Herforder Chronik (1910)/404

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Herforder Chronik (1910)
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1757

stammenden Streitkräfte in ihre Heimat gesandt werden sollten. Nachdem sich Richelieu auf diese Weise den Rücken gedeckt und in einem Vorstoße auf Magdeburg den ihm bei Halberstadt entgegentretenden Herzog von Braunschweig zurückgeworfen und sich in Halberstadt festgesetzt hatte, überlegte er, wie die Quartiere für die herannahende Winterszeit anzuordnen seien. Eine Zeit der Ruhe und Sammlung, der Ergänzung verbrauchter Ausrüstungsgegenstände sowie der Erholung durch geregelte Verpflegung - alles selbstredend auf Kosten der besetzten Länder - schien für die übermäßig durch Märsche angestrengten Truppen unumgänglich notwendig. In dieser Halberstädter Ruhezeit verwilderten die Franzosen noch mehr; Zuchtlosigkeit, Räubereien, Plünderungen und Gewalttätigkeiten aller Art gingen Hand in Hand mit dem steigenden Mangel an Achtung vor den Vorgesetzten, die den Untergebenen das schlechteste Beispiel gaben.

Inzwischen hatte sich, vereint mit dem Soubiseschen Heeresteil, die Reichs-Exekutionsarmee, bei der es mit der Zucht noch übler aussah als bei den Franzosen, gegen Friedrich II. aufgemacht, um ihn aus Sachsen zu vertreiben, wurde aber bei Roßbach am 5. November aufs Haupt geschlagen.

Allein der herannahende Winter hemmte alle weiteren kriegerischen Bewegungen und gebot auch den Alliierten Halt.


Der König Georg II. von England hatte die von seinem Sohne geschlossene Konvention von Zeven nicht anerkannt, der Herzog von Cumberland war nach England zurückgerufen und der Oberbefehl über die alliierten Truppen vom König Friedrich dem bewährten Herzog Ferdinand von Braunschweig übertragen. Dieser fand es gleichfalls für geraten, im Winter eine Pause in den kriegerischen Unternehmungen eintreten zu lassen und schloß mit Richelieu einen Waffenstillstand, der vom 17. Oktober 1757 bis 15. April 1758 dauern sollte.


Die erste französische Invasion 1757/58.

Beide Parteien bezogen nun die Winterquartiere, und Richelieu belegte auch Westfalen mit seinen Heeresteilen, wobei Herford nicht verschont blieb.

Mit diesem Winterquartier in Herford beginnt die dritte Zeit der Drangsale in unserer guten Stadt.

Louis-François-Armand du Plessis duc de Richelieu et de Fronsac, Pair et Maréchal de France etc. erließ nun bezüglich dieser Quartiere 1757/58 von Halberstadt aus ein französisch gedrucktes Règlement (Dienstordnung) mit gemessenen Befehlen, das den einzelnen Ortschaften und auch Herford zuging. Wir geben die Artikel des Reglements in deutscher Sprache und nur im Auszuge wieder: