Handbuch der praktischen Genealogie/266: Unterschied zwischen den Versionen
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__NOEDITSECTION__ | Finanzreformen man lächerlich zu machen suchte. Von Frankreich kam die Silhouette nach Deutschland und sie hat hier mehr als zwei Menschenalter neben der Miniatur eine große Rolle gespielt, nicht nur in bürgerlichen Kreisen, für welche die Miniatur zu teuer war, auch in den hohen Familien fand sie Eingang. Der Klassizismus mit seiner Strenge und seinem Streben nach Einfachheit leistete ihr Vorschub. Und es ist sehr glaublich, daß auch die Entdeckung der schwarzfigurigen antiken Vasen hier mitgewirkt hat.<ref>''Lichtwark'', Das Bildnis in Hamburg, I, 172.</ref> Ich möchte mit ''Leisching''<ref>''Leisching'', Die Bildnis-Miniatur in Österreich 1750-1850. Wien 1907, S. 50.</ref> meinen, daß auch Lavators physiognomische Studien, die bekanntlich wie auf Goethe, so auf die ganze Epoche einen ungeheuren Eindruck machten, an der Verbreitung des Schattenrisses ebenfalls Anteil haben. Wertvolle Silhouettensammlungen sollten häufiger, als bisher geschehen ist, veröffentlicht werden. Vorbildlich für solche Publikationen ist das Buch von Ernst Kroker, Die Ayrerische Silhouettensammlung. Eine Festgabe zu Goethes hundertundfünfzigstem Geburtstag, Leipzig 1899. Die Silhouettensammlung von Georg Friedrich Ayrer, über dessen Familie Kroker wertvolle Mitteilungen macht, enthält, zahlreiche Dubletten eingerechnet, 1370 Stück. Die meisten sind von seiner eigenen Hand umrissen und geschnitten und auf der Rückseite mit dem Namen der dargestellten Persönlichkeit, zuweilen auch mit der Jahreszahl bezeichnet, einige wenige sind geschenkt oder gekauft. Die Silhouette war damals, was jetzt die Photographie ist. Freunde schickten sich ihre Schattenrisse zu; die Schattenrisse berühmter Männer wurden für Liebhaber und Sammler mit dem Storchschnabel oder durch den Kupferstich vervielfältigt. Georg Friedrich Ayrer war ein eifriger Silhouetten-Schneider. Diese Ayrerischen Silhouetten gehören der glanzvollsten Zeit der deutschen Literatur und zugleich der Blütezeit der Silhouette an.Die Technik der Silhouette hat ihrem Ursprung und ihrem Wesen nach etwas Schlichtes und Ernstes, sie verfällt aber bald der Spielerei und Künstelei. Dem einfachen Umriß, wie er mit dem Federmesser ausgeschnitten wird, wurden die Haare, die Spitzen der Halskrausen und andere Einzelheiten in Tusche oder Farbe hinzugemalt; es wurden sogar Innenlinien eingezeichnet, und die Geschicklichkeit der Silhouettenschneider macht sich in aufdringlicher Weise geltend. Die bei Kroker abgebildeten Schattenrisse halten sämtlich den Charakter der ersten strengen Zeit der Silhouette fest.<ref>Zur Literatur über die Silhouette vgl. F. ''Schwarz''. E. Danziger Silhouettenslg., ZWG 51. — Ü. d. Schubertsche Silhouettenslg. handelt ''Nutzhorn'' in d. Hannoversch. Geschichtsbl. 1901, S. 312 ff. — Ü. d. Silhouettenslg. Chr. H. Esmarchs vgl. ''Langguth'', Christian Hieronymus Esmarch u. der Göttinger Dichterbund. Berlin 1903. — Ü. J. A. Leisewitzens Silhouettenslg. berichtet Paul ''Zimmermann'' im Jb. d. Gesch.-Ver. f. d. Herzogt. Braunschweig. — Neuerdings hat L. ''Grünstein'' (Wien 1909) Silhouetten der Goethezeit aus dem Nachlaß Jon. Hnr. Mercks herausgegeben.</ref> | ||
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Finanzreformen man lächerlich zu machen suchte. Von Frankreich kam die Silhouette nach Deutschland und sie hat hier mehr als zwei Menschenalter neben der Miniatur eine große Rolle gespielt, nicht nur in bürgerlichen Kreisen, für welche die Miniatur zu teuer war, auch in den hohen Familien fand sie Eingang. Der Klassizismus mit seiner Strenge und seinem Streben nach Einfachheit leistete ihr Vorschub. Und es ist sehr glaublich, daß auch die Entdeckung der schwarzfigurigen antiken Vasen hier mitgewirkt hat.<ref>Lichtwark, Das Bildnis in Hamburg, I, 172.</ref> Ich möchte mit Leisching<ref>Leisching, Die Bildnis-Miniatur in Österreich 1750-1850. Wien 1907, S. 50.</ref> meinen, daß auch Lavators physiognomische Studien, die bekanntlich wie auf Goethe, so auf die ganze Epoche einen ungeheuren Eindruck machten, an der Verbreitung des Schattenrisses ebenfalls Anteil haben. Wertvolle Silhouettensammlungen sollten häufiger, als bisher geschehen ist, veröffentlicht werden. Vorbildlich für solche Publikationen ist das Buch von Ernst Kroker, Die Ayrerische Silhouettensammlung. Eine Festgabe zu Goethes hundertundfünfzigstem Geburtstag, Leipzig 1899. Die Silhouettensammlung von Georg Friedrich Ayrer, über dessen Familie Kroker wertvolle Mitteilungen macht, enthält, zahlreiche Dubletten eingerechnet, 1370 Stück. Die meisten sind von seiner eigenen Hand umrissen und geschnitten und auf der Rückseite mit dem Namen der dargestellten Persönlichkeit, zuweilen auch mit der Jahreszahl bezeichnet, einige wenige sind geschenkt oder gekauft. Die Silhouette war damals, was jetzt die Photographie ist. Freunde schickten sich ihre Schattenrisse zu; die Schattenrisse berühmter Männer wurden für Liebhaber und Sammler mit dem Storchschnabel oder durch den Kupferstich vervielfältigt. Georg Friedrich Ayrer war ein eifriger Silhouetten-Schneider. Diese Ayrerischen Silhouetten gehören der glanzvollsten Zeit der deutschen Literatur und zugleich der Blütezeit der Silhouette an. | |||
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Wo das Bildnis nicht gepflegt wird, oder wo es leichtsinnig, oberflächlich oder im niederen Sinne liebedienerisch ist, da dürfen wir auf ein mangelhaft entwickeltes Selbstbewußtsein des Staates und des Individuums | {{NE}}Wo das Bildnis nicht gepflegt wird, oder wo es leichtsinnig, oberflächlich oder im niederen Sinne liebedienerisch ist, da dürfen wir auf ein mangelhaft entwickeltes Selbstbewußtsein des Staates und des Individuums <noinclude> | ||
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Version vom 12. Mai 2012, 16:35 Uhr
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Handbuch der praktischen Genealogie | |
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Band 2 Tafel: I • II • III • IV • V • VI • VII • VIII • IX • X • XI | |
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Finanzreformen man lächerlich zu machen suchte. Von Frankreich kam die Silhouette nach Deutschland und sie hat hier mehr als zwei Menschenalter neben der Miniatur eine große Rolle gespielt, nicht nur in bürgerlichen Kreisen, für welche die Miniatur zu teuer war, auch in den hohen Familien fand sie Eingang. Der Klassizismus mit seiner Strenge und seinem Streben nach Einfachheit leistete ihr Vorschub. Und es ist sehr glaublich, daß auch die Entdeckung der schwarzfigurigen antiken Vasen hier mitgewirkt hat.[1] Ich möchte mit Leisching[2] meinen, daß auch Lavators physiognomische Studien, die bekanntlich wie auf Goethe, so auf die ganze Epoche einen ungeheuren Eindruck machten, an der Verbreitung des Schattenrisses ebenfalls Anteil haben. Wertvolle Silhouettensammlungen sollten häufiger, als bisher geschehen ist, veröffentlicht werden. Vorbildlich für solche Publikationen ist das Buch von Ernst Kroker, Die Ayrerische Silhouettensammlung. Eine Festgabe zu Goethes hundertundfünfzigstem Geburtstag, Leipzig 1899. Die Silhouettensammlung von Georg Friedrich Ayrer, über dessen Familie Kroker wertvolle Mitteilungen macht, enthält, zahlreiche Dubletten eingerechnet, 1370 Stück. Die meisten sind von seiner eigenen Hand umrissen und geschnitten und auf der Rückseite mit dem Namen der dargestellten Persönlichkeit, zuweilen auch mit der Jahreszahl bezeichnet, einige wenige sind geschenkt oder gekauft. Die Silhouette war damals, was jetzt die Photographie ist. Freunde schickten sich ihre Schattenrisse zu; die Schattenrisse berühmter Männer wurden für Liebhaber und Sammler mit dem Storchschnabel oder durch den Kupferstich vervielfältigt. Georg Friedrich Ayrer war ein eifriger Silhouetten-Schneider. Diese Ayrerischen Silhouetten gehören der glanzvollsten Zeit der deutschen Literatur und zugleich der Blütezeit der Silhouette an.Die Technik der Silhouette hat ihrem Ursprung und ihrem Wesen nach etwas Schlichtes und Ernstes, sie verfällt aber bald der Spielerei und Künstelei. Dem einfachen Umriß, wie er mit dem Federmesser ausgeschnitten wird, wurden die Haare, die Spitzen der Halskrausen und andere Einzelheiten in Tusche oder Farbe hinzugemalt; es wurden sogar Innenlinien eingezeichnet, und die Geschicklichkeit der Silhouettenschneider macht sich in aufdringlicher Weise geltend. Die bei Kroker abgebildeten Schattenrisse halten sämtlich den Charakter der ersten strengen Zeit der Silhouette fest.[3]
Engländer.
Wo das Bildnis nicht gepflegt wird, oder wo es leichtsinnig, oberflächlich oder im niederen Sinne liebedienerisch ist, da dürfen wir auf ein mangelhaft entwickeltes Selbstbewußtsein des Staates und des Individuums
- ↑ Lichtwark, Das Bildnis in Hamburg, I, 172.
- ↑ Leisching, Die Bildnis-Miniatur in Österreich 1750-1850. Wien 1907, S. 50.
- ↑ Zur Literatur über die Silhouette vgl. F. Schwarz. E. Danziger Silhouettenslg., ZWG 51. — Ü. d. Schubertsche Silhouettenslg. handelt Nutzhorn in d. Hannoversch. Geschichtsbl. 1901, S. 312 ff. — Ü. d. Silhouettenslg. Chr. H. Esmarchs vgl. Langguth, Christian Hieronymus Esmarch u. der Göttinger Dichterbund. Berlin 1903. — Ü. J. A. Leisewitzens Silhouettenslg. berichtet Paul Zimmermann im Jb. d. Gesch.-Ver. f. d. Herzogt. Braunschweig. — Neuerdings hat L. Grünstein (Wien 1909) Silhouetten der Goethezeit aus dem Nachlaß Jon. Hnr. Mercks herausgegeben.