Die Deutschen Kolonisten in Bessarabien/19: Unterschied zwischen den Versionen

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
K (1 Versionen)
 
(Wort über Seitenwechsel)
 
(4 dazwischenliegende Versionen von 3 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
{{Die Deutschen Kolonisten in Bessarabien|18|19|20|unvollständig}}
{{Die Deutschen Kolonisten in Bessarabien|18|19|20|korrigiert}}
 
Deutschlands jener Zeit. - Obwohl Lindl die andern Kolonien
außer Sarata nie besuchte und dort predigte, so sprach
man doch allgemein von ihm, und in sehr vielen regte sich
das Verlangen ihn zu hören. Daher konnte man Sonnabends aus
den Kolonien ganze Wagenreihen voll Menschen und einzelne
Fußgänger nach Sarata zur Predigt eilen sehen, so daß der
Sarataer Betsaal nicht alle Zuhörer fassen konnte, und Lindl
oft von dem hohen Altane am Pfarrhause oder von einem
Bretterhaufen herab predigte. Tausende von Thränen flossen
unter der Predigt Lindls, und Hunderte von Menschen wurden
erweckt und bekehrt. In dem Dachkämmerchen des Pfarrhauses
lag ein Vorrath von Petersburger Bibeln, Testamenten,
Schulbüchern und Erbauungsschriften, und davon theilte er den
bücherhungrigen Fremden gerne mit. So wurden, außer Bibeln
und Testamenten verbreitet, Arndts, Bogatzkis, Hillers,
Luthers, Scrivers, Kempis, Louwignis, Goßners und Anderer
Schriften, von Traktaten waren in Umlauf: das Herzbüchlein,
die Bekehrung des armen Sünders zu Gott mit der
Parabel von der Hirtentreue Jesu Christi, Worte der Liebe
an Jünglinge, der Wegweiser für junge Wanderer am Scheidewege,
Lindls Predigten, das Sonntagsblatt, Nachrichten aus
dem Reiche Gottes und viele andere, die fleißig gelesen wurden
und daher eben so viele Prediger waren. Wer ein Sarataer
Gesangbuch erhalten konnte, schätzte sich überglücklich. Die
Gläubigen, welche sich nun Brüder und Schwestern nannten,
fühlten das Bedürfnis näheren Anschließens und gemeinsamer
Erbauung; man vereinigte sich zu Privatversammlungen in
den Häusern, wie man sie in Sarata gesehen hatte; Kinder
und Greise fingen an aus dem Herzen zu beten, und Jünglinge
z.B. ein Ernst Tschr. in Fere-Champenoise und ein
Fritz Lkk. in Leipzig, fingen an vor großen Versammlungen
zu predigen, welches man als eine Erfüllung Joel 3, 1. 2.
ansah, und das Feuer wurde größer. Systematisch waren die
Vorträge dieser Jünglinge zwar nicht, aber es war herzergreifend,
diese in  dürftige Kleidung gehüllte Jünglinge mit
Kraft und Kühnheit auftreten, in ihrer schlichten Sprache und
unter Anführung vieler Schriftstellen Sünde und Laster strafen,
zur Buße und Bekehrung auffordern, und aus voller Inbrunst
der Seele beten zu sehen und zu hören. Viele Thränen
flossen in den Versammlungen, und wir werden gewiß manche
Seele im Reiche Gottes finden, die durch sie erweckt und zu
Jesu geführt wurde. Er war überhaupt eine segensreiche Gnadenzeit

Aktuelle Version vom 15. Dezember 2013, 08:15 Uhr

GenWiki - Digitale Bibliothek
Die Deutschen Kolonisten in Bessarabien
Inhalt
<<<Vorherige Seite
[18]
Nächste Seite>>>
[20]
Datei:Die Deutschen Kolonisten in Bessarabien.djvu
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Bevor dieser Text als fertig markiert werden kann, ist jedoch noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.



Deutschlands jener Zeit. - Obwohl Lindl die andern Kolonien außer Sarata nie besuchte und dort predigte, so sprach man doch allgemein von ihm, und in sehr vielen regte sich das Verlangen ihn zu hören. Daher konnte man Sonnabends aus den Kolonien ganze Wagenreihen voll Menschen und einzelne Fußgänger nach Sarata zur Predigt eilen sehen, so daß der Sarataer Betsaal nicht alle Zuhörer fassen konnte, und Lindl oft von dem hohen Altane am Pfarrhause oder von einem Bretterhaufen herab predigte. Tausende von Thränen flossen unter der Predigt Lindls, und Hunderte von Menschen wurden erweckt und bekehrt. In dem Dachkämmerchen des Pfarrhauses lag ein Vorrath von Petersburger Bibeln, Testamenten, Schulbüchern und Erbauungsschriften, und davon theilte er den bücherhungrigen Fremden gerne mit. So wurden, außer Bibeln und Testamenten verbreitet, Arndts, Bogatzkis, Hillers, Luthers, Scrivers, Kempis, Louwignis, Goßners und Anderer Schriften, von Traktaten waren in Umlauf: das Herzbüchlein, die Bekehrung des armen Sünders zu Gott mit der Parabel von der Hirtentreue Jesu Christi, Worte der Liebe an Jünglinge, der Wegweiser für junge Wanderer am Scheidewege, Lindls Predigten, das Sonntagsblatt, Nachrichten aus dem Reiche Gottes und viele andere, die fleißig gelesen wurden und daher eben so viele Prediger waren. Wer ein Sarataer Gesangbuch erhalten konnte, schätzte sich überglücklich. Die Gläubigen, welche sich nun Brüder und Schwestern nannten, fühlten das Bedürfnis näheren Anschließens und gemeinsamer Erbauung; man vereinigte sich zu Privatversammlungen in den Häusern, wie man sie in Sarata gesehen hatte; Kinder und Greise fingen an aus dem Herzen zu beten, und Jünglinge z.B. ein Ernst Tschr. in Fere-Champenoise und ein Fritz Lkk. in Leipzig, fingen an vor großen Versammlungen zu predigen, welches man als eine Erfüllung Joel 3, 1. 2. ansah, und das Feuer wurde größer. Systematisch waren die Vorträge dieser Jünglinge zwar nicht, aber es war herzergreifend, diese in dürftige Kleidung gehüllte Jünglinge mit Kraft und Kühnheit auftreten, in ihrer schlichten Sprache und unter Anführung vieler Schriftstellen Sünde und Laster strafen, zur Buße und Bekehrung auffordern, und aus voller Inbrunst der Seele beten zu sehen und zu hören. Viele Thränen flossen in den Versammlungen, und wir werden gewiß manche Seele im Reiche Gottes finden, die durch sie erweckt und zu Jesu geführt wurde. Er war überhaupt eine segensreiche Gnadenzeit