Unglücksfälle: Unterschied zwischen den Versionen
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 7: | Zeile 7: | ||
Der wegen Alters und Arbeitsunfähigkeit seit dem Anfange dieses Jahrs mit jährlich 400 Thaler preuss. C. pensionirte Regierungssekretär '''Stoll''' lebte in Düsseldorf seit mehreren Jahren als Wittwer mit seinen beyden unverehelichten Schwestern. Unter diesen drey Geschwistern, wovon der Bruder 65, die ältere Schwester einige und 50, die jüngere aber nahe an 50 Jahre alt war, wurde eine besondere Geschwisterliebe und Unzertrennlichkeit wahrgenommen. Er glaubte sich zurückgesetzt, indem er sich noch für arbeitsfähig hielt, und zu dieser Selbsttäuschung gesellten sich nun noch durch Alter erzeugte Körperbeschwerden, die ihm nur den Tod, und alsdann für seine beyden alten Schwestern nichts als Kummer und Elend ahnen ließen. Alle diese Umstände, vereint mit übel angebrachtem Stolze und übertriebenem Ehrgeize, mögen den Entschluß dieser drey Geschwister zum Selbstmorde hervorgerufen und und zu einer fixen Idee gemacht haben. Man fand am Morgen des 7. März die 3 Geschwister, eins in der Schlafstube, die beyden andern in der Wohnstube an den Thürangeln und Riegeln, so wie an einem Wandhaken, erhenkt. Ein dabey von der Hand des Bruders geschriebener, an der Wand gesteckter Aufsatz enthielt die Nachricht von dem gemeinschaftlichen Entschluß: "ihr Leben durch den freiwilligen Tod abzukürzen, und zu gleicher Zeit jedes durch eigne Hand zu sterben." | Der wegen Alters und Arbeitsunfähigkeit seit dem Anfange dieses Jahrs mit jährlich 400 Thaler preuss. C. pensionirte Regierungssekretär '''Stoll''' lebte in Düsseldorf seit mehreren Jahren als Wittwer mit seinen beyden unverehelichten Schwestern. Unter diesen drey Geschwistern, wovon der Bruder 65, die ältere Schwester einige und 50, die jüngere aber nahe an 50 Jahre alt war, wurde eine besondere Geschwisterliebe und Unzertrennlichkeit wahrgenommen. Er glaubte sich zurückgesetzt, indem er sich noch für arbeitsfähig hielt, und zu dieser Selbsttäuschung gesellten sich nun noch durch Alter erzeugte Körperbeschwerden, die ihm nur den Tod, und alsdann für seine beyden alten Schwestern nichts als Kummer und Elend ahnen ließen. Alle diese Umstände, vereint mit übel angebrachtem Stolze und übertriebenem Ehrgeize, mögen den Entschluß dieser drey Geschwister zum Selbstmorde hervorgerufen und und zu einer fixen Idee gemacht haben. Man fand am Morgen des 7. März die 3 Geschwister, eins in der Schlafstube, die beyden andern in der Wohnstube an den Thürangeln und Riegeln, so wie an einem Wandhaken, erhenkt. Ein dabey von der Hand des Bruders geschriebener, an der Wand gesteckter Aufsatz enthielt die Nachricht von dem gemeinschaftlichen Entschluß: "ihr Leben durch den freiwilligen Tod abzukürzen, und zu gleicher Zeit jedes durch eigne Hand zu sterben." | ||
*'''Quelle: Amtsblatt Düsseldorf 1822''' | |||
Am 11. dieses Monats ist ein junger Mensch, '''Johann Flick''', aus Düsseldorf, ohnweit hiesiger Stadt, beim Baden im Rhein ertrunken. Für die resp. Behörden, in deren Amtsbezirke der Leichnam desselben gefunden werden wird, bringe ich dessen Beschreibung untenstehend zur Kunde, mit dem Ersuchen, mich von der Auffindung zu benachrichtigen. | |||
Düsseldorf, den 20. Juni 1822. Der Königl. Oberprocurator, Rittershausen. Körperbeschreibunq. Alter 20 Jahr; Größe 4, Fuß 8 Zoll; Haare blond; Stirne bedeckt; Auzenbraunen blond; Augen grau; Nase platt; Mundmittelmäßig; Gesicht rund; Kinn rund und ohne Bart. Besondere Zeichen: hat unterm Arm, dem rechten oder linken, in der Gegend des Ellenbogens einen großen braunen Mutterfleck. |
Version vom 6. Oktober 2013, 13:10 Uhr
- Quelle: Der Baierische Landbote 26. März 1825
Selbstmord von drey Geschwistern in Düsseldorf
Der wegen Alters und Arbeitsunfähigkeit seit dem Anfange dieses Jahrs mit jährlich 400 Thaler preuss. C. pensionirte Regierungssekretär Stoll lebte in Düsseldorf seit mehreren Jahren als Wittwer mit seinen beyden unverehelichten Schwestern. Unter diesen drey Geschwistern, wovon der Bruder 65, die ältere Schwester einige und 50, die jüngere aber nahe an 50 Jahre alt war, wurde eine besondere Geschwisterliebe und Unzertrennlichkeit wahrgenommen. Er glaubte sich zurückgesetzt, indem er sich noch für arbeitsfähig hielt, und zu dieser Selbsttäuschung gesellten sich nun noch durch Alter erzeugte Körperbeschwerden, die ihm nur den Tod, und alsdann für seine beyden alten Schwestern nichts als Kummer und Elend ahnen ließen. Alle diese Umstände, vereint mit übel angebrachtem Stolze und übertriebenem Ehrgeize, mögen den Entschluß dieser drey Geschwister zum Selbstmorde hervorgerufen und und zu einer fixen Idee gemacht haben. Man fand am Morgen des 7. März die 3 Geschwister, eins in der Schlafstube, die beyden andern in der Wohnstube an den Thürangeln und Riegeln, so wie an einem Wandhaken, erhenkt. Ein dabey von der Hand des Bruders geschriebener, an der Wand gesteckter Aufsatz enthielt die Nachricht von dem gemeinschaftlichen Entschluß: "ihr Leben durch den freiwilligen Tod abzukürzen, und zu gleicher Zeit jedes durch eigne Hand zu sterben."
- Quelle: Amtsblatt Düsseldorf 1822
Am 11. dieses Monats ist ein junger Mensch, Johann Flick, aus Düsseldorf, ohnweit hiesiger Stadt, beim Baden im Rhein ertrunken. Für die resp. Behörden, in deren Amtsbezirke der Leichnam desselben gefunden werden wird, bringe ich dessen Beschreibung untenstehend zur Kunde, mit dem Ersuchen, mich von der Auffindung zu benachrichtigen. Düsseldorf, den 20. Juni 1822. Der Königl. Oberprocurator, Rittershausen. Körperbeschreibunq. Alter 20 Jahr; Größe 4, Fuß 8 Zoll; Haare blond; Stirne bedeckt; Auzenbraunen blond; Augen grau; Nase platt; Mundmittelmäßig; Gesicht rund; Kinn rund und ohne Bart. Besondere Zeichen: hat unterm Arm, dem rechten oder linken, in der Gegend des Ellenbogens einen großen braunen Mutterfleck.