehörigen Stand gesetzt und heut, am 14. November, unter Gottes Beistand wiederum darauf befestigt.
Der obere Teil des Knopfes wurde neu von Kupfer gefertigt durch den hiesigen Bürger und Kupferschmied CARL CHRISTOPH HENKEL, Knopf, Fahne und Stern neu vergoldet durch den Bürger und Gürtlerältesten ERNST GOTTLIEB REUTER, das Abnehmen und Aufsetzen hat mit Kühnheit, Gewandtheit und Geschicklichkeit verrichtet der Bürger zu GOTTESBERG und Schieferdecker FRANZ JOSEPH KLUMM, der seinen Wohnsitz in SCHWEIDNITZ zu nehmen aber bereits erklärt hat. Gott gebe, dass er seine Arbeit glücklich vollende.
Sofern es unseren Nachkommen wünschenswert sein möchte, dereinst an einige Momente der Geschichte der Stadt und der Zeit erinnert zu werden, legen wir Folgendes in den Knopf verwahrlich nieder:
Die durch den unglücklichen Krieg der Jahre 1806 und 1807 und durch dessen traurige Folgen bis zum Jahre 1813 herbeigeführten Ereignisse hatten auch die hiesige Stadt arg betroffen und sie, neben einer fast allgemeinen Vermögens-Entkräftung der hiesigen Bürgerschaft in eine Gemeindeschuldenlast von nahe an 170.000 Talern versetzt. Der durch die Ordnung für sämtliche Städte der preußischen Monarchie vom 19. November 1809 (HA: offensichtlich irrtümlich statt 1808) neu aufgeregte und in hiesiger Stadt immer lebendig erhaltene Gemeinsinn, ein vorsichtiger, doch gemeinnützigen Zwecken unschädlicher Stadthaushalt und die gnädige Unterstützung Sr. Königl. Majestät, mittelst einer sogenannten Communalaccise, hatten bewirkt, dass mit Ausgang des Jahres 1821 die Gemeine Stadtschuld bis auf 70.000 Taler abgezahlt war. Dies war aber nicht die größere Last, die auf den Schultern der Stadt lag, mehr drückten ihr Gemeinwesen die Verluste, welche die neuen Staatseinrichtungen herbeigeführt hatten. Doch vertrauen wir der gütigen Vorsehung, dass sie auch diese Lasten nach und nach schonend vorüber führen werde, da es bis jetzt schon möglich geworden ist, die im Jahre 1810 als notwendig eingeführten baren Geldbeiträge der hiesigen Gemeindemitglieder (Communalabgaben) von jährlich 24.000 Talern bis auf 12.000 Taler herabzusetzen.