Querne: Unterschied zwischen den Versionen

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zeile 31: Zeile 31:
Während in Südafrika und Namibia in den kleinen Sippensiedlungen noch bis zum Ende des 20. Jahrhunderts Holzmörser und Reibsteine zur Gewinnung von Mehl zu Backzwecken genutzt wurden, hatten sich bei uns bis zum Mittelalter, vermutlich durch römische Einflüsse Handdrehmühlen (Querne) für den Hausgebrauch durchgesetzt.
Während in Südafrika und Namibia in den kleinen Sippensiedlungen noch bis zum Ende des 20. Jahrhunderts Holzmörser und Reibsteine zur Gewinnung von Mehl zu Backzwecken genutzt wurden, hatten sich bei uns bis zum Mittelalter, vermutlich durch römische Einflüsse Handdrehmühlen (Querne) für den Hausgebrauch durchgesetzt.


Diese einfachen Mahlmühlen bestehen aus einem Paar aufeinander abestimmter Mühlensteine, von denen der obere von Hand, allein durch menschliche Muskelkraft, in Drehung versetzt wird, um die eingebrachten Körner zu Mehl zu zerreiben.  
Diese einfachen Mahlmühlen bestehen aus einem Paar aufeinander abgestimmter Mühlensteine, von denen der obere von Hand, allein durch menschliche Muskelkraft, in Drehung versetzt wird, um die eingebrachten Körner zu Mehl zu zerreiben.  


Die Quernsteine bestehen aus zwei zueinander passenden und konisch angefertigten Steinen, mit selbstzentrierenden Mahlflächen, von etwa 40 cm  Durchmesser. Der oben eingesetzte Läuferstein konnte auf einen aus dem Bodenstein ragenden schmiedeeisernen Zapfen aufgesetzt sein. So konnte der Läuferstein auf dem eisernen Zapfen gedreht werden, ohne dass sich die Mahlflächen direkt aufeinander rieben. Der Läuferstein konnte dann durch einen oder mehrere oben eingesetzte Griffhölzer bewegt werden.
Die Quernsteine bestehen aus zwei zueinander passenden und konisch angefertigten Steinen, mit selbstzentrierenden Mahlflächen, von etwa 40 cm  Durchmesser. Der oben eingesetzte Läuferstein konnte auf einen aus dem Bodenstein ragenden schmiedeeisernen Zapfen aufgesetzt sein. So konnte der Läuferstein auf dem eisernen Zapfen gedreht werden, ohne dass sich die Mahlflächen direkt aufeinander rieben. Der Läuferstein konnte dann durch einen oder mehrere oben eingesetzte Griffhölzer bewegt werden.

Version vom 13. Juli 2013, 12:45 Uhr

Hierarchie: Regional > HRR > Historische deutsche Staaten > Wirtschaft > Muehllrad-symbol.jpg Portal:Müller und Mühlen > Querne

Haselünne: Querne mit 4 Grifflöchern
Handdrehmühle für den Eigenbedarf

Bedeutung

  • Querne (mnd.) = (Handmühle, Drehmühle, Querne; ahd. quirn, mhd. kürn; auch mhd. wendemül; lat. mola manuaria, mlat. molendina sicca = Trockenmühle)
    • Quernsteen (mnd.) = Stein einer Handmühle.
    • Querner (mnd.) = Berufsname
      • „Grüttquern“ (ndd.) Grützhandmühle

Bedeutung im Mittelalter

  1. Einfache Handmühle, Urform des Mahlganges. Mit der Entwicklung des Mühlenzwanges Betrieb zumindest bei Eigenbehörigen zugunsten der grund- und landesherrlichen Wasser- und Windmühlen untersagt.

Querner, Namensbedeutung im Mittelalter

  1. nebenberufliche Spezialisierung der Mehl- oder Grützherstellung mit einer „querne“
  2. Spezialisierung eines Steinhauers auf die Herstellung von Quernen.

Familienname

  1. Querne (Familienname)

Frauenarbeit auf dem Land

  • um 1300: "wersa en mon nime en wif to "quern" and to kuuder enti alsadena thianeste, sa him gad were, end him thenna end kind gader wrde ... and him thet wif liavade, thet hi se thenna afte nome, thet hiu ni thet kind ni machte nenne aftne stol bisitta, ni thera kinda nen, ther hiu bi him tege"
    • [wenn ein Mann eine Frau nimmt für die Handdrehmühle und fürs Melken und für solchen Dienst, wie ihm angenehm ist, und sie dann zusammen ein Kind bekommen ... und die Frau ihm lieb wird, so daß er sie darauf zur Ehe nimmt, so kann weder sie die Stellung einer rechtmäßigen Ehefrau noch das Kind noch eines der Kinder, die sie (noch) von ihm bekommen mag, die Stellung eines rechtmäßigen Erben innehaben][1]
Tallinn (Reval), Estland
Rocca al Mare, Freilichtmuseum für estnische Landkultur
Querne zur Vorführung im Schrotkasten
Handdrehmühle mit Griff

Technik

Während in Südafrika und Namibia in den kleinen Sippensiedlungen noch bis zum Ende des 20. Jahrhunderts Holzmörser und Reibsteine zur Gewinnung von Mehl zu Backzwecken genutzt wurden, hatten sich bei uns bis zum Mittelalter, vermutlich durch römische Einflüsse Handdrehmühlen (Querne) für den Hausgebrauch durchgesetzt.

Diese einfachen Mahlmühlen bestehen aus einem Paar aufeinander abgestimmter Mühlensteine, von denen der obere von Hand, allein durch menschliche Muskelkraft, in Drehung versetzt wird, um die eingebrachten Körner zu Mehl zu zerreiben.

Die Quernsteine bestehen aus zwei zueinander passenden und konisch angefertigten Steinen, mit selbstzentrierenden Mahlflächen, von etwa 40 cm Durchmesser. Der oben eingesetzte Läuferstein konnte auf einen aus dem Bodenstein ragenden schmiedeeisernen Zapfen aufgesetzt sein. So konnte der Läuferstein auf dem eisernen Zapfen gedreht werden, ohne dass sich die Mahlflächen direkt aufeinander rieben. Der Läuferstein konnte dann durch einen oder mehrere oben eingesetzte Griffhölzer bewegt werden.

Verbreitung der Technik

In Rocca al Mare bei Reval befindet sich ein großes Freilichtmuseum für estnische Landkultur, welches die Tallinner Stadtverwaltung 1957anlegen ließ. Ausgestellt ist hier eine betriebsfähige Handdrehmühle, deren Mahltechnik auf Wunsch demonstriert werden kann. Hier wurde die Hebelwirkung des Kraftarms durch eine Befestigung am äußeren Rand des Läufersteins verstärkt.

Fußnoten

  1. Quelle: Deutsches Rechtswörterbuch (1914/32)