Geschichte der kleinen deutschen Höfe 1/062: Unterschied zwischen den Versionen

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der alte, damals schon zweiundsiebzigjährige Herr noch eine dritte Heirath mit einer Prinzessin von {{Sperrschrift|Sachsen-Lauenburg}}.
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Ueber die zweite Heirath mit der Fräulein {{Sperrschrift|Helena von der Pfalz}}, die noch vor der Anschlagung der Thesen {{Sperrschrift|Luthers}} an der Schloßkirche zu Wittenberg Statt hatte, im Jahre 1513, giebt ein alter Chronist, der noch vor dem dreißigjährigen Kriege lebte, der Magister {{Sperrschrift|Bernhard Latomus}}, ein geborner Wismarer, Rector zu Neubrandenburg, einer der Väter der mecklenburgischen Geschichte*), Auskunft, aus der unter andern das Curiosum zu ersehen ist, daß damals eine mecklenburgische Adelsdame, von einem Geschlechte, das später ganz herunterkam, so ausbündigen Kleiderluxus trieb, daß ein Verbot gegen sie erlassen ward, nicht ihre besten Kleider anzuziehen, um nicht die fürstliche Braut auszustechen. Man sieht aus diesem kleinen Zuge, wie die Dinge von Alters her in diesem kleinen Ostseeländchen angethan waren: der Fürst stritt sich mit seinem Adel mit höchster Eifersucht nicht blos um die wirkliche Macht, sondern sogar um den äußeren Schein. Die Ritter suchten es dem Landesherrn an Pracht und Luxus gleich zu thun, der Hof wollte nicht zurückbleiben und ruinirte sich, um den sogenannten Glanz des Thrones aufrecht zu erhalten, durch Verschwendung. Die Verschwendung brachte ihn in Schulden und die Schulden in die Abhängigkeit von den Rittern.
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:<nowiki>*</nowiki>) Seine Chronik ist abgedruckt in den <tt>Monumentis ineditis</tt> holsteinischen Kanzlers von Westphalen. Lpzg, 1739.
:Vier Folianten.


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„Im selbigen Jahr (1512), ist Herzog {{Sperrschrift|Heinrich von Mecklenburg}} (weil ihm seine Gemahlin fürn Jahr abgestorben war) gen Heidelberg gereiset und hat sich des Pfalzgrafen {{Sperrschrift|Philippi}} Tochter, Fräulein {{Sperrschrift|Helenam}}, zur künftigen Ehe <tt>desponsiren</tt> und zusagen lassen. Und hat folgenden Jahrs (1513) Herzog {{Sperrschrift|Heinrich}} im Monat Augusto zu Wismar sein Fürstlich Beilager mit {{Sperrschrift|solcher Pracht gehalten, als vorher in diesen Landen nie geschehen oder gesehen war}}.“
„Denn am elften Tag Augusti aufm Sonnabend sind Markgraf {{Sperrschrift|Joachim I. von Brandenburg}}, Herzog {{Sperrschrift|Heinrich von Sachsen}}*), Herzog {{Sperrschrift|Philipp von Grubenhagen (Braunschweig)}}, Herzog {{Sperrschrift|Magnus zu Lauenburg}}, Herzog {{Sperrschrift|Christoph}}, Erzbischof zu {{Sperrschrift|Bremen}}**) und die drei Bischöfe von {{Sperrschrift|Lübeck, Schwerin}} und {{Sperrschrift|Ratzeburg}}, alle in vollen Kürissen und mit Rennestacken (ohne den Bräutigam und seinen Bruder Herzog {{Sperrschrift|Albrecht}}) ins Mecklenburger Thor eingeritten. Ein jeder Fürst zog nach seiner Würde und hatte seine Heerpauken und Trommeten für sich, der Letzte war der Bräutigam mit seinem Mecklenburgischen Adel.“
„Den zwölften August, des Sonntags zu Mittag, kamen sie wieder ins Harnisch und zogen der Braut entgegen. Aber da ritten die Fürsten nicht in Kürissen, sondern in schönen langen Blianten und sammetschen
 
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:<nowiki>*</nowiki>) Vater des Kurfürsten Moritz.
:<nowiki>**</nowiki>) Ein Bruder des wilden Heinrich von Wolfenbüttel.

Aktuelle Version vom 22. Juni 2012, 20:57 Uhr

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der alte, damals schon zweiundsiebzigjährige Herr noch eine dritte Heirath mit einer Prinzessin von Sachsen-Lauenburg. Ueber die zweite Heirath mit der Fräulein Helena von der Pfalz, die noch vor der Anschlagung der Thesen Luthers an der Schloßkirche zu Wittenberg Statt hatte, im Jahre 1513, giebt ein alter Chronist, der noch vor dem dreißigjährigen Kriege lebte, der Magister Bernhard Latomus, ein geborner Wismarer, Rector zu Neubrandenburg, einer der Väter der mecklenburgischen Geschichte[1], Auskunft, aus der unter andern das Curiosum zu ersehen ist, daß damals eine mecklenburgische Adelsdame, von einem Geschlechte, das später ganz herunterkam, so ausbündigen Kleiderluxus trieb, daß ein Verbot gegen sie erlassen ward, nicht ihre besten Kleider anzuziehen, um nicht die fürstliche Braut auszustechen. Man sieht aus diesem kleinen Zuge, wie die Dinge von Alters her in diesem kleinen Ostseeländchen angethan waren: der Fürst stritt sich mit seinem Adel mit höchster Eifersucht nicht blos um die wirkliche Macht, sondern sogar um den äußeren Schein. Die Ritter suchten es dem Landesherrn an Pracht und Luxus gleich zu thun, der Hof wollte nicht zurückbleiben und ruinirte sich, um den sogenannten Glanz des Thrones aufrecht zu erhalten, durch Verschwendung. Die Verschwendung brachte ihn in Schulden und die Schulden in die Abhängigkeit von den Rittern.


  1. Seine Chronik ist abgedruckt in den Monumentis ineditis holsteinischen Kanzlers von Westphalen. Lpzg, 1739. Vier Folianten.