Handbuch der praktischen Genealogie/272: Unterschied zwischen den Versionen

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Mitglieder der Dynastie den Familientypus und zwar als verfeinerte, abgeschwächte Kopie des männlichen Typus, so z. B. Eleonore, Tochter Philipps des Schönen und Gemahlin Franz' I. von Frankreich und Maria von Österreich, Tochter Karls V. und Gemahlin Maximilians II.
Mitglieder der Dynastie den Familientypus und zwar als verfeinerte, abgeschwächte Kopie des männlichen Typus, so z. B. Eleonore, Tochter Philipps des Schönen und Gemahlin Franz' I. von Frankreich und Maria von Österreich, Tochter Karls V. und Gemahlin Maximilians II.


Auch fand durch die weiblichen Familienglieder vielfach eine Übertragung in andere Dynastien statt, so durch Anna, Tochter Ferdinands I.f in das Haus Bayern, durch ihre Schwester Maria in das Haus Jülich-Cleve, durch Eleonore Maria, Tochter Ferdinands III., und durch Maria Theresia in das Haus Lothringen, durch Maria Luise, Tochter Franz' I., in das Haus Bonaparte.
{{NE}}Auch fand durch die weiblichen Familienglieder vielfach eine Übertragung in andere Dynastien statt, so durch Anna, Tochter Ferdinands I.f in das Haus Bayern, durch ihre Schwester Maria in das Haus Jülich-Cleve, durch Eleonore Maria, Tochter Ferdinands III., und durch Maria Theresia in das Haus Lothringen, durch Maria Luise, Tochter Franz' I., in das Haus Bonaparte.


Die Ursache dieser Gesichtsbildung bleibt vorläufig noch unklar. Nach einigen Forschern (Wilh. Meyer, Bloch) würde es sich um Vererbung eines skrophulösen bezw. adenoiden Habitus handeln, nach anderen (Galippe) um eine milde Form von Akromegalie als Wirkung einer erblichen Hypophysenstörung. Nach der Ansicht anderer Forscher sind neuere Versuche Torniers über künstlich erzeugte Mopsbildung bei Fischen zur Erklärung heranzuziehen. Auch von Seiten dieser Forscher werden die Bilder Karls V., insbesondere das berühmte Porträt Ambergers im Berliner Kaiser-Friedrich-Museum als besonders gute Illustrationen für diese Bildungen herangezogen.
{{NE}}Die Ursache dieser Gesichtsbildung bleibt vorläufig noch unklar. Nach einigen Forschern (Wilh. Meyer, Bloch) würde es sich um Vererbung eines skrophulösen bezw. adenoiden Habitus handeln, nach anderen (Galippe) um eine milde Form von Akromegalie als Wirkung einer erblichen Hypophysenstörung. Nach der Ansicht anderer Forscher sind neuere Versuche Torniers über künstlich erzeugte Mopsbildung bei Fischen zur Erklärung heranzuziehen. Auch von Seiten dieser Forscher werden die Bilder Karls V., insbesondere das berühmte Porträt Ambergers im Berliner Kaiser-Friedrich-Museum als besonders gute Illustrationen für diese Bildungen herangezogen.


Die z. B. von Galippe verteidigte Ansicht, daß die beiden Charaktere (Lippe und Unterkiefer) nur Glieder einer ganzen Kette von Stigmen oder Degenerationszeichen darstellen und also das Wahrzeichen einer abnormen, die Degeneration der Familie fast unabänderlich herbeiführenden Gesamtkonstitution seien, ist nach Haecker vom Boden der neueren Erblichkeitsforschung aus als unwahrscheinlich zu bezeichnen.
{{NE}}Die z. B. von Galippe verteidigte Ansicht, daß die beiden Charaktere (Lippe und Unterkiefer) nur Glieder einer ganzen Kette von Stigmen oder Degenerationszeichen darstellen und also das Wahrzeichen einer abnormen, die Degeneration der Familie fast unabänderlich herbeiführenden Gesamtkonstitution seien, ist nach Haecker vom Boden der neueren Erblichkeitsforschung aus als unwahrscheinlich zu bezeichnen.


Haecker erklärt die sogenannte Habsburger Lippe auf Grund der sogenannten Mendelschen Vererbungsregeln. Diese beherrschen seit etwa 10 Jahren die zoologische und botanische Erblichkeitsforschung. Nach Haecker sind zur Erklärung der habsburgischen Gesichtsbildung die beiden letzten Mendelschen Vererbungsregeln zu berücksichtigen, die Spaltungs- und Unabhängigkeitsregel, denen zufolge der Habsburger Typus sich als selbständiges, unabhängig „wandelndes" Merkmal verhält und daher nicht notwendig mit einer Degeneration der Familie zusammenzuhängen braucht.
{{NE}}Haecker erklärt die sogenannte Habsburger Lippe auf Grund der sogenannten Mendelschen Vererbungsregeln. Diese beherrschen seit etwa 10 Jahren die zoologische und botanische Erblichkeitsforschung. Nach Haecker sind zur Erklärung der habsburgischen Gesichtsbildung die beiden letzten Mendelschen Vererbungsregeln zu berücksichtigen, die Spaltungs- und Unabhängigkeitsregel, denen zufolge der Habsburger Typus sich als selbständiges, unabhängig „wandelndes" Merkmal verhält und daher nicht notwendig mit einer Degeneration der Familie zusammenzuhängen braucht.


Gleichzeitig mit Prof. Dr. Haecker in Halle hat Prof. Dr. Strohmayer<ref>W. Strohmayer, Die Vererbung des Habsburger Familientypus, Archiv für Rassen- u. Gesellschafts-Biologie 1911, 6. H, S. 775 ff., u. 1912, 2. H., S. 150 ff.</ref> in Jena auf Grund der überaus reichhaltigen Porträtsammlung Sr. Exzellenz des Grafen Theodor Zichy in Budapest, der Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand und der Medaillensammlung des Erzhauses Österreich im kunsthistorischen Museum zu Wien die Vererbung des Habsburger Typus untersucht In manchen Punkten ist Strohmayer anderer Ansicht als Haecker; und das ist natürlich, wo es sich um Urteile des Auges dreht, die sich von Subjektivität nicht losmachen können. Ober den Begriff einer dicken Unterlippe und den Punkt, wo man ein Gesicht bereits als prognath <noinclude>
{{NE}}Gleichzeitig mit Prof. Dr. Haecker in Halle hat Prof. Dr. Strohmayer<ref>W. Strohmayer, Die Vererbung des Habsburger Familientypus, Archiv für Rassen- u. Gesellschafts-Biologie 1911, 6. H, S. 775 ff., u. 1912, 2. H., S. 150 ff.</ref> in Jena auf Grund der überaus reichhaltigen Porträtsammlung Sr. Exzellenz des Grafen Theodor Zichy in Budapest, der Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand und der Medaillensammlung des Erzhauses Österreich im kunsthistorischen Museum zu Wien die Vererbung des Habsburger Typus untersucht In manchen Punkten ist Strohmayer anderer Ansicht als Haecker; und das ist natürlich, wo es sich um Urteile des Auges dreht, die sich von Subjektivität nicht losmachen können. Ober den Begriff einer dicken Unterlippe und den Punkt, wo man ein Gesicht bereits als prognath <noinclude>


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Version vom 17. August 2012, 09:02 Uhr

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Inhalt
Band 2
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Mitglieder der Dynastie den Familientypus und zwar als verfeinerte, abgeschwächte Kopie des männlichen Typus, so z. B. Eleonore, Tochter Philipps des Schönen und Gemahlin Franz' I. von Frankreich und Maria von Österreich, Tochter Karls V. und Gemahlin Maximilians II.

      Auch fand durch die weiblichen Familienglieder vielfach eine Übertragung in andere Dynastien statt, so durch Anna, Tochter Ferdinands I.f in das Haus Bayern, durch ihre Schwester Maria in das Haus Jülich-Cleve, durch Eleonore Maria, Tochter Ferdinands III., und durch Maria Theresia in das Haus Lothringen, durch Maria Luise, Tochter Franz' I., in das Haus Bonaparte.

      Die Ursache dieser Gesichtsbildung bleibt vorläufig noch unklar. Nach einigen Forschern (Wilh. Meyer, Bloch) würde es sich um Vererbung eines skrophulösen bezw. adenoiden Habitus handeln, nach anderen (Galippe) um eine milde Form von Akromegalie als Wirkung einer erblichen Hypophysenstörung. Nach der Ansicht anderer Forscher sind neuere Versuche Torniers über künstlich erzeugte Mopsbildung bei Fischen zur Erklärung heranzuziehen. Auch von Seiten dieser Forscher werden die Bilder Karls V., insbesondere das berühmte Porträt Ambergers im Berliner Kaiser-Friedrich-Museum als besonders gute Illustrationen für diese Bildungen herangezogen.

      Die z. B. von Galippe verteidigte Ansicht, daß die beiden Charaktere (Lippe und Unterkiefer) nur Glieder einer ganzen Kette von Stigmen oder Degenerationszeichen darstellen und also das Wahrzeichen einer abnormen, die Degeneration der Familie fast unabänderlich herbeiführenden Gesamtkonstitution seien, ist nach Haecker vom Boden der neueren Erblichkeitsforschung aus als unwahrscheinlich zu bezeichnen.

      Haecker erklärt die sogenannte Habsburger Lippe auf Grund der sogenannten Mendelschen Vererbungsregeln. Diese beherrschen seit etwa 10 Jahren die zoologische und botanische Erblichkeitsforschung. Nach Haecker sind zur Erklärung der habsburgischen Gesichtsbildung die beiden letzten Mendelschen Vererbungsregeln zu berücksichtigen, die Spaltungs- und Unabhängigkeitsregel, denen zufolge der Habsburger Typus sich als selbständiges, unabhängig „wandelndes" Merkmal verhält und daher nicht notwendig mit einer Degeneration der Familie zusammenzuhängen braucht.

      Gleichzeitig mit Prof. Dr. Haecker in Halle hat Prof. Dr. Strohmayer[1] in Jena auf Grund der überaus reichhaltigen Porträtsammlung Sr. Exzellenz des Grafen Theodor Zichy in Budapest, der Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand und der Medaillensammlung des Erzhauses Österreich im kunsthistorischen Museum zu Wien die Vererbung des Habsburger Typus untersucht In manchen Punkten ist Strohmayer anderer Ansicht als Haecker; und das ist natürlich, wo es sich um Urteile des Auges dreht, die sich von Subjektivität nicht losmachen können. Ober den Begriff einer dicken Unterlippe und den Punkt, wo man ein Gesicht bereits als prognath


  1. W. Strohmayer, Die Vererbung des Habsburger Familientypus, Archiv für Rassen- u. Gesellschafts-Biologie 1911, 6. H, S. 775 ff., u. 1912, 2. H., S. 150 ff.