Annaberg (Annaberg-Buchholz): Unterschied zwischen den Versionen
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Stand 1941: Annabergs wirtschaftliche Aufschwung in den ersten Jahrzehnten nach der Gründung beruhte durchaus auf Bergbau und Hüttenbetrieb. Hauptprodukt Silber, daneben Kupfer und Zinn (Silberrausch 1498-1593; 635 Namen von ganbbar gewesenen Gruben, 338 davon nicht mehr als 4 Quartale fündig. 37 Pochwerke, 4 Erzwäschen, 7 Flutwerke, 12 Schmelzhütten, 2 landesherrliche Schmelzhütten). die Entwicklung stand im Zeichen des Frühkapitalismus und erfolgte unter lebhafter Beteiligung von auswärtigem Kapital an den Gewerkschaften. Als Gewerke erscheinen die sächsischen Fürsten, Herzog Albrecht von Preußen, Domstift Naumburg, Leipziger Großkaufleute, Nürnberger, Augsburger und Kölner Kapitalanleger teils unmittelbar, teils mittelbar. Der Silberhandel lag in der Hand des Landesherrn, im Zinn- und Kupferhandel sind auswärtige Einflüsse vorhanden. Im letzten Drittel des 16. Jhdts. erste Versuche von Nebenproduktenverwertung (1564 Arsenikgewinnung), starker Rückgang der Erzgewinnung ab 1600, völliges Daniederliegen Anfang des 17. Jhdts. Seit Mitt des 17. Jhdts. Anwachsen der Kobaltförderung im Zusammenhang mit der westerzgebirgischen Blaufarbenindustrie. Neuer Zusammenbruch infolge des 7jährigen Krieges. Seitdem bis zum endgültigen Erlöschen 1892 Aufrechterhaltung der bebauten Gruben und Stollen wesentlich als fiskalischer Bergbau. Neben dem Bergbau föderte der Stadtgründer von vornherein auch die Niederlassung von Gewerben, die nicht unmittelbar mit dem Bergbau zusammenhingen. Vor allem scheint er die Ansiedlung von [[Tuchmacher|Tuchmachern]] durch Darlehnshergabe (1504-06) unterstützt zu haben. Mitte des 16. Jhdts. 14 [[Tuchmacher]] und Tuchmachereinnen, die durch 1542 bestätigte Satzungen sämtlich Gewandschnitt betreibende Kauleute zum [[Innung|Innungsbeitritt]] zwang. Weitere Handwerke mit beachtlichen Leistungen: [[Plattnerei]] (Plattnerfamilie Speyer aus Speyer 2. Hälfte des 16. Jhdts.), [[Zinngießer|Zinngießerei]], [[Töpfer|Töpferei]] (arbeiten um 1600 unter süddt. Einfluß), [[Goldschmied|Goldschmiede]]. 1542 Bortenwirkerei erstmalig in den Gerichtsbüchern erwähnt, wahrscheinlich durch oberdt. Händler (Schotten, Sophoier) in Annaberg eingeführt und zunächst als Nebenerwerb von Frauen betrieben. Frauen aus dem Kreis des Annaberger Unterrnehmertums organisierten den neuen Erwerbszweig auf der Grundlage des Verlagssystems und nahmen den Absatz der Erzeugnisse in die Hand. Ende des 16. und im 17. Jhdt. ging der Borten- und Spitzenhandel in die Hände "Bortenschotten" über, die den Kreis der Absatzmärkte auf Nddtl. erweiterten und überdies um diese Zeit einen zahlenmäßig beachtlichen Bestandteil der Annaberger Bevölkerung ausmachten. 1570 zahlreiche [[Bortenwirker]], [[Posamentenmacher]] und [[Klöpplerin|Klöpplerinnen]] nachgewiesen. Ebenbürtigkeit mit [[Bergbau]]. Umbildung dieser handwerklich betriebenen Heimindustrie im 19. Jhdt. trotz Widerstandes gegen die Maschine. 1863 rund 1.200 Posamentierstühle in Betrieb, rund 1.900 Klöppelmaschinen, rund 20.000 Klöppelkissen innerhalb des Annaberger Bezirks. 1887: 200 Posamentierfirmen, die vorwiegend auf Ausfuhr eingerichtet waren. USA - Geschäft so groß, daß 1879 selbständige Konsularagentur, die bald darauf in ein bis 1908 bestehendes Konsulat umgewandelt wuede. Auslandsmarkt 1918 verloren. Gewerbe um 1941: Posamenten, Kartonagen und Prägeindustrie, Metall- und Elektroindustrie. Neben Fabrikarbeit starke Heimarbeit. | Stand 1941: Annabergs wirtschaftliche Aufschwung in den ersten Jahrzehnten nach der Gründung beruhte durchaus auf Bergbau und Hüttenbetrieb. Hauptprodukt Silber, daneben Kupfer und Zinn (Silberrausch 1498-1593; 635 Namen von ganbbar gewesenen Gruben, 338 davon nicht mehr als 4 Quartale fündig. 37 Pochwerke, 4 Erzwäschen, 7 Flutwerke, 12 Schmelzhütten, 2 landesherrliche Schmelzhütten). die Entwicklung stand im Zeichen des Frühkapitalismus und erfolgte unter lebhafter Beteiligung von auswärtigem Kapital an den Gewerkschaften. Als Gewerke erscheinen die sächsischen Fürsten, Herzog Albrecht von Preußen, Domstift Naumburg, Leipziger Großkaufleute, Nürnberger, Augsburger und Kölner Kapitalanleger teils unmittelbar, teils mittelbar. Der Silberhandel lag in der Hand des Landesherrn, im Zinn- und Kupferhandel sind auswärtige Einflüsse vorhanden. Im letzten Drittel des 16. Jhdts. erste Versuche von Nebenproduktenverwertung (1564 Arsenikgewinnung), starker Rückgang der Erzgewinnung ab 1600, völliges Daniederliegen Anfang des 17. Jhdts. Seit Mitt des 17. Jhdts. Anwachsen der Kobaltförderung im Zusammenhang mit der westerzgebirgischen Blaufarbenindustrie. Neuer Zusammenbruch infolge des 7jährigen Krieges. Seitdem bis zum endgültigen Erlöschen 1892 Aufrechterhaltung der bebauten Gruben und Stollen wesentlich als fiskalischer Bergbau. Neben dem Bergbau föderte der Stadtgründer von vornherein auch die Niederlassung von Gewerben, die nicht unmittelbar mit dem Bergbau zusammenhingen. Vor allem scheint er die Ansiedlung von [[Tuchmacher|Tuchmachern]] durch Darlehnshergabe (1504-06) unterstützt zu haben. Mitte des 16. Jhdts. 14 [[Tuchmacher]] und Tuchmachereinnen, die durch 1542 bestätigte Satzungen sämtlich Gewandschnitt betreibende Kauleute zum [[Innung|Innungsbeitritt]] zwang. Weitere Handwerke mit beachtlichen Leistungen: [[Plattnerei]] (Plattnerfamilie Speyer aus Speyer 2. Hälfte des 16. Jhdts.), [[Zinngießer|Zinngießerei]], [[Töpfer|Töpferei]] (arbeiten um 1600 unter süddt. Einfluß), [[Goldschmied|Goldschmiede]]. 1542 Bortenwirkerei erstmalig in den Gerichtsbüchern erwähnt, wahrscheinlich durch oberdt. Händler (Schotten, Sophoier) in Annaberg eingeführt und zunächst als Nebenerwerb von Frauen betrieben. Frauen aus dem Kreis des Annaberger Unterrnehmertums organisierten den neuen Erwerbszweig auf der Grundlage des Verlagssystems und nahmen den Absatz der Erzeugnisse in die Hand. Ende des 16. und im 17. Jhdt. ging der Borten- und Spitzenhandel in die Hände "Bortenschotten" über, die den Kreis der Absatzmärkte auf Nddtl. erweiterten und überdies um diese Zeit einen zahlenmäßig beachtlichen Bestandteil der Annaberger Bevölkerung ausmachten. 1570 zahlreiche [[Bortenwirker]], [[Posamentenmacher]] und [[Klöpplerin|Klöpplerinnen]] nachgewiesen. Ebenbürtigkeit mit [[Bergbau]]. Umbildung dieser handwerklich betriebenen Heimindustrie im 19. Jhdt. trotz Widerstandes gegen die Maschine. 1863 rund 1.200 Posamentierstühle in Betrieb, rund 1.900 Klöppelmaschinen, rund 20.000 Klöppelkissen innerhalb des Annaberger Bezirks. 1887: 200 Posamentierfirmen, die vorwiegend auf Ausfuhr eingerichtet waren. USA - Geschäft so groß, daß 1879 selbständige Konsularagentur, die bald darauf in ein bis 1908 bestehendes [[Konsulat]] umgewandelt wuede. Auslandsmarkt 1918 verloren. Gewerbe um 1941: Posamenten, Kartonagen und Prägeindustrie, Metall- und Elektroindustrie. Neben Fabrikarbeit starke Heimarbeit. | ||
Für Eigenbedarf Zoll- und Geleitsfreiheit. Stapelrecht für Salz und Eisen. Jahrmärkte nur von örtlicher Bedeutung (Annenjahrmarkt tt. Privileg v. 13.01.1509, Lätarejahrmarkt). | Für Eigenbedarf Zoll- und Geleitsfreiheit. Stapelrecht für Salz und Eisen. Jahrmärkte nur von örtlicher Bedeutung (Annenjahrmarkt tt. Privileg v. 13.01.1509, Lätarejahrmarkt). |
Version vom 25. Mai 2013, 10:41 Uhr
Annaberg ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Annaberg. |
Hierarchie
Regional > Bundesrepublik Deutschland > Sachsen > Direktionsbezirk Chemnitz > Erzgebirgskreis > Annaberg-Buchholz > Annaberg
Name
- [1] 1497-1501 Newestat oder Newe Stadt bey dem Schreckenperg (auch "nawestatt"), ab 1501 St. Annaberg (n. 1550 auch St. Annapergk). Mundartlicher Name bis 1501 "Schreckenberg", in den folgenden Jahrzehnten "der sannt Annaperg" oder schlechthin "bergk" oder "pergk".
Ortslage
Stand 1941: Annaberg wurde planmäßig angelegt im Mittelpunkt eines aus rund 300 Erzgängen bestehenden, etwa 56 qkm großen Gangfeldes auf dem Gegenhang des das Berggeschrei hervorrufenden Schreckenberges. Lage am Westabhang des Pöhlberges über der hochwassergefährdeten Talsohle der Sehma, eines kleinen Nebenbaches der Zschopau. Höhe am Markt = 600 m.
Ortsursprung
Annaberg erwuchs aus wilder Wurzel auf landesherrlichen Befehl inmitten aufgeteilter dörflicher Fluren und Wälder. Anlaß war die Aufdeckung von Erzgängen am Schreckenberg und Zinnacker (1492), wobei der Schreckenberger schurf einen Erzgang entblößte, dessen lettige Ausfüllmasse einen überaus hohen Silbergehalt auswies.
Stadtgründung
Die Stadt beruht auf landesherrlicher Gründung durch Herzog Georg den Bärtigen von Sachsen als den Vertreter seines Vaters Albrecht des Beherzten. Stadtrechtsbrief 28.10.1497 verliehen, Rechte in den folgenden Jahren erweitert. Bezeichnung als "civitas" seit 1497, Wahrscheinlich Leipziger Recht. 2. Hälfte des 16. Jhdts. Übernahme der Zwickauer Stadtrechtsreform von 1539 und damit Eindringen des römischen Rechtes.
Stadtsiedlung
Nach einheitlichem Plan sind Umfang der Stadt, Straßenführung und Lage der Gebäude am 21.09.1496 festgelegt worden. Es fehlte der Stadt deshalb bis ins 19. Jhdt. jede räumliche und, da die Hauptblütezeit am Anfang lag, auch jede bauliche Entwicklung. umriß ein Kreis. Straßennetz in Gitterform nich gradlinige Führung vom Gelände erzwungen, außerdem Schutz gegen Gebirgsstürme-, Markt als räumlicher Mittelpunkt der Stadt ein Rechteck, an dessen Längsseite das Rathaus. Umfang der Stad 2.500 m. Einteilung in Großes Viertel, Fleischer Viertel, Münzer Viertel und Kleines Viertel. Stadtbefestigung auf landesherrlichen Befehl 1503 begonnen und 1540 abgeschlossen: Stadtmauer, mit vorgelegtem trockenem Graben auf 2/3 des Umfangs, 19 nut teilweise ausgebaute Türme, 2 Pforten. 5 Tore, Wolkensteiner Tor (1503-1506 erbaut, steinerne Brücke seit 1586, 1833 abgebrochen), Böhmisches Tor (1503 erbaut, steinerne Brücke seit 1586, 1836 abgebrochen), Buchholzer Tor (1506 erbaut, im 19. Jhdt. beseitigt, als Teil der Torbefestigung der noch erhaltene Fleischerturm von 1509), Frohnauer Tor (1532 ala "fronawer schrangk" erwähnt, im 19. Jhdt. verschwunden), Mühlentor (1503-1507 erwähnt, im 19. Jhdt. abgebrochen). Ummauerung z. T. 1941 noch erhalten. Innerhalb der Ummauerung war die Stadt, bis auf wenige Gärten, voll bebaut. Jenseits der Mauer Ziegelscheune, Gärten, Scheunen, Schießhaus, Hospital, Friedhof, Hüttenwerke. Erweiterung der Stadt erst im 19. Jhdt. in Richtung der Hauptausfallstraßen. Dorf Kleinrückerswalde 1912 eingemeindet. Langsames Verschmelzen mit der benachbarten Stadt Buchholz.
Gebäude
St. Annen Kirche 1499-1525, Landschaft und Stadt beherrschender Bau, bis auf Turm und Dach im wesentlichen unverändert. Ursprünglich Kieldach mit Kupferdeckung 1662 in Pultdach umgebaut, Turm nach Brand von 1813, Hauptportal 1928. Rathaus erster Massivbau 1535. Bau mehrfach durch Brände zerstört (1604, 1634, 1664, 1731). Schauseiten des Neubaus von 1731 noch 1941 erkennbar. Bergkirche, erste Kirche 1502 erbaut, 1604, 1630, 1664 Brände, 1941 Gestalt von 1665 vorhanden, Dachreiter von 1736. Bis ins 19. Jhdt. Kirche der einfahrenden Bergleute. Kloster 1502-12 erbaut, als Kloster 1539 aufgehoben, Absteigequartier der sächsischen Fürsten, langsamer Verfall, seit 1802 Ruine, daneben Neubauten auf Klostergelände. 1512 fand hier ein Kapitel der Franziskaner strenger Observanz statt. Hospital zur hlg. Trinität seit 1502 vor der Stadtmauer. Hospitalkirchen 1498, 1526, 1608, 1684 und 1830 gebaut. Benachbarter Friedhof 1519 durch päpstliche Bulle mit allen Rechten und Gnaden des Kamposanto begnadet. Verlust an älteren Profanbauten durch die schweren Stadtbrände von 1529, 1604, 1630, 1664, 1731, 1837 und durch mangelnde Baukultur in der 2. Hälfte des 19. Jhdts. Einige alte Häuser im Unterbau mit wertvollen Zellensterngewölben und künstlerischen Türeinfassungen noch 1941 erhalten. [2]
Bevölkerung
Einwohnerzahlen
1501: 500 angesessene Bürger = schätzungsweise 3.000—4.000 Einwohner (E.), 1508 etwa 6.000 E., 1509 etwa 8.000 E., 1519 angebl. 2336 zuU firmende Kinder, 1540—50 anqebl. 12.000 E., 1699: 3.391 E., 1800: 4.223 E., 1830: 4.500 E., 1832: 6.377 E., 1840: 7.261 E., 1852: 9.314 E., 1860: 9.403 E., 1871: 11.693 E., 1880: 13.014 E., 1890: 15.084 E., 1900: 15.957 E., 1910: 17.028 E., 1917: 16.026 E., 1924: 18.510 E., 1932: 19.862 E., 1938: 20.044 E.
Erste Besiedlung durch Bergleute aus den älteren Bergstädten wie Geyer, Schneeberg, Freiberg und aus böhmischen Bergstädten. Ferner Zustrom ais Zwickau, Chemnitz, Leipzig, Dresden. Weitere Einzugsgebiete: Böhmen, Vogtland, Oberpfalz, Franken (Nürnberg, Maintal), Augsburg (Fugger), Thüringen, Niederrhein (Köln, Haus Witten). Geringerer Zustrom aus Lausitz, Schlesien, den Alpenländern, Hessen, Norsdeutschland. Im 17. Jhdt. Aufnahme von 300 böhmischen Exilanten.
Seuchen
Pest 1568 (2.228), 1582-85, 1599 (2.200), 1613, 1625-26, 1632-40, 1688.
Bevölkerungsverzeichnisse
- Bürgerbücher: seit 1832
- Kirchenbücher: St. Annen seit 1498 (Lücken1537-43, 1606-62)
- Kirchenbücher: Annaberg-Hospitalkirche seit 1801
- Kirchenbücher: AnnabergKleinrückerswalde seit 1718
- Adreßbücher: 1871 ff.
Berühmte Personen
- Caspar Kürschner, Bergherr u. Bürgermeister, + 24.01.1572, bedeutender Fundgrübner
- Adam Ries, *1492, 1525-1559 in Annaberg, + 30.03.1559, Bergbeamter, Mathematiker
- Babara Uthmann * 1514, + 14.09.1575, Bergbau u. Hüttenunternehmerin
- Johann Rivius * 01.08.1500 Attendorn (Westf.), 1527-33 in Annaberg als Rektor, +01.01.1553 in Meißen, Humanist u. Pädagoge.
- Paul Jenisius * 1551 Annaberg, 1576-83 in Annaberg, + 09.11.1612 Dresden, Theologe, Stadtchronist.
- Friedrich Mykonius * 24.12.1491 Lichtenfels (Ofr.), 1500-1517, 1524, 1539 in Annaberg, +07.04.1546 Theologe
- Erasmus Sarcerius * 28.11.1501 Annaberg, +28.11.1559 Magdeburg, Theologe
- Gottfried Arnold 05.09.1666 Annaberg, +30.05.1714 Perleberg, pietistischer Theologe u. Kirchenhistotiker
- Christian Felix Weiße * 28.01.1726 Annaberg, + 16.12.1804 Leipzig, Jugendschriftsteller
- Christian August Clodius * 1738 in Annaberg, + 30.11.1784 Leipzig, Prof. der Philosophie
- Adolf Duflos * 1802 Artenay (Frankr.), 1814-22, 1866-89 in Annaberg, + 1889 Annaberg,Pharmazeut
- Peter Gast *10.01.1854 Annaberg, + 15.08.1918 Annaberg, Misiker, Freund Nietzsches (wikl. Name Heinr. Köselitz) [3]
Sprache
Amtssprache stets hochdeutsch, Mundart: obersächsisch, erzbebirgisch.
Wirtschaft
Stand 1941: Annabergs wirtschaftliche Aufschwung in den ersten Jahrzehnten nach der Gründung beruhte durchaus auf Bergbau und Hüttenbetrieb. Hauptprodukt Silber, daneben Kupfer und Zinn (Silberrausch 1498-1593; 635 Namen von ganbbar gewesenen Gruben, 338 davon nicht mehr als 4 Quartale fündig. 37 Pochwerke, 4 Erzwäschen, 7 Flutwerke, 12 Schmelzhütten, 2 landesherrliche Schmelzhütten). die Entwicklung stand im Zeichen des Frühkapitalismus und erfolgte unter lebhafter Beteiligung von auswärtigem Kapital an den Gewerkschaften. Als Gewerke erscheinen die sächsischen Fürsten, Herzog Albrecht von Preußen, Domstift Naumburg, Leipziger Großkaufleute, Nürnberger, Augsburger und Kölner Kapitalanleger teils unmittelbar, teils mittelbar. Der Silberhandel lag in der Hand des Landesherrn, im Zinn- und Kupferhandel sind auswärtige Einflüsse vorhanden. Im letzten Drittel des 16. Jhdts. erste Versuche von Nebenproduktenverwertung (1564 Arsenikgewinnung), starker Rückgang der Erzgewinnung ab 1600, völliges Daniederliegen Anfang des 17. Jhdts. Seit Mitt des 17. Jhdts. Anwachsen der Kobaltförderung im Zusammenhang mit der westerzgebirgischen Blaufarbenindustrie. Neuer Zusammenbruch infolge des 7jährigen Krieges. Seitdem bis zum endgültigen Erlöschen 1892 Aufrechterhaltung der bebauten Gruben und Stollen wesentlich als fiskalischer Bergbau. Neben dem Bergbau föderte der Stadtgründer von vornherein auch die Niederlassung von Gewerben, die nicht unmittelbar mit dem Bergbau zusammenhingen. Vor allem scheint er die Ansiedlung von Tuchmachern durch Darlehnshergabe (1504-06) unterstützt zu haben. Mitte des 16. Jhdts. 14 Tuchmacher und Tuchmachereinnen, die durch 1542 bestätigte Satzungen sämtlich Gewandschnitt betreibende Kauleute zum Innungsbeitritt zwang. Weitere Handwerke mit beachtlichen Leistungen: Plattnerei (Plattnerfamilie Speyer aus Speyer 2. Hälfte des 16. Jhdts.), Zinngießerei, Töpferei (arbeiten um 1600 unter süddt. Einfluß), Goldschmiede. 1542 Bortenwirkerei erstmalig in den Gerichtsbüchern erwähnt, wahrscheinlich durch oberdt. Händler (Schotten, Sophoier) in Annaberg eingeführt und zunächst als Nebenerwerb von Frauen betrieben. Frauen aus dem Kreis des Annaberger Unterrnehmertums organisierten den neuen Erwerbszweig auf der Grundlage des Verlagssystems und nahmen den Absatz der Erzeugnisse in die Hand. Ende des 16. und im 17. Jhdt. ging der Borten- und Spitzenhandel in die Hände "Bortenschotten" über, die den Kreis der Absatzmärkte auf Nddtl. erweiterten und überdies um diese Zeit einen zahlenmäßig beachtlichen Bestandteil der Annaberger Bevölkerung ausmachten. 1570 zahlreiche Bortenwirker, Posamentenmacher und Klöpplerinnen nachgewiesen. Ebenbürtigkeit mit Bergbau. Umbildung dieser handwerklich betriebenen Heimindustrie im 19. Jhdt. trotz Widerstandes gegen die Maschine. 1863 rund 1.200 Posamentierstühle in Betrieb, rund 1.900 Klöppelmaschinen, rund 20.000 Klöppelkissen innerhalb des Annaberger Bezirks. 1887: 200 Posamentierfirmen, die vorwiegend auf Ausfuhr eingerichtet waren. USA - Geschäft so groß, daß 1879 selbständige Konsularagentur, die bald darauf in ein bis 1908 bestehendes Konsulat umgewandelt wuede. Auslandsmarkt 1918 verloren. Gewerbe um 1941: Posamenten, Kartonagen und Prägeindustrie, Metall- und Elektroindustrie. Neben Fabrikarbeit starke Heimarbeit.
Für Eigenbedarf Zoll- und Geleitsfreiheit. Stapelrecht für Salz und Eisen. Jahrmärkte nur von örtlicher Bedeutung (Annenjahrmarkt tt. Privileg v. 13.01.1509, Lätarejahrmarkt).
Eisenbahn Chemnitz <> Annaberg seit 1866, Annaberg - Weipert - Komotau seit 1872, Annaberg <> Schwarzenberg seit 1889. [4]
(in Arbeit 24.05.)
Bibliografie
Bibliografie-Suche
- Volltextsuche nach Annaberg in der Familienkundlichen Literaturdatenbank
Fußnoten
- ↑ Quelle: Keyser, Erich (Hrsg.): Deutsches Städtebuch, Bd. 2 Mitteldeutschland (1941)
- ↑ Literatur: Steche-Gurlitt: Beschreibende Darstellung d. älteren Bau- u. Kunstdenkmäler d. Kgr. Sachsen H. 4 (1885); Schmidt: Die St. Annen Kirche (1905); Bachmann: Die freie Bergstadt St.Annaberg (1933); W. Hentschel: Sächsische Plastik um 1500 (1926)
- ↑ Literatur: Als die Pest unsere Heimat vergiftete, Erzgeb. Sonntagsztg. (1930, Hft. 10/19); H. Köhler: Verz. der KB. usw. der ev.luth. Pfarrämter Sachsens (1938)
- ↑ Literatur: H. Müller: Die Erzgänge des Annaberger Berreviers (1894); J. Sehm: Der Silberbergbau zu Annaberg bis zum Jahr 1500 (1933); Th. G. werner: Der Annaberger Bürgermstr. .. Caspar Kürschner in Mttlg. d. Ver. f. G. v. Annaberg (1935); dess. Das fremde Kapital im Annaberger Bergbau...des 16. Jhddts. im Neues Arch. f. sächs.Gesch. (1937/38); W. Goerlitz: Staat u. Stände unter Hz. Albrecht (1928); Fr. Kranz: Von der sächs. Arsenik_Industrie (1938); L. Bartsch: Die Annaberger Bortenschotten (1907)
Weblinks
Offizielle Webseiten
Bergbau im Erzgebirge
Tourismus, Kultur & Heimat
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Die Datenbank FOKO sammelte und ermöglichte Forscherkontakte. Seit Frühjahr 2018 ist der Zugriff jedoch, aufgrund der unklaren Lage durch die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), vorerst deaktiviert.
Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
<gov>ANNERGJO60MN</gov>