Landau und die Südpfalz/Adressbuch 1932/Landauer Straßennamen erzählen
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Was Landauer Straßenamen erzählen
Auch Straßennamen können etwas erzählen. Sie halten vielfach frühere Zustände einer Stadt und deren Entwicklung fest, pflanzen Ueberlieferungen fort, sie sind wie Runen in das steinerne Gesicht der Stadt eingeschnitten, zuverlässig und dauerhaft, und darum mag es keine undankbare Aufgabe sein, einmal dem Ursprung der Tandauer Strassennamen nachzugehen.
Allmendgasse erinnert an ein Allmendgut, d.h. ein städtisches Gut, das in gewissen Zeiträumen an städtische Bürger zur Nutznießung neu verteilt oder verlost wurde. Das Gut, vornehmlich aus Gärten bestehend, lag außerhalb der Stadt. Als es in die Stadtmauer einbezogen wurde. wurde es nach und nach auch verdaut. Die Gasse bezeichnet die Tage des Guts.
An 44. Wo heute der Westbahnhof steht, befand sich früher ein von Wasser umgebenes Festungswerk mit der Nummer 44. Dort führte ein bei den Landauern beliebter Spazierweg mit hohen Ulmen, die zum Teil heute noch in den dortigen Anlagen erhalten sind, vorüber. und um die Erinnerung daran festzuhalten wurde die Straße „An 44“ benannt.
Birnbaumstraße zur Erinnerung an den Verfasser der “Geschichte der Stadt Landau und der Dörfer Queichheim, Dammheim und Nußdorf“, Johannes von Birnbaum, Präsident des Appellationsgerichts in Zweibrücken Er war 1763 in Queichheim als Sohn eines armen Taglöhners geboren.
Die Blumgasse hat ihren Namen von dem Gasthaus zur Blum‘, Ecke der Blumgasse und der Kaufhausgasse, jetzt Hirsch-Franksches Haus.
Wie die Blumgasse, so hattest auch andere Gassen ihren Namen von den in ihnen liegenden Gasthäusern so die Rösselsgasse (der in der Altstadt liegende Teil der Westbahnstraße), die Nußbaumgasse und wahrscheinlich auch die Trappengasse, denn es liegt nahe, hier an die auch anderwärts vorkommende Umbildung des Wortes Traube in Trappe zu denken. (Der Vogel Trappe ist bei uns zu selten, als daß er hier in Betracht kommen könnte.) Ferner die Schwarzbärengasse, der zwischen Kronstraße und Königstraße gelegene Teil der heutigen Kirchstraße, die ihren Namen von der Bierbrauerei zum Schwarzen Bären hatte. Die Hirschgasse, an der die Brauerei zum Hirsch lag, u. a.
Burghofgasse. Dort hatte Ende des l3. Jahrhunderts ein gewisser Johann von Rymberg eine Burg gebaut. Die Burg lag vor der Stadtmauer. Im Jahre 1308 erhielt die Stadt von Kaiser Albrecht die Erlaubnis, die Burg abzubrechen. Nur der Turm der Burg, der sich bis heute als Galeerenturm erhalten hat, blieb stehen. Die adeligen Bewohner der Burg. die Burgmänner, erbauten sich in der Stadt sogenannte Höfe, deren man im 15. Jahrhundert noch fünfzehn zählte.
Cornichonstraße. Sie führt an dem Gelände vorüber. auf dem 1711 ein Außenwerk errichtet wurde, das von seiner hornartigen Gestalt den Namen Cornichon (Hörnchen) erhielt. Es wurde auf dem Platz des Landauer Hochgerichts, des Galgens, angelegt, daher das Werk auch die Galgenschanze genannt wurde. Heute stehen dort die Artilleriekasernen.
Dammühlstraße. Richtiger wäre Daumühlstraße, denn der Name kommt von den zwei Daumühlen, früher Aumühlen, die am Ausfluß der Queich in der Nähe des Hauptbahnhofes lagen. 1792 wurden die Mühlen abgebrochen und an ihrer Stelle eine Schanze gebaut (daher d’Aumühle) und der Name der Schanze verwandelte sich allmählich in Dammühlschanze.
Die Eichbornstraße soll das Andenken an den Bürgermeister Dr. Eichborn wachhalten, der 1862 - 1873 und 1879 - 1888 die Stadtverwaltung leitete. Während seiner Amtszeit wurde unter vielem anderen die Entfestigung Landaus durchgeführt, ein Bebauungsplan für die neuen Stadtteile aufgestellt, die Wasserleitung gelegt und die Kanalisation beschlossen.
Fortstraße. Ohne weiteres verständlich, da sie zu dem einzigen noch übrig gebliebenen Stück der alten Festung, zu dem im Jahre 1700 auf dem Kaffenberg erbauten Kronwerk das Fort, führt.
Glacisstraße Sie führt über ehemaliges freies Vorfeld (glacis) vor der Südostseite der Festung.
Hartmann-Straße hat ihren Namen von dem Kommandeur des zweiten bayerischen Armeekorps im Feldzug 1870-71.
Husarengasse. In der Nähe dieser Gasse stand eine Husarenkaserne. Damit hängt der Name der Gasse vermutlich zusammen. Es ist anzunehmen, daß die Husarenkaserne das heutige Beilmannsche Unwesen war. Dieses wurde im Jahre 1715 als Kaserne erbaut. Zu bayerischer Zeit diente sie als Kaserne für das Fuhrwesen (heute nennt man das deutsch Train) und später als Fußartilleriekaserne.
Karl-Sauer-Straße Karl Sauer war als Major und Kommandeur der hier liegenden Abteilung des 2. Feld-Artillierie-Regiments Garnisonsältester und leistete der Stadt bei dem Erwerb von Militäreigentum und bei der Entfestigung wertvolle Dienste. wofür die Stadt ihm durch Benennung einer Straße mit seinem Namen dankte. Sauer starb als General der Artillerie; er war ein bedeutender Militärschriftsteller.
Kaufhausgasse. Das heute noch stehende Kaufhaus am Paradeplatz (jetzt Coronatheater), von dem die Gasse ihren Namen hat bestand schon im 15. Jahrhundert. Es war der Mittelpunkt des Handels, diente aber auch noch anderen Zwecken. In einem der unteren Räume befand sieh das städtische Geschütz und die Büchsen, die Stadtwaage für Frucht, Mehl usw., die Wollenwaage und eine Safranwaage. Räume zur Aufbewahrung von allerlei Metallen. Pflugscharen, Barchent, Zwilch, Leinen, Salz, Schmalz, Butter. Heringen, Bückingen und anderen Fischen, Pech, Harz, Honig, es scheint also das Haus auch zum Handel im Großen gedient zu haben. Im oberen Raum befand sich das Tanzhans, in dem später ein Theater eingerichtet wurde. Auf dem Speicher wurden Pulver, Salpeter und Schwefel aufbewahrt, In späteren Jahren bis in die neuere Zeit wurde in den unteren Räumen wöchentlich Fruchtmarkt abgehalten.
Kapuzinergasse. In dem von der Kapuzinergasse, der Waffenstraße und der Mengelsgasse umgrenzten Unwesen hatten Kapuziner aus einem ihnen von einem Bürger geschenkten Grundstück ein Hospitium, also eine Anstalt zur Aufnahme Fremder und Notleidender, errichtet. Später war es ein Militärgebäude (Auditoriat), heute ist es Privateigentum. Es hieß im Volksmund das Klösterle.
Klosterbrückehen. So genannt. weil die Brücke zu dem Kloster der Steigerherren, dem Stift, führte.
Kugelgartenstraße. Wo heute das Gebäude des Gymnasiums und der Realschule steht, war einst der Zimmerplatz der Festung. Daran schloß sich südlich der Kugelgarten, ein Platz, auf dem Kanonenkugeln verschiedener Größe pyramiden- und satteldachförmig ausgestapelt waren, und ein Pulverturm. Der Zimmerplatz ist vollständig verbaut, der Kugelgarten ist Schulhof und der Pulverturm wurde seinerzeit in eine Turnhalle für das Gymnasium und die Realschule umgewandelt und steht heute noch mit seinen dicken „bombensicheren“ Wänden. Wenn die Kugeln gewichst wurden, was von Zeit zu Zeit geschah, um sie vor Rost zu schützen, dann zog bei entsprechendem Wind der angenehme Duft weit in die Stadt hinein. Außer dem erwähnten Pulverturm gab es noch einen solchen hinter der Roten Kaserne (der Platz zwischen diesem Pulverturm und dem Zimmerplatz war Exerzierplatz) und einen hinter der Reitschule. Alle waren hart am Wall gelegen. In der Kugelgartenstraße befindet sich ein altes Haus - es ist erst vor kurzem durch Umbau verändert worden -, von dem Professor Hagen vermutet, daß sich darin in früherer Zeit das Landauer Spital befand. Es trägt heute die Hausnummer 10.
Die Langstraße ist zu Ehren des Stifters des Waisenhauses Johann Lang, der von 1848 bis 1857 Bürgermeister war, so genannt.
Linienstraße“, zuerst Liniengrabenstraße genannt. Linien sind im Befestigungswesen Erdwerke zum Schutze schwacher Stellen. (Es sei hier an die Weißenburger Linien erinnert.) Drei solcher Erdwerke hatte General Melac, als die erste Belagerung drohte, an den von der Flaque nicht gedeckten Seiten errichtet, das eine am Französischen Tor, das andere am Ausfluß der Queich und das dritte am Queichheimer Weg. Das letztere hat der Straße ihren Namen gegeben. Es war in der Kehle durch einen Wassergraben, den Liniengraben gedeckt.
Die Mahlastraße trägt den Namen eines der verdienstvollsten Bürgermeister, die Landau je gehabt hat. Was er für die Entwicklung der Stadt getan, lebt noch so frisch im Gedächtnis der Landauer, daß es hier nicht besonders aufgezählt zu werden braucht. Er war Bürgermeister von 1887 bis 1904. Da die Familie Mahla der Stadt drei Bürgermeister gestellt hat, hat der Name Mahlastraße eine-besondere Bedeutung.
Mauergasse ist der Rest einer Gasse, die dorten an der Stadtmauer verlief.
Mengelsgasse. Dieser eigentümliche unverständlich gewordene Name leitet sich von mengeln, das im Mittelhochdeutschen menkeln hieß und hökern, handeln usw. bedeutet. In der Gasse wohnten vornehmlich Höker, Händler und auch Marktleute.
Mönchsgasse. Das Zisterzienser-Kloster in Eußerthal war in Landau und Umgebung begütert und unterhielt deshalb in Landau einen sogenannten Mönchhof, in den die Zehnten an Getreide, Butter. Eier, Honig usw. abgeliefert wurden. Dieser Mönchhof wird bereits in einer Urkunde von 1268 erwähnt Die Mönchsgasse zeigt an, wo er lag. Ebenso erinnert die
Nonnengasse daran, daß auch die Zisterzienserinnen des Klosters Heilsbruck bei Edenkoben einen Mönchshöf in Landau hatten.
Pfortengasse. Die alte Stadtbefestigung hatte zwei Haupteingänge die Frauenpforte, wo später das Französische Tor, und die Mühlhausener Pforte, wo das Deutsche Tor errichtet wurde; außerdem zwei Nebeneinlässe, die nur im Sommer geöffnet waren. die St. Niklaspforte im Westen und die zur Viehweide führende Kuhpforte im Osten. Von der letzteren hat die Gasse ihren Namen.
Ravelinstraße. Ravelin ist eine halbmondförmige Vorschanze innerhalb der Festungswerke Es gab deren mehrere. Zwei von ihnen deckten die Zugänge zu den Toren und hießen dementsprechend französisches Ravelin und deutsches Ravelin. Das Wachthaus des französischen Ravelins stand genau aus der Stelle, wo heute das Gebäude der Rheinischen Creditbank steht. Daraus erklärt sich der Name Ravelinstraße. Das Wachthaus in dem Ravelin vor dem Deutschen Tor steht heute noch. zuletzt war darin die Kleinkinderschule untergebracht, jetzt ist es in Privathände übergegangen und wird durch ein vorgebautes Haus bald den Blicken der Vorübergehenden entzogen sein.
Reduitstraße. Unter Reduit versteht man ein selbständiges Werk innerhalb der Hauptbefestigung das unter Umständen als letzter Stützpunkt gegen einen in die Festung eingedrungenen Feind verteidigt werden kann. Das Reduit der Festung Landau war nicht in der von Vauban, dem Erbauer der Festung, beabsichtigten Weise ausgebaut worden; es fehlte ihm der Abschluß gegen die Stadtseite. Es unterbrach im Osten der Stadt den sonst in einem regelmäßigen Achteck verlausenden Hauptwall, reichte mit seiner Spitze bis zum Kreuzungspunkt von Ostring und Ostbahnstraße und umschloß den Militärholzhof, das Proviantsgebäude und die Militärbäckerei. Es war das Stück Festung, das die Militärbehörde zuletzt. im Jahre 1881, an die Stadt Landau abtrat.
Die Reiterstraße hat ihren Namen von der aus zwei langgestreckten Gebäuden bestehenden Reiterkaserne, die sich einst auf der Südseite der Straße einzog. Sie gingen im Jahre 1900 in den Besitz der Stadt über und wurden sofort abgebrochen.
Salzhausgasse. Wo heute das Kommandanturgebäude steht, war früher das städtische Salzhaus. Bei dem großen Brand im Jahre 1689, durch den der größte Teil der Stadt in Asche gelegt wurde, war das Salzhaus einer der gefährlichsten Entstehungsherde des Brandes; es flog in die Luft, denn es waren drei bis vier Zentner Pulver darin aufbewahrt. Erst nach dem Brand, der die Geradelegung der winkeligen Straßen und Gassen ermöglichte, wurde der Paradeplatz geschaffen. Vorher war der Platz vor der Kirche der einzige freie Platz in der Stadt. An der Stelle des Salzhauses wurde 1692 ein Rathaus erbaut, aber auch dieses wurde zerstört, als im Jahre 1794 das bei der Roten Kaserne gelegene Zeughaus in die Luft flog. Im Jahre 1823 wurde dann ein Kommandantenhotel, das heutige Kommandanturgebäude, dort errichtet.
Schleusenstraße. So genannt nach der dort befindlichen, in ihrer Anlage noch erkenntlichen Auslaßschleuse. Die mit der Einlaßschleuse, auf der heute das Spritzenhaus steht, dazu diente, bei Belagerungen die Festungsgräben mit Wasser zu füllen und durch Anstauen und Loslassen des Wassers die Angriffsarbeiten der Belagerer zu stören.
Urbansgasse hieß früher der zwischen Königstraße und Weißquartierstraße gelegene Teil der heutigen Kirchstraße. Sie hatte ihren Namen vermutlich von dem Zunfthaus der Weingärtner, das sich an der nördlichen Ecke der Königstraße und Urbansgasse befand, denn St. Urban ist der Schutzheilige der Weingartner.
Von-der-Tann-Straße hat ihren Namen von dem Kommandeur des 1. bayer. Armeekorps im Krieg 1870-71.
Wallstraße. Geht auf den Hauptwall der Festung zu, daher der Name.
Weißquartierstraße. Die Häuser der Stadt waren früher nicht straßenweise nummeriert. Die straßenweise Nummerierung erfolgte erst Ende 1890. Im Jahre 1698 war die Stadt in Stadtviertel eingeteilt worden. Es gab ein rotes, ein blaues. ein gelbes und ein grünes Stadtviertel. Die vier Viertel wurden durch die Gerberstraße und die Kronstraße voneinander geschieden waren also gleich groß. Ein ovales Blechschild in der betreffenden Farbe zeigte die Hausnummer. (Solche alte Hausschilder findet man noch hie und da, z. B. an dem Haufe zwischen Nr. 18 und Nr. 20 der Badstraße - früher Fleischbankgasse. Wo aber beispielsweise Haus Nr. 8 des roten oder des gelben usw. Viertels lag, das wußte gewöhnlich nur der zu sagen, der darin wohnte, und der manchmal auch nicht. Außer diesen vier Vierteln gab es noch ein weißes Viertel. Weiße Schilder trugen alle Militärgebäude und die befanden sich zum größten Teil im Osten der Stadt. Dort stand auch die Weiße Kaserne zwischen der Schleusenstraße und der Verlängerung der Reitschulgasse Die schon zu Festungszeiten bestehende Bezeichnung Weißquartierstraße kann also sowohl auf das weiße Stadtviertel wie auf die Weiße Kaserne (quartier blanc) zurückgeführt werden.
Die Woogstraße führt über die Wiesengewann Woog. Woog ist die Bodenschicht, bis zu der das Grundwasser hinaufreicht oder auch das in einem Becken oder einer Mulde vorhandene Grundwasser selbst. Die Woogwiesen werden also ihren Namen von dem nassen Untergrund haben.
Xylanderstraße Emil v. Xylander war der erste Kommandeur der im Oktober 1890 hier errichteten 5. Division. Auch er stand der Stadt bei den schwierigen Verhandlungen die sich aus der Errichtung dieser Division ergaben hilfreich bei. Außerdem wurde auf seine Anregung und unter seiner tatkräftigen Mitwirkung das städtische Museum gegründet. . Dort hatte Ende des l3. Jahrhunderts ein gewisser Johann von Rymberg eine Burg gebaut. Die Burg lag vor der Stadtmauer. Im Jahre 1308 erhielt die Stadt von Kaiser Albrecht die Erlaubnis, die Burg abzubrechen. Nur der Turm der Burg, der sich bis heute als Galeerenturm erhalten hat, blieb stehen. Die adeligen Bewohner der Burg. die Burgmänner, erbauten sich in der Stadt sogenannte Höfe, deren man im 15. Jahrhundert noch fünfzehn zählte.
Cornichonstraße. Sie führt an dem Gelände vorüber. auf dem 1711 ein Außenwerk errichtet wurde, das von seiner hornartigen Gestalt den Namen Cornichon (Hörnchen) erhielt. Es wurde auf dem Platz des Landauer Hochgerichts, des Galgens, angelegt, daher das Werk auch die Galgenschanze genannt wurde. Heute stehen dort die Artilleriekasernen.
Dammühlstraße. Richtiger wäre Daumühlstraße, denn der Name kommt von den zwei Daumühlen, früher Aumühlen, die am Ausfluß der Queich in der Nähe des Hauptbahnhofes lagen. 1792 wurden die Mühlen abgebrochen und an ihrer Stelle eine Schanze gebaut (daher d’Aumühle) und der Name der Schanze verwandelte sich allmählich in Dammühlschanze.
Die Eichbornstraße soll das Andenken an den Bürgermeister Dr. Eichborn wachhalten, der 1862 - 1873 und 1879 - 1888 die Stadtverwaltung leitete. Während seiner Amtszeit wurde unter vielem anderen die Entfestigung Landaus durchgeführt, ein Bebauungsplan für die neuen Stadtteile aufgestellt, die Wasserleitung gelegt und die Kanalisation beschlossen.
Fortstraße. Ohne weiteres verständlich, da sie zu dem einzigen noch übrig gebliebenen Stück der alten Festung, zu dem im Jahre 1700 auf dem Kaffenberg erbauten Kronwerk das Fort, führt.
Glacisstraße Sie führt über ehemaliges freies Vorfeld (glacis) vor der Südostseite der Festung.
Hartmann-Straße hat ihren Namen von dem Kommandeur des zweiten bayerischen Armeekorps im Feldzug 1870-71.
Husarengasse. In der Nähe dieser Gasse stand eine Husarenkaserne. Damit hängt der Name der Gasse vermutlich zusammen. Es ist anzunehmen, daß die Husarenkaserne das heutige Beilmannsche Unwesen war. Dieses wurde im Jahre 1715 als Kaserne erbaut. Zu bayerischer Zeit diente sie als Kaserne für das Fuhrwesen (heute nennt man das deutsch Train) und später als Fußartilleriekaserne.
Karl-Sauer-Straße Karl Sauer war als Major und Kommandeur der hier liegenden Abteilung des 2. Feld-Artillierie-Regiments Garnisonsältester und leistete der Stadt bei dem Erwerb von Militäreigentum und bei der Entfestigung wertvolle Dienste. wofür die Stadt ihm durch Benennung einer Straße mit seinem Namen dankte. Sauer starb als General der Artillerie; er war ein bedeutender Militärschriftsteller.
Kaufhausgasse. Das heute noch stehende Kaufhaus am Paradeplatz (jetzt Coronatheater), von dem die Gasse ihren Namen hat bestand schon im 15. Jahrhundert. Es war der Mittelpunkt des Handels, diente aber auch noch anderen Zwecken. In einem der unteren Räume befand sieh das städtische Geschütz und die Büchsen, die Stadtwaage für Frucht, Mehl usw., die Wollenwaage und eine Safranwaage. Räume zur Aufbewahrung von allerlei Metallen. Pflugscharen, Barchent, Zwilch, Leinen, Salz, Schmalz, Butter. Heringen, Bückingen und anderen Fischen, Pech, Harz, Honig, es scheint also das Haus auch zum Handel im Großen gedient zu haben. Im oberen Raum befand sich das Tanzhans, in dem später ein Theater eingerichtet wurde. Auf dem Speicher wurden Pulver, Salpeter und Schwefel aufbewahrt, In späteren Jahren bis in die neuere Zeit wurde in den unteren Räumen wöchentlich Fruchtmarkt abgehalten.
Kapuzinergasse. In dem von der Kapuzinergasse, der Waffenstraße und der Mengelsgasse umgrenzten Unwesen hatten Kapuziner aus einem ihnen von einem Bürger geschenkten Grundstück ein Hospitium, also eine Anstalt zur Aufnahme Fremder und Notleidender, errichtet. Später war es ein Militärgebäude (Auditoriat), heute ist es Privateigentum. Es hieß im Volksmund das Klösterle.
Klosterbrückehen. So genannt. weil die Brücke zu dem Kloster der Steigerherren, dem Stift, führte.
Kugelgartenstraße. Wo heute das Gebäude des Gymnasiums und der Realschule steht, war einst der Zimmerplatz der Festung. Daran schloß sich südlich der Kugelgarten, ein Platz, auf dem Kanonenkugeln verschiedener Größe pyramiden- und satteldachförmig ausgestapelt waren, und ein Pulverturm. Der Zimmerplatz ist vollständig verbaut, der Kugelgarten ist Schulhof und der Pulverturm wurde seinerzeit in eine Turnhalle für das Gymnasium und die Realschule umgewandelt und steht heute noch mit seinen dicken „bombensicheren“ Wänden. Wenn die Kugeln gewichst wurden, was von Zeit zu Zeit geschah, um sie vor Rost zu schützen, dann zog bei entsprechendem Wind der angenehme Duft weit in die Stadt hinein. Außer dem erwähnten Pulverturm gab es noch einen solchen hinter der Roten Kaserne (der Platz zwischen diesem Pulverturm und dem Zimmerplatz war Exerzierplatz) und einen hinter der Reitschule. Alle waren hart am Wall gelegen. In der Kugelgartenstraße befindet sich ein altes Haus - es ist erst vor kurzem durch Umbau verändert worden -, von dem Professor Hagen vermutet, daß sich darin in früherer Zeit das Landauer Spital befand. Es trägt heute die Hausnummer 10.
Die Langstraße ist zu Ehren des Stifters des Waisenhauses Johann Lang, der von 1848 bis 1857 Bürgermeister war, so genannt.
Linienstraße“, zuerst Liniengrabenstraße genannt. Linien sind im Befestigungswesen Erdwerke zum Schutze schwacher Stellen. (Es sei hier an die Weißenburger Linien erinnert.) Drei solcher Erdwerke hatte General Melac, als die erste Belagerung drohte, an den von der Flaque nicht gedeckten Seiten errichtet, das eine am Französischen Tor, das andere am Ausfluß der Queich und das dritte am Queichheimer Weg. Das letztere hat der Straße ihren Namen gegeben. Es war in der Kehle durch einen Wassergraben, den Liniengraben gedeckt.
Die Mahlastraße trägt den Namen eines der verdienstvollsten Bürgermeister, die Landau je gehabt hat. Was er für die Entwicklung der Stadt getan, lebt noch so frisch im Gedächtnis der Landauer, daß es hier nicht besonders aufgezählt zu werden braucht. Er war Bürgermeister von 1887 bis 1904. Da die Familie Mahla der Stadt drei Bürgermeister gestellt hat, hat der Name Mahlastraße eine-besondere Bedeutung.
Mauergasse ist der Rest einer Gasse, die dorten an der Stadtmauer verlief.
Mengelsgasse. Dieser eigentümliche unverständlich gewordene Name leitet sich von mengeln, das im Mittelhochdeutschen menkeln hieß und hökern, handeln usw. bedeutet. In der Gasse wohnten vornehmlich Höker, Händler und auch Marktleute.
Mönchsgasse. Das Zisterzienser-Kloster in Eußerthal war in Landau und Umgebung begütert und unterhielt deshalb in Landau einen sogenannten Mönchhof, in den die Zehnten an Getreide, Butter. Eier, Honig usw. abgeliefert wurden. Dieser Mönchhof wird bereits in einer Urkunde von 1268 erwähnt Die Mönchsgasse zeigt an, wo er lag. Ebenso erinnert die
Nonnengasse daran, daß auch die Zisterzienserinnen des Klosters Heilsbruck bei Edenkoben einen Mönchshöf in Landau hatten.
Pfortengasse. Die alte Stadtbefestigung hatte zwei Haupteingänge die Frauenpforte, wo später das Französische Tor, und die Mühlhausener Pforte, wo das Deutsche Tor errichtet wurde; außerdem zwei Nebeneinlässe, die nur im Sommer geöffnet waren. die St. Niklaspforte im Westen und die zur Viehweide führende Kuhpforte im Osten. Von der letzteren hat die Gasse ihren Namen.
Ravelinstraße. Ravelin ist eine halbmondförmige Vorschanze innerhalb der Festungswerke Es gab deren mehrere. Zwei von ihnen deckten die Zugänge zu den Toren und hießen dementsprechend französisches Ravelin und deutsches Ravelin. Das Wachthaus des französischen Ravelins stand genau aus der Stelle, wo heute das Gebäude der Rheinischen Creditbank steht. Daraus erklärt sich der Name Ravelinstraße. Das Wachthaus in dem Ravelin vor dem Deutschen Tor steht heute noch. zuletzt war darin die Kleinkinderschule untergebracht, jetzt ist es in Privathände übergegangen und wird durch ein vorgebautes Haus bald den Blicken der Vorübergehenden entzogen sein.
Reduitstraße. Unter Reduit versteht man ein selbständiges Werk innerhalb der Hauptbefestigung das unter Umständen als letzter Stützpunkt gegen einen in die Festung eingedrungenen Feind verteidigt werden kann. Das Reduit der Festung Landau war nicht in der von Vauban, dem Erbauer der Festung, beabsichtigten Weise ausgebaut worden; es fehlte ihm der Abschluß gegen die Stadtseite. Es unterbrach im Osten der Stadt den sonst in einem regelmäßigen Achteck verlausenden Hauptwall, reichte mit seiner Spitze bis zum Kreuzungspunkt von Ostring und Ostbahnstraße und umschloß den Militärholzhof, das Proviantsgebäude und die Militärbäckerei. Es war das Stück Festung, das die Militärbehörde zuletzt. im Jahre 1881, an die Stadt Landau abtrat.
Die Reiterstraße hat ihren Namen von der aus zwei langgestreckten Gebäuden bestehenden Reiterkaserne, die sich einst auf der Südseite der Straße einzog. Sie gingen im Jahre 1900 in den Besitz der Stadt über und wurden sofort abgebrochen.
Salzhausgasse. Wo heute das Kommandanturgebäude steht, war früher das städtische Salzhaus. Bei dem großen Brand im Jahre 1689, durch den der größte Teil der Stadt in Asche gelegt wurde, war das Salzhaus einer der gefährlichsten Entstehungsherde des Brandes; es flog in die Luft, denn es waren drei bis vier Zentner Pulver darin aufbewahrt. Erst nach dem Brand, der die Geradelegung der winkeligen Straßen und Gassen ermöglichte, wurde der Paradeplatz geschaffen. Vorher war der Platz vor der Kirche der einzige freie Platz in der Stadt. An der Stelle des Salzhauses wurde 1692 ein Rathaus erbaut, aber auch dieses wurde zerstört, als im Jahre 1794 das bei der Roten Kaserne gelegene Zeughaus in die Luft flog. Im Jahre 1823 wurde dann ein Kommandantenhotel, das heutige Kommandanturgebäude, dort errichtet.
Schleusenstraße. So genannt nach der dort befindlichen, in ihrer Anlage noch erkenntlichen Auslaßschleuse. Die mit der Einlaßschleuse, auf der heute das Spritzenhaus steht, dazu diente, bei Belagerungen die Festungsgräben mit Wasser zu füllen und durch Anstauen und Loslassen des Wassers die Angriffsarbeiten der Belagerer zu stören.
Urbansgasse hieß früher der zwischen Königstraße und Weißquartierstraße gelegene Teil der heutigen Kirchstraße. Sie hatte ihren Namen vermutlich von dem Zunfthaus der Weingärtner, das sich an der nördlichen Ecke der Königstraße und Urbansgasse befand, denn St. Urban ist der Schutzheilige der Weingartner.
Von-der-Tann-Straße hat ihren Namen von dem Kommandeur des 1. bayer. Armeekorps im Krieg 1870-71.
Wallstraße. Geht auf den Hauptwall der Festung zu, daher der Name.
Weißquartierstraße. Die Häuser der Stadt waren früher nicht straßenweise nummeriert. Die straßenweise Nummerierung erfolgte erst Ende 1890. Im Jahre 1698 war die Stadt in Stadtviertel eingeteilt worden. Es gab ein rotes, ein blaues. ein gelbes und ein grünes Stadtviertel. Die vier Viertel wurden durch die Gerberstraße und die Kronstraße voneinander geschieden waren also gleich groß. Ein ovales Blechschild in der betreffenden Farbe zeigte die Hausnummer. (Solche alte Hausschilder findet man noch hie und da, z. B. an dem Haufe zwischen Nr. 18 und Nr. 20 der Badstraße - früher Fleischbankgasse. Wo aber beispielsweise Haus Nr. 8 des roten oder des gelben usw. Viertels lag, das wußte gewöhnlich nur der zu sagen, der darin wohnte, und der manchmal auch nicht. Außer diesen vier Vierteln gab es noch ein weißes Viertel. Weiße Schilder trugen alle Militärgebäude und die befanden sich zum größten Teil im Osten der Stadt. Dort stand auch die Weiße Kaserne zwischen der Schleusenstraße und der Verlängerung der Reitschulgasse Die schon zu Festungszeiten bestehende Bezeichnung Weißquartierstraße kann also sowohl auf das weiße Stadtviertel wie auf die Weiße Kaserne (quartier blanc) zurückgeführt werden.
Die Woogstraße führt über die Wiesengewann Woog. Woog ist die Bodenschicht, bis zu der das Grundwasser hinaufreicht oder auch das in einem Becken oder einer Mulde vorhandene Grundwasser selbst. Die Woogwiesen werden also ihren Namen von dem nassen Untergrund haben.
Xylanderstraße Emil v. Xylander war der erste Kommandeur der im Oktober 1890 hier errichteten 5. Division. Auch er stand der Stadt bei den schwierigen Verhandlungen die sich aus der Errichtung dieser Division ergaben hilfreich bei. Außerdem wurde auf seine Anregung und unter seiner tatkräftigen Mitwirkung das städtische Museum gegründet.