Nachrichten der Gesellschaft für Familienkunde in Kurhessen und Waldeck/01/069
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Nachrichten der Gesellschaft für Familienkunde in Kurhessen und Waldeck/01 | |
Eine Veröffentlichung der Gesellschaft für Familienkunde in Kurhessen und Waldeck e.V. (GFKW). | |
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im 14, Jahrhundert eine Patrizierfamilie Langschenkel, von denen einige Mitglieder die Ritterwürde erlangten, vorhanden war, forschte ich weiter und fand in der Veröffentlichung der Historischen Kom-mission für Hessen und Waldeck über die Kasseler Klostemrkunden die Bestätigung, daß die Kasseler Familie Langschenkel in Wolfsangel begütert gewesen war,2) So ergab sich die richtige Erklärung des Flurnamens. Eine andere Flurbezeichnung der Wolfsangerschen Gemarkung lautet „am (hinterm, überm) Burggrafen". Der Name war rätsel» Haft, da es einen Burggrafen dort niemals gegeben halte. Auch die Klosterurkunden ließen mich hier im Stich. Da fand ich zufällig im Marburger Staatsarchiv einen Lehensrevers vom 3. Januar 1597 über 1>/2 Hufen Landes vor Wolfsangel gelegen, die Nikolaus Beutel, Hauptmann der Festung Kassel, gekauft und mit denen ihn Landgraf Moritz belehnt hattet) Der Vater dieses Nikolaus Beutel aber war 1568 Schloßpförtner in Kassel, also der Burggraf, der ver¬mutlich fchon vor seinem Sohne Ländereien in Wolfsangel besaß. Hat man als Flurnamen in einem Orte das Vorhandensein einer Familie daselbst festgestellt, so darf man nicht ohne weiteres aus dem Vorkommen desselben Namens in einer anderem Gemarkung darauf schließen, daß auch dort die fragliche Familie ansässig gewesen sei, Die Flurnamen Gysen-Graben (1412, 141U), Giesenstück, Gnsen-Hag. Geisengarten bei Weisungen beweisen, daß die alte hessische Fa¬milie Giese oder Geise ljetzt von Geyso) hier Besitzungen hattet) Die Giesenallee bei Niedeizwehren, die große und die kleine Giese bei Kassel (letztere ehemals an der Stelle der jetzigen Karlsaue) haben zu dieser Familie oder einer anderen gleichen Namens vielmehr gar keine Beziehungen' sie deuten vielmehr auf feuchte, von einem Wasserlauf durchzogene Wiesen hin. Vor allen Dingen aber muß man sich hüten, bei der Heran-ziehung von Flurnamen für die Familienforschung der Phantasie die Zügel schießen zu lassen. In der Gemarkung des Dorfes Nieder-zwehren findet sich der Flurname Lambert. In seiner „Chronik von Niederzwehreu" schreibt Konrad Usbeck darüber: 5) „Lambert — dieses Wort, ein Eigenname, weist wohl auf einen Kirchenpalion hin, vielleicht gar auf Lambert von Hersfeld, Geschichtsschreiber (gestorben 1088) oder auf Lambert, den Reformator Hessens, Professor zu Marburg (gestorben 18. April 1530)." Lambert von Avignon, der eiste Theologieprofessor der neugegriindeten Uniuersität Marburg, der so arm war, daß er verschiedentlich klägliche Mitschreiben um Unterstützung an die Stadt Wittenberg richtete, und der Hersfelder Mönch Lambert als Grundbesitzer in Niedeizwehren — das ist nicht 2) Schulße, Klosterarchive, Vd. 2, S. 50, Ni. 128. 2) Staatsarchiv Marburg, O. S. <2. 939. <) Zeitschiist des Verein- für hessische Geschichte und Landeskunde, Bd. 53, S. 6. ') a. a, O. S, 7. Das Buch von Usbeck ist überhaupt mit Vorsicht zu gebrauche!!, wie demnächst nachgewiesen wird. Anm. d. Schrisll.