Neumanns Orts-Lexikon des Deutschen Reichs 1894/0001

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Neumanns Orts-Lexikon des Deutschen Reichs 1894
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Aa
Name mehrerer kleiner Flüsse in den Gebieten der Weser: Aa von Herford, fließt r. zur Werre -, der Vechta: Steinfurter Aa -, der Ems: Aa von Münster mündet l., Aa oder Ahe r. bei Elbergen; die letztere entsteht aus zahlreichen gleichnamigen Bächen (Aa von Hopsten, Aa von Ibbenbüren ec.), die zum Teil ihre Quellen in den nordwestlichen Gliedern des Hercynischen Gebirgssystems haben. Die Aa von Ahaus geht als Schipbeek in den Niederlanden zur Neuen Yssel.
Aabauerschaft
Bauersch., Preuß., RB. Münster, Kr. Steinfurt, AG. Burgsteinfurt, P Lär Bez. Münster, 322 Ew. (A 29,4, W 41,9 Mk.)
- Bauersch. das., Kr. Tecklenburg, AG. Ibbenbüren, P Hopsten, 307 Ew. (A 19,2 Mk.)
Aach
Fluß in Baden, tritt bei der Stadt A. am Südrande des Jura in starken Quellen hervor und mündet unweit Radolfzell in den Untersee; neuerdings ist nachgewiesen, daß die A. ein unterirdischer Abfluß der Donau ist, die im Jura bei Immendingen durch Spalten einen Teil ihres Wassers verliert.
Aach
St., Bad., Kr. Konstanz, Amt Engen, AG. Stockach, am Ursprung der Aach (s. d.), besteht aus der auf 547 m hohem Berge liegenden Stadt und dem an dessen Fuße liegenden Dorfe, 947 Ew., PT, kath. Pfarrk., Papierfabr., Viehhandel, Kunstmühlen.
- Df. das., Amt u. AG. Pfullendorf, 186 Ew.; dazu PTE A.-Linz (Linie Schwakenreuthe-Pfullendorf d. Bad. Staatsb.).
- in Bayern, Df., Bay., RB. Schwaben, BezA. Sonthofen, AG. Immenstadt, 721 Ew. P.
- Df., Preuß., RB., Landkr., AG. u. P Trier, 438 Ew., Bürgerm., kath. Pfarrk., vortrefflicher Dungkalk. (A 12,5 Mk.)
- Df., Württ., Schwarzwaldkreis, OberA., AG. u. P Freudenstadt, 541 Ew.
Aachen
Regierungsbezirk, Preuß. Rheinprovinz, liegt mit der nördl. Hälfte in dem sehr fruchtbaren Tiefland, mit der südl. auf dem Schiefergebirge (Moore des Hohen Venn), enthält am Fuß des Gebirges Steinkohlenlager an der Wurm und Inde, hat die Ruhr (Roer) zum Hauptfluß, zählt auf 4155 qkm (75,46 QM.) 564,566 (1816: 307,958) Ew., davon 21,036 Evang., 539,016 Kath. und 4387 Juden (136 Ew. auf 1 qkm), und zerfällt in die 11 Kreise: Stadt-A., Land-A., Düren, Erkelenz, Eupen, Geilenkirchen, Heinsberg, Jülich, Malmedy, Montjoie und Schleiden. Bodenbenutzung: 43,4 Proz. Acker u. Gärten, 7,9 Wiesen, 17,9 Weiden, 26,3 Proz. Holzungen (Reinertrag: ha 22, A 38,5 Mk.).
Aachen
Stadt u. Stadtkr. (187 m), Preuß., RB. A., in angenehmer Gegend am Fuß des Berglands und an der Wurm, 103,470 (1816: 32,072) Ew., davon 6427 Evang. u. 1334 Juden; 2 Bat. Nr. 53; PTE (Linien A.-Jülich, A.-Rothe Erde, A.-Rheydt, Langerwehe-Herbesthal der Preuß. Staatsb., der A.-Maastrichter Eisenb. u. Eisenb. A.-Antwerpen), Reichsbankstelle, Aachener Bank, Aachener Diskontogesellsch., Bergisch-Märkische Bank, Aachener Rückversicherungsgesellsch., 2 Vorschußvereine, Regierung, Landgericht nebst Kammer für Handelssachen und Schwurgericht, Amtsgericht, Handelskammer, Hauptzollamt, Direktion der A.-Maastrichter Eisenb. u. der Aachener Industrieb., Forstinspektion, Bergrevier, Sitz der A.-Münchener Feuerversicherungsgesellschaft u. der Aktiengesellsch. für Bergbau, Blei- u. Zinkfabrikation zu Stolberg und in Westfalen; 1 ev., 31 kath. Kirchen, unter diesen neben der Michaelis- (mit Gemälden), der Petri- (mit schönem Hochaltar) u. der Franziskanerkirche besonders der Dom oder das Münster, in seinem Ursprung bis auf Karl. d. Gr. (796) zurückgehend, mit Chor von 1353-1413, den Gebeinen Karls d. Gr. u. mit vielen Reliquien in der Heiligtumskammer, die alle 7 Jahre gezeigt werden; Synagoge; kath. u. parität. Gymnasium, Realgymnasium, polytechnische Schule für Rheinland u. Westfalen in großartigem Gebäude, Realschule mit gewerbl. Fachklassen, höhere Webschule, gewerbl. Zeichen- u. Kunstgewerbeschule, Stiftsschule, Lehrerinnen-Bildungsanst., Taubstummenanst., mehrere Irren-Anstalten, Bürgerhospital Mariahilf, zahlr. Wohlthätigkeitsanst., große Stadtbibliothek, Altertums- (Suermondt-) Museum, großes Zeitungsmuseum, Gesellsch. für nützliche Wissenschaften und Gewerbe ec. Die Straßen sind meist regelmäßig und schön, besonders die in der letzten Zeit entstandenen, die außerhalb der innern Stadt neue Stadtteile bilden. Die innere Stadt scheiden von den ehemalig. Vorstädten Straßen, Gräben genannt (der Templer-, Alexianer-, Hirschgraben ec.). Unter den Plätzen sind der Große Markt mit einem Springbrunnen (Bronzestatue Karls d. Gr.) und dem sehenswerten Rathaus, das 1358 in gotischem Stil an Stelle des Kaiserpalastes erbaut ward und den Krönungssaal der deutschen Könige (51 m l., 19 m br.) enthält, ferner der Friedrich Wilhelms-Platz mit dem Elisenbrunnen und dem Kaiserbad, der Münsterplatz, der Bahnhofsplatz mit dem Kriegerdenkmal, der Kaiserplatz mit monumentalem Springbrunnen, der Hansemannplatz mit dem Denkmal Hansemanns, der Rehmplatz mit der Muttergottesstatue. Von den alten Ringmauern sind nur noch geringe Reste, von den Thoren nur noch 2 (das Pontthor im NW. und das Marschierthor im S.) übrig. Industrie: A. ist der Hauptsitz der Tuch- u. Buckskinfabrikation in Deutschland. Aus überseeischer Wolle (vom Kapland, Buenos Aires ec.) werden in mehr als 40 Anstalten jährlich 200,000 Ztr. Garn gesponnen, in 138 Betrieben zu A. und Burtscheid mit etwa 80 Dampfmaschinen von 3000 Pferdekräften und 13,300 Arbeitern jährlich 200,000 Stück Tuch im Werte von 36 Mill. Mk. erzeugt, wovon Tuche im Werte von 7-8 Mill. Mk. auf amerikanischen Märkten Absatz finden. Während diese Industrie bereits im 12. und 13. Jahrh. blühte, entwickelte sich seit 1550 die Nadelfabrikation, zuerst von Steck-, später (seit 1804) von Nähnadeln und neuerdings auch von Nadeln für Nähmaschinen (Nähnadeln jährlich etwa 17,000 Mill. Stück). Von besonderer Wichtigkeit sind noch die Kratzenfabr., die Fabr. für Glasknöpfe u. Chemikalien (die Anstalt Rhenania erzeugt Schwefelsäure, Sulfat, Sodasalze, Salzsäure ec.), für Luxus- u. Eisenbahnwagen, Samtband u. Seifen, die Eisengießereien, Maschinen- u. Dampfkesselfabr. Außerdem liefert die Industrie von A. Glas-, Tabak u. Zigarren, Papiertapeten, Woll- u. Leinen-, Posamentier-, Steingutwaren, feuerfeste Steine, Farben, Handschuhe, Leder, Maschinenriemen, Sonnen- u. Regenschirme, Strohhüte, Feuerspritzen ec.; es bestehen 1 Glockengießerei, 1 Zuckerraffinerie, starke Bierbrauerei und Branntweinbrennerei, Gerbereien, Färbereien, Dampfsägemühlen, viele Kupferschmiede, Gold- und Silberarbeiter ec. Wichtig ist auch der Steinkohlenbergbau; Ausbeute 1891: 1,676,004 Ton. Bedeutend ist der Handel, neben dem mit den Erzeugnissen der Stadt mit Wolle, Getreide, Steinkohlen, Wein, Metallen, Leder u. Holz. Garten- und Ackerbau blühen. Auch als Badeort hat A. eine Berühmtheit erlangt. Neben einigen Eisenquellen haben die Natron, Jod, Brom u. Kochsalz enthaltenden Schwefelthermen eine Anzahl von Bädern entstehen lassen. Die wichtigsten dieser Quellen sind die 3 obern, die Kaiser- (57,5°), die Quirinusquelle (50°) und die Quelle am Kaiserbad und unter den untern der alte Trinkbrunnen (35°), die Cornelius- (45,7°) und die Rosenbadquelle (47°). Diesen Quellen verdankt A. seinen Namen (aach, aqua). Alexander Severus richtete 220 die Bäder ein. Karl. d. Gr. machte A. zum Mittelpunkt seines Reiches. Von