Garsden: Unterschied zwischen den Versionen
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Im Jahr 1921 gab es in Garsden noch Grenzkontollen. Das Foto (rechts) zeigt das Zollamt am Grenzübergang.<br> | |||
Ab 10. Januar 1923, gleichzeitig mit der Besetzung des Ruhrgebiets durch Frankreich und Belgien, besetzten über 1.000 bewaffnete Litauer im Handstreich („Klaipėda-Revolte”) das Memelland und die Stadt Memel. Offiziell wurde dies als interner memelländischer Aufstand bezeichnet, die Aktion wurde jedoch von Litauen aus mit einem „Schützenbund” und Mitgliedern regulärer Truppen durchgeführt, in Zivilkleidung, aber markiert mit Armbinden (MLS, lit. Mažosios Lietuvos sukilėlis, kleinlitauischer Aufständischer). Unterstützung aus dem Memelland war dabei vernachlässigbar. | Ab 10. Januar 1923, gleichzeitig mit der Besetzung des Ruhrgebiets durch Frankreich und Belgien, besetzten über 1.000 bewaffnete Litauer im Handstreich („Klaipėda-Revolte”) das Memelland und die Stadt Memel. Offiziell wurde dies als interner memelländischer Aufstand bezeichnet, die Aktion wurde jedoch von Litauen aus mit einem „Schützenbund” und Mitgliedern regulärer Truppen durchgeführt, in Zivilkleidung, aber markiert mit Armbinden (MLS, lit. Mažosios Lietuvos sukilėlis, kleinlitauischer Aufständischer). Unterstützung aus dem Memelland war dabei vernachlässigbar. | ||
Ab Frühjahr 1923 entfielen die Grenzkontrollen. | |||
== Geschichte == | == Geschichte == |
Version vom 18. Dezember 2011, 23:34 Uhr
Bitte beachten Sie auch unsere Datensammlung aller bisher erfassten Personen aus dem Memelland |
Hierarchie
- Regional > Litauen > Garsden (lit. Gargždai)
- Regional > Historisches Territorium > Deutschland 1871-1918 > Königreich Preußen > Ostpreußen > Kreis Memel > Garsden (lit. Gargždai)
Einleitung
Garsden (lit. Gargždai, russisch Гордж – Gordsch) ist eine Stadt im Westen Litauens in unmittelbarer Nachbarschaft der Großstadt Memel und hat daher entgegen dem Trend bei kleineren Städten wachsende Einwohnerzahlen. Es hat den Status eines Stadtamtes (miesto seniūnija) in der Rajongemeinde Klaipėda. Durch den Ort fließt die Minge (Minija). Garsden liegt an der Autobahn von Klaipėda nach Kaunas und Vilnius. Garsden lag früher fast unmittelbar an der alten ostpreußischen-litauischen Grenze; das erste ostpreußische Dorf an der Grenze bei Garsden war Laugallen (heute litauisch Laugaliai). [1]
- Garsden, 1736 Garßden, liegt jenseits der Grenze auf zemaitischem Gebiet. Der Ort wurde von "Erbfrey-Bauren" bewohnt und war "Chatoulland", also Waldbauernland
- Garsden gehörte 1736 zum Amt Clemmenhof.
- Michel Paschil, Chatoulort nach dem Bewohner benannt, 1763 zu Crottingen
Name
Gargdzen, Gargsden, Gargzden, Garsden, Garsgden, Garzden [2]
zemaitisch Gargždā
polnisch Gorżdy
russich Гордж
Der Name bezieht sich auf die Beschaffenheit des Bodens.
Der Name Paschill bezieht sich einen Wohnort am Rande der Heide.
- preußisch-litauisch "garždas" = Kies, Grand
"pašilas" = die Gegend an der Heide [3]
Das Wappen von Garsden zeigt einen Lorbeer-Kranz mit Schwert auf rotem Grund.
Kirchliche Zugehörigkeit
Katholische Kirche
Die Kirche zum Heiligen Erzengel Michael (Šv. arkangelo Mykolo bažnyčia)
Eine erste Kirche wurde 1535 von der Großfürstin Bona Sforza in Garsden errichtet. Weil mit Radvilos die Kirchenältesten Anhänger der Reformation waren, wurde die Kirche geschlossen, und da man sich nicht mehr um den Kirchenbau kümmerte, begann das Gotteshaus zu verfallen.
Ab 1590 setzte sich Königin Anne Jogailaitė Batorienė (Ana Jagiełło) für die Rückkehr zum katholischen Glauben ein. Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges 1648 begann man an der alten Stelle mit dem Bau einer neuen Kirche. Diese wurde im Jahre 1671 eingeweiht. Schon seit 1613 war Garsden Kirchspielort. Bis dahin gehörte die Ortschaft zur Kirchengemeinde Polangen. Beim großen Feuer 1786 brannte die Kirche ab. Schon 1791 wurde eine dritte Kirche errichtet.
Im Jahr 1806 gehörte die Kirche zum Dorf Weizen (Vėžaičiai).
1840 entstand eine gemauerte Kapelle mit einer Gruft, die als Mausoleum genutzt wurde. Von 1908 bis 1914 unterhielt die Gemeinde eine allgemeine Volksschule, für die eine litauisch-katholische Abstinenz-Gesellschaft (Gesellschaft für Mäßigung) die Patenschaft übernommen hatte.
Nach dem Einmarsch der Deutschen wurde am 22. Juni 1941 die Kirche niedergebrannt. Danach fand der Gottesdienst in einer Holzhütte statt. Von 1942 bis 1943 wurde ein Backstein-Pfarrhaus gebaut. In der Sowjetzeit war das kirchliche Leben stark eingeschränkt.
Bereits 1988 wurde mit den Planungen für den Bau einer neuen Kirche begonnen. Nur ein Jahr später wurden Vorbereitungsarbeiten an der historischen Stätte durchgeführt. 1990 konnte mit den Bauarbeiten angefangen werden. 1992 wurde die Kirche fertiggestellt und mit den Weihnachtsfeierlichkeiten eingeweiht. Entstanden ist ein postmoderner Bau mit einem seitlich gestellten Kirchturm mit steiler Spitze. Ein markantes Wahrzeichen sind vier hohe Säulen vor der Giebelfassade des Kirchenschiffs, die zu beiden Seiten einer angedeutenden, halbrunden Apsis stehen. [4]
Bewohner
Garsden hatte bis zum kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges eine litauisch-jüdisch-deutsch gemischte Bevölkerung.
Einwohnerzahlen
Jahr | Einwohnerzahl | davon Juden | in Prozent |
---|---|---|---|
1847 | 648 | ||
1859 | 1.527 | ||
1897 | 2.470 | 1.455 | 59 % |
1932 | 2.127 | 1.409 | 49 % |
1959 | 1.527 | ||
2011 | 18.032 |
Im Jahr 1921 gab es in Garsden noch Grenzkontollen. Das Foto (rechts) zeigt das Zollamt am Grenzübergang.
Ab 10. Januar 1923, gleichzeitig mit der Besetzung des Ruhrgebiets durch Frankreich und Belgien, besetzten über 1.000 bewaffnete Litauer im Handstreich („Klaipėda-Revolte”) das Memelland und die Stadt Memel. Offiziell wurde dies als interner memelländischer Aufstand bezeichnet, die Aktion wurde jedoch von Litauen aus mit einem „Schützenbund” und Mitgliedern regulärer Truppen durchgeführt, in Zivilkleidung, aber markiert mit Armbinden (MLS, lit. Mažosios Lietuvos sukilėlis, kleinlitauischer Aufständischer). Unterstützung aus dem Memelland war dabei vernachlässigbar.
Ab Frühjahr 1923 entfielen die Grenzkontrollen.
Geschichte
Zuflucht von Juden
Als das Memelland im Februar 1939 an das Deutsche Reich zurückgegeben wurde, mußten die Juden aus der Stadt Memel flüchten. Wohlhabende Familien versuchten vom Hafen nach Übersee zu entkommen. Sehr viele Juden glaubten sich durch Flucht nach Litauen retten zu können. Das Foto unten links zeigt jüdische Familien auf der Landstraße nach Garsden (lit. Gargzdai), das kurz hinter der Grenze liegt. Dort waren sie jedoch nicht in Sicherheit, denn die litauische Kleinstadt war Schauplatz der ersten Massenerschießung von Juden nach dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion im Juni 1941. Heute erinnern in Garsden mehrere Gedenksteine an die Opfer (Foto unten, in der Mitte).
- Die alte Aussegnungshalle auf dem jüdischen Friedhof in Memel gibt es nicht mehr. Dort steht heute ein schlichter einstöckiger Bau,
der als Begegnungsstätte und Versammlungsort für die nach Memel zurückgekehrten Juden dient (Foto unten rechts).
- Die alte Aussegnungshalle auf dem jüdischen Friedhof in Memel gibt es nicht mehr. Dort steht heute ein schlichter einstöckiger Bau,
Sport
Der FK Banga Gargždai ist ein litauischer Fußballverein aus Gargždai. Der junge Verein spielt in der A Lyga, der höchsten litauischen Liga.
Der Verein erhielt 2009 die Spielberechtigung für die höchste litauische Spielklasse, nachdem der FBK Kaunas sowie Atlantas Klaipėda auf eine Ligateilnahme verzichteten.
Schon von 1994 bis 2000 war der FK Banga in der A Lyga vertreten.
Verschiedenes
Karten
Zufallsfunde
Oft werden in Kirchenbüchern oder anderen Archivalien eines Ortes Personen gefunden, die nicht aus diesem Ort stammen. Diese Funde nennt man Zufallsfunde. Solche Funde sind für andere Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen. Auf der folgenden Seite können Sie Zufallsfunde zu diesem Ort eintragen oder finden.
Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
<gov>NAUDENKO05QQ</gov>
Quellen
- ↑ Übernommen von Wikipedia
- ↑ Taufbuch Prökuls
- ↑ Kurschat, Alexander: Litauisch-Deutsches Wörterbuch, Vandenhoeck & Ruprecht, 1968
- ↑ Text übernommen vom litauischen Vikipedija, übersetzt von Bernhard Waldmann
- ↑ Mortensen, H. u. G.: Die Besiedlung des nördlichen Ostpreußen bis zum Beginn des 17.Jh Teil I: Die preußisch-deutsche Siedlung am Westrand der Großen Wildnis um 1400, Teil II: Die Wildnis im östlichen Preußen, ihr Zustand um 1400 und ihre frühere Besiedlung, in Deutschland und der Osten Band 8, Leipzig 1938