Die Deutschen Kolonisten in Bessarabien/26: Unterschied zwischen den Versionen

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Keine Bearbeitungszusammenfassung
(korrigiert)
Zeile 1: Zeile 1:
{{Die Deutschen Kolonisten in Bessarabien|25|26|27|unkorrigiert}}
{{Die Deutschen Kolonisten in Bessarabien|25|26|27|korrigiert}}
:::::::::: - 26 -


noch zum seligsten Ziele führen! – Aber Ihr seid 2000 Werst <ref>altrussisches Längenmaß: eine Werst = ca. 1,067 km</ref> weit hergekommen um blos die Predigt des Evangeliums zu hören, und nun, da Ihr angekommen seid, wird die Kirchenthür versperrt und Euch die Predigt sammt dem Prediger genommen! – Es ist unbegreiflich – aber doch gewiß eben der beste Theil der Predigt, der am kräftigsten wirkt und die tiefsten Eindrücke macht, weil der Nachdruck von Oben kommt und die Schläge den Nagel des Worts tiefer in die Wand Eures Herzens treiben. Ihr habt Alles verlassen, Freunde und Verwandte, Vaterland, Haus und Hof, tausend Vortheile etc., um das Wort Gottes und um Euren Lehrer wieder zu gewinnen, und nun seht ihr Euch auf einmal dessen beraubt, was Ihr so theuer, so mühsam erkauft habt. Es ist unbegreiflich – aber doch gewiß – wie alle Werke Gottes – je unbegreiflicher, desto gesegneter und heilsamer. – Das lebendige Wort, Christus und sein Geist, muß euch doch bleiben, und um so mehr zu theil und zu eigen werden, je weniger Ihr von Außen habt, - ja auch das wird der, welcher Rath, Wunderbar und ewig Vater heißt, wieder geben und mit großem Segen geben. Zweifelt nicht an der allmächtigen Liebe! – Ihr stehet nun in fremdem Lande, auf einer Haide, in einer Wüste, als Schafe ohne Hirten, ohne Weide da, wo Ihr gerade die beste Weide suchtet, und mit Aufopferung alles Andern suchtet. – Das ist unbegreiflich, aber dennoch Weisheit, Liebe, Gnade und Barmherzigkeit, weil es die ewige Weisheit, Liebe und Barmherzigkeit so geordnet hat. Er, Er allein will Euer Hirt, Bischof, Pfarrer und Prediger, Eure Weide, Euer Tempel und Euer Alles sein. An Ihm, an Ihm allein sollt Ihr hängen, auf Ihn all Euer Vertrauen setzen. – von Ihm und Seinem Geiste Euch leiten lassen. Das Kind muß doch endlich von der Mutterbrust entwöhnt und abgenommen werden. Ihr werdet schon wieder Nahrung erhalten, dafür muß der Vater sorgen. "Ich lasse Euch nicht Waisen, ich komme zu Euch," sagt Jesus Joh.14, 18. Nehmet das Wort, als wäre es gerade für Euch allein vom Himmel herab geredet. Es ist unmöglich, ja unmöglich ist es, daß sich der gute Hirte und Bischof Eurer Seelen in Eurer verlassenen Lage und in Eurem Waisenstande nicht sollte annehmen. Es ist unmöglich, ja undenkbar ist es, daß Er Euch ungespeist, ungenährt in der Wüste, in die Ihr jetzt versetzt seid um seinetwillen, in die Ihr um des Wortes Gottes willen nachgelaufen seid, verschmachten lassen sollte. Mich jammert des Volks, sie sind so
noch zum seligsten Ziele führen! – Aber Ihr seid 2000 Werst<ref>[Anm. d. Red.] altrussisches Längenmaß: eine Werst = ca. 1,067 km</ref>  
weit hergekommen um blos die Predigt des Evangeliums zu  
hören, und nun, da Ihr angekommen seid, wird die Kirchenthür  
versperrt und Euch die Predigt sammt dem Prediger  
genommen! – Es ist unbegreiflich – aber doch gewiß eben  
der beste Theil der Predigt, der am kräftigsten wirkt und die  
tiefsten Eindrücke macht, weil der Nachdruck von Oben kommt  
und die Schläge den Nagel des Worts tiefer in die Wand  
Eures Herzens treiben. Ihr habt Alles verlassen, Freunde und  
Verwandte, Vaterland, Haus und Hof, tausend Vortheile etc.,  
um das Wort Gottes und um Euren Lehrer wieder zu gewinnen,  
und nun seht ihr Euch auf einmal dessen beraubt,  
was Ihr so theuer, so mühsam erkauft habt. Es ist unbegreiflich  
– aber doch gewiß – wie alle Werke Gottes – je  
unbegreiflicher, desto gesegneter und heilsamer. – Das lebendige  
Wort, Christus und sein Geist, muß euch doch bleiben,  
und um so mehr zu theil und zu eigen werden, je weniger  
Ihr von Außen habt, - ja auch das wird der, welcher Rath,  
Wunderbar und ewig Vater heißt, wieder geben und mit großem  
Segen geben. Zweifelt nicht an der allmächtigen Liebe! –  
Ihr stehet nun in fremdem Lande, auf einer Haide, in einer  
Wüste, als Schafe ohne Hirten, ohne Weide da, wo Ihr gerade  
die beste Weide suchtet, und mit Aufopferung alles Andern  
suchtet. – Das ist unbegreiflich, aber dennoch Weisheit,  
Liebe, Gnade und Barmherzigkeit, weil es die ewige Weisheit,  
Liebe und Barmherzigkeit so geordnet hat. Er, Er allein  
will Euer Hirt, Bischof, Pfarrer und Prediger, Eure Weide,  
Euer Tempel und Euer Alles sein. An Ihm, an Ihm allein  
sollt Ihr hängen, auf Ihn all Euer Vertrauen setzen. – von  
Ihm und Seinem Geiste Euch leiten lassen. Das Kind muß  
doch endlich von der Mutterbrust entwöhnt und abgenommen  
werden. Ihr werdet schon wieder Nahrung erhalten, dafür  
muß der Vater sorgen. „Ich lasse Euch nicht Waisen, ich komme  
zu Euch,sagt Jesus Joh. 14, 18. Nehmet das Wort, als  
wäre es gerade für Euch allein vom Himmel herab geredet.  
Es ist unmöglich, ja unmöglich ist es, daß sich der gute Hirte  
und Bischof Eurer Seelen in Eurer verlassenen Lage und in  
Eurem Waisenstande nicht sollte annehmen. Es ist unmöglich,  
ja undenkbar ist es, daß Er Euch ungespeist, ungenährt in der  
Wüste, in die Ihr jetzt versetzt seid um seinetwillen, in die  
Ihr um des Wortes Gottes willen nachgelaufen seid, verschmachten  
lassen sollte. Mich jammert des Volks, sie sind so
----
----
<references />
<references />

Version vom 8. Dezember 2013, 07:26 Uhr

GenWiki - Digitale Bibliothek
Die Deutschen Kolonisten in Bessarabien
Inhalt
<<<Vorherige Seite
[25]
Nächste Seite>>>
[27]
Datei:Die Deutschen Kolonisten in Bessarabien.djvu
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Bevor dieser Text als fertig markiert werden kann, ist jedoch noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.



noch zum seligsten Ziele führen! – Aber Ihr seid 2000 Werst[1] weit hergekommen um blos die Predigt des Evangeliums zu hören, und nun, da Ihr angekommen seid, wird die Kirchenthür versperrt und Euch die Predigt sammt dem Prediger genommen! – Es ist unbegreiflich – aber doch gewiß eben der beste Theil der Predigt, der am kräftigsten wirkt und die tiefsten Eindrücke macht, weil der Nachdruck von Oben kommt und die Schläge den Nagel des Worts tiefer in die Wand Eures Herzens treiben. Ihr habt Alles verlassen, Freunde und Verwandte, Vaterland, Haus und Hof, tausend Vortheile etc., um das Wort Gottes und um Euren Lehrer wieder zu gewinnen, und nun seht ihr Euch auf einmal dessen beraubt, was Ihr so theuer, so mühsam erkauft habt. Es ist unbegreiflich – aber doch gewiß – wie alle Werke Gottes – je unbegreiflicher, desto gesegneter und heilsamer. – Das lebendige Wort, Christus und sein Geist, muß euch doch bleiben, und um so mehr zu theil und zu eigen werden, je weniger Ihr von Außen habt, - ja auch das wird der, welcher Rath, Wunderbar und ewig Vater heißt, wieder geben und mit großem Segen geben. Zweifelt nicht an der allmächtigen Liebe! – Ihr stehet nun in fremdem Lande, auf einer Haide, in einer Wüste, als Schafe ohne Hirten, ohne Weide da, wo Ihr gerade die beste Weide suchtet, und mit Aufopferung alles Andern suchtet. – Das ist unbegreiflich, aber dennoch Weisheit, Liebe, Gnade und Barmherzigkeit, weil es die ewige Weisheit, Liebe und Barmherzigkeit so geordnet hat. Er, Er allein will Euer Hirt, Bischof, Pfarrer und Prediger, Eure Weide, Euer Tempel und Euer Alles sein. An Ihm, an Ihm allein sollt Ihr hängen, auf Ihn all Euer Vertrauen setzen. – von Ihm und Seinem Geiste Euch leiten lassen. Das Kind muß doch endlich von der Mutterbrust entwöhnt und abgenommen werden. Ihr werdet schon wieder Nahrung erhalten, dafür muß der Vater sorgen. „Ich lasse Euch nicht Waisen, ich komme zu Euch,“ sagt Jesus Joh. 14, 18. Nehmet das Wort, als wäre es gerade für Euch allein vom Himmel herab geredet. Es ist unmöglich, ja unmöglich ist es, daß sich der gute Hirte und Bischof Eurer Seelen in Eurer verlassenen Lage und in Eurem Waisenstande nicht sollte annehmen. Es ist unmöglich, ja undenkbar ist es, daß Er Euch ungespeist, ungenährt in der Wüste, in die Ihr jetzt versetzt seid um seinetwillen, in die Ihr um des Wortes Gottes willen nachgelaufen seid, verschmachten lassen sollte. Mich jammert des Volks, sie sind so


  1. [Anm. d. Red.] altrussisches Längenmaß: eine Werst = ca. 1,067 km