Juden- und Dissidentenregister in Westfalen und Lippe
Das Projekt „JuWeL“ ist ein gemeinschaftliches Crowdsourcingprojekt des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen/Personenstandsarchiv Westfalen-Lippe (Detmold), der Westfälischen Gesellschaft für Genealogie und Familienforschung und des Vereins für Computergenealogie zur Erschließung der Juden- und Dissidentenregister in Westfalen und Lippe.
Juden- und Dissidentenregister in Westfalen und Lippe |
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Ein Gemeinschaftsprojekt |
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Die Juden- und Dissidentenregister in Westfalen und Lippe[1]
Das Interesse des Staates am Personenstand erstreckte sich im 19. Jahrhundert zunehmend auch auf nicht-christliche bzw. nicht den Amtskirchen angehörende Personen, insbesondere Juden, Dissidenten und Quäkern. Die Einführung von Judenregistern variierte von Territorium zu Territorium: Im französischen Königreich Westphalen wurden für Juden gesonderte Zivilstandsregister geführt, im Großherzogtum Berg nicht. Im Bereich des zum Großherzogtum Hessen gehörenden ehemaligen kurkölnischen Herzogtums Westfalen galt die Verordnung von 1804, wonach die Pfarrer gesonderte Judenregister zu führen hatten. In Lippe wurde dies 1809 angeordnet. Auch in der preußischen Zeit ab 1815 war die Führung von Judenregistern unterschiedlich, bis 1822 und 1847 Regelungen zur einheitlichen Führung von Judenregistern getroffen wurden. Demnach mussten die Register der Juden an die Gerichte abgegeben werden. Ähnliches galt ab 1847 für Quäker und Dissidenten (»geduldete Religionsgemeinschaften«). Mit der Einführung des Standesamtswesens und der Personenstandsgesetze im Jahr 1874/75 endete die nach Konfessionen getrennte Registerführung.
Die Juden- und Dissidentenregister im Bestand des Personenstandsarchivs Westfalen-Lippe in Detmold[1]
Das Landesarchiv NRW Abt. OWL verwahrt mit den Beständen P 2, P 5 und P 8 die Juden- und Dissidentenregister nebst zugehörigen Akten für die Regierungsbezirke Detmold, Arnsberg und Münster, zusammen 20,75 laufende Meter. Es handelt sich um weitgehend gleichförmige Quellen vor allem zur jüdischen Genealogie – die Personenstandsfälle der Dissidenten nehmen vergleichsweise wenig Raum ein – aus einem relativ großen geographischen Raum. Die Bestände decken den Zeitraum von ca. 1809 bis 1875 ab. Einige dieser Register enthalten Namenindizes. Damit verfügt das Landesarchiv über einen in dieser Form in Deutschland wohl einzigartigen Bestand. Dagegen wurden für die rheinischen Gebiete keine gesonderten Register für Jüdinnen und Juden geführt. Namenbücher der napoleonischen Zeit, in denen die Annahme fester Familiennamen durch jüdische Bürger beurkundet wurde, sind im Personenstandsarchiv Rheinland den Kirchenbuchbeständen zugeordnet.
- Bestand
- ca. 900 Juden- und Dissidentenregister sowie Belegakten
- Überlieferungsform
- Originalbücher, Zweitschriften
- Laufzeit
- (1801), 1808–1874
- Bestandssignaturen
- Regierungsbezirk Arnsberg - P5
- Regierungsbezirk Detmold - P2
- Regierungsbezirk Münster - P8
Bearbeitungsstand
Zum Zeitpunkt 27.04.2023 sind die Bestände P5 und P8 vollständig erfaßt, der Bestand P2 hingegen nur teilweise.
- Bestand P2: Offene Seiten
Kooperationsprojekt des Personenstandsarchiv Westfalen-Lippe, der Westfälischen Gesellschaft für Genealogie und Familienforschung und des Vereins für Computergenealogie
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Referenzen
Weiterführende Literatur
- Burkhard Beyer und Florian Steinfals (Bearbeiter): Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe. Register der jüdischen und christlichen Namen. 441 Seiten, Online-Publikation Münster 2018 (Materialien der Historischen Kommission für Westfalen, Band 14)
- Florian Steinfals: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe. Register der Orte und Territorien. 72 Seiten, Online-Publikation Münster 2016 (Materialien der Historischen Kommission für Westfalen, Band 12)
- Eleonora Duplica (Hg.): Die Annahme fester Familiennamen der Juden in Westfalen. Die 1846/47 publizierten Verzeichnisse der preußischen Amtsblätter. Zweite erweiterte Fassung, 86 Seiten, Online-Publikation Münster 2017 (Materialien der Historischen Kommission für Westfalen, Band 5)
- Spurensuche (Steinheim-Institut): Namen auf jüdischen Grabsteinen
- Bettina Joergens (Hg.), Jüdische Genealogie im Archiv, in der Forschung und digital. Quellenkunde und Erinnerung, Essen 2011 (= Veröffentlichungen des Landesarchivs NRW 41).
- Dietz Bering, Der Name als Stigma. Antisemitismus im deutschen Alltag 1812-1933, Stuttgart 1992.
- Tobias Schenk, Juden- und Dissidentenregister des 19. Jahrhunderts aus Westfalen und Lippe. Eine archiv- und bestandsgeschichtliche Einführung, in: Westfälische Forschungen 60 (2010), S. 593-615.
- Hans Jürgen Rade, Jüdische Personenstandseinträge und Familienregister in katholischen Kirchenbüchern des Herzogtums Westfalens zu Beginn des 19. Jahrhunderts, in: Beiträge zur westfälischen Familienforschung 67 (2009), S. 7-144.
- Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe, hrsg. v. d. Historischen Kommission für Westfalen u. dem Institut für vergleichende Städtegeschichte an der Universität Münster, 4 Bde., Münster 2008-2016.
- Bernhard Brilling, Die Familiennamen der Juden in Westfalen. Die geschichtliche Entwicklung der Namensgesetzgebung der Juden, in: Rheinisch-Westfälische Zeitschrift für Volkskunde 5 (1958), S. 133-162, und 6 (1959), S. 91-99.