Bosnien

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Geographie

Bosnien, Teil des ehemaligen Jugoslawien und Teil des neu gebildeten Staates Bosnien-Herzegowina, wird zur Erläuterung der donauschwäbischen Siedlungen im Folgenden definiert:

Grenzen

  • Nord: Save (als Grenze zu Slawonien und Syrmien)
  • Ost: Drina (als Grenze zu Serbien)
  • Süd: Grenze zur Herzegowina und Dinarische Alpen (als Grenze zu Kroatien)
  • West: Una (als Grenze zu Kroatien)

Bemerkung: Die donauschwäbischen Siedlungsgebiete befinden sich ausschließlich nördlich einer Linie zwischen Prijedor, Banja Luka, Zenica und Zvornik.

Geschichte

Illyrische Stämme mit einer mit dem Albanischen verwandten indoeuropäischen Sprache waren die ersten nachweisbaren Bewohner der fruchtbaren, wald- und erzreichen Region. Später wanderten Kelten ein, und danach kamen die Römer als Eroberer. Nach Augustus bildete dieses Gebiet einen Teil der römischen Provinzen Pannonien und Dalmatien.

Gemäss der Verwaltungseinteilung unter Diokletian gehörte es zur westlichen Reichshälfte. Nach ständigen Invasionen durch Goten, Hunnen, Alanen, Awaren und schließlich Slawen kam es im siebten Jahrhundert unter byzantinische Kontrolle. Etwa in dieser Zeit erscheint die Bezeichnung Bosnien als Bosona, ein Gebiet um den Fluß Bosna. Kroatische und serbische Stämme, die hier siedelten, unterstützten Byzanz in den Kriegen gegen die unruhigen Awaren und gewannenen nach und nach für sich tributpflichtige Königtümer, die von Konstantinopel aus schwer zu kontrollieren waren. Um 1180 entwickelte es sich zu einem selbständigen Staatsgebilde.

Die weitere Geschichte Bosniens ist verworren und nicht immer gut dokumentiert. Ende des 13. und Anfang des 14. Jahrhunderts halfen sächsische Bergleute, tatsächlich Deutsche aus Ungarn und Transsylvanien, bei der Ausbeute der Gold-, Blei-, Kupfer- und insbesondere Silbervorkommen (Srebrenica von serbokroatisch srebro Silber). Aber offensichtlich war Bosnien dem türkischen Ansturm nicht gewachsen und wurde 1463 rasch erobert.

Bosnien bildete die Trennlinie zwischen Ost und West, zwischen Serben und Kroaten, zwischen Katholiken und Orthodoxen. Diese unglückliche Region trug zu neuer Zersplitterung bei: Türken gegen Europäer und Christen gegen Moslems. Schliesslich erklärte Rußland 1877 den Krieg und Stand 1878 vor Istanbul. Die Osmanen gaben im darauffolgenden Frieden viel ab, in den Augen der europäischen Großmächte viel zu viel. In der Absicht die russische Expansion zu bremsen, wurde beim Berliner Kongreß entschieden, daß Bosnien türkisch bleiben, aber von Österreich-Ungarn besetzt und verwaltet werden sollte. Die Österreicher wurden in ihrer Hoffnung, bei der bosnischen Bevölkerung willkommen zu sein, enttäuscht und mußten ihre Erwerbung mit Waffengewalt erobern, was ihnen auch 1878 nach etwa drei Monaten gelang.

Am Anfang war die Verwaltung schwierig, da es sehr viele Flüchtlinge und viele Aufstände gab. Im Bestreben, die wirtschaftlichen Möglichkeiten des Gebiets auszunutzen, beliessen die neuen Machthaber die türkischen Gesetze und versuchten Industrie und Landwirtschaft zu stärken. In dieser Situation und deshalb erliessen die Österreicher einen Aufruf an ausländische Siedlungswillige und auch an alle Bürger Österreich-Ungarns.

Tatsächlich waren bereits 1869 rheinische Mönche ins Land gekommen, Trappisten, angeführt von Pater Franz, der ein Kloster gründete: das Kloster Maria Stern bei Banja Luka, das recht bald aufblühte. Pater Franz setzte eine Anzeige in eine kirchliche Zeitschrift, die zur Auswanderung ermutigte, und bald kamen Siedler aus dem Rheinland. Die wenigen ersten Kolonisten wurden in Klasnica angesiedelt, aber die erste eigentliche Kolonie war Windthorst, in der Nähe der kroatischen Grenze, gefolgt von einer Tochtersiedlung, Rudolfstal (nach dem Besuch des Kronprinzen Rudolf 1888). Franzjosefsfeld, ein protestantischer Ort, wurde überwiegend von Deutschen aus Franzfeld /Banat und Neu-Pasua /Syrmien besiedelt. Der Ort wurde 1942 in "Schönborn" umbenannt.

Es gab sehr viele Vergünstigungen, einschliesslich Steuernachlässen. Nach 1890 bekam jede Familie zwölf Hektar Land, abgabenfrei für die ersten drei Jahre mit nur geringen Hypothekenschulden, die nach zehn Jahren im Falle einer Annahme der bosnischen Staatsbürgerschaft erlassen wurden. Im Laufe der Zeit wurden 31 Kolonien gegründet mit etwa 10.000 Einwohnern, von denen die Meisten Polen, Tschechen oder Ruthenen waren, aber auch etwa 2.000 Deutsche waren darunter.

Daß der Erlass weitgehend abgelehnt wurde, zeigt die Eingabe des bosnischen Parlaments von 1910 um dessen Abschaffung; dies war eine der ersten Amtshandlungen der neuen Institution. Um diese Zeit waren etwa 47.000 Deutsche und 61.000 Ungarn Bürger von Bosnien, wiewohl nicht alle ständig dort blieben und viele Verwaltungsangestellte, Handelsleute und Soldaten waren. Auch war die Mehrheit der Ungarn ethnisch gesehen eigentlich kroatisch. Es war für die Verwaltung sehr mühsam, sich langsam in dieser so verschiedenartigen Region zu organisieren und Unterstützung zu erhalten; mit ihren drei Religionen, vielen Nationen und Sprachen war sie praktisch ein Mikrokosmos des gesamten Balkans.

Der berühmte von Gavrilo Princip 1914 abgefeuerte Schuss, der den österreichischen Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand tötete und den Ersten Weltkrieg auslöste, muss in diesem Zusammenhang gesehen werden - als Reaktion auf einen Versuch Österreichs, legitime und ständige Kontrolle über das Gebiet zu gewinnen. Dies war für die deutschen Siedlungen eine sehr schwere Zeit, besonders z. B. für Franzjosefsfeld, das nahe der serbischen Grenze lag. Im selben Augenblick wurde es zum Ziel grenznaher Übergriffe, aber es wurde nicht wesentlich zerstört, da die serbischen Streitkräfte durch die österreichisch-ungarische Armee zurückgeworfen wurden.

Schlimmer war die Gewohnheit der Armee Pferde, Wagen, Kühe, Getreide und Futter zu requirieren. Dies liess zusammen mit der Einberufung der Männer zum Militär die Siedlungen in schwierige wirtschaftliche Verhältnisse geraten. Damals verliessen viele der etwa 8.200 Einwohner die Siedlungen, um in anderen Teilen der Monarchie unterzukommen.

Zur selben Zeit wurden viele Bosnier in Gefangenenlager gesteckt; etwa 3.300 bis 5.500 Bosnier wurden in Lagern in Bosnien und Ungarn gehalten; man nimmt an, dass 700 bis 2.000 hier starben. Dies und ständiger Druck auf die Studentenschaft trugen schwerlich zu den Kriegsbemühungen Österreichs bei und noch weniger zu seiner Unterstützung in dem Gebiet. 1918 wurden Österreich und die Mittelmächte besiegt und Bosnien wurde nach dem Vertrag von Trianon 1920 ein Teil des neugegründeten Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen, Jugoslawien.

Selbst jetzt noch wollten die deutschen Einwanderer bleiben und sich dem neuen Regim unterwerfen, zumal sie sich hier zu Hause fühlten und ihr ganzes Leben in dieser Gegend verbrachten. Aber zwischen 1918 und März 1923 belästigten serbisch-orthodoxe Freischärler und landhungrige Agitatoren viele Siedler und ihre Nachkommen, bis dies schliesslich nach Verabschiedung eines Gesetzes unterblieb. Zwischenzeitlich wanderten viele Siedler ab.

Nach einem Elf-Tage-Krieg kapitulierte im April 1941 der junge Staat Jugoslawien vor den vereinten deutschen, italienischen, bulgarischen und ungarischen Streitkräften. Der Zweite Weltkrieg brachte für Bosnien bei gleichmässiger Gewichtung in Wirklichkeit vier Kriege: Die Invasion der Achsenmächte in Jugoslawien, den Krieg der Achsenmächte gegen Widerstandsbewegungen, den Bürgerkrieg zwischen den kroatischen Faschisten (Ustascha) und den Serben und schliesslich den Bürgerkrieg zwischen den bedeutendsten Widerstandsbewegungen, den Tschetniks (überwiegend serbische Königstreue) und den kommunistischen Partisanen unter Titos Führung. Angesichts dieser verworrenen Lage ist es nicht verwunderlich, daß viele Grausamkeiten begangen wurden. Indem sie hervorragende Organisation mit skrupelloser Taktik zu verbinden verstanden, gelang es den Tito-Partisanen die Unterstützung der Alliierten zu erlangen. Schliesslich dominierten sie in dem Kampf, was zur Bildung des kommunistischen Jugoslawien führte.

Der neue föderative Staat Jugoslawien vereinte sechs Bundesländer, fünf Sprachen, fünf Völker (nach ethnischen Säuberungen an Deutschen und Ungarn), drei Religionen und zwei Alphabete und bestand bis 1989. Mit dem Auseinanderbrechen Jugoslawiens nahm die Geschichte auch in Bosnien eine neue Wende. Seit 1992 ist Bosnien-Herzegowina ein selbständiger Staat; dennoch wurde und wird hier weitergekämpft. Es bleibt die Hoffnung, da es das Spiegelbild so vieler europäischer Kontraste und Kämpfe bildet, dass es über diese Zwischenstation der langen Geschichte der Auseinandersetzungen schliesslich den verdienten Frieden findet. Durch die Geschichte hindurch fanden die Menschen in Bosnien trotz vieler Gegensätze stets einen Weg, um harmonisch zusammenzuleben.

Genealogische und historische Gesellschaften

Arbeitskreis donauschwäbischer Familienforscher e.V. (AKdFF)

Arbeitsgemeinschaft ostdeutscher Familienforscher e.V. (AGoFF)

  • Forschungsstelle Südosteuropa: Dr. Thomas Urch, Am Wasserlauf 18, 25554 Nortorf

Liste der Siedlungen

Von der Donauschwaben Village list [1] gelangt man zur Liste der 1878-1914 in Bosnien gegründeten Siedlungen.

Die Gründung der deutschen Siedlungen in Bosnien erfolgte in vier unterschiedlichen Phasen :

  • 1869-1880 Erste Gründungen: Pater Franz gründet das Trappistenkloster bei Banja Luka und wirbt Siedler aus dem Rheinland an.
  • 1880-1888 Weitere Besiedelung: Enttäuschte Schwaben aus dem Banat, der Batschka and Syrmien flüchten vor der Magyarisierungswelle.
  • 1891-1905 Staatlich geförderte Kolonisation: Der Staat organisiert und unterstützt die Kolonisation durch Landzuwendungen und finanzielle Zuwendungen.
  • 1891-1914 Späte private Besiedelung: Einzelne Siedler oder Siedlergruppen kommen auf private Initiative aus dem Banat, der Batschka, Slawonien, Galizien, der Bukowina und später aus Rußland.

Weitere Literatur befindet sich unter Donauschwäbische Heimatbücher, Ortsgeschichten, Ortsfamilienbücher von Helmut Flacker.

Bibliographie

  • Gesemann, G., Das Deutschtum in Südslavien (1922, München)
  • Heimfelsen, Die Deutschen Kolonien in Bosnien (1911, Sarajevo)
  • Hoffmann, Fritz. Das Schicksal der Bosniendeutschen in 100 Jahren von 1878 bis 1978. 1982, Sersheim, Hartmann. Standort/Library: AKdFF, HdDS, IfA
  • Maier, Hans. Die deutschen Siedlungen in Bosnien, mit Abbildungen und einer Übersichtskarte. 1924, Stuttgart, Ausland und Heimat. Standort/Library: Hoover Institute (USA), AKdFF, IfA. 60 pages. (Schriften des Deutschen Ausland-Instituts, Stuttgart. A. Kulturhistorische Reihe, Bd. 13)
  • Müller, Josef. Syrmien-Slawonien-Bosnien. Verlorene Heimat deutscher Bauer. 1961, Freilassing, Pannonia Verlag. (Donauschwaben-Beiträge, Band 39).
  • Nack, .....Das Deutschtum in Bosnien. (Vierteljahrshefte des Vereins für das Deutschtum im Ausland. Heft 8, Juni 1911)
  • Oberkersch, Valentin. Die Deutschen in Syrmien, Slawonien, Kroatien und Bosnien. Geschichte einer deutschen Volksgruppe in Südosteuropa. 1989, München, Donauschwäbische Kulturstiftung e.V. Standort/Library: AKdFF, HdDS, IfA, WLB
  • Pandzic, Bazilije Stjepan. Bosna Argentina. Studien zur Geschichte des Franziskanerordens in Bosnien und der Herzegowina. 1995, city unknown, Böhlau. 477 Seiten/pages mit 4 Abb., broschiert (Quellen und Beiträge zur kroatischen Kulturgeschichte; 6).
  • Sattler, Wilhelm. Die deutsche Volksgruppe im unabhängigen Staat Kroatien: ein Buch vom Deutschtum in Slawonien, Syrmien und Bosnien. 1943, Graz, Steirische Verlagsanstalt. 114 pages. (Schriften des Südostdeutschen Institutes Graz, Nr. 9, Das Joanneum). Standort/Library: University of California
  • Schmid, Ferdinand, Bosnien und die Herzegowina unter der Verwaltung Österreich-Ungarns (1914, Leipzig)
  • Wild, Georg. Deutsche Siedlungen in Syrmien, Slawonien und Bosnien. In: Südostdeutsches Archiv [München] 14 (1971), S. 144-154. Standort/Library: BstM, IfA

Heimatbücher

Branjevo an der Drina

  • Bayer, Gustav Adolf. Und übrig blieb ein Johannisbrotbaum. Branjevo a.d. Drina/Bosnien 1892-1918-1942-1949. E: And all that remained was a bread tree.......]. 1978, Pfullingen, Gebr.-Tauss-Druck. 149 pages and pictures.

Rudolfstal

  • Lamers, Friedrich G. 65 Jahre Kolon in Bosnien. [E: 65 years a colonist in Bosnia]. 1970, city and publisher unknown.

Schönborn = Franz-Josefsfeld

  • Hoffmann, Friedrich. Vor 100 Jahren wurde Franzjosefsfeld (Schönborn) gegründet. Großes Wagnis für Franzfelder Familien, die 1885/86 nach Bosnien zogen. [E: 100 years ago Franzjosefsfeld was founded. A giant gamble for Franzfelder families who moved to Bosnia in 1885/86]. In: Donauschwäbische Familienkundliche Forschungsblätter, (AkdFf) 1986;12/1, pages 2-7.
  • Hoffmann, Fritz, Josef Zorn. Franz-Josefsfeld-Schönborn. Geschichte einer deutschen Gemeinde in Bosnien. [E: ..... History of a German community in Bosnia]. 1963, Freilassing, Pannonia Verlag. (Donauschwaben-Beiträge 48) 152 pages. Standort/Library: University of California
  • Rometsch, .... 50 Jahre Petrovopolje in Bosnien. [E: 50 years .... in Bosnia]. 1936, Weidenheim, Ev. Kirchengemeinde in Petrovopolje. 56 pages.

Schutzberg

  • Sommer, F. Schutzberg Bosnien. Geschichte der deutschen evangelischen Gemeinde Schutzberg in Bosnien 1895-1942: Das Schicksal der Bosniendeutschen. [E: .... History of the German Evangelical community ....: the fate of Bosnia's Germans]. 1960, Mühlheim/Ruhr, C. Bleck. 186 pages.

Windthorst = Nova Topola, siehe auch Rudolfstal

  • Armgart, Martin, Gerda Schulte, Rolf Schulte, Wilfried Vogeler. Auswanderer aus Essen nach Windhorst/Bosnien um 1879/80. [E: Immigrants from Essen to Windhorst/Bosnia about 1879/80]. In: Ostdeutsche Familienkunde (Neustadt an der Aisch) 39 (1991), S. 351-353, 393-396. Library: AKdFF

Erstanlage durch Rick Heli. Vielen Dank an Tony Ebertz, Gordon McDaniel, und Monika (Kleer) Ferrier für ihre Hilfe bei der Erstellung dieser Seite, sowie an Helmut Flacker, für die Übersetzung.

Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

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