Herforder Chronik (1910)/573

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Herforder Chronik (1910)
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und Erbe setzen sollen, denn für solches will Gott wohl sorgen, sondern dazu, daß wir sie in seiner Furcht und Erkenntnis erziehen sollen, wie er geboten hat in dem 5. Buch Mose und sonst an allen Enden der Schrift. Diesen ernstlichen Befehl Gottes des Herrn finden wir auch hierin, daß, als Gott der Herr Sodom und Gomorra wollte vergehen lassen, hat er solches dem heiligen Abraham zuvor geoffenbart, damit Abraham solches Werk Gottes seinen Nachkommen und Kindern erzählen sollte, damit sie Gott frühzeitig fürchten lernen. Wie viele sind nun wohl unter den Christen, die diesem Abraham nachfolgen und ihre Kinder lehren oder lassen sie lehren die große Güte und Barmherzigkeit Gottes, die er in seinem lieben Sohne uns bewiesen hat, was der Glaube sei, was die Taufe sei und wozu uns die Sakramente nütze sind. Ja, sie (die Eltern) wissen es selbst nicht. Es gibt uns auch Salomon ein Exempel, wie treulich die Eltern ihre Kinder unterrichten sollten und sie unterweisen lassen in dem Besprochenen, indem er sagt: „Ich bin auch ein junger Knabe gewesen, und mein Vater hat mich gelehrt, Gott zu fürchten.“ Dazu derselbe Salomon in demselben Buche, wie lieblich lehret er seine Kinder, und es ist wohl glaublich, daß er habe täglich sein Gesinde und die Kinder vorgenommen und habe sie wie ein treuer Schulmeister in der Schule gelehrt.

Hierher gehört auch, was wir in den Büchern der Könige und in den Chroniken lesen, was der Priester Jojada tat an dem jungen König Joas, den er fleißig in Gottesfurcht erzog und der hinterher wieder verdorben wurde von seinen Räten und Fürsten usw. Welche Sorge hatte Joab um seine Kinder, als sie sich an Gott versündigten mit ihren Schwelgereien! Unsere Kinder lernen Saufen und Fressen, Würfeln und Spielen, ehe sie ein Vaterunser recht sprechen können. Was tat Tobias alles bei seinem Sohne mit Lehren? Welchen Fleiß wenden die Eltern der Susanna an sie, wie wir lesen Daniel 3. Fürwahr, es kommt dann noch wohl (vor), daß es übel gerät mit den Kindern, wenn man schon allen Fleiß an sie wendet, wie es David widerfahren ist, dem treuen, guten Vater mit seinen Kindern, wie mit Absalom und Adonias. Desgleichen ist auch dem heiligen Propheten Samuel widerfahren, welcher seine Kinder wohlerzogen hatte, und was dennoch übel geraten ist. Was widerfuhr Salomon mit Roboam, seinem Sohne, den er doch ohne Zweifel wohl unterrichtet hatte, und der doch hinterher verdorben ist? Was geschah Abraham, der den einzigen Isaak aufgezogen hat? Weiter finden wir in der Schrift, daß unter Jakobs Kindern auch welche gewesen sind, an denen die väterliche Zucht und Lehre verloren ist, was Dina, seine Tochter, beweiset. Was wollen wir von Eli sagen, der für seine Kinder zu weich gewesen ist und dieserhalb sich und das Volk und die Kinder in Jammer und Not gebracht hat.

Dieses seht nun wohl an, ist es diesen mißlungen, die doch auf ihre Kinder treulich gesehen haben, wie will es da mit uns zugehen, die wir mehr Sorge und Mühe tragen für Kühe, Schweine und Schafe, als für unsere Kinder; denn wir halten ihnen zum Besten eine Heerde und lassen uns das viel kosten; für die Kinder aber geben wir knapp einen Verinck (Heller?) aus, damit sie wohlerzogen und gelehrt werden. Ist das nicht ein erbärmliches Ding? Unsere Kinder opfern wir erstens Christo, wenn sie getauft werden; danach denken wir daran nicht mehr, daß sie möchten dabei bleiben, bei festem Glauben und rechter Frömmigkeit. Wie sind wir doch so träge, obwohl wir hören, daß Christus, unser lieber Herr, so freundlich die Kinder zu sich rufet, sie in die Arme nimmt und spricht: „Ihrer ist das Reich Gottes“, sie dazu segnet und seine Jünger straft, die da verboten, man sollte sie nicht zu ihm bringen. O welch ein lieber, treuer Schulmeister ist das! Ach, über unsere große Bosheit, daß wir uns der