Renner (Familienname)

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
(Weitergeleitet von Renner)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Herkunft und Bedeutung

1) Die Abstammung der Renner wird von den adeligen „Renninger", die Renningen bei Leonberg den Namen gaben, hergeleitet. 1534 soll einer ihres Geschlechts, ein Pfarrer, den Adel abgelegt und den Namen Renner angenommen haben. Quelle: Dornstetter Heimatbuch

2) Herkunft von rennaere, der Reitknecht, der reitende Bote. Quelle: Bahlow

Varianten des Namens

Johann Jakob Renner

Lindenwirt, Bürgermeister, Neckarschiffer und Floßherr, Landtagsabgeordneter von Stadt und Amt Dornstetten (Württemberg)

Johann Jakob Renner wurde am 24. 11. 1741 als Sohn des Sonnenwirts und Schultheißen Johann Adam Renner in Aach geboren. Er hat sich am 20. 6. 1766 mit Johanna Justine geborene Däuble, der Tochter des Sonnenwirts Jakob Friedrich Däuble in Nagold, verheiratet.

Gestorben ist Johann Jakob Renner am 23. 01.1803 in Dornstetten.

Beide Eheleute kauften am 14. 4. 1766 zusammen noch vor der Hochzeit von Karl Voltz, Metzger, der in Vermögenszerfall kam, die „Linde" in Dornstetten um 1025 fl. Dieses Gasthaus war damals nur zweistöckig. Renner hat 2513 fl 50 + , seine junge Frau 1996 fl 42+ in die Ehe gebracht, zusammen besaßen sie also rund 4500 fl und waren wahrscheinlich zu jener Zeit die reichsten Leute in Dornstetten.

Von dem Sonnenwirt und Stabsschultheißen Renner in Aach, der als Floßherr reich geworden war, gehen zwei Linien aus:

Die Dornstetter Linie, beginnend mit Johann Jakob, und die Ditzinger Linie (Ditzingen bei Leonberg).

Der Bruder Johann Jakobs namens Gottfried ist 1770 auf den „Adler" in Ditzingen gezogen und ist der Stammvater der Ditzinger Linie geworden.

Sein Enkel ist der ehemalige württembergische Finanzminister von Renner, 1874—1891, dessen Mutter eine geborene Siegle war.

Johann Jakob Renner war ein kluger und umtriebiger Mann. Die Dornstetter brachten ihm Vertrauen entgegen und wählten ihn schon bald zum Bürgermeister. Neben der Gastwirtschaft und dem landwirtschaftlichen Betrieb (das Anwesen Adolf Hamanns war bis 1843 Ökonomiegebäude der Linde) widmete er sich, wie sein Vater, dem Holzhandel. Er war Floßherr und Neckarschiffer und versorgte große Teile des Herzogtums Württemberg mit Bauholz, Schnittwaren und Brennholz von Tübingen an Neckarabwärts bis nach Heilbronn. An jedem größeren Ort dieser Strecke hatte er eine Anlegestelle und ein Holzlager, das ein Lagerhalter verwaltete. Dann betrieb er noch einen ausgedehnten Ochsenhandel. In den Kriegszeiten wurde er für das württembergische und badische Heeresproviantamt Lieferant für Vieh, Getreide und Futter. Auch als Geldverleiher für die Bewohner von Stadt und Amt und seiner Holzkäufer entlang dem Neckar wurde er oft angegangen.

So kam der Mann zu immer größerem Reichtum. Er ließ die „Linde" abbrechen und dreistockig, wie sie sich heute darbietet, wieder aufbauen. Aber auch seine Frau war tüchtig und geschäftsgewandt. Sie wollte sich für alle Fälle, auch für unsichere Notzeiten, sichern und legte einen Schatz an, der aus Goldmünzen im Wert von mehreren tausend Gulden bestand. Aber der Mann kam dahinter, entdeckte den Schatz in der Kommode der Frau und erklärte ihr, das sei nichts, so ein Schatzgeld, sie könne ein altes Roßeisen nehmen und in den Kommod legen, das leiste die gleichen Dienste. Geld müsse man umtreiben und arbeiten lassen. Die Frau Johanna Justina hat es dann aufgesteckt, einen Schatz anzulegen. Nach dem Tode des Mannes erklärte sie vor dem Waisen- und Nachlaßgericht, bei der Gesinnung und Zudringlichkeit ihres Johann Jakob habe sie keinen Schatz mehr ansammeln können. Aber bei dieser Nachlaßauseinandersetzung wurden dann immerhin 125 000 fl Nachlaß festgestellt. Das ergab also, wie es früher hieß, „mit Gottes Hilfe eine eheliche Errungenschaft" von rund 120000 Gulden in 37jähriger Ehe. Bei solchem Reichtum ist es kein Wunder, dass man sich heute noch von Renner eine staunenswerte Geschichte erzählt. 1768 war die zweitgrößte Glocke auf dem Turm der Martinskirche zersprungen. Es musste eine neue gegossen werden. Den Auftrag erhielt Peter Becker in Stuttgart. Die Glockengießer gössen damals noch am Bestellungsort. Als die Glocke gegossen war, gab sie keinen reinen Ton. Da sei der Lindenwirt heimgegangen, habe einen Schurz voll Kronentaler zum Einschmelzen geholt. Nach dem neuen Guß soll der Rat der Stadt mit dem Ton zufrieden gewesen sein. Die Glocke ist dem zweiten Weltkrieg zum Opfer gefallen, ist aber wahrscheinlich nicht eingeschmolzen worden, sondern in Norddeutschland verschollen.

Renner hatte für seine großen Handelsgeschäfte einen besonderen Rechtsbeistand, Dr. Römer, der in der Linde sein Anwaltsbüro hatte und abwechselnd in Dornstetten und Freudenstadt wohnte, auch oft den Oberamtmann Heller in Dornstetten vertrat.

Renner, ein Mann mit solch großen, umfangreichen Geschäftsbeziehungen und einem großen Bekanntenkreis fand auch das Vertrauen von Stadt und Amt, dieselben im Landtag zu vertreten. Von 1798 bis 1803 gehörte er ihm an. Im Jahre 1800 hat der Landtag auf Weisung des Herzogs beschlossen, die Barbestände der Landschaftskasse von Stuttgart nach Weiltingen bei Ansbach in Mittelfranken zu verbringen, wo der Herzog später vor den einrückenden Franzosenheeren Zuflucht fand. Als Grund gab man Rettung vor dem Franzoseneinfall an. Die Sache wurde stadtbekannt, und bald ging in Stuttgart auch das Gerücht um, die Kasse solle unterwegs durch Beauftragte in des Herzogs Gewalt gebracht werden. Die Landschaft (Landtag) hatte ja bekanntlich das Steuerbewilligungsrecht. Der Herzog brauchte Geld, das ihm aber der Landtag nicht genehmigte, und er soll versucht haben, auf diesem ungewöhnlichen Wege zu demselben zu kommen. Am 12. Mai 1800 gab es wegen dieses Geldtransports vor dem Landtagsgebäude einen Volksauflauf, bei dem auch Renner anwesend war. Er wird verhaftet, vernommen und gibt den Ablauf des Abends folgendermaßen an: Abendessen beim Herzogswirt Leins, Gang zum Freudenstädter Abgeordneten, um mit ihm die Heimfahrt zu besprechen, dann ungewolltes Zusammentreffen mit dem Volksauflauf, von dem er nichts gewusst habe. Bürgermeister Hehl, das Oberamt und die Polizeibehörde von Stuttgart vertretend, ist der Ansicht, der Abgeordnete habe den Anstoß zum Volksauflauf gegeben und sei der Führer desselben gewesen. Landschaftssekretär Stockmaier fordert ihn auf: „Gebt zu, dass Ihr Eure Unzufriedenheit wegen der Abführung der Landschaftsgelder zu erkennen gegeben habt!" Die Regierung mischt sich ein, verlangt genaue Untersuchung. Obwohl seine Heimatbehörde ein einstimmiges Zeugnis vorlegt, dass Renner ein ruhiger, rechtschaffener Bürger sei, auch der Landtag sich für ihn einsetzte, er im Jahre 1796 nach dem Franzoseneinfall eine bedeutende Summe in Verzinsung an die allgemeine Kriegskasse gegeben und nach dem großen Brandunglück die Gemeinde Pfalzgrafenweiler durch unverzinsliche Überlassung eines beträchtlichen Kapitals unterstützt hat, wird er zu 14 Tagen Festungshaft auf dem Hohenasperg verurteilt. Über die Verhandlungen und der beginnenden Haft ist es Heuet geworden und gut Wetter. Renner bittet den Festungskommandanten um Heuurlaub und erhält ihn. Aber das wird dem Herzog hinterbracht. Kaum war Renner daheim, da kamen reitende Eilboten der Herrschaft auf das Oberamt Dornstetten, um ihn wieder auf die Festung zu holen. Der Oberamtmann schickt sogleich seine Magd heimlich in die Linde, um Renner davon in Kenntnis zu setzen. Renner reitet sofort zurück zum Asperg und kommt vor den herzoglichen Eilboten dort an. Es war eine Zeit höchster Spannungen zwischen dem Herzog und dem Landtag, in der der Fürst, der am 29. 4. 1803 durch Napoleons Gunst die Kurfürstenwürde annahm, zuletzt seinen Willen durchsetzte. Ernst Müller schreibt in seiner Kleinen Geschichte. Württembergs über diese Auseinandersetzung: „Rebellische Ämter, wie Dornstetten, die gegen die Wegführung der Landschaftskasse protestiert hatten, wurden durch Militär zur Räson gebracht." Man sieht, wie Renner für das Volk und seine Belange eingetreten ist, als die Mehrheit der Volksvertreter dem Fürsten zu Willen war.

Lindenwirt Johann Jakob Renner ist am 23. 1. 1803 in Dornstetten gestorben.

Er hatte nur 2 Söhne, von denen einer jung starb, der andere, Eberhard Ludwig, geboren am 20. 2. 1769 wurde sein Erbe und Nachfolger auf der Linde. Dieser Eberhard Ludwig hat sich am 7. 10. 1889, erst zwanzigjährig, mit der gleichaltrigen Marie Katharine Rehfuß von Aach verheiratet. Von den 3 Kindern dieser Ehe ist eines früh, Johanna Friederike mit 15 Jahren 1806 gestorben. Nur die Tochter Wilhelmine Henriette Katharine, geboren am 23. 11. 1794 blieb am Leben, hat aber den Vater nicht kennen gelernt, denn schon am 2. 12. 1794 erlag er einem Leiden, und auch der alte Renner und seine Frau mussten ihren Sohn ins Grab sinken sehen. Die Witwe heiratete ein zweitesmal, 1798 den Metzger Gottlieb Stefan Müller von Mötzingen im Gau. Er wurde Lindenwirt und überlebte seine Frau Maria Katharina, die 1826 starb. Johann Jakob Renners Witwe Johanna Justina geb. Däuble ist am 6.08.1810 gestorben.

Der Name Renner ruhte nun nur noch auf der Enkelin Wilhelmine Henriette Katharine. Sie ging am 31.10.1816 die Ehe ein mit Louis Duvernoy[1], Kaufmann und Gründer einer großen Drogenhandlung in der Hauptstätterstraße in Stuttgart. Die Heimat der Duvernoy ist Mömpelgard, das heutige Montbeliard an der Burgundischen Pforte bei Beifort, das seit 1400 durch Heirat den Grafen von Württemberg gehörte. Durch diese Beziehungen der Grafschaft Mömpelgard und Württemberg kam es auch zu Einwanderungen von Geschlechtern von einem Land zum ändern. Auch die Duvernoy gehörten dazu. Wilhelmine Katharine hat 11 Kindern das Leben geschenkt, viel Freude, aber auch viel Leid in ihrem Leben erfahren. Den härtesten Schlag erlitt sie, als sie nach kaum 12jähriger Ehe den Mann verlor. Eine Brustentzündung riß ihn im Frühjahr 1828 von ihrer Seite. Erst 34 Jahre alt saß die Witwe verlassen da mit ihren Kindern. Nach dem letzten Willen ihres Mannes ging das Haus und die Arzneimittelhandlung auf sie über. Und wenn auch ihr Schwager Gustav Duvernoy ihr mit Rat und Tat zur Seite stand, so trug sie doch sehr schwer an der Last des aufblühenden Geschäfts. Auch als Mutter hat sie viel Tränen vergießen müssen. Ihr drittes Kind war einige Monate nach der Geburt verstorben, ihr viertes hat sie im Alter von einem, ihr fünftes im Alter von 15 Jahren verloren; ihr achtes war nur 3 Monate alt geworden. Vier Jahrzehnte lang war sie Witwe. Sie starb am 10. Dezember 1871 nach 77 Lebensjahren und wurde neben ihrem Mann auf dem ältesten Friedhof in Stuttgart, dem Hoppenlaufriedhof, begraben. Dort ist heute noch ihr Grabmal zu sehen. Es ist ganz in der Nähe des Grabes von Christian Friedrich Daniel Schubart, dem Musiker, Dichter und Zeitkritiker, den der Herzog jahrelang auf dem Hohenasperg eingesperrt hielt. Dort ist auf dem Grabmal zu lesen: „Hier ruhen in Gott Ludwig Hermann Heinrich Duvernoy, Kaufmann, 1788—1828, Gründer der Chemikalien- und Arzneimittelgroßhandlung Louis Duvernoy, und seine Gattin Wilhelmine Henriette Katharine Duvernoy geb. Renner 1795—1871." Auch die Eltern und Großeltern sind auf diesem Friedhof beigesetzt worden, wahrscheinlich auf Wunsch der Tochter und Enkelin wurden sie von Dornstetten nach Stuttgart umgebettet. Gleich beim Haupteingang ist auf dem gleichen Gedenkstein, der einem römischen Altar gleicht, zu lesen: „Deren Großeltern weil. Joh. Jac. Renner, Bürgermeister in Dornstetten, geb. d. 21. März 1741, gest. d. 23. Juni 1803, w. Joh. Justina geb. Deuble, geb. d. 6. März 1749, gest. d. 6. August 1810. Deren Eltern weil. Eberh. Ludw. Renner, Rathsverwandter u. Gastgeber zur Linden in Dornstetten geb. d. 20. Febr. 1769, gest. d. 2. Dec. 1794, Mär. Cath. g. Rehfuß geb. d. 25. Febr. 1769."

Von den Kindern Duvernoy trat der Sohn Ludwig auch in das väterliche Geschäft ein. Dessen Sohn Julius Louis Duvernoy, also ein Urenkel Renners, stiftete 1905 „im Andenken an die Voreltern, Lindenwirt Renner von Dornstetten" das von Kunstmaler R. Yelin entworfene, von der Glasmalerei Saile, Stuttgart, ausgeführte Bild „die Auferstehung Christi" im Mittelfenster des gotischen Chors der Martinskirche.

Die Arzneimittelgroßhandlung Louis Duvernoy Nachfolger besteht heute noch in der Hauptstätterstraße in Stuttgart; auch Namensträger Duvernoy leben noch dort.

Geographische Verteilung

Relativ Absolut
<lastname-map size="200">Renner</lastname-map> <lastname-map size="200" mode="abs">Renner</lastname-map>

Bekannte Namensträger

Württembergischer Finanzminister, NN von Renner, 1874 - 1891

Dr. Karl Renner, Öst. Bundespräsident 1945 bis 1950 1. Staatskanzler der 1. Republik Österreich 1. Bundeskanzler der 2. Republik Österreich geb. 14.12.1870 Unter-Tannowitz † 31.12.1950 Wien

Sonstige Personen

Geographische Bezeichnungen

Umgangssprachliche Bezeichnungen

Literaturhinweise

  • Heimatbuch der Stadt und des alten Amts Dornstetten, von Johannes Wößner und Karl Bohn.

Daten aus FOKO

<foko-name>Renner</foko-name>

Daten aus der Totenzettelsammlung

In unserer Totenzetteldatenbank findet man u. U. auch Einträge zum Familiennamen Renner.

Daten aus GedBas

Metasuche

Compgen-Metasuche.png zum Familiennamen: Renner


Weblinks