Deutsche Namenkunde (Kluge)/018: Unterschied zwischen den Versionen

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{{NE}}Die Sprache ist in stetem Wandel begriffen, und nur auf dem Papier kann sich eine gewisse Gleichmäßigkeit halten. Wie alle Sprache sich verändert, müssen sich auch die Familiennamen verändern, und so stellen sich Undeutlichkeit und Unklarheit der Namen ein. Durch mündliche Überlieferung entstehen auch volkssprachliche Kürzungen wie <tt>Matz</tt>, <tt>Marx</tt>, <tt>Lux</tt> aus <tt>Matthäus</tt>, <tt>Markus</tt>, <tt>Lukas</tt>, <tt>Hans</tt> aus <tt>Hannes</tt> (<tt>Johannes</tt>), <tt>Balzer</tt> aus <tt>Balthasar</tt>. Es läßt sich geschichtlich beobachten, daß <tt>Seiffert</tt>, <tt>Seuffert</tt>, auch <tt>Siefert</tt>, <tt>Seyfried</tt> aus <tt>Siegfried</tt> (mhd. <tt>Sîvrit</tt>), <tt>Vollmer</tt> aus <tt>Volkmâr</tt>, <tt>Diemer</tt> aus <tt>Dietmâr</tt> und <tt>Hammer</tt> aus <tt>Hadumâr</tt> entstanden sind. So entstehen die Familiennamen <tt>Germer</tt>, <tt>Reimer</tt> aus ahd. <tt>Gêrmâr</tt>, <tt>Reginmâr</tt>; vgl. <tt>Hilpert</tt> aus <tt>Hildebrand</tt>, <tt>Kurt</tt> (lat. <tt>Curtius</tt>) aus <tt>Konrad</tt>, <tt>Dierk</tt> aus <tt>Dietrich</tt>, <tt>Ebert</tt> aus <tt>Eberhard</tt>, <tt>Ehret</tt> aus <tt>Ehrhart</tt>, <tt>Gehrt</tt> aus <tt>Gerhard</tt>, <tt>Herbert</tt> aus <tt>Herbrecht</tt>, <tt>Walter</tt>, <tt>Werner</tt> aus mhd. <tt>Walther</tt>, <tt>Wernher</tt> (mhd. <tt>her</tt> ‘das Heer’).
{{NE}}Die Sprache ist in stetem Wandel begriffen, und nur auf dem Papier kann sich eine gewisse Gleichmäßigkeit halten. Wie alle Sprache sich verändert, müssen sich auch die Familiennamen verändern, und so stellen sich Undeutlichkeit und Unklarheit der Namen ein. Durch mündliche Überlieferung entstehen auch volkssprachliche Kürzungen wie <tt>Matz</tt>, <tt>Marx</tt>, <tt>Lux</tt> aus <tt>Matthäus</tt>, <tt>Markus</tt>, <tt>Lukas</tt>, <tt>Hans</tt> aus <tt>Hannes</tt> (<tt>Johannes</tt>), <tt>Balzer</tt> aus <tt>Balthasar</tt>. Es läßt sich geschichtlich beobachten, daß <tt>Seiffert</tt>, <tt>Seuffert</tt>, auch <tt>Siefert</tt>, <tt>Seyfried</tt> aus <tt>Siegfried</tt> (mhd. <tt>Sîvrit</tt>), <tt>Vollmer</tt> aus <tt>Volkmâr</tt>, <tt>Diemer</tt> aus <tt>Dietmâr</tt> und <tt>Hammer</tt> aus <tt>Hadumâr</tt> entstanden sind. So entstehen die Familiennamen <tt>Germer</tt>, <tt>Reimer</tt> aus ahd. <tt>Gêrmâr</tt>, <tt>Reginmâr</tt>; vgl. <tt>Hilpert</tt> aus <tt>Hildebrand</tt>, <tt>Kurt</tt> (lat. <tt>Curtius</tt>) aus <tt>Konrad</tt>, <tt>Dierk</tt> aus <tt>Dietrich</tt>, <tt>Ebert</tt> aus <tt>Eberhard</tt>, <tt>Ehret</tt> aus <tt>Ehrhart</tt>, <tt>Gehrt</tt> aus <tt>Gerhard</tt>, <tt>Herbert</tt> aus <tt>Herbrecht</tt>, <tt>Walter</tt>, <tt>Werner</tt> aus mhd. <tt>Walther</tt>, <tt>Wernher</tt> (mhd. <tt>her</tt> ‘das Heer’).


{{NE}}Aber eine Reihe anderer Familiennamen entzieht sich dem Gesetz der Zweigliedrigkeit (<noinclude>[[../025|unten S. 25]]</noinclude><includeonly>[[#Seite 25|unten S. 25]]</includeonly>) unserer Namen und den Forderungen der Deutbarkeit auf ganz andere Weise. Es handelt sich um Kurz- oder Kosenamen, in denen das erste Wortglied ziemlich erhalten bleibt, während das zweite Wortglied durch eine Endung vertreten wird. Man denke an Familiennamen wie <tt>Deecke</tt>, <tt>Gerke</tt>, <tt>Göke</tt> (<tt>Gödecke</tt>), <tt>Seeke</tt>, <tt>Wilke</tt>. Man muß wissen, daß dies Abkürzungen für alte zweigliedrige Vollnamen wie <tt>Dietrich</tt>, <tt>Gerhard</tt>, <tt>Gottfried</tt>, <tt>Siegfried</tt>, <tt>Wilhelm</tt> sind. Hierher auch <tt>Giesecke</tt> für <tt>Giesebrecht</tt> (<tt>Gisbert</tt>), <tt>Meinecke</tt> für <tt>Meinhard</tt>, <tt>Reinecke</tt> für <tt>Reinhard</tt>, <tt>Wernicke</tt> zu <tt>Werner</tt>; daher auch Ableitungen wie <tt>Bäsecke</tt>, <tt>Besecke</tt> neben <tt>Baas</tt>, <tt>Brändicke</tt> neben <tt>Brand</tt>, <tt>Jänicke</tt> neben <tt>Jan</tt>
{{NE}}Aber eine Reihe anderer Familiennamen entzieht sich dem Gesetz der Zweigliedrigkeit (<noinclude>[[../025|unten S. 25]]</noinclude><includeonly>[[#Seite 025|unten S. 25]]</includeonly>) unserer Namen und den Forderungen der Deutbarkeit auf ganz andere Weise. Es handelt sich um Kurz- oder Kosenamen, in denen das erste Wortglied ziemlich erhalten bleibt, während das zweite Wortglied durch eine Endung vertreten wird. Man denke an Familiennamen wie <tt>Deecke</tt>, <tt>Gerke</tt>, <tt>Göke</tt> (<tt>Gödecke</tt>), <tt>Seeke</tt>, <tt>Wilke</tt>. Man muß wissen, daß dies Abkürzungen für alte zweigliedrige Vollnamen wie <tt>Dietrich</tt>, <tt>Gerhard</tt>, <tt>Gottfried</tt>, <tt>Siegfried</tt>, <tt>Wilhelm</tt> sind. Hierher auch <tt>Giesecke</tt> für <tt>Giesebrecht</tt> (<tt>Gisbert</tt>), <tt>Meinecke</tt> für <tt>Meinhard</tt>, <tt>Reinecke</tt> für <tt>Reinhard</tt>, <tt>Wernicke</tt> zu <tt>Werner</tt>; daher auch Ableitungen wie <tt>Bäsecke</tt>, <tt>Besecke</tt> neben <tt>Baas</tt>, <tt>Brändicke</tt> neben <tt>Brand</tt>, <tt>Jänicke</tt> neben <tt>Jan</tt>

Aktuelle Version vom 5. Februar 2012, 08:44 Uhr

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      Die Sprache ist in stetem Wandel begriffen, und nur auf dem Papier kann sich eine gewisse Gleichmäßigkeit halten. Wie alle Sprache sich verändert, müssen sich auch die Familiennamen verändern, und so stellen sich Undeutlichkeit und Unklarheit der Namen ein. Durch mündliche Überlieferung entstehen auch volkssprachliche Kürzungen wie Matz, Marx, Lux aus Matthäus, Markus, Lukas, Hans aus Hannes (Johannes), Balzer aus Balthasar. Es läßt sich geschichtlich beobachten, daß Seiffert, Seuffert, auch Siefert, Seyfried aus Siegfried (mhd. Sîvrit), Vollmer aus Volkmâr, Diemer aus Dietmâr und Hammer aus Hadumâr entstanden sind. So entstehen die Familiennamen Germer, Reimer aus ahd. Gêrmâr, Reginmâr; vgl. Hilpert aus Hildebrand, Kurt (lat. Curtius) aus Konrad, Dierk aus Dietrich, Ebert aus Eberhard, Ehret aus Ehrhart, Gehrt aus Gerhard, Herbert aus Herbrecht, Walter, Werner aus mhd. Walther, Wernher (mhd. her ‘das Heer’).

      Aber eine Reihe anderer Familiennamen entzieht sich dem Gesetz der Zweigliedrigkeit (unten S. 25) unserer Namen und den Forderungen der Deutbarkeit auf ganz andere Weise. Es handelt sich um Kurz- oder Kosenamen, in denen das erste Wortglied ziemlich erhalten bleibt, während das zweite Wortglied durch eine Endung vertreten wird. Man denke an Familiennamen wie Deecke, Gerke, Göke (Gödecke), Seeke, Wilke. Man muß wissen, daß dies Abkürzungen für alte zweigliedrige Vollnamen wie Dietrich, Gerhard, Gottfried, Siegfried, Wilhelm sind. Hierher auch Giesecke für Giesebrecht (Gisbert), Meinecke für Meinhard, Reinecke für Reinhard, Wernicke zu Werner; daher auch Ableitungen wie Bäsecke, Besecke neben Baas, Brändicke neben Brand, Jänicke neben Jan