Stiftung Stoye/Band 42 (Genealogische Nachlässe)/141
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Der Name »Wendelin« burg i. Br., Freiburg 1926, Herder & Co. G.m.b.H. Verlagsbuchhandlung, Seite 591). Das historische Museum zu Basel besitzt drei Holzskulpturen von St. Wendelin aus dem 16. Jahrhundert; auf der einen erscheint er mit Stock und Lamm vor dem Christuskind, auf der zweiten umgeben ihn mehrere Lämmer, auf der dritten liegt eine Krone zu seinen Füßen. Unter den Heiligen aus der Verwandtschaft des Kaisers Maximilian sitzt er, den Rosenkranz betend, bei seiner Herde (Jahrb. Kaiserb. V Nr. 116). Auf dem Altar in der Wendelinuskapelle zu Butzbach ist eine Relieftafel des 15. Jahrhunderts mit dem Tode und dem Begräbnis Wendelins (Großh. Hessen, Kr. Friedberg Taf. V). Auf einem Altarflügel in Lautenbach in Baden steht er betend neben der Herde (Großh. Baden VII Fig. 116). In Mönchskleidung, die Schafe hütend und den Rosenkranz betend malt ihn Hans Baldung Grien auf einem Altarflügel im Staedelschen Institut zu Frankfurt (Abgeb. Weizsäcker, Kunstschätze des ehemaligen Dominikanerklosters zu Frankfurt/M., München 1923, Taf. XXXI. Ähnlich stellt ihn ein kolorierter Holzschnitt in der Stiftsbibliothek zu St. Gallen dar (Frühdrucke aus der Stiftsbibliothek in St. Gallen, Straßburg 1906, Taf. 19). Gute Barockstatue und Malereien aus dem 18. Jahrhundert mit der Legende in der Wendelinuskapelle bei Nußbach in Baden und ähnlich in manchen anderen Wallfahrtskapellen dieser Zeit, so ein Wendelinsaltar in Rothenburg o/T. In Ottweiler (Sitzungssaal des Kreishauses) ein Bild, »der Hl. Wendelin lehrt die Bewohner der Gegend die Handhabung des Pfluges«. 1934 ist in St. Wendel ein Sarkophag aufgestellt und mit einer modernen Bronzeplastik des Heiligen versehen worden. Was nun die Deutung des Namens Wendelin anlangt, so ist die Verwandtschaft mit »Wandal« = Wandalen oben schon zurückgewiesen. Auch die Berührung mit dem Volksnamen »Wenden« ist nur zufällig. Richtig erscheint vielmehr die Erklärung, die Gottschald gibt (8). Er leitet ab von Wand: Wandern, wandeln, ablauten zu winden. Wandal bedeutet mittelniederdeutsch soviel wie der Wanderer, der Pilger. Diese Erklärung des Namens hat eine starke innere Wahrscheinlichkeit für sich. Wendelinus wäre dann nur die lateinische Form von Wendeler = Pilger. Er wäre dann entstanden aus der inneren Einstellung, aus dem Bewußtsein der Sendung seines ersten Trägers, der nichts anders als ein heimatloser Wanderer, ein Pilger, ein Sendbote seines Herrn sein wollte. Noch ein Kuriosum: Nach Zedlers Universallexikon wird bei der Augsburger Damenwelt »Wendelin« als ein Fächer oder Sonnenfächer bezeichnet. Und nun noch eine eigenartige Duplizität der Ereignisse! Ist bei der dänischen Linie die Wahrscheinlichkeit sehr groß, daß sie von einem Gliede der deutschen Wendelin-Linie abstammt (der urkundliche, schlüssige Beweis fehlt allerdings noch), so ist bei der schwedischen Linie, die sich, wie mit ziemlicher Sicherheit anzunehmen ist, nach Finnland fortgesetzt hat, bis jetzt noch kein Anhalt dafür zu finden. Es ist sogar nicht unwahrscheinlich, daß dort sich derselbe Vorgang wie auf deutschem Boden wiederholt hat, daß nämlich der Familienname ebenfalls einem Orte seine Entstehung verdankt! Es gibt in Schweden ein Kirchspiel in Upsala Wendel mit Namen. Ein Ort von etwa 3000 Einwohnern, der ebenfalls aus dem 7. bis 8. Jahrhundert stammt. Auch hier ist alter Kulturboden. Schließlich gibt es auch eine »Wendels Insel« an der Küste von Halland (Westküste von Schweden zwischen Varberg und Kungsbacka) und eine Volkshochschule »Wendelsberg« in Halland, Westschweden. Ob von einem dieser Orte auch der Name Wendelin seinen Ausgang genommen hat, bleibt zu beweisen. Zum Schluß sei noch auf das Gedicht »Die Hortenlegende« von Karl Bröger (Der blühende Hammer) hingewiesen. 141 | |
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