Chronik Palfner, Klohnen: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 31. Dezember 2014, 18:10 Uhr
Dieser Bericht über den Hof Palfner Klohnen Nr.8 , Post Löbenau, Kreis Schloßberg wurde nach
Aufzeichnungen und Unterlagen von Kurt und Anna Palfner zusammengestellt von Vera Palfner-Rathke.
Unsere Familie: Kurt und Anna Palfner geb. Heckler, drei Töchter: Ursula, Vera, Anneliese
Die Chronik der Familie Palfner aus Klohnen
Hofbeschreibung für die Ostpreußische Herdbuchgesellschaft
von Anna Palfner
Wo Klohnen liegt, ist auf der Landkarte leicht zu finden: dort, wo die Inster ihren nördlichsten Punkt erreicht, zwischen dem Fluß und dem Torfmoor Königshuld.
Der landwirtschaftliche Betrieb Klohnen, seit 1771 im Besitz von 5 Generationen der aus dem Salzburgischen stammenden Familie Palfner, vom 5. 8. 1923 bis zum bitteren Ende Eigentum meines Mannes Kurt Palfner, hatte eine Größe von 159 ha, sowohl schweren als auch leichten Boden. Das in hoher Kultur stehende Land ist mit eigenen Mitteln in der Zeit von1906 bis 1913 systematisch dräniert worden und liegt mit guter Vorflut zur Inster.
Von den landwirtschaftlich genutzten 155 ha,– 4 ha Hofplatz, Gärten, Teiche und Wege,– waren 35 ha Dauerweiden. Auf dem übrigen Land wurden alle Getreidesorten, Futter-und Zuckerrüben, Kartoffeln, und, weil wenig Wiesen vorhanden, zur Futterbeschaffung Klee und Timotheus auch als Saat angebaut. Die Insterabhänge hatten einen guten Baumbestand, ebenfalls war eine kleine Schonung von ½ ha Birken und Tannen vorhanden. Das notwendige Brennholz wurde aus den umliegenden Staatsforsten bezogen.
Der im Viereck angelegte Hof lag an der Kreis-Kiesstraße Haselberg (Lasdehnen) – Lesgewangen, ca. 10 km von diesen beiden Orten entfernt. Verladestation war das 12 km entfernte Rautenberg. Zur dortigen Molkerei-Genossenschaft wurde die Milch täglich mit eigenem Fuhrwerk geliefert.
Mein Schwiegervater Albert Palfner war seit dem 1. Weltkrieg Mitglied der Ostpreußischen Herdbuchgesellschaft. Unsere Herdbuchherde bestand durchschnittlich aus 40-44 Milchkühen,2 Zuchtbullen, 20 Sterken, 45 Jungtieren und Kälbern. Sie wurden von einem Melkermeister und 2 Melkergehilfen betreut. Tragende Sterken, die nicht zum Auffüllen des Bestandes gebraucht wurden und Jungbullen wurden auf den Auktionen in Insterburg verkauft. Die zur Herde passenden Jungbullen kaufte mein Mann ebenfalls auf den Auktionen in Insterburg und Königsberg.
Weiteres lebendes Inventar: 18 Pferde, Kreuzungspferde Warm- und Kaltblut, darunter 8 Zuchtstuten, 2 davon Trakehner Abstammung und pro Jahrgang 4-6 Fohlen, 15-20 Schweine, 10 Schafe, 85 Hühner, Zuchtputen, Gänse und Enten. Der Betrieb war maschinell gut ausgestattet, seit 1923 mit Elektrizität versehen und eigener Wasserversorgung für Wohnhaus und Ställe. Wohnhaus, Pferdestall mit Speicher, Viehstall mit Schweinestall massiv, 2 Scheunen, 1 offene Wagenunterfahrt mit Schuppen für Brennholz und Werkstatt, 2Maschinen und Wagenschuppen aus Holz gebaut. Eine massive Autogarage und 80 und 300 m vom Hof entfernt 2 Wohnhäuser, dazu 3 Ställe für 8 Deputantenfamilien, ebenfalls massiv erbaut. Am 17.10.1944. morgens 7 Uhr kam der Räumungsbefehl. Die Rindviehherde wurde auf Anordnung in einen Weidegarten an der Inster getrieben . Das Vieh sollte später abtransportiert werden. Nachmittags um 17 Uhr schlug die Abschiedsstunde von Klohnen. Am 18.1.1945 meldete der Wehrmachtsbericht: Russische Panzer haben den Oberlauf der Inster erreicht.
So ist es dem Hof ergangen
In Klohnen ist durch Kriegseinwirkungen nichts zerstört worden. Das erfuhren wir durch einen Brief von Carl Becker.
Hier ein Auszug aus dessen Brief, der die Zeit von Februar 1946 bis zum 1. April 1948 betrifft:
Im Februar 1946 wurde ein Teil unserer Kolchose aufgelöst und wir wurden nach Löbegallen hingeschafft. Auf diesem Gut steht noch alles, nicht mal die Dachpfannen waren beschädigt, nur die Gastwirtschaft war abgebrannt. In Löbegallen lag die 1. Brigade, die 2. auf dem Kniestschen Grundstück und die 3. in Klohnen auf Ihrem Hof. Wir gehörten zur 2. Brigade, weil ich Futtermeister war, kam ich auch öfter auf Ihren Hof weil da auch welche Pferde standen. Nun zu Ihren Fragen: Weil auf Ihrem Hof eine Viehwirtschaft war, ca. 300 Stck. Jungvieh, Sterken und Bullen, wurde nur ein geringer Teil bestellt, der andere Teil lag brach und diente als Viehweide. Der Kirchhof war unbeschädigt. Die Birkenbäume an der Landstraße standen noch. Ihre Scheunen standen auch, darin war Vieh untergebracht. Die Unterfahrt war da. In Ihren Weidegärten weidete das Vieh, während in Klein Wersmeningken die meisten Weidegärten abgebrochen wurden. Hof Lörzer stand auch. Ihr Wohnhaus war besetzt mit deutschen und russischen Arbeiterinnen. Auf den anderen kleinen Gehöften am Bruch wohnten auch russische Familien. Ihnen gab der Staat ein kleines Dahrlehen zur Beschaffung einer Kuh u.a. Mitunter waren auch verschiedene Gehöfte abgebrannt. Der Krug Theophil war schon früher abgebrannt. Das Getreide von Ihren Feldern wurde nach Löbegallen gefahren und dort gedroschen. Ihr Dreschkasten stand in Löbegallen. Ackergeräte und Maschinen aus allen Dörfern wurden auf die Kolchosen zusammengefahren. Die Straßen und Wege waren ja furchtbar, es wurde nichts in Ordnung gebracht. Russische Familien sollten uns ablösen, es wurde auch Frühjahr. Erst am 1. 4. 1948 kamen wir mit dem 1. Transport raus. Es war auch höchste Zeit, denn meine Fraun und ich kamen halbkrank aus diesem Elend raus. 2/3 unserer Mitmenschen werden wohl erst im Herbst 1948 fortgekommen sein.
Herr Jung, ehemals Müller in Klohnen schrieb in einem Brief vom 18. 2. 1950 folgendes:
Wir haben hier eine Frau getroffen, die hat auf der Kolchose Löbegallen gearbeitet, sie stammt aus Lesgewangminnen/Lesgewangen und erzählte, daß Ihr Gehöft abgebrannt ist, aber nicht durch Kriegseinwirkung sondern beim Distelnverbrennen auf den Feldern. Der Krug Theophil ist auch abgebrannt, auch mein Haus und Stall, die Mühle soll stehen aber ausgebaut sein. Auf den Feldern sollen sich lange Strauchgruppen gebildet haben, am besten wachsen die Disteln. Auf der Kolchose Löbegallen sollen 8 Kühe 6 Pferde und 3 Traktoren sein, da kann man sich ein Bild machen wie trostlos es dort ist. ----
So weit der Bericht von Herrn Jung.
Als wir 1992 nach Klohnen kamen, waren nur noch einige Trümmer vorhanden, und nach Google Earth ist inzwischen nichts mehr da.
Die Eigentümer von Klohnen Nr. 8
Kurzfassung der Aufzeichnungen meines Vaters Kurt Palfner von Vera Palfner-Rathke.
Die 1. Salzburger Ansiedlung im Kirchspiel Lasdehnen (Haselberg) war Familie Schlick in Klohnen Nr.8. Die Einwanderungsorte der Palfner: u.a. Jodupönen bei Schirwindt, Sallehnen bei Lasdehnen und Karohnen bei Rautenberg.
Familie Schlick 1732/33 – 1778
Nachdem 2 Generationen Schlick in Klohnen gewirtschaftet hatten, verkaufte (Se)-Bastian Schlick das Grundstück am 10.11. 1771 an Wolfgang Palfner.
Wolfgang Palfner 1771 – 1778
Der aus Sallehnen stammende Wolfgang Palfner kam aus Löbegallen, wo er Pächter des Gutskruges gewesen war. Es hielt ihn nicht lange in Klohnen, er zog nach Lasdehnen, nachdem er das Grundstück seiner verw. Schwester Elisabeth Rohrmoser, geb. Palfner übergeben hatte.
Elisabeth Palfner 1778 – 1824
1754 geboren, ging sie 1778 oder 79 die Ehe mit Kreuzberger ein und heiratete nach dessen Tod am 17.07.1795 in Lasdehnen Michael Palfner aus Karohnen. 1824 gaben sie den Hof an ihren Sohn Michael ab.
Michael Palfner 1824 – 1856
Er heiratete Margarete Gruber aus Blumenthal.
Das Dorf Klohnen lag damals an der Inster, vom Krug bis zu der Stelle wo das hohe Insterufer anfängt. Der Palfnerhof war der erste, dort stehen heute noch wilde Obstbäume am Abhang. Die alte Landstraße führte da vorbei. Die Höfe lagen zwischen der Straße und der Inster.
Es kam die Separation. Michael Palfners Werk war die Verlegung des Hofes von der Inster in die Mitte der Felder, dorthin, wo dieser bis zuletzt stand und Bäume und Buschwerk heute noch daran erinnern.
1856 übergab Michael Palfner die Wirtschaft dem ältesten seiner 3 Söhne, dem am 06.01.1828 geborenen Josef.
Josef Palfner 1856 - 1889
Verheiratet mit Emilie Krafft, Stieftochter des Mathias Palfner, des letzten Palfners aus Karohnen. Durch Zukauf von Land Vergrößerung des Hofes auf 300 Morgen, und dadurch bedingt Bau des weißen Stalles und eines Insthauses für 4 Familien. Er legte den Garten mit den Lindenhecken und Obstbäumen an. 1889 übergab er die Wirtschaft Albert, dem ältesten seiner drei Söhne.
Josef Palfner starb am 12.10.1898.
Albert Palfner 1889 – 1923
heiratete Marie Moslehner aus Brandwethen. Auch in dieser Generation gab es drei Söhne. Der Älteste, Erich, fiel im 1. Weltkrieg 1915 in Skiblewo bei Grodno, so dass der 2. Sohn Kurt (mein Vater) der zukünftige Hoferbe war.
Albert Palfner kaufte in den 90er Jahren das Grundstück Kurras, 190 M und 90 M Land in Poplinen. Dazu kamen noch 75 M Land mit dem Loshaus (2.Insthaus) von Meschkat. Umfangreiche Bautätigkeiten waren die Folge, darunter Bau beider Scheunen und des roten Stalles.
Als Mitglied des Kreistages war er treibende Kraft für den Bau der Kreis-Kiesstraße Haselberg – Lesgewangen 1907 und der Anschlußstraßen nach Rautenberg und Altenkirch 1909/10.
1915, bei dem 2. Russeneinfall war Klohnen Artilleriestellung. Das gesamte lebende Inventar ging verloren und vieles mehr, doch die Gebäude blieben alle erhalten.
Am 5. August 1923 übergab mein Großvater die Wirtschaft seinem Sohn Kurt. Meine Großeltern lebten noch 11 Jahre als Altsitzer und starben 1934. Sie ruhen, wie auch alle vorherigen Generationen auf dem Erbbegräbnisplatz des Klohner Friedhofs — soweit die Gräber nicht von den Russen zerstört sind.
Kurt Palfner 5. 8. 1923 – 2.8.1945
Am 8.Oktober 1923 Heirat mit Anna Heckler in Szieleitschen. Auch 3 Kinder in dieser Generation,
drei Töchter: Ursula *09.08.1924 +09.07.2012, Vera *14.10.1929, Anneliese *29.10.1932 +02.03.1994.
Als mein Vater 1923 die Wirtschaft übernahm, war die Inflation gerade dabei über die Millionengrenze zu gehen, und es herrschten wirtschaftlich schwierige Zeiten.
1924 Bau der elektrischen Anlage. Weitere An- Um- und Neubauten, Pflasterung der Auffahrt, umfangreiche Mechanisierung, Vergrößerung der Viehherde. Dann begann 1939 der Krieg.
Nachdem am 10.07.1944 der erste Kanonendonner zu hören war, erreichten die Russen im Oktober 1944 die Grenze und brachen beinahe bis Schloßberg durch.
Am 17.10.1944 morgens um 07 Uhr kam der Räumungsbefehl und nachmittags 17 Uhr schlug die Abschiedsstunde von Klohnen.
Auf der Potsdamer Konferenz am 2. August 1945 wurde unsere Heimat der Sowjetunion zugesprochen.
Baujahre der Gebäude
Die Gebäude des Hofes, Baujahr, An-und Umbau.
1840 | Verlegung des Hofes von der Inster zum jetzigen Platz |
und Bau der ersten Gebäude | |
1860 | Bau des weißen Viehstalles |
und ein Insthaus | |
1889 | Wohnhaus vergrößert und höher gebaut |
1891 | Pferdestall neu gebaut |
1898 | Anbau des Pferdestall |
Insthaus angebaut | |
Bau der großen Scheune | |
Modernisierung des Viehstalles und Anbau des Rübenkellers | |
1905 | Bau der Unterfahrt |
1908 | Bau der 2. Scheune |
1912 | Ein Stall für das Insthaus |
1913 | Geräteschuppen |
Loshaus-Insthaus 2- umgebaut und einen Stall dazu | |
1921 | Wagenremise |
1922 | Insthaus 1 umgebaut, dazu ein Kellergebäude |
1925 | einen 2. Stall für das Insthaus 1 |
1923 | Anbau des Wohnhauses |
Grundriss Hof Palfner, der Ställe und Scheunen
Bilder aus Klohnen
Aufnahmen aus den Jahren vor 1945
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Besuch in Klohnen im Jahr 1992
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